Livereview: Pendragon - Andy Sears
22. April 2011, Pratteln - Z7
By Rockslave
Wenn man als Prog-Fan Bands wie (die alten) Marillion (mit Fish), Pallas, Jadis, IQ und auch Arena mag, kommt man natürlich keinesfalls an Pendragon vorbei. Bei meiner Wenigkeit brauchte es vor ein paar Jahren den Anstupser von Metalworld-Chief Alex Fontanini, der mich mal dazu ermuntert hatte, mir diese Band anzuschauen. Das geschah dann auch und von da an war mein Interesse geweckt, zumal die oben erwähnten Gruppen auch allesamt in meiner Tonträger-Sammlung vertreten sind. Dort tummeln sich selbstverständlich auch entsprechend Dream Theater, Threshold, Pagan's Mind und viele mehr. Diese Stilecke bietet ja enorm viel und darum erstaunt es auch nicht, das einzelne Musiker in mehreren Bands mittun wie Keyboarder Clive Nolan, der ja bekanntlich auch bei Arena die Tasten bedient. Pendragon gibt es nun schon über dreissig Jahre und die treibende Kraft dahinter ist Sänger/Gitarrist Nick Barrett. Obwohl man nie so erfolgreich wie zum Beispiel Marillion wurde, ist eine treue, eingeschworene Fanbase vorhanden, die zuerst den etwas schrägen Andy Sears erdulden musste.

Andy Sears

Wer war das nochmal? Andy wer?? In Sachen Alleinunterhalter habe ich stets etwas Vorurteile wie Bedenken und als der besagte Herr ohne grosses Tamtam alleine auf der Bühne erschien, ging schon fast ein Raunen durch das Z7. Als er dann "seine Begleitband" mittels einem eingestöpselten iPhone (!!) startete, war ich dann schon etwas irritiert und fragte mich, wo das noch eines Tages hin führen wird, wenn sowas Schule macht. Aber egal..., und warum Sears, sonst Frontmann von Twelfth Night, also auch einer britischen Neo-Prog Gruppe, nun alleine unterwegs ist, war nicht in Erfahrung zu bringen. Der Opener «This City (Revisted)» klang dann gesanglich nicht mal schlecht und mir fiel gleich der Timbre seiner Stimme auf, die stark der von Peter Gabriel (Ex-Genesis) ähnelte. Zu «Carapace» und «Riverside» setzte sich Andy ans Piano und zeigte sich auch darin ziemlich versiert. Das Ganze war sehr ruhig gehalten, versprühte manchmal eine leicht jazzige Note und wäre wohl in einem kleinen Club sicher noch besser zur Geltung gekommen. «Fact And Fiction» (wieder mit iPhone-Orchester - *sic*) liess dann gar die alten Marillion aufleben. Soweit so gut, denn der Multinstrumentalist (eine Gitarre schnallte er sich nämlich auch einmal um) hatte definitiv was auf dem Kasten und kam eigentlich noch recht cool rüber. Einzig das zu ausgedehnte Gelabere zwischen den Songs hätte er zumindest kürzer halten müssen. Es kam ja eh keine Stimmung auf und das Publikum nahm eigentlich kaum bis gar nicht Notiz von dem, was da gerade auf der Bühne statt fand. Kaum fertig, steckte der gute Andy sein iPhone wieder aus (kein Witz, das war wirklich so!), nahm das Keyboard unter den Arm und weg war der Support von Pendragon. Insgesamt gesehen war diese Darbietung trotz des unbestrittenen Könnens als Musiker eine ziemlich langweilige Angelegenheit. Ein guter Comedian oder halt ein typischer Songwriter (mit Akustik-Gitarre) darf sowas bringen, aber in einem Z7 gehört eine richtige Band auf die Bretter und nicht Konserven-Musik ab einem Produkt aus dem Hause Apple, also echt!

