Livereview: Steam Roller (u.a mit Doug Aldrich und Michael Devin)

09. Oktober 2012, Pratteln - Galery
By Rockslave
Die zusätzlichen Informationen zum Konzert von Steam Roller machten den entscheidenden Unterschied aus! Wäre da nicht der Name des etatmässigen Whitesnake-Klampfers gestanden, hätte ich diese Konzertankündigung sehr wohl gelesen, dann aber unter "ferner liefen" abgehakt. Da sich die weisse Schlange vorübergehend ins Dickicht zurück gezogen hat, darf sich David Coverdales Hintermannschaft derweil anderweitig beschäftigen. Das sind neben Doug noch Bassist Michael Devin und Drummer Brian Tichy, die zusammen im September und Oktober in Europa unterwegs gewesen sind. Bei den letzten neun Konzerten, wovon das hier in Pratteln das Zweitletzte war, wurde Brian durch Joe Travers (Zappa Plays Zappa) ersetzt. Auf dem musikalischen Speisezettel standen neben wenigen Whitesnake-Songs diverse Covers, die mehr oder weniger jeder der anwesenden Leute kannte, und je älter je mehr. Der grosse Reiz dieses Club-Konzertes lag jedoch vor allem darin, dass man so einen versierten Musiker wie Doug mal ganz aus der Nähe anschauen und geniessen konnte. Diese Gelegenheit nahmen dann aber zur grossen Enttäuschung der Tourmanagerin (Zitat: "It's a joke!") nur gerade etwa drei Dutzend Leute wahr! So war dann auch keine Support-Band von Nöten.

Steam Roller

Zuletzt gerade von drei Gigs in Griechenland und Zypern angereist, wo sich zwischen 200 und 500 (!) Fans für Steam Roller interessierten, wunderte sich die Band und ihr Tross schon ob der gähnenden Leere in der Galery. Doch sowas ist an dieser Stelle bereits einigen anderen Combos widerfahren und über die Gründe lässt sich spekulieren. Hier in der Schweiz sehe ich das Problem vor allem in der Dichte an Konzerten. Es ist schlicht zuviel los, aber da erzähle ich ja nix Neues. Doug, Michael und Joe sind aber Profis und darum waren sie einerseits sehr wohl erstaunt über den mageren Zuschaueraufmarsch, doch andererseits hielt sie das natürlich nicht davon ab, um etwa 21.30 Uhr mit dem Led Zeppelin Klassiker «Immigrant Song» in den Set einzusteigen. Michael Devin übernahm die meisten Lead-Vocals, was auch gut war, denn Dougs Gesangskünste waren eher bescheiden. Viel besser schnitt sein Gitarrenspiel ab, das in dieser Dreier-Konstellation ganz anders rüber kam, als man das sonst von ihm gewohnt ist. Der Sound war deshalb eher rau, da keinerlei Keyboard-Sounds vorhanden waren. Während «Steal Your Heart Away» (von der aktuellen Whitesnake Scheibe «Forevermore») riss eine Saite bei Dougs goldener Les Paul. Kurzerhand wurde das Konzert unterbrochen, damit der Schaden behoben werden konnte. Dieser an sich ungeplante Unterbruch kam den anwesenden Rauchern natürlich sehr gelegen und so gönnten sie sich draussen ihre Glimmstängel.



Etwa fünfzehn Minuten später war das Arbeitsgerät von Herrn Aldrich wieder einsatzbereit. Mit «Crying In The Rain» versuchten Steam Roller darauf, die Stimmung wieder in Gang zu bringen, was aber nur bedingt gelang, denn das Ganze kam wegen den fehlenden Orgel-, respektive Keyboard-Klängen und überhaupt ziemlich blutleer daher. Weitaus besser gelang Claptons «Cocaine», Joes Drum-Solo und etwas später auch Marleys «I Shot The Sheriff». Gerade davor wurde es bei der unbrauchbaren Version von «Slow An' Easy» offensichtlich, dass Whitesnake-Songs in diesem Rahmen und ohne David Coverdale definitiv nicht funktionieren. Als dann «Smoke On The Water» riffmässig angestimmt wurde, schwante mir umgehend Schreckliches, aber es ging gerade noch. Hier machten dann die Leute immerhin mal mit, aber das war ja auch nicht schwer. Am Besten gefiel mir eigentlich «Young Man», das zwar nicht an das Original von The Who heran reichte, aber dennoch überzeugen konnte. Der Schluss gehörte dann, wie der Anfang schon, Led Zeppelin. Gut 110 Spielminuten wurden schliesslich netto verbraten und es war ok, mehr aber auch nicht. Ein zahlreicheres Erscheinen der Fans hätte dem Konzert sicher zu flotterer Fahrt verholfen, aber viel mehr wäre eh nicht raus zu holen gewesen. Die Unterschrift von Doug auf der mitgebrachten CD von Lion («Trouble In Angel City», 1989) und das gemeinsame Foto liessen aber jede Form von Unmut im Keim ersticken.


Setliste (ohne Gewähr): «Immigrant Song (Led Zeppelin)» - «Never In My Life (Mountain)» - «I Wish (Stevie Wonder)» - «I Ain't Got Nobody (Santana)» - «Steal Your Heart Away (Whitesnake)» -- PAUSE -- «Crying In The Rain (Whitesnake)» - «Cocaine (Eric Clapton)» - «Drum Solo Joe» - «Led Boots (Jeff Beck)» - «Billie Jean (Michael Jackson)» - «Slow An' Easy (Whitesnake)» - «I Shot The Sheriff (Bob Marley)» - «Smoke On The Water (Deep Purple)» - «Young Man (The Who)» -- «The Wanton Song (Led Zeppelin)» - «Guitar Solo Doug» - «Communication Breakdown (Led Zeppelin)».