Auch die Auflage 2002 des BYH!!!-Festivals stand offenbar unter
einem guten Stern, wenn man mal vom krankheitsbedingten Ausfall von Overkill absieht. Den
Vortag noch in den Knochen und voll des Lobes über die sehr starke Darbietung von Saxon,
stand uns ein noch interessanterer und intensiverer Tag bevor, der seine Krönung
natürlich mit dem Auftritt von Slayer erfahren sollte. Bis dahin war es mit dem Restart
um 9.40 Uhr in der Früh aber noch ein langer Weg. Wettermässig begann es ähnlich kühl
wie am Freitag, aber der Wettergott schien ein Einsehen mit den anwesenden Metal - Maniacs
zu haben und behielt den gelegentlich möglichen Regen oben, was natürlich die allgemeine
Stimmung vor Ort positiv beeinflusste und den Bier- und Getränkeständen einen stetigen
Ab- und Umsatz bescherte. Die Stimmung war, wie eigentlich immer bisher, sehr relaxed und
ausser den obligaten Alk-Leichen, die zum Teil mit gefährlich scheinenden
Hautverfärbungen wie tote Fliegen rumlagen, war innerhalb des Messegeländes keinerlei
Zoff auszumachen. Das zeichnet dieses Festival diesbezüglich besonders aus. (Rsl)
S.A. ADAMS
Von dieser Ami-Combo hatte ich bis anhin noch nie was gehört und war deshalb gespannt,
wie sich der Opener des zweiten Tages anhören würde. Die Band, bestehend aus drei
Musikern, enterte die Bühne minutengenau und donnerte gleich los. Simple Poser-Rock
Riffs, die aber sehr kernig im Stil von The Rods rüberkamen, setzten sich gleich im
Gehör fest. Während Gitarrist und Namensgeber Adams dabei ordentlich Gas und lockere
Sprüche zum Besten gab, bekam man beim Anblick von Basser Bill fast die Schlafkrankheit.
Der neue Drummer Josh Thomas schien wohl seine Kontaktlinsen verloren zu haben, schaute er
doch ständig nach unten. Eigentlich nicht nötig, denn ob ihrer soliden Performance
brauchten sich S.A. Adams bestimmt nicht zu verstecken! Die optische Wirkung hingegen war
insgesamt klar ungenügend. (Rsl)
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MÄGO DE OZ
Letztes Jahr wurde auf dem Gelände eine Gratis-CD verteilt, die ausschliesslich spanische
Bands enthielt. Unter anderem waren da Tierra Santa, Easy Rider und eben Mägo de Oz
vertreten. Letztere hatten es nun also nach Tierra Santa im letzten Jahr auch geschafft,
auf der Bühne des BYH!!!-Festivals spielen zu dürfen. Insgesamt stürmten unvermittelt
acht (!) Musiker auf die Bühne, die wegen ihrem kunterbunten Outfit zuerst etwas für
Verwirrung sorgten. Die Bandbreite reichte vom ledergekleideten Langhaarlockenkopf über
"Normalos" bis hin zu einem Hippie-Verschnitt. Dieses Ensemble entfachte mit
ihren erfrischenden Folk-Rock mit Metal-Anleihen aber schon bald ein Feuerwerk unter den
zahlreich versammelten Fans und sorgte für die erste Überraschung des Tages. Die eher
"exotischen Instrumente" in Form gelegentlich eingesetzter Geige, Querflöte und
Handharmonika (!!) passten gut ins Gesamtbild, wo selbst Reggae-Rhythmen zu Ehren kamen.
Cool dann das Bild, als Sänger José sich im Schneidersitz vorn beim Laufsteg hinsetzte
und die Fans dazu animierte, es ihm gleich zu tun. Ein beträchtlicher Teil machte den
Spass spontan mit und unterstrich damit, dass sie von Mägo de Oz definitiv geweckt worden
waren. (Rsl)
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TANKARD
Nach der fröhlichen Darbietung der Spanier wurde es nun auf einen Schlag ziemlich laut.
Tankard, die mit diesem Auftritt ihr 20-jähriges Jubiläum feierten, zerlegten mit ihrem
Thrash-Metal der alten Schule so ziemlich alles. In Pyjamas (!) gekleidet schruppten die
deutschen Kampftrinker ihre Klassiker runter. Gerre's beachtliche Wampe hing offen runter,
aber das störte den gewichtigen Sänger keineswegs. Die Ansage: "Eigentlich sollten
wir erst um 20.00 Uhr spielen, aber bis dahin wären wir schon hackevoll gewesen!"
sorgte dann für etliche Lacher. Den Fans, wennauch nicht allen, schien die Darbietung zu
gefallen. Mir kam von der Intensität her etwas der letztjährige Auftritt von Kreator in
den Sinn. Ziemlich brachial das Ganze und ein grober Kontrast zum vorangegangenen Set.
