Livereview: Manfed Mann's Earth Band - Epitaph
20. November 2008, Pratteln Z7
By Rockslave
Eigentlich müsste sich der 1940 in Johannesburg (Südafrika) geborene Bandleader und Namensgeber Manfred Mann die alljährliche Reiserei wohl nicht mehr zwingend antun. Dennoch spielt seine Manfred Mann's Earth Band in den letzten Jahren regelmässig Konzerte, darunter auch immer wieder an zahlreichen Openairs. Wenn heutzutage keine, wie noch in den 80ern, grossen Hallen mehr gefüllt werden können, so gibt es immer noch eine eingeschworene Fangemeinde, die von den überaus zahlreichen Klassikern wie «Blinded By The Light», «Martha's Madman» oder dem unverwüstlichen «Mighty Quinn» nie genug kriegen wird. Obwohl der eigentlich unersetzbare Frontmann Chris Thompson (live leider) schon länger nicht mehr aktiv mittut, hat sich sein Nachfolger Joel McCalla bestens eingefügt und bringt es dann und wann gar fertig, den Unterschied vergessen zu machen. Auch wenn die jüngere Generation eher weniger Berührungspunkte mit dieser Bluesrock-Legende aufweist, so ist es mehr als empfehlenswert, sich erstens mal das Kult-Album «Watch» von 1978 umgehend in das CD-Regal zu stellen und gleich auch noch ein Konzert zu besuchen. Ewig währt bekanntlich nichts! Als Support standen Epitaph aus Deutschland auf der Bühne, von denen ich bisher keinerlei Notiz genommen hatte..., aber eigentlich hätte müssen!

Epitaph
Wie gut, dass es doch nebst der offiziellen Band-Homepage eine Site wie Wikipedia gibt, wo wir von der Zunft der Schreiberlinge immer wieder unerlässliche und meist zuverlässige Informationen her kriegen, ohne die eine fundierte Berichterstattung nicht möglich wäre. Als ich nämlich den heutigen Support auf die Bühne kommen sah, hatte ich nicht die geringste Ahnung, was da auf mich und das Publikum zukommen würde. Dabei haben Epitaph eine ziemlich bewegte Geschichte hinter sich, die augenscheinlich in den 70ern angefangen hatte. Dazu gehörten 1973 auch unzählige Auftritte in den U.S.A (sowie 1978 eine grosse Tour mit Omega) und verschiedene Engagements der Musiker bei anderen Bands in all den Jahren danach. Dies alles wäre freilich anders verlaufen, hätte deren Plattenfirma damals nicht pleite gemacht und die unmittelbar anstehende, greifbare Karriere zerstört. Doch die Musiker machten (mit Unterbrüchen) weiter und dazu gehörten unter anderem auch die Melodic Rocker von Domain (ehemals Kingdom), wo Gitarrist/Sänger Cliff Jackson und Bassist/Sänger Bernd Kolbe mit dabei waren. Darüber hinaus taucht in der History ein weiterer, bekannter Name auf, nämlich Fritz Randow (Ex-Eloy, Ex-Jane, Ex-Victory u.a.m.), der bekanntlich ja mal in Lohn und Brot von Saxon stand. Die Neuauflage, also Reunion des Kerns von Epitaph geschah anlässlich eines vielumjubelten Auftrittes anfang 2000 und seither wurde auch wieder neues Material veröffentlicht. Somit konnte man diesem ersten Besuch im Z7 (und wohl in der Schweiz überhaupt!) durchaus einigen Kult-Charakter attestieren, ohne dass dies bemerkt wurde. In der Tat legten die gestandenen Herren einen überaus rockigen und solistisch ausschweifenden Soundteppich hin, der sich gewaschen hatte. Jackson und Kolbe wechselten sich dabei immer wieder mit dem Leadgesang ab, respektive sangen zusammen und mit dem zweiten Gitarristen Heinz Glass kam ordentlich Druck in die Sache rein. Was auch auffiel, war die grundsätzliche Leichtigkeit des Spiels, was diese Profis zu Höchstleistungen trieb. Nicht selten glitt man ab in ausufernde, zweistimmige Soli und beschwor so die goldige Zeit der Improvisationen herauf. Damit strapazierte man allerdings das überwiegend kaum reagierende (und nur auf den Headliner wartende) Publikum zusehends immer mehr und nach den eigentlich obligaten 45 Minuten schauten viele mehrmals auf die Uhr. Epitaph schien das aber kaum zu beeindrucken und so spielten diese ihren Status als offensichtlicher «Special Guest» des Abends voll aus und gingen erst nach genau einer Stunde von der Bühne runter!

Setlist (unvollständig!): ??? - «Woman» - «Papa Was A Rolling Stone» - «Crossroads» - «Moving To The Country» - «Big City» - «Reflections» - «Tequila Shuffle» - «Stop Look And Listen» - «Ain't No Liar» - «Going To Chicago».

Manfred Mann's Earth Band
Der Blick ins Publikum zeigte einen erhöhten Altersdurchschnitt auf, der mehr als doppelt so hoch war als sonst an gleicher Stelle. Trotzdem oder erfreulicherweise waren auch einige jüngere Gesichter auszumachen, die sich das heutige Gastspiel der Kultband um Keyboarder/Sänger Manfred Mann nicht entgehen lassen wollten. Da die Band in der letzten Zeit eigentlich jedes Jahr, manchmal sogar mehr als einmal in Schweiz zu Gast ist, beweist, dass man immer noch gefragt ist, sprich Fans hat. Was gut ist, hat eben Bestand und das über Jahrzehnte hinaus! Dafür verantwortlich sind neben herausragenden Musikern in erster Linie die Songs und davon gibt unzählige, dass selbst bei drei Stunden Konzertdauer immer noch der eine oder andere Classic fehlen würde. Davon, also der Länge des Auftritts, konnte man heute Abend natürlich nicht ausgehen, aber enttäuschte Gesichter sollten sicher nicht entstehen. Dass es nicht dazu kommt, bringt mit sich, dass vor allem Sänger Joel McCalla auf der Höhe, sprich fit und weder stoned noch angetrunken sein musste. Diese Bedenken verflogen ziemlich schnell, als MMEB gleich mit «Spirits In The Night» treffsicher los legten. Joel sang von Anfang an top und zwar so, wie ich ihn noch kaum jemals gehört hatte. Gitarrist Mick Rogers, der auch einzelne Leads sang, schien hingegen nicht seinen besten Tag erwischt zu haben. Technisch sonst über jeden Zweifel erhaben, schluderte sein Spiel dann und wann etwas. Die Rhythmus-Abteilung mit Steve Kinch (b) und Jimmy Copley (d) verrichtete ihren Job hingegen tadellