Livereview: Uriah Heep - Basement Saints

25. Oktober 2018, Zürich - Volkshaus
By Rockslave
Ab nächstem Jahr werden es auch bei Uriah Heep unglaubliche fünfzig Jahre seit der Gründung der Band her sein! Damit gehören die britischen Kultrocker dann definitiv auch zum erlesenen Kreis der Währung Scorpions (1965), Deep Purple (1968) oder Led Zeppelin (1968)! Während Letztere seit dem einen Reunion-Konzert von 2007 nicht mehr gemeinsam musiziert haben, stehen die „Jungs“ um Mastermind Mick Box (g/v) nach wie vor voll im Saft! Nebst unablässigen Live-Aktivitäten seit Jahrzehnten, fielen auch einige gute bis sehr gute Alben in diese Zeit. Der Glanz der legendären Werke aus den 70ern wird natürlich nach wie vor hoch gehalten, aber mit dem aktuellen Meisterwerk «Living The Dream», nota bene dem 25. Studioalbum (!), hat sich die Band quasi neu definiert, respektive gleich selbst übertroffen! Jeder der zehn neuen Songs ist ein Juwel für sich, und es war zum Voraus schon keine Frage, dass dieses begeisternde Material auch auf der Bühne zünden wird. Die Auswahl davon gestaltete sich für Uriah Heep neben unabdingbaren Klassikern wohl alles andere als leicht. Im Vorprogramm überraschten die Solothurner Retro-Rocker von Basement Saints mit einem geilen Auftritt.

Basement Saints

Es ist in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten noch oft vorgekommen, dass namhafte Headliner beim Auftritt im Zürcher Volkshaus, wenn keine über die ganze Tour gebuchte Support-Band am Start war, eine lokale, sprich Schweizer Vorband auflaufen liessen. So geschehen auch heute Abend, wo die Solothurner Bluesrocker Basement Saints zum Handkuss kamen. Leadsänger Anton Delen meinte noch, dass sie zuletzt vor bloss 20 Leuten aufgetreten seien und sie deshalb sehr erfreut wären, nun vor deutlich mehr Publikum spielen zu dürfen. Wenn man allerdings bedenkt, dass Uriah Heep nur 48 Stunden zuvor in Budapest einen „sold out“ Gig runter reissen konnten, war der heutige Fanaufmarsch von bloss ein paar Hundertschaften vergleichsweise ziemlich mager. Für das bluesrockende Trio aus Grenchen freilich nicht, denn dieses legte von Anfang an beherzt los und überfuhr sein eher angejahrtes Publikum regelrecht mit unbändiger Spielfreude. Je länger die Jungs performten, desto mehr Kiefer sackten erstaunt nach unten und lauter wurde der Applaus. Obwohl ja seit Anfang an, sprich 2012, kein Bassist im Lineup steht, verstehen es Tobias Arn (Lead & Slide Guitar, Mandolin & Harmonica, Anton Delen (Vocals/Rythm Guitar) und Samuel Jaussi (Drums & Percussion) vorzüglich, einen ordentlich fetten Bühnensound auf zu fahren. Dennoch würde es mich brennend interessieren, wie sich ein knarzigbollernd abgemischter Bass im Gesamtsound, wie zum Beispiel bei den alten ZZ Top, anhören würde. Die Verzerrung der Gitarren geht dabei nicht selten in die Richtung von Motörhead, wenn Lemmy den Regler seines legendären „Murder One“-Amps auf die 11 drehte! Nichtsdestotrotz zelebrieren die Solothurner auf jeden Fall ihren „Signature Sound“, der immer wieder auch durch psychedelische Zwischen-parts charakterisiert wird und mich überhaupt an die grossartigen The Vintage Caravan erinnern lässt. Ein hierfür typischer solcher Track ist zum Beispiel «Red Wine», der vor allem auf der brandneuen Scheibe der Isländer («Gateways») stehen könnte, während «Revolution» mitunter Creedence Clearwater Revival zitiert. Spätestens nach diesem Auftritt muss ich meinen Kantons-Brüdern eindeutig mehr Respekt als bisher zollen, das heisst mich definitiv mit den beiden Longplayern «Get Ready» (2016) und «Bohemian Boogie» (2017) auseinander setzen. Diese noch vorhandene Tonträger-Lücke hätte nach dem Konzert locker behoben werden können, aber der Monat Oktober war in Sachen Vinyleinkäufe zu desaströs, sodass ich temporär passen musste!

Setliste: «Get Ready» - «Red Wine» - «Shyness Highness» - «That Kind O’Lover» - «Valhalla» - «Jeans» - «Rainbow Nation» - «Bohemian Boogie» - «Revolution».