(Rsl)
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VANDEN
PLAS
Der Wechsel zu den deutschen Prog-Metallern bedeutete eine weitere Neuausrichtung des
Gehörs. Melodie und Bombast hielten Einzug auf der Bühne. Allerdings wirkten einige
Passagen etwas langfädig und deshalb hielt sich die Begeisterung der Fans eher in
Grenzen. Vielleicht lag es auch an der Mittagszeit, dass der Funke nicht recht
überspringen wollte, wer weiss? Die besten Momente fanden mit Band-Classics der Sorte
"Rainmaker" statt. Vom neuen Album "Beyond daylight" spielten sie drei
Songs, unter anderem auch "Cold wind". Der Auftritt war musikalisch gesehen ohne
Fehl und Tadel, aber für ein Festival wie dieses vielleicht nicht ideal. Mir haben Vanden
Plas bisher bei Hallenkonzerten weitaus besser gemundet. (Rsl)
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SHAKRA
Einen schweren Stand hatten Shakra, da es für sie das erste Konzert mit neuem Sänger
(Mark Fox) war. Und dann auch noch gleich das Bang your Head Festival... Und um das alles
noch zu toppen wurde ihr Auftritt kurzerhand nach vorne verlegt. Deshalb sind einige Fans
leider zu spät gekommen und haben bestenfalls von Shakra noch die Schlussakkorde gehört.
Für die Festivalunerfahrenen Schweizer eine grosse Herausforderung, die jedoch gut
gemeistert wurde. Trotz einiger Unsicherheiten am Anfang, war das Publikum schnell auf
ihrer Seite. Songs wie "Nothing to loose" oder "She´s my pride" taten
auch beim Festivalpublikum ihre Wirkung und schnell waren viele der speziell weiblichen
Fans am Tanzen. Die Band trat als eine Einheit auf und Mark präsentierete die Songs
selbstsicher und überzeugend. Vor allem Oli Linder war auf der Bühne kaum noch zu halten
und bewegte sich, sehr zur Freude der Fans, über die ganze Bühne. Mit ihrem
kompromisslosen Hard Rock spielten Shakra so manche bekanntere Band an die Wand und haben
auch sicherlich viele neue Fans dazu gefunden. Von vielen Fans bemägelt wurde jedoch,
dass Shakra ihr bekanntestes Lied "Hands on the trigger" nicht gespielt haben.
(Sas)
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CANDLEMASS
Im Vorfeld dieser Reunion wurde viel darüber gesprochen. Nach vollen zwölf Jahren
Abstinenz kehrten die Könige des Doom mit ihrem charismatischen Frontmann Messiah
Marcolin auf die Bretter, die die Welt bedeuten, zurück. Wie würde sich das anhören?
Kann die Band mit zur Zeit "nur" alten Songs die Fans wieder mobilisieren
und zurückgewinnen? Fragen über Fragen,
die sich gleich mit der ersten Ansage in Luft auflösten. Keine Spur von Staub und Antike,
sondern zähe, aber frische Power mit der Wucht eines Dampfhammers, der alles platt walzt.
