Livereview: Vengeance - Sins Of Forgiveness
17. März 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Wenn jemand heute von Ayreon oder Arjen Lucassen spricht, wissen viele, wer das ist, respektive kennen die Band. Etwas weniger bekannt dürfte die Tatsache sein, dass eben dieser Mr. Lucassen mal in einer Combo mit Namen Vengeance gezockt hat. Meine Wenigkeit kannte von früher vor allem das 87er Album "Take It Or Leave It" und verschmähte lange das eher unterbewertete Werk "Arabia" von 1989. Sänger Leon Goewie, der die Frühphase geprägt hatte, klinkte sich zwischendurch aus und eigentlich erst 2000 kam (wieder mit Lucassen und diesmal Ian Parry als Sänger) das ganz passable (Best Of-) Album "Wings Of An Arrow" auf den Markt. Danach wurde es aber wieder schnell ruhig um die Holländer, ehe man 2006 mit komplett neuer Mannschaft, inklusive dem zurück gekehrten Leon Goewie (v), das Hammer-Album "Back In The Ring" (welch passender Titel!) ins Rennen schickte. Zahlreiche Auftritte folgten, unter anderem im gleichen Jahr auch beim BYH!!! in Balingen. Die jetzige Tour läuft unter dem Banner "25th Anniversary Tour", aber das schien kaum jemanden zu interessieren, denn es verloren sich gerade mal vier bis fünf Dutzend Leute im ganzen Z7. Die Vorband Sins Of Forgiveness (aus Italien) hatte zuerst gar das Vergnügen, praktisch in einer leeren Halle aufspielen zu müssen!

Sins Of Forgiveness
Sie waren wirklich nicht zu beneiden..., die beiden Girls und ebenfalls zwei Jungs, die sich einfach mal auf die Bühne begaben, ja wagten, um den Konzertabend zu eröffnen. Die Zusammensetzung machte optisch aber schon mal was her und eine Lady (Angela Panzarella mit wallenden, langen Haaren) am Bass ist/war eh ein Hingucker. Die vier jungen Musiker machten sich aber offensichtlich nichts daraus, will heissen kümmerten sich keinen Deut um die ansich ziemlich demotivierende Situation und legten mit ihrem treibenden Rock rotzfrech los. Rock? Oder doch ein wenig Metal? Das war gar nicht mal so einfach zu beantworten. Als Inspiration gelten Vixen, Skid Row, Poison oder auch Mötley Crüe. Dass dabei auch der Name Iron Maiden und Paradise Lost fällt, zeigt auf, dass Sins Of Forgiveness ein eigenes Süppchen kochen. Teilweise drang bei der quirligen Leadsängerin Mariangela Labiancha auch die junge Debbie Harry (Blondie) etwas durch. Zentraler Punkt war aber eindeutig der melodieführende Gitarrist Patrizio Izzo, der mit seiner filigranen Spielweise und ordentlich flinken Soli das Geschehen auf der Bühne zu jeder Zeit souverän steuerte. Bassistin Sin (respektive Angela) und Drummer Ale sorgten derweil für das zusammenhaltende Rhythmus-Gerüst. Dass Letzterer ausserdem auf Kiss steht, war bei seinem straighten Drumming nicht zu überhören. Dadurch klang das Ganze vielleicht etwas zu simpel, aber es groovte auf jeden Fall und das war die Hauptsache. So wie ich anhand der nach dem Konzert spontan erhaltenen Promo-CD ausmachen konnte, wurden alle sechs sich darauf befindenden Tracks gespielt. Dazu gehören zwei Cover-Versionen, nämlich "Rain" von The Cult und "I Want You To Rock Me" von Vixen. Insgesamt zeichnete sich der Auftritt durch Abwechslungsreichtum aus und wenn man trotzdem Kritik üben muss, dann höchstens in der Form, dass für eine breitere Soundwand auf der Bühne unbedingt ein Rhythmus-Gitarrist gefunden werden sollte. Auch wenn der Applaus natürlich anzahlbedingt nur spärlichst ausgefallen war, hatte die Band sichtlich Spass an ihrem Auftritt und bedankte sich herzlich, bevor das unterhaltsame Quartett noch am gleichen Abend wieder heim nach Rom fuhr.