Uriah Heep
Nach der sehr überzeugenden Vorstellung von Basement Saints war zumindest das anwesende Publikum (geschätzt circa 500 Leute) ready für die britische Rock-Legende Uriah Heep. Bei der mailmässigen Akkreditierungs-Bestätigung durch den Veranstalter stachen mir sogleich zwei Worte ins Auge, die für die Zunft der Fotographen nicht erwünscht sind: „no barricades“! Das heisst auf Deutsch, dass das Publikum, wie überwiegend zum Beispiel auch im Solothurner Kofmehl, ohne Absperrung jeweils bis an den Bühnenrand gelangen kann. Sowas gab es, respektive gibt es im Zürcher Volkhaus eher selten zu sehen und dürfte wohl auf ausdrücklichen Wunsch der Band so gehandhabt worden sein. Dem wurde letztlich auch deshalb entsprochen, weil bei Uriah Heep weder hormongetriebene Mädels noch stage-divende Maniacs auf der Bühne zu erwarten waren. Eine total „gesittete Veranstaltung“ war es dann letztlich dennoch nicht, da man sich von der Lautstärke her, trotz der Schweizer Dezibel-Limite, ja schliesslich an einem Rock- und keinem Kammer-Konzert für Cello und Violine befand. Dass dem wirklich so ist, bewies bereits der Hammer-Opener «Grazed By Heaven» als eines der zehn Meisterwerke auf der neuen Langrille «Living The Dream»! Was die Briten da im Herbst, ja schon fast Winter ihrer Karriere rausgehauen haben, ist schlicht grandios und reihte sich bestens an die auf dieser Tour gespielten 70er-Klassiker wie «Return To Fantasy», «Rainbow Demon» oder «July Morning». Frontmann Bernie Shaw, inzwischen auch mit sichtbarem Bauchansatz (wie der Rezensent, mua ha ha) unterwegs, liess stimmlich rein gar nichts anbrennen, bewegte sich überaus aktiv auf der Bühne und war deshalb bald schweissgebadet unterwegs.

Derweil zelebrierte Altmeister Mick Box sein filigranes wie gestenreiches Spiel an der Sechssaitigen und erhielt dabei kräftige Unterstützung durch Drum-Monster Russell Gilbrook, Bassist Davey Rimmer und Tastenmann Phil Lanzon. Es war die pure Freude, dieser Kult-Band beim „Arbeiten“ zuzuhören. «Lady In Black» tauchte dabei unerwartet früh im Set auf, was der entsprechend guten Stimmung jedoch keinerlei Abbruch tat! Dass hier die Mitsing-Lautstärke klar am höchsten war, muss nicht weiter erläutert werden. Herrlich auch das ausufernde Guitar-Solo bei «Take Away My Soul», wo sich Mick regelrecht austoben konnte und bewies, wie viel Freude des Musizierens noch in ihm steckt. Keyboarder Phil konnte sich hierbei mit dem urtypischen Heep Hammond Sound ebenso einbringen, während Bernie eine der schönsten neuen Melody-Lines mit Inbrunst sang. Und wenn wir schon dabei sind, ein Hohelied auf das jetzige Lineup anzustimmen, dann muss ich mittlerweile wiederholt Bassist Davey erwähnen, der untrüglich ganz in der Rolle als Nachfolger von Trevor Bolder (R.I.P.) aufgeht und den bestmöglichen Ersatz mit praktisch gleich bollerndem Sound markiert. Die aktuelle Ausgabe von Uriah Heep gehört besetzungsmässig mitunter zum Besten, was diese Stilecke her gibt, und wenn man dabei mit derart starkem Neumaterial auftrumpfen kann, bleibt schwer zu hoffen, dass vor allem die Gesundheit von Mick Box (71) weiterhin mitspielt und es uns Fans somit vergönnt ist, diesen legendären Rock-Dinosaurier noch möglichst lange in dieser bestechenden Qualität erleben zu dürfen. Bezeichnend für die Güte von «Living The Dream» war die zweite und letzte Zugabe «Knocking At My Door», womit sich der Kreis hin zum Opener würdig schloss.

Setliste: «Grazed By Heaven» - «Return To Fantasy» - «Living The Dream» - «Too Scared To Run» - «Take Away My Soul» - «Rainbow Demon» - «Waters Flowin'» - «Lady In Black» - «Rocks In The Road» - «Gypsy» - «Look At Yourself» - «July Morning» - «Easy Livin'» -- «Sunrise» - «Knocking At My Door».