Es ging ein regelrechter Ruck durch das Publikum und mit zunehmender Spielzeit verwandelte
sich der Mob in einen wahren Hexenkessel. Das hätte ich nun so echt nicht erwartet. Das
Ding ging ab wie ein Zäpfchen und der trotz seiner beachtlichen Leibesfülle stets
quirlige und unermüdlich nach vorne peitschende Marcolin brachte den Satz des Tages:
"Bangen sie das fuckin' Kopf Mann!" Die gleichzeitig sehr tight aufspielende
Band holte alles aus sich heraus und lieferte während einer Dreiviertelstunde eine
absolut überzeugende Leistung ab. Die alten Songs erstrahlten in neuem Glanz und
Kultalben wie "Epicus doomicus metallicus", "Ancient dreams",
"Nightfall" oder "Tales of creation" erlebten ihre musikalische
Wiederauferstehung. Messiah's Stimme hatte nach der langen Auszeit erfreulicherweise
keinerlei Schwächen gezeigt. Jetzt braucht es noch ein starkes neues Album. Welcome back,
Kings of Doom! (Rsl)
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IRON SAVIOR
Nach dem Sensationellen Comeback von Candlemass hatten es die Hamburger nicht so einfach
um das zu überbieten. Aber das hatte wohl auch niemand erwartet. Iron Savior liessen
nichts anbrennen und gaben dem anwesenden Volk gleich bekannt, dass sie ein neues Album am
Start haben. Daher spielten sie von Beginn an "Protector" und die
Über-Metal-Hymne "Titans of our Time". Fast die hälfte des Sets bestand aus
Songs vom neuen Silberlings "Condition Red". Es braucht wohl auch keinen Kai
Hansen mehr, da die Band auch so mit Selbstbewusstsein glänzt. Mit drei Gitarristen auf
der Bühne überkamm uns ein wahres Power Metal-Gewitter. In Sachen Stageacting gibt es
leider etwas zu meckern. Okay, Piet stand die ganze Zeit mit der Gitarre bewaffnet vor dem
Mikroständer und hielt seinen rechten Fuss auf den Monitor. Wieso stand die restliche
Band nur so auf der Bühne herum. Ein bischen Bewegung hätte dem Gesamtbild sicher nicht
geschadet. (Rxx)
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RAWHEAD
REXX
Die rohen Köpfe namens Rexx gaben von Anfang an mächtig Schub. Man merkte gleich, dass
hier eine ausgesprochene Live-Band am Werk war. Befiel einen etwas Wehmut über das
Ausbleiben von Overkill, so sprangen Rawhead Rexx hier etwas in die Bresche und konnte so
vielleicht doch den einen oder anderen Overkill-Fan mit ihrer Musik erfreuen. Das lag gar
etwas auf der Hand, da Sänger Jürgen Volk (ex-Glenmore) eh gewisse Ähnlichkeiten zu
Bobby "Blitz" Ellsworth an den Tag legte. Obwohl Songs wie "Tons of
skulls" ziemlich fett und brachial abgingen, ¨war die Reaktion der Fans aber nicht
so gewaltig. Das Black Sabbath Cover "Heaven and hell" wäre nicht unbedingt
nötig gewesen, da man bei Klassikern dieses Formats gegenüber dem Original meistens den
Kürzeren zieht. Die Band rackerte sich dennoch ohne Kompromisse durch und zeigte sich
spielfreudig wie immer. Mit der Zeit schlich sich aber eine gewisse Gleichförmigkeit in
die Stücke hinein und zog die Performance deshalb etwas runter. Trotzdem sehr tighte
Angelegenheit! (Rsl)
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NEVERMORE
Wer diese Band schon mal live gesehen hat, wusste nun, was auf ihn zukam. Die geballte
Kraft einer eingespielten Truppe, die den Metal zelebriert wie kaum jemand anders. Warrel
Dane ist zwar nicht gerade ein Sangesgott, weiss seine Stärken aber allein mit seiner
Präsenz geschickt einzusetzen. So startete man dann auch furios und liess nichts
anbrennen. Der harte, treibende Thrash erlaubte kein Ausruhen und Zurücklehnen. Songs wie
"Narcosynthesis" vom bislang letzten Studio-Werk "Dead heart in a dead
world" drückten einen wie durch eine unsichtbare Faust geschlagen fast zu Boden. Die
zahlreich bangende Metal-Gemeinde liess, je weiter man nach hinten guckte, langsam aber
sicher etwas an Kondition nach. Von dem liessen sich Nevermore freilich nicht beeindrucken
und zogen ihr Ding gnadenlos durch. Bei "The heart collector" wurde es
plötzlich ungewohnt melodiös und damit bewiesen die Thrasher, dass sie auch das locker
drauf haben. Das Metallica-Cover "Ride the lightning" durfte gegen Schluss gar
als einer der Höhepunkte der Show verbucht werden und sorgte unvermittelt für eine
ziemlich bevölkerte Bühne, als Warrel die vorne anwesenden Fans gleich dutzendweise zu
sich dirigierte und für ein kurzzeitiges, aber geiles Chaos sorgte, das glücklicherweise
völlig friedlich beendet werden konnte. Mit "Enemies of reality" gab es
überdies einen tollen Vorgeschmack auf die nächste Scheibe. Well done Boys! (Rsl)
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DORO
An dieser Stelle hätten wir eigentlich über Magnum Berichten sollen. Da Gitarrist Tony
Clarkin von einem Herzinfarkt heimgesucht wurde und Auftrittverbot bis Herbst hat, gab es
adäquaten Ersatz in Form von Doro in ihren Mannen. Doro Begann den Set mit "Burnin
the Witches", einem Klassiker aus Warlock-Zeiten. Fast das ganze Programm bestand
hauptsächlich aus eher älteren Songs. Irgend ein weiblicher Fan warf Doro eine blauen BH
in Übergrösse auf die Bühne. Dies nahm Madame Pesch sehr locker und hielt diese
"Hängematte" in die Luft und sagte: "Ist wohl ein bischen zu Gross für
mich!". Die Show war schön mitanzusehen. Die Musiker nützten die gesamte Bühne zum
rumspringen und zum herumtollen aus Zum mitsingen war auch etwas dabei. "All we
are" und die Ballade "Deep inside my Heart" wie auch das Billy Idol-Cover
"White Wedding". (Rxx)
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HALFORD
Was haben wir uns doch auf den Metalgod gefreut. Doch es sollte eine böse Überraschung
geben. Völlig unmotiviert lief Rob auf die Bühne und begab sich auf den Platz, wo er
sich die ganze Zeit vor dem Telepronter aufhielt. Wenn er während den Gitarren - Solos
nicht gerade singen musste, watschelte er im Kreis und begab sich gleich wieder vor dem
Telepronter. Was
soll das? Wo bleibt das sonst so geile Stageacting von Rob? Da konnten Songs wie
"Freewheel Burnin" oder "Painkiller" auch nichts mehr retten.
