Livereview: RAM - Portrait - Trial

16. Februar 2018, Aarburg – Musigburg
By Roolf (rlf) and Rockslave (rsl) - All pics by Rockslave
Bei den altehrwürdigen Metalhochburgen wie Sheffield und Birmingham in England sowie dem Ruhrpott ist mittlerweile Schicht im Schacht. Deshalb tauchen neue Epi-Zentren, wie das Drei Kronen Land Schweden, auf der Metal-Landkarte auf! Die Tatsache, dass es in Schweden in etwa so viele geile Metalbands gibt, wie in Finnland Seen, wurde an diesem denkwürdigen Konzertabend, der im Zeichen von echtem und unverfälschtem Heavy Metal stand, in der genialen Musigburg eindrücklich von allen drei Bands, das heisst Trial, Portrait und RAM als Headliner unter Beweis gestellt! Jede dieser drei Bands kann mit einem genialen, aktuellen Album im Gepäck aufwarten und könnte für sich den Headliner-Status reklamieren! Aber diese Bands stehen in einem sehr freundschaftlichen Verhältnis zueinander, was anhand der Spielzeit, des Sounds und des Lichtes bewiesen wurde! Somit wurde, zusammen mit den Fans, dreifach hartgeschmiedeter Edelstahl aus dem hohen Norden zelebriert. (rlf)

Trial
Jeweils eine Band muss sich für den Opener opfern, und diesem Fall waren das die genialen Trial, die pünktlich um 20:00 Uhr den Konzertreigen eröffneten. Mit ihrem kürzlich veröffentlichten Album «Motherless» hatten sie schon mal gewaltig vorgelegt, und so war die Spannung gross, wie sich Trial live auf der Bühne präsentieren werden. Auch wenn das neue Album «Motherless» nicht mehr so deftig wie das Vorgänger-Album «Vessel» ausgefallen war, wurden die neuen Songs live doch mit der nötigen Härte dargeboten! Was mich immer wieder erstaunt, ist, wie gute Musiker diese Schweden sind und das gilt für alle drei Bands! Angefangen bei Drummer Martin Svensson, der gewaltig Dampf machte und den Takt gekonnt vorgab, hin zum Bassisten Andréas Olsson, der aus seinem Instrument die Töne regelrecht raus pumpte! Die Gitarristenfront mit Alexander Ellström und Andreas Johnsson wechselte sich bei den Solos ab und liess die Twin-Guitars wieder aufleben! Nicht zu vergessen schliesslich Sänger Linus Johansson, der mit viel Charisma wie ein Zeremonienmeister auftrat und jeden Ton gekonnt aus seiner Kehle ans Tageslicht beförderte! In den bereits energiereichen 40 Minuten wurde ein Querschnitt aus den letzten drei Alben gespielt, natürlich mit Schwerpunkt auf dem neuen Album! Diese gelungene Set-Zusammenstellung machte dieses Konzert zu einem wahren Genuss und ich bin mir sicher, dass wir von Trial in naher Zukunft noch so einiges hören werden! Eine Hammershow und ein mehr als gelungener Start in diesen geilen Konzertabend! (rlf)

Setliste: «Motherless» - «To New Ends» - «Through Bewilderment» - «Aligerous Architect» - «Cold Comes The Night» - «The Primordial Temple».

Portrait
Nach einer kurzen Umbaupause durften dann die Herren von Portrait die Bühne stürmen, und man durfte gespannt sein, wie sich die zweite Band nach dieser Spitzenleistung von Trial präsentieren würde! Mit dem Einsetzen der ersten Töne war klar, dass Portrait nicht lange fackeln und die Schlagzahl wie auch die Härte merklich erhöht wurden! Die Intensität, die von diesen exzellenten Musikern ausging, konnte man förmlich spüren! Mit «Burn The World» haben die Mannen um Shouter Per Lengstedt ein wirklich sackstarkes Album am Start, und es war faszinierend zu sehen, wie die Musiker, die Intensität des Albums auf die Bühne transformierten! Mit Leichtigkeit sowie ganz viel Spielfreude spielten sich der nordische Fünfer in Trance, und jede Minute ihres 50-minütigen Auftrittes war ein Hochgenuss! Im Brennpunkt des Geschehens stand Frontmann Per, der mit einer aussergewöhnlich geilen Stimme aufwarten konnte, sowie die beiden Gitarristen Christian Lindell und Robin Holmberg, die die Twin-Axte ebenso gekonnt um sich schwangen wie ihre Landsleute zuvor und solierten, wie es kein Morgen mehr geben würde! Ohne Fundament wackelt jedes Bauwerk und so verwunderte es nicht, dass der Sound auf der soliden und tighten Rhythmusfraktion von Fredrik Petersson (b) und Anders Persson (d) aufgebaut ist! Pumpender Bass und treibende Drums, die unermüdlich vorwärts treiben und sich durch nichts bremsen lassen! Für den gelungenen Gig von Portrait war auch deren geschickte Songauswahl verantwortlich, die sich nicht nur auf das neue Album «Burn The World» beschränkte, sondern auch die Alben «Crossroads» und «Crimen Laesae Majestatis Divinae» berücksichtigt hatte! Anhand dieser unterschiedlichen Songs wurde schnell klar, wieviel geilen Sound die Schweden in ihrer noch kurzen Karriere bereits schon angehäuft haben! Dieser Meinung war auch das Publikum, das noch lautstark nach Zugaben verlangte und dann tatsächlich noch eine erhielt! Auch Portrait hatten ihre Aufgabe als Anheizer mehr als erfüllt und konnten unter tosendem Applaus von der Bühne schreiten! (rlf)

