Livereview: Slayer - Battalion

27. Juni 2016, Pratteln – Z7
By Rockslave
Das Jahr 2016 gehört für Slayer definitiv zu einem der besseren, wenn nicht dem besten seit Jahren! Die immer noch laufende Tour zum aktuellen Studio-Album «Repentless», das im letzten Frühherbst erschienen ist, zeigt die amerikanischen Thrash-Ikonen nach wie vor in bestem Licht! Das Konzert vom 27.10.2015 in Zürich (Komplex 457) ist immer noch in bester Erinnerung und nach dem Auftritt am diesjährigen „Sweden Rock“-Festival sind Tom Araya und seine Mannen immer noch unermüdlich auf Tour. Dass der Tross nun auch noch in Pratteln Halt machte, war natürlich mehr als erfreulich und liess so eine Vergleichsmöglichkeit zur letztjährigen Performance zu. Leider hatte man ausser den grossen Backdrops keine Bühnenaufbauten mehr dabei, aber das schmälerte das Wichtige, nämlich den Sound, keineswegs. Als Support standen keine Geringeren als die „Schweizer Slayer“ Battalion im Einsatz, die ja schon zweimal für ihre Helden eröffnen durften. Somit war dieses Package genau richtig geschnürt, um heute Abend viel Energie frei zu setzen. Was allerdings niemand der anwesenden Fans ahnen konnte, war, dass dies die zweitletzte Show der talentierten Thrash-Band überhaupt war!

Battalion

In Nachhinein ist man immer schlauer besagt eine Volksweisheit, aber davon war gar nichts zu spüren, als Battalion auf die Bühne kamen und in gewohnter Art und Weise loslegten. Die Zürcher Thrasher, die im letzten Frühling mit «Generation Movement» ihr drittes Album an den Start gebracht hatten, durften ja mitunter als Sieger des „Wacken Metal Battle“ im August 2014 den unweigerlichen Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere feiern. Dass die Truppe danach jedoch immer noch hungrig war, bewies das eben genannte „make it or break it“-Album. Eine mehr als nur gute Genre-Scheibe, die den internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchte und weitere Erfolge zumindest in Aussicht stellte. Bandleader Silvan Etzensberger (v/g), Clode Hürrlimann (g), Alexander Gubler (b) und Samuel Riedener wussten aber während dem Konzert, dass die Bandgeschichte von Battalion nach zehn Jahren bald zu Ende gehen wird. Doch die Professionalität liess keine Sentimentalitäten zu und so haute der Vierer seinen Fans den gewohnt wuchtigen Sound um die Ohren. Bei schon zu Beginn gut gefüllter Halle entwickelte sich nach anfänglichem, respektive kurzem Zögern eine tolle Stimmung, die mitunter auch in coolen Mitsingparts wie beim Band-Classic «Thrash Metal Maniac» mündete. Während einer guten Dreiviertelstunde powerte der Opener des Abends und liess nach dem letzten Ton keinesfalls erahnen, dass hier die Luft, wie ein paar Tage darauf offiziell verkündet, definitiv raus sein würde. Nun müssen die Aargauer Kollegen von Comaniac die Fahne weiterhin hoch halten, dran bleiben und die nun entstehende empfindliche Lücke in der Heimat schliessen, die Battalion ohne Zweifel hinterlassen werden. Obwohl man eigentlich nie nie sagen sollte, sind die Würfel offenbar und leider zugleich gefallen. In diesem Sinne: Thank you for the music (2006 – 2016)!