"Painkiller" hat mir kürzlich von Ripper Owens besser gefallen. Lediglich bei
"Electric Eye" begab sich Mr.Halford auf den Laufsteg vor der Bühne und
beäugte kritisch das Publikum. Ansonsten gab es keinen Kontakt mit den Fans. Kein
"Hallo Balingen!" oder so. War es irgendwie nicht sein Tag? Was ist los mit Rob
Halford...? (Rxx)
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SLAYER
Nach dem total peinlichen und missratenen Auftritt des Metal Gods musste eine Revanche
her, keine Frage! Da kam das Highlight des diesjährigen Festivals natürlich wie gerufen.
Gross war die Freude, als die frohe Kunde der definitiven Zusage bekannt wurde. Ungläubig
und gleichzeitig dem Wahnsinn nahe muss
sich mancher wohl gefühlt haben, als klar wurde, dass aufgrund der Situation mit Drummer
Paul Bostaph kein Geringerer als Ur-Schlagwerker Dave Lombardo hinter den Kesseln sitzen
würde. Das kam einer Sensation gleich, denn so wird man dieses Line-Up in unseren
Breitengraden wohl nie mehr erleben können. Die endlich einsetzende Dunkelheit bildete
das erste wichtige Glied für die musikalische Reise zur Hölle. Und dann war es
soweit..., Trockeneis strömte in grossen Mengen auf die Bühne und wurde von tiefrotem
und dunkelblauem Licht, wie man es während des ganzen Konzertes so noch mehrmals sehen
sollte, regelrecht durchflutet. "God hates is all", gefolgt von "War
ensemble" und "Stain of mind" eröffneten den Reigen. Das Bild und der
Sound waren grandios. Das geübte Ohr stellte beinahe mit Tränen in den Augen fest, dass
es wirklich Lombardo war, der da in seiner unnachahmlichen Art auf die Felle eindrosch.
Die Set-Liste war in der Folge gespickt mit einem Kracher nach dem andern
("Dittohead", "Post mortem", "Raining blood", "Hell
awaits" und so weiter). Zwischendurch gab's noch ne Schrecksekunde, als es plötzlich
ziemlich dunkel wurde auf der Bühne, weil der Strom ausfiel. Dieses Problem konnte zum
Glück sehr schnell behoben werden und ohne
Gefangene zu machen, prügelten sich die Kult-Amis weiter. Mein Nacken hatte den
Widerstand längst aufgeben und musste ziemlich viel und hart einstecken. Die Triplette
"Chemical warfare", "South of heaven" und das obligate "Angel of
death" beschlossen das Festival und jeder, der es noch mitbekam, musste attestieren,
dass Slayer ein mehr als würdiger Headliner waren und wie Sau killten. Egal, ob man die
Amis nun mag oder nicht, dieses Konzert wird in die Musik-Geschichte eingehen und noch bei
manchem Stammtisch-Gespräch Einzug halten. Ein schönes Feuerwerk verabschiedete die Fans
für dieses Jahr und es bleibt zu hoffen, dass Horst Odermatt und seine Crew als
Organisator(en) weiterhin ein glückliches Händchen in Sachen Billing und Organisation
haben werden. Balingen definitely rulez! Welcome back in 2003 und nicht vergessen: Bangen
sie das fuckin' Kopf Mann!! (Rsl)
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