Livereview: TOTO

12. März 2018, Zürich – Hallenstadion
By Rockslave
Kaum zu glauben, aber erst im August 2012 sah ich TOTO in Sursee zum allerersten Mal live! Dies war eigentlich ein echtes Geschenk an alle Spätberufenen wie mich, denn die frühe nicht miterlebte Phase der 1976 (!) gegründeten und 2008 durch Gitarrist Steve Lukather stillgelegten Rock-Ikone wurde zwei Jahre später wieder zum Leben erweckt. Grund dafür war im Wesentlichen die fortschreitende Krankheit (ALS) von Bassist Mike Porcaro, den man mit einer Kurztour in Europa unter Beteiligung der meisten ehemaligen Mitglieder unterstützen wollte. So fanden mitunter David Paich (keyb/v) und Steve Porcaro (keyb/v) den Weg zurück zu ihrem alten Bandkumpel Steve Lukather und dem zurück gekehrten Frontmann Joseph Williams. Seit den 90ern und bis 2015 bei Toto aktiv , aber auf dem letzten Studioalbum «XIV» leider nicht mehr mit dabei, komplettierte Drum-Meister Simon Philipps das Line-Up. Aufgestockt mit zwei, drei SängerInnen für die Backing Vocals, rollte der Toto-Express wieder wie in seinen besten Zeiten. Allerdings vermag die Kulttruppe das Hallenstadion längst nicht mehr zu füllen, und so musste man sich mit rund 4'000 sitzenden Fans zufrieden geben.

TOTO

Vor etwas mehr als einer Dekade spielten die Briten noch vor deutlich mehr Publikum, was zum Beispiel die offiziellen Live-Aufnahmen von Paris (26.03.2007) in Ton und Bild eindrücklich wiedergeben. Nichtsdestotrotz freute sich das heutige wie sichtlich gemässigte Schweizer Durchschnitts-Publikum in der komplett bestuhlten Klub-Halle des Hallenstadions (entspricht grundsätzlich der halben Halle) auf das bevorstehende Konzert. Eine Vorband gab es nicht, was dem benötigten Bühnenaufbau geschuldet war, und so durfte man spielzeitmässig eine üppige Show erwarten. Da das aktuelle Studio-Album «XIV» heuer eigentlich just drei Jahre alt ist, stand diese Tour somit unter dem Motto «40 Trips Around The Sun», einem weiteren Best-Of Album zum 40-jährigen Bühnenjubiläum. Nebst der erneuerten Rhythm-Section mit Bassist Shem von Schroek und Schlagzeuger Shannon Forrest war zudem Perkussionist Lenny Castro wieder mit dabei, der als Freelancer mitunter schon mit vielen anderen Bands wie Fleetwood Mac, The Rolling Stones oder Joe Bonamassa zusammen arbeitete, respektive live unterwegs war. Somit stand einem hochkarätigen Konzert-Event nichts im Weg. Wenn man schon einige Jahre als Musikjournalist unterwegs ist und somit schon manchen Foto-Pit mit werten Kolleginnen und Kollegen geteilt hat, weiss man einiges darüber zu erzählen. Aus Sicht der fotographie-renden Zunft geht es vorab um gutes Licht und professionelle Musiker, die unsere Arbeit ebenso zu schätzen, wie ihre Fans zu erfreuen wissen. Der heutige Abend gehörte erfreulicherweise wieder einmal zu den angenehmeren Jobs, da beide Kriterien erfüllt wurden. Somit durften wir zur Starttriplette mit «Alone», «Hold The Line» und «Lovers In The Night» gut gelaunte Musiker unter idealen Lichtverhältnissen in Ruhe ablichten. Danach hiess es raus gehen, Kamera abgeben und schnurstracks wieder rein auf einen der Presseplätze, um den Rest in vollen Zügen geniessen zu können.

Dass der Alt-Hit «Hold The Line» bereits als zweiter Song im Set auftauchte, zeigte unmissverständlich auf, über welch edlen Backkatalog TOTO verfügen, und dass davon schon bald einiges mehr folgen würde. Die Setliste der diesjährigen Tour war dreigeteilt in zwei Sets mit einem akustischen Part dazwischen. Die Bandbreite der Songs erstreckte sich dabei interessanterweise insgesamt nur zwischen dem Debüt von 1978 und dem Album «Mindfields» von 1999, ergänzt um zwei der drei neuen Songs der Best-Of Scheibe. Dazu gehörten der Opener «Alone» und «Spanish Sea». Es brauchte natürlich nicht lange, bis das Publikum durch die professionelle Musikalität einmal mehr regelrecht geflasht wurde. Das total flüssige und leichtfüssige Spiel ist an Perfektion nicht zu überbieten. Interessant gestaltete sich der akustisch geprägte Mittelteil, wo einleitend zu den Songs erzählt wurde, wie und wo sie entstanden sind. Dazu gehörte auch «Human Nature», von Steve Porcaro geschrieben (Musik) und dank Michael Jackson zu Weltruhm gelangt. Wem das nicht oder nicht mehr bewusst war, kriegt etwas Musikgeschichte nachgereicht. Eich echtes Cover war dann natürlich der unsterbliche Beatles-Klassiker «While My Guitar Gently Weeps», wo sich Steve Lukather keinerlei Blösse wie überhaupt sonst gab. Der Gitarren-Meister, der auch über eine töfte Gesangsstimme verfügt, ist eh schon die halbe Miete an einem Auftritt von TOTO. Nach dem ersten Muss-Lied «Rosanna» aus dem ersten Set, durfte «Africa», der noch zwingendere Hit als letzter Track des regulären Sets, nicht fehlen. Als Zugabe folgte schliesslich noch «The Road Goes On» vom 95er Album «Tambo» und entliess nach gut zwei Stunden ein abermals glückliches, wenn auch nicht mehr so zahlreiches Schweizer Publikum.

Setliste: (Set 1): «Alone» - «Hold The Line» - «Lovers In The Night» - «Spanish Sea» - «I Will Remember» - «English Eyes» - «Jake To The Bone» - «Lea» - «Rosanna» - (Acoustic Storytellers): «Miss Sun» - «Georgy Porgy» - «Human Nature (Cover Michael Jackson)» - «Holyanna» - «No Love» - «Mushanga» - «Stop Loving You» - (Set 2): «Girl Goodbye» - «Angela» - «Lion» - «Dune (Desert Theme) » - «While My Guitar Gently Weeps (Cover The Beatles)» - «Make Believe» - «Africa» -- «The Road Goes On».