Livereview: Mother's Finest

08. Februar 2019, Rubigen (BE) – Mühle Hunziken
By Rockslave – All pics by friendly courtesy of Roland Kämpfer (big thanx!)
Solche grandiosen Momente werden mit den Jahren zunehmend seltener, aber es gibt sie dann und wann doch noch! Die Rede ist von Konzerten, wo man eigentlich schon zum Voraus weiss, dass es hammermässig werden wird. Im Fall von Mother's Finest ist das allerdings masslos untertrieben, denn die amerikanischen Kult Funk-Rocker sind seit den 70ern (!) aktiv und im Zusammenspiel derart beängstigend gut, dass einem nach jedem miterlebten Auftritt schlicht die Worte fehlen. So geschehen, heute Abend in der Mühle Hunziken in Rubigen (BE). Ich wage auch im Namen der Band, die ja nicht zum ersten Mal hier zu Gast war, zu behaupten, dass dies mit Abstand die geilste Location ist, wo sich so eine Truppe auf der Bühne vollends verwirklichen und das Publikum durch die unmittelbare Nähe zur Band das maximale Live-Erlebnis zelebrieren kann. Zudem musste ich feststellen, dass mein letzter Besuch an diesem Ort schon eine ganze Weile zurück liegt, und darum war es allerhöchste Zeit, den von meinem Wohnort aus nicht so weiten Weg unter die Räder zu nehmen. Mit gekauftem Ticket in der Tasche und ohne Kamera bewaffnet freute ich mich wie Bolle auf dieses Konzert!

Mother's Finest

Moment mal…, Ticket gekauft, Kamera nicht dabei und nun trotzdem eine Live-Rezi?! Leute, diesmal geht es ausnahmsweise nicht anders, denn ich muss Euch zwingend von diesem unfassbar geilen Konzert berichten. Er war, um es vorweg zu nehmen, einfach zu gut, um nicht ein paar Lobhudeleien mit unseren Lesern zu teilen. Wer schon mal zu Gast in der Mühle war, weiss bald einmal um die Besonderheit dieses geschichtsträchtigen Lokals, das nebst unzähligen Bands in der Retrospektive und allen darin herum stehenden wie teils echt schrägen Gegenständen auch eine kulinarische Entdeckungsreise der urchigeren Art zulässt. Viele Konzertbesucher lassen es sich deshalb nicht nehmen, reisen rechtzeitig an und verköstigen sich erstmal vor Ort, da es sich danach mit gestilltem Hunger weitaus besser abfeiern lässt. Das war bei mir natürlich auch der Fall, fand an besagtem Abend jedoch schön brav zu Hause statt. Somit herrschte nur der Durst vor, der alsbald mit einem kühlen "Bügel"-Bier fürs Erste gestillt werden konnte. Gegen 21:10 Uhr herum betraten Joyce „Baby Jean“ Kennedy (v), Glenn „Doc“ Murdock (v), Gary „Moses Mo“ Moore (g), John „Red Devil“ Hayes (g), Jerry „Wyzard“ Seay (b) und Dion Derek Murdock (d), flankiert von zwei Begleitsängerinnen, die Bühne der Mühle unter einem ordentlich lauten Begrüssungsapplaus des nahezu oder zumindest gefühlt ausverkauften Hauses. Meine letzte livehaftige Begegnung mit der spielfreudigen Truppe war interessanterweise an einem Grossanlass, sprich dem "Sweden Rock"- Festival der Ausgabe 2015, wo sich die Funk Rock-Ikonen auf der Rock Stage vor tausenden von Fans natürlich ebenso keine Blösse gaben. Doch das ist alles nichts gegen die Atmosphäre, die heute Abend einmal mehr entfacht werden konnte. Wo die Leute in anderen Locations ein Absperrgitter in der ersten Reihe vorfinden, ist hier der Kontakt zu den Protagonisten so nahe und intensiv wie kaum woanders.

Bereits der Opener «Funk A While» vermochte die Mühle mit seinem hitträchtigen Refrain umgehend in den Party-Modus zu versetzen. Alles unmittelbar danach Folgende war nichts als eine musikalische und performancemässige Kür vom Allerfeinsten! Da jagte ein Killer-Song den nächsten und Männlein wie Weiblein konnten dazu nicht bloss still an Ort und Stelle stehen bleiben, denn die freigesetzte Energie durchflutete das total begeisterte Publikum von Anfang an. Da spielte es keine Rolle, wo man sich in der Mühle befand. Nebst der immer noch äusserst agilen wie völlig allürenfreien Frontfrau Joyce lieferte auch die Hintermannschaft voll genial ab. Alleine die Tightness wie Präzision der Rhythm-Section mit Bassist Wyzard und Dion Derek war von einem anderen Stern. Einzig Glenn wirkte altersbedingt, aber hey, der Mann ist inzwischen bald 75 Jahre alt, etwas behäbiger als seine Frau Joyce, die ihr Alter mit Jahrgang 1948 (!) keine Sekunde zum Thema machte, im Gegenteil. Da die Bühne nur etwa einen halben Meter höher als der Boden davor ist, war es fast abzusehen, dass "Baby Jean" mal einen kurzen Ausflug mitten in die Fans unternehmen wird, und so kam es auch. Im Wissen darum, dass diese Aktion keinen grimmigen Bodyguard benötigt, machte die Szene für die Sängerin wie die Fans zu einem ungezwungenen Höhepunkt. Dazu bekam der eine oder andere männliche Fan in der ersten Reihe zusätzlich gar ein paar Liebkosungen ab, und all das wirkte jedoch nie billig oder aufgesetzt. Mother's Finest spielten heute Abend das letzte Konzert in Europa nach ersten Konzerten von 2019 in Deutschland, den Niederlanden und dem Gig in der Schweiz, bevor in den Staaten die nächsten paar Auftritte im März anstehen. Anschliessend kommt die Band wieder nach Europa zurück und wird weitere Konzerte anhängen. Das heisst, dass der Besuch eines dieser Hammer-Events absolute Pflicht ist! Mehr Groove, Funk und Rock gibt es nirgends sonst!!

Setliste: «Funk A While» - «Burning Love» - «Truth'll Set You Free» - «Can't Fight The Feeling» - «Mickey's Monkey» - «Cling To The Cross» - «I Believe» - «Gone With Th' Rain» - «What Kind Of Fool» - «Love Changes» - «Power» - «Baby Love (including interlude)» - «Piece Of The Rock» -- «The Wall» - «Give It Up».