Livereview: Phil Rudd

02. Mai 2017, Zürich – Kaufleuten
By Rockslave
Nach reichlich negativen Schlagzeilen um den ehemaligen wie langjährigen Schlagzeuger von AC/DC konnte man spätestens mit der Bekanntgabe der Tourdaten von Phil Rudd und seinen Kumpels davon ausgehen, dass nun wieder die Musik in den Vordergrund rückt. Eigentlich grenzte es aber an ein Wunder, dass diese Tour wirklich zustande gekommen ist. Lange sah es nicht danach aus, und man konnte wirklich kaum glauben, was einem da über Mr. Rudd zu Ohren kam. Das soll hier und jetzt aber nicht das Thema sein, denn darüber kann sich jeder, den es interessiert, im Netz darüber schlau machen. Fakt ist aber, dass Phil zumindest bemüht zu sein scheint, auch ohne Angus Young wieder etwas Ordnung oder eine Art Kontinuität in sein Leben zu bringen. Bevor «Rock Or Bust» als wohl letztes Album der Aussies Ende November 2014 erschien, hatte Phil mit «Head Job» bereits seine erste Solo-Scheibe veröffentlicht. Davon nahm aber kaum jemand Notiz, zumal das Ding damals keine businessmässige Unterstützung erhielt und folglich völlig unterging. Letztes Jahr wurde das Teil wieder neu aufgelegt, eine Live-Band formiert und über den Teich geflogen. Somit Ende gut, alles gut?!

Phil Rudd

Neutral von aussen betrachtet ging im Vorfeld eigentlich alles glatt über die Bühne. Immerhin sprach man jetzt in der Szene über das Album, es gab viele CD-Reviews und es fanden auch Interviews statt. Wir von Metal Factory bemühten uns auch um einen Interview-Slot, und zur grossen (Vor-) Freude kriegten wir auch einen! Für mich war es zudem die grundsätzlich livehaftige Premiere im Zürcher Kaufleuten (!), und entsprechend hoch hingen meine Erwartungen. Damit war ich nicht alleine, aber dass sich im altehrwürdigen Kulturtempel keine auf den ersten Blick sicht- und spürbare Lücken bildeten, veranlasste Ticketcorner, respektive den Veranstalter dazu, jedem Käufer eines Tickets noch zwei Gratis-Tickets (!) für Familie und Freunde hinterher zu schmeissen! Diese nicht alltägliche Aktion veranschaulichte das organisatorische Unbehagen deutlich, und letztlich erbrachte dieser Schnellschuss die erhoffte Wirkung. So waren dann also ungefähr gut 600 Fans nach Zürich gepilgert, die aber nicht im Traum daran dachten, geschweige denn darauf vorbereitet waren, dass das Ganze ein äusserst kurzes Vergnügen wurde. Dazu kam noch der Umstand einer fehlenden Support-Band. So betraten um 20.15 Uhr herum Allan Badger (v), Geoffrey Martin (g), Mike Furness (g), John Proctor (b) und Phil Rudd (d) die Bühne. Der warme Applaus als Begrüssung war zwar standesgemäss, änderte aber natürlich nichts an der bevorstehenden Situation. Vor allem diejenigen Leute, die zusammen mit dem Nachtessen gut CHF 150 Franken hinblättern mussten, waren doch voller Vorfreude. Wenn die gewusst hätten, was ihnen bevorsteht, wäre denen das Mahl mit Cüpli bestimmt im Hals stecken geblieben.

Mit total acht Songs ab «Head Job» wurde fast das ganze Solo-Album durchgespielt. Die an sich simpel gehaltenen Rocksongs hinterliessen kaum ein Ausrufezeichen und Frontmann Allan entpuppte sich dabei nicht gerade als der Göttersänger unter der Sonne. Die Bandkollegen musizierten soweit solide, konnten jedoch keinerlei Berge zu keiner Zeit versetzen und blieben gefangen im Mittelmass. Der einzige, wenn auch stoisch agierende (Un-) Ruhepol war somit der Mann, dem ja eigentlich das ganze Interesse galt, und dieser machte seine Sache natürlich gut, keine Frage. Dass es dabei an Varianz und frickeligen Elementen fehlte, war ebenso klar wie das Amen in der Kirche. Jeweils einen kurzen Aufschrei auf Seiten des im Minimum sicher unterhaltenen Publikums gab es jeweils bei der Ankündigung der insgesamt drei AC/DC-Songs, die gecovert wurden. Allerdings klang da, ausser dem tighten Schlagzeugspiel, wenig bis kaum was nach dem Original. Alles andere hätte mich allerdings auch erstaunt, denn der Gitarrensound der Young-Brüder (inklusive Neffe Stevie) ist eigentlich nicht wirklich reproduzierbar. Am besten davon schnitt noch «Rock'n'Roll Damnation» ab und damit war der Hauptset bereits zu Ende! Ein Blick auf die Uhr offenbarte bis dahin eine Spielzeit von etwa gerade mal vierzig Minuten! Als dann nach «Forty Days», der einzigen Zugabe, das Licht im Saal abrupt wieder anging und ZZ Top ab Band eingespielt wurden, waren keine fünfzig Minuten vergangen!! Erstaunlich dabei, dass kaum Pfiffe zu hören waren, aber es fielen dennoch einige gehässige Kommentare und dies zurecht! Sowas ist doch blosse Fanverarsche hoch drei und kam der öffentlichen Demontage einer Legende gleich, anschliessende Signing Session hin oder her!

Setliste: «The Other Side» - «When I Get My Hands On You» - «Lost In America» - «Shot Down In Flames (Cover AC/DC)» - «Sun Goes Down» - «Up To My Neck In You (Cover AC/DC)» - «No Right» - «Repo Man» - «Head Job» - «Rock'n'Roll Damnation (Cover AC/DC)» -- «Forty Days».