Setliste: «Intro» - «This City (Revisted)» - «Carapace» - «Riverside» - «Fact And Fiction» - «First New Day» - «Outro». (Setliste stammt von Aschaffenburg vom 24.04.11, Pratteln war weitgehend identisch)

Pendragon
Die jetzige Formation mit Nick Barrett (v/g), Clive Nolan (keys/v), Peter Gee (b) und Scott Higham (d) als letztem Neuzugang besteht so seit 2008. Im dem Jahr kam auch das vorletzte Album «Pure» heraus, das zum 30-jährigen Jubiläum in die Band-History einging. Interessanterweise sind Pendragon in Polen (!) ziemlich angesagt und haben dort schon diverse Live-Scheiben und exklusive Compilations aufgenommen. Heute Abend tummelten oder besser verloren sich etwa um die 150 Leute (oder auch ein paar mehr) im Z7, was angesichts der Güte der Band halt schon irgendwie beschämend oder simpel ausgedrückt einfach schade ist. Die anwesenden Fans, die sich als meist typische Proggies optisch bis auf ein paar Shirt-Träger eher unauffällig zeigten, freuten sich aber sehr auf den Headliner des Abends. Mir ging es nicht anders und es war wie schon zur «Pure»-Tour abzusehen, dass die aktuelle Konzertreise zum neuen Langeisen «Passion» genau so einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde. Hinter dem Schlagzeug hing ein neutrales, schwarzes Backdrop, behängt mit zwei quadratischen, auf den Ecken stehenden weissen Leinwänden, wo Projektionen und Videos abgespielt wurden. Auf der Bühne beherrschten vor allem die zahlreichen Keyboards von Clive Nolan die Optik, für den Rest waren die vier Musiker zuständig. Als Opener folgte gleich der Titeltrack der neuen Scheibe, die ganz auf der Linie des Vorgängers liegt. Dass man die Gitarre (auf dem Tonträger) mitunter immer schön heraus hört (live ja sowieso), geht zu einem Teil sicher auf das Konto von Threshold Gitarrist Karl Groom, der Pendragon im Studio jeweils mixt und bei «Pure» auch gemastert hatte. Wer sich «Passion» also aufmerksam anhört, wird sofort Vibes von Threshold (zu Andrew McDermott Zeiten) ausmachen können. «Back In The Spotlight» stiess die Türe zur Vergangenheit erstmals zünftig auf und schickte das Publikum zwei Dekaden zurück zum 91er Album «The World». Dreh- und Angelpunkt des Geschehens war stets Nick Barrett, der keinerlei Mühe bekundete, den Gesang und sein Gitarrenspiel jeweils unter einen Hut zu bringen. Zudem bewegte er sich auch fleissig auf der Bühne herum und setzte dann und wann gar zu kleinen Sprüngen an. Je nach Lichtkomposition sah man Clive Nolan derweil hell erleuchtet oder dann in ganz dunkelblaues Licht getaucht. Derweil sorgten die Herren Gee und Higham für den nötigen Rhythmus. Er war einfach einmal mehr nur göttlich, was die vier Briten da wieder veranstalteten. Besser kann man Progressive Metal/Rock nicht spielen! Die Kunst besteht ja unter anderem auch darin, längere und epenhafte Songs der Währung «Empathy» oder «This Green And Pleasant Land», um gleich zwei Neuzugänge im Set anzusprechen, so zu gestalten, dass sie trotz der Überlänge abwechslungsreich dargeboten werden. Darin sind Pendragon, wie ihre zuvor erwähnten Kollegen, absolute Könner ihres Fachs und darum kam zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Man konnte zwischendurch getrost die Augen schliessen und sich in die schöne Klangwelt der Briten einhüllen. Satte 140 Minuten Spielzeit standen am Schluss zu Buche und die Band konnte sich dafür zurecht abfeiern lassen. Auch künftig ein unabdingbares Muss für alle Liebhaber progressiver wie harter Klänge!

Setliste: «Intro» - «Passion» - «Back In The Spotligh» - «Ghosts» - «Not Of This World» - «If I Were The Wind (And You Were The Rain)» - «The Freak Show» - «Empathy» - «This Green And Pleasant Land» - «Shane» - «Feeding Frenzy» - «Nostradamus (Stargazing)» - «The Last Man On Earth» -- «Indigo» --- «Paintbox» - «Outro».