Livereview: The Sweet
24. März 2011, Club Silex - Station Siggenthal (AG)
By Rockslave
Die frühen Pop- und Glam-Jahre von The Sweet kriegte ich eher dezent mit und es kam nicht von ungefähr, dass ich «Ballroom Blitz» in der Version von Krokus (zu finden auf dem Album «The Blitz» von 1984) erst etwas später als Cover der Briten erkannte. Natürlich wurden damals in unseren Dorf-Discos deren Hits wie «Fox On The Run» oder «Action» immer wieder gespielt. Meine Aufmerksamkeit zu The Sweet weckte (einmal mehr!) aber mein Dad, der «Level Headed» als Kassette im Auto und diese wegen dem Hit «Love Is Like Oxygen» gekauft hatte. So kam es, dass diese eher untypische Scheibe der einstigen Glam-Rocker durchgenudelt wurde und ich mit den Jahren jeden Song darauf in- und auswendig kannte. Mit dem Tod von Sänger Brian Conolly (R.I.P.) 1997 und Drummer Mick Tucker (R.I.P.) 2002, sowie dem Rückzug von Bassist Steve Priest, war es dann definitiv aus mit einer Reunion. Gitarrist Andy Scott vermochte den totalen Untergang jedoch zu verhindern und tourt nun schon ein paar Jahre mit dem musikalischen Vermächtnis seiner ehemaligen Bandkumpels umher und das frischer denn je!

The Sweet

Ich war noch nicht oft im Club Silex, der im Event-Tempel "GoEasy" (Cart & Bowling) in Station Siggenthal einquartiert ist. Die geräumige Halle bietet einigen Hundertschaften Platz und es dürften in Zukunft wohl noch einige Konzerte dort stattfinden. Crazy Diamond (Finest Swiss Pink Floyd Cover Band) und Manfred Mann's Earth Band waren zum Beispiel, neben anderen, auch schon zu Gast dort. Zu Beginn der Ankündigung war ich allerdings ziemlich skeptisch, aber da ich Andy Scott und geschweige denn The Sweet, respektive ihre Songs noch nie live gesehen hatte, fielen die Würfel zu Gunsten des einzigen, noch verbliebenen Ur-Mitgliedes. Man sagt ja im Volksmund, dass man nachher immer gescheiter ist und ich kann an dieser Stelle vorweg nehmen, dass ich jetzt (und für immer!) sehr froh bin, dieses überraschend gute Konzert besucht, gesehen und gehört zu haben. Doch immer schön der Reihe nach! Als Erstes sickerte bald einmal durch, dass es keine Vorband geben wird. Das ist für das zahlende Publikum natürlich nicht ganz befriedigend, denn bei einem Eintritt von stolzen CHF 55.- an der Abendkasse kann man durchaus einen Support-Act erwarten. So war also etwas Geduld vor Ort gefordert und kurz nach 21.00 Uhr gingen die Lichter in der Halle aus. Das aktuelle Lineup besteht seit 2006 und mit Andy Scott (g/v) kamen noch seine Kumpels Steve Grant (g/keys/v), Bruce Bisland (d) und Peter Lincoln (b/v) auf die Bühne. Letzterer fiel mir bald einmal auf und brachte meine grauen Hirnzellen in Bewegung, bis es "klick" machte! Die Kontrolle zu Hause bestätigte dann meine Vermutung, nämlich dass besagter Herr Lincoln vor seinem Einstieg bei The Sweet mal eine Weile der Frontmann von Sailor («Girls Girls Girls» & «A Glass Of Champagne») war und zwar von Ende 1995 (als Nachfolger von Georg Kajanus) bis Ende Sommer 2006. Damals war er allerdings deutlich pfundiger unterwegs, weshalb ich zweimal hinschauen musste. Dass der heutige Abend eine Zeitreise in die gute alte Zeit werden würde, brauchte man wohl Niemandem des etwa rund 200-köpfigen Publikums erzählen.

Der Einstieg mit «Hellraiser» hätte nicht besser gewählt werden können. Zu meiner Überraschung und gleichzeitig grosser Freude klang das Ganze von Beginn weg fett und transparent zugleich. Darüber hinaus sah man eine perfekt eingespielte Band und die typischen Backing-Vocals von The Sweet, die die gleiche Bedeutung wie die von Queen haben, also unverwechselbar sind, kamen lupenrein daher! «Burn On The Flames» setzte nahtlos an und spätestens bei «Six Teens» waren die Fans warm und in guter Stimmung. Peter Lincoln entpuppte sich dabei als brillanter Frontmann und nicht minder beschlagener Bassist. Andy Scott freute sich derweil wie ein Honigkuchenpferd über die gute Resonanz und spielte flüssig und leicht. Das Medley aus «Wig Wam Bam» und «Little Willy» liess die poppige Zeit wieder auferstehen, während «Teenage Rampage» quasi als Übergang in die rockige Phase fungierte. Die Instrumentierung passte einfach in allen Lagen, das heisst auch wenn mal eine akustische Gitarre oder Keyboard-Klänge zum Einsatz kamen. Mit Spannung erwartete ich (und natürlich nicht nur ich!) den Übersong «Love Is Like Oxygen» und der kam dann hammergeil rüber! Dazu spielten sie den Smasher in der "Long Version", wobei nicht alle Parts albumgetreu umgesetzt wurden. Die ursprünglichen Vibes blieben jedoch erhalten und darum war jede einzelne Minute ein voller Genuss bis zum letzten Ton. «Blockbuster» machte seinem Titel alle Ehre und überhaupt fanden diverse Mitsing-Parts einen fruchtbaren Boden beim begeisterten Publikum, das altersmässig einen deutlich höheren Durchschnitt verkörperte. Nach dem unkaputtbaren «Fox On The Run» räumten The Sweet die Bühne ein erstes Mal, um diese postwendend und für leider nur zwei Zugaben wieder zu betreten. Dabei stieg der Puls nochmals so richtig an und die Halle tobte regelrecht. «Action» und «Ballroom Blitz» hiessen die beiden töften Rausschmeisser. Besser gehts nimmer und man gedachte wehmütig den beiden Verstorbenen, die sicher auch ihre helle Freunde daran gehabt hätten. Unter dem Strich blieb auf jeden Fall ein tolles, wenn auch mit 75 Minuten eher knappes Konzert in guter Erinnerung zurück und in der Form werde ich mir die Altherren ein weiteres Mal ansehen, sobald sie wieder als Headliner bei uns in der Schweiz gastieren werden!

Setliste: «Hellraiser» - «Burn On The Flames» - «Six Teens» - «Wig-Wam Bam/Little Willy» - «Teenage Rampage» - «In To The Night» - «No You Don't» - «Love Is Like Oxygen» - «Blockbuster» - «Fox On The Run» -- «Action» - «Ballroom Blitz».