Vengeance
Es war wirklich eine trostlose Kulisse, die sich dem Headliner da bot! Vielleicht etwa 60 rockinfizierte Seelen verloren sich regelrecht im Z7, aber was soll man in so einer Situation als Band machen? Diese Frage stellten sich Leon Geowie und seine Jungs aber mit Sicherheit nicht, denn Vengeance enterten die Bühne und zündeten mit dem Opener "Down & Out" gleich den Turbo! Nix da von wegen hängenden Köpfen oder schlechter Stimmung! Die total eingespielte Band zockte von Anfang an einen Hammer nach dem anderen runter. Master Goewie legte sich dabei ganz besonders ins Zeug und war schon bald total durchgeschwitzt. Immer zu einem Spässchen aufgelegt und generell gut drauf, brachte er es immerhin fertig, dass die anwesenden paar Leutchen im Rahmen ihrer Möglichkeiten wenigstens "ein bisschen Lärm" veranstalteten. Diesen in Form einer tighten Performance liessen aber in erster Linie die Musiker von Vengeance vom Stapel. Die Saiten-Front mit Jan Somers (g), Barend Courbois (b) und Peter Bourbon (g) und Drummer Hans in't Zandt legten sich dermassen ins Zeug, dass man echt eine Gänsehaut bekam. Zu Beginn des Sets und bis weit über die Hälfte hinaus wurden ausnahmslos alte Nummern gespielt, eine besser als die andere. Erstes persönliches Highlight war dann natürlich das unverwüstliche "Take It Or Leave It", ein zeitloser Kracher erster Güte. Ich hätte vor noch nicht so langer Zeit meinen Arsch darauf verwettet, diesen Smasher und weitere Perlen aus dem Backkatalog der Niederländer nie mehr auf einer Bühne sehen und hören zu können. Es ist anders gekommen und das ist gut so! Das letzte Drittel des Konzertes wurde schliesslich mit "Rip It Off", einem ersten Titel vom neuen Album, respektive dem letzten Album "Back In The Ring" (2006) berücksichtigt. Der Stampfer fügte sich nahtlos zu den älteren Nummern und unterstrich damit, dass die Luft bei den Oranjes offenbar noch lange nicht raus ist. Des Weiteren kasperte Sänger Leon mit insgesamt drei Showeinlagen herum, die jedes Mal damit endeten, dass der Lockenkopf zunächst mal ordentlich Wasser über sein edles Haupt leerte, was thematisch perfekt zum Song "Rock'n'Roll Shower" passte. Zu guter Letzt war noch eine Pulle Whisky an der Reihe, die mit was anderem, aber sicher nicht Whisky gefüllt war. Anyway..., etwas weniger hätte niemanden gestört, zumal dann auf der Bühne immer eine Sauerei zurück blieb. Zum Schluss gab es dann mit "No Mercy" nochmals Frischware voll auf die Zwölf, ehe das kultige "Arabia" einen leider viel zu schwach besuchten Live-Event würdig abschloss. In dieser bestechenden Form können Vengeance ruhig noch ein paar Jährchen dran hängen! Also Leute: Ab dem nächsten Mal nicht mehr verpassen

Setlist: "Down & Out" -"She's The Woman" - "Dreamworld" - "May Heaven Strike Me Down" - "Take It Or Leave It" - "Take Me To The Limit" - "If Lovin' You Is Wrong" - "Rock'n'Roll Man" - "What The Hell Is Going On" - "Planet Zilch" - "Rip It Off" - "Back In The Ring" - "Rock'n'Roll Shower" -- "No Mercy" - "Arabia".