Livereview: Nachtschatten - Shadow's Fear

28. Dezember 2013, Met-Bar - Lenzburg (AG)
By Natalia N.
Wenn die Vorneujahres-Tage voller Trubel daher kommen, möchte man sich manchmal vor Hektik und Menschenansammlungen irgendwo an einen gemütlichen Ort verkriechen und angenehme Musik hören. Und nach einer so gross angelegten Veranstaltung wie dem Heavy X-Mas, das vor kurzem in der Stadthalle Dietikon stattgefunden hat, wurde meine Aufmerksamkeit auf den Club Met-Bar in der Stadt Lenzburg gelenkt. Vor dem eigentlichen Neujahr wurde dort ein Auftritt der deutschen Band Nachtschatten aus Karlsruhe angesagt, deren Musikmaterial mir sehr interessant zu sein schien. Melodic/Death Metal auf Deutsch! Das ist eine wahre Seltenheit. Dazu hat mir der echte „Piraten“-Hit der Band „Rum im Grog“ so sehr gefallen, dass ich beschlossen hatte, diese Veranstaltung unbedingt zu besuchen! Als Warm Up-Band wurden die schweizerischen Thrasher Shadow's Fear aus Düdingen verpflichtet.

Shadow's Fear
Ich betrat den Club kurz nach acht, und der Auftritt von Shadow's Fear begann kurz nach neun. Die Band spielte Material, das der Groove/Thrash-Musik nah ist, und der Klang im Ganzen erinnert am meisten an Maсhine Head. Jedoch hat der Sänger eine Singweise, die dem Metalcore-Genre ähnelt. Aber weg mit dem langweiligen Gerede! Schliesslich war das der Vorneujahres-Auftritt, und die Jungs von Shadow's Fear hatten es geschafft, den Club mit Übermut und Heiterkeit aus zu füllen. Sie liessem es richtig krachen und waren total euphorisch darüber, was sie machten und konnten diese Stimmung den Zuhörern zweifellos vermitteln, die zu dieser Performance nach Lenzburg gekommen waren. Dem Lead-Gitarrist Steve Decorvet und dem Bassisten Julmy Stefan war es offensichtlich eng auf der Bühne, darum sprangen sie immer wieder auf das zusätzliche seitliche Gerüst. Und der Sänger verliess am Ende des Auftritts sogar die Bühne und sang ein Lied komplett aus dem Zuschauerraum, als ob er einer der Zuhörer wäre. Zweifellos gibt es bei solchen Veranstaltungen praktisch keine Distanz zwischen den Künstlern und dem Publikum, und das ist wunderbar! Das ist gerade das, was mich an solchen Veranstaltungen besonders fesselt: Die Möglichkeit zu kommunizieren und die Musik unmittelbar, ohne jegliche Hindernisse, zu geniessen. Es ist noch anzumerken, dass der Sänger Pascal zuerst ein ziemlich mächtiges Duo mit dem Lead-Gitarrist Steve Decorvet gebildet hat, weshalb die gesamte Performance wie eine traditionelle Metal-Veranstaltung wirkte. Aber dann wechselte er komplett zum Mikrophon, und danach sah der Auftritt wie eine extreme Hardcore-Raserei aus. Zweifellos verdiente auch der Schlagzeuger der Band, Joel Binggeli, Anerkennung, weil seine Parts durch Vielfältigkeit und Kunstfertigkeit gekennzeichnet waren. Also, wollen wir dieser Band weitere Entwicklung und eine kräftige Individualität wünschen! Die Jungs hielten schliesslich bis zehn Uhr abends auf der Bühne durch.


Nachtschatten
Etwa um halb elf nahmen die Musiker von Nachtschatten die Bühne in Beschlag. Diese Jungs aus Deutschland sind total eigenartig. Die Geschwindigkeit der Musik hat für Nachtschatten wirklich keine Priorität. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich von der Unzahl anderer Melodic-Duo-Formationen, die miteinander im Kurzstreckenlauf zu kämpfen scheinen. Bei Nachtschatten ist alles gründlich, fassbar und ziemlich vielfältig, weil die Musiker sowohl in Rhythmusänderung, als auch in unterschiedlichen Melismen, sprich melodischen Verzierungen, Bescheid wissen. Da die Lautstärke in der Met-Bar ziemlich hoch war, konnte man die Schönheit der originellen Riffs jedes Songs würdigen, doch möchte ich aus dem gesamten gespielten Material besonders „Goldene Schlösser“ und die auf Anhieb einprägbare „Dunkle Sonne“ hervor heben. Und was „Rum im Grog“ und „Feuersturm“ angeht, erinnerten diese Lieder mit ihrer Melodik an Folk- oder Black Metal-Material. Es ist ohne Zweifel eine sehr talentierte Formation. Besonders den charismatischen Sänger und Bassisten der Gruppe, den Bandleader Dаniel Wengle, kann ich nur loben. Nach dem Gesang des Openers „Morgendämmerung“ begrüsste Dаniel das Publikum. Er sagte, dass die Band sehr froh sei, an so einem wunderbaren Ort auftreten zu dürfen, besonders am Vorabend des Neujahres, dankte den Jungs von Shadow's Fear für die Unterstützung und wünschte allen ein frohen Jahreswechsel. Am Ende des Auftritts spielten die Musiker den bekanntesten Song aus ihrem Repertoire, „Rum im Grog“ – und das war das beste Neujahrsgeschenk für alle, die sich an diesem Tag vor Ort eingefunden hatten. Bisher hat die Band vor zwei Jahren nur eine „solide“ Demo-CD heraus gegeben, die auch so heisst – „Demo Sommer 2011“. Das Album enthält sieben Songs. Während des Konzerts haben die Musiker immerhin drei neue Lieder gespielt: „Letzte Schacht“, „Blitzschag“ und „Höllentore“. Das lässt uns hoffen, dass die Band ihr Debüt-Album wirklich bald heraus geben wird. Wünschen wir Nachtschatten dabei viel Glück im neuen Jahr!