Setliste: «Burn The World» - «We Were Not Alone» - «Mine To Reap» - «Lily» - «Liberation» - «At The Ghost Gate» - «Martyrs» - «Beast Of Fire» -- «Likfassana».

RAM
Schon im Vorfeld des Konzertes wurde dieses Package in den sozialen Medien mit einigen Lobhudeleien überschüttet. In der Tat kommt es heuer eher selten vor, dass gleich drei Bands mit vergleichbarem Sound dieser Qualität als Tourpackage unterwegs sind. Dass sie dabei gleich noch alle aus dem ABBA-Land Schweden stammen, machte das Ganze noch spezieller. Meine tonträgermässigen Berührungspunkte sind bisher allerdings nur bei Trial und deren Album «Vessel» auf Vinyl angesiedelt. Portrait stehen für mich auf halbem Weg hin zu Mercyful Fate, respektive King Diamond, und den heutigen Headliner RAM nahm ich bisher nur vage wahr. Unter den True Metal Fans längst als etablierte Grösse gefestigt, konnte ich der Truppe bisher nicht so viel abgewinnen. Spätestens mit dem Release des Albums «Svbversvm» (2015) wurde die Band in der Szene und der Fachjournaille der harten Zunft definitiv wahr genommen. Dabei konnte eine spürbare Nähe zu Judas Priest nicht verleugnet werden, und da die Gesangsstimme von Fronter Oscar Carlquist nicht selten etwas nach Hell Hofer von Bullet klingt und auch der Sound durchaus als „Bullet Priest“ durchgehen könnte, fehlt es deshalb für mein Verständnis etwas an der Eigenständigkeit im RAM’schen Sounduniversum. Nichtsdestotrotz rockt natürlich zum Beispiel ein Midtempo-Kracher wie «The Usurper» (kein Cover von Celtic Frost übrigens!) vorzüglich, und dieser Song wurde heute Abend auch gespielt.

Die bestens durch die Vorbands aufgeheizte Meute, die zu einem guten Teil aus eher jüngeren Kuttenträgern bestand, schädelte von Anfang an schon ziemlich heftig ab vor der Bühne, während ich mich selber komischerweise schon bald ziemlich zu langweilen begann und mich beinahe vorzeitig vom Acker gemacht hätte. Keine Ahnung, was mich an diesem Abend geritten hatte, aber es dürfte im Wesentlichen die kulminierte Müdigkeit einer anstrengenden Arbeitswoche gewesen sein, die meine sichtliche Lethargie hervor gerufen hat. Fakt ist aber, dass mich bei solchen Combos zu viele schnelle Songs relativ rasch abtörnen, und über alle drei Bands des Abends gesehen, gab es davon reichlich im Angebot. Allerdings ergab die audiomässige RAM-Nachlese im stillen Kämmerlein ein anderes Bild als in der Musigburg. Warum mir zum Beispiel selbst das wirklich geniale «The Omega Device (MI III)» vor Ort nicht wirklich mundete, schreibe ich jetzt mal salopp der physischen Übermüdung zu, wobei ich das für den Auftritt von RAM insgesamt wiederum nicht abschliessend gelten lassen kann. Wie dem auch sei, für den klar überwiegenden Teil der soweit ordentlich vorhandenen Metalheads war dieser Freitagabend mit Sicherheit der perfekte Einstieg in das bevorstehende Wochenende. Der Umstand, dass letztlich unter dem Strich aber dennoch einige Besucher fehlten, um ausnahmslos allen top aufspielenden Bands die verdiente Gefolgschaft und Anerkennung zukommen zu lassen, nimmt immer dramatischere Formen an! (rsl)

Setliste: «Intro» - «Declaration Of Independence» - «Eyes Of The Night» - «Flame Of The Tyrants» - «Awakening The Chimaera» - «The Omega Device (MI III)» - «Gulag» - «On Wings Of No Return» - «The Usurper» - «Machine Invaders» -- «Infuriator».