Slayer
Die amerikanischen Thrash-Urväter scheinen zum Glück noch nicht von Auflösungstendenzen umgeben zu sein. Angesichts des aktuellen Hammer-Albums «Repentless» könnte man allerdings hingehen und ebenso verkünden, dass man es nach dem unerwarteten Höhenflug künftig etwas ruhiger angehen will. Dafür liesse sich wohl durchaus Verständnis aufbringen, denn nach den körperlichen Beschwerden von Tom Araya (v/b), dem neuerlichen Ausscheiden von Dave Lombardo (d) und dem betrüblichen Tod von Gitarrist Jeff Hanneman (R.I.P.) wäre ein ehrenvoller Abgang zwar mit Sicherheit bedauert, aber zu verdauen gewesen. Mit Exodus-Klampfer Gary Holt kam jedoch wieder spürbar frischer Wind in die Band zurück, und Drummer Paul Bostaph ist ja schliesslich auch kein Unbekannter im Slayer-Lager. Dazu kommt, dass die Amis über einen ziemlich fetten Backkatalog verfügen, der nur so vor Klassikern und Hits strotzt. Interessant war dabei die Tatsache, dass mit fünf neuen Songs und vier vom Debüt eigentlich schon der halbe Gig ausgerichtet wurde. Den Anfang machte natürlich «Delusions Of Saviour» als bestens dafür geeignetes Intro, ehe mit dem Titeltrack «Repentless» kräftig vorgelegt wurde. Ein Blick auf die unten stehende Setliste zeigt derweil, mit welchen weiteren Soundleckereien alte wie neue, sprich jüngere Slayer-Fans beglückt wurden. Letztere waren anzahlmässig nicht zu übersehen und tun eh gut daran, diese Shows zu besuchen, denn jünger werden die Protagonisten nicht, und sollte mal gesundheitlich etwas Gravierenderes mit Tom oder Kerry anstehen, ist aus die Maus! Darum hiess die Devise ab nach Pratteln ins Z7 und mit Gleichgesinnten und Freunden eines der „Big Four“-Aushängeschilder gebührend abzufeiern.

Da war schliesslich für jeden was dabei und meine ewigen alten Faves sind/waren unter anderem «The Antichrist», «Postmortem», «Dead Skin Mask» oder «Black Magic». Auch die „bekannten anderen vier Übersongs“ sind natürlich nach wie vor nicht aus einem Slayer-Set weg zu denken. Einziger persönlicher Wermutstropfen war allerdings das Auslassen von «Hell Awaits». Dafür trumpfte neues Material wie «When The Stillness Comes» oder «Take Control» optimal auf und zeigte eindrücklich, dass Slayer auch 35 Jahre nach der Gründung immer noch voll da sind, auch ohne die beiden fehlenden Original-Mitglieder. Auf der Bühne herrschte das gewohnte Bild mit dem zwangsläufig statisch agierenden Tom Araya und der dafür überaus aktiven 6-Saiterfront, wo sich das Duo Holt/King entsprechend austoben konnte. Dazwischen gab es immer wieder mal das Innehalten und bedächtige Fan-Lauschen des Frontmannes sowie einmal eine etwas längere Speech, die unterschwellig den aktuellen Terror zum Inhalt hatte. Nach dem Drama von Paris leider allgegenwärtig. Ein wirksames Mittel dagegen ist bekanntlich die religionsneutrale Metal-Community und deren Bands, die zusammen mit ihren Fans einfach eine geile Zeit zusammen verbringen wollen. Auch wenn sich dann und wann die Routine etwas breit macht(e), vermochte der Headliner während gut 85 Minuten ein weiteres Mal zu überzeugen, und meine Wenigkeit wird am kommenden BYH!!!-Festival (nach Luzern und Schweden) schon bald Zeuge eines weiteren Festivalauftritts, sprich dem vierten Auftritt in diesem Jahr werden. In Balingen werden Slayer bekanntlich als Headliner des ersten Festival-Tages fungieren. Ehre, wem Ehre gebührt.

Setliste: «Delusions Of Saviour (Intro)» - «Repentless» - «Disciple» - «Die By The Sword» - «The Antichrist» - «War Ensemble» - «When The Stillness Comes» - «You Against You» - «Postmortem» - «Hate Worldwide» - «Mandatory Suicide» - «Fight Till Death» - «Pride In Prejudice» - «Take Control» - «Seasons In The Abyss» - «Dead Skin Mask» - «Raining Blood» - «Black Magic» - «South Of Heaven» - «Angel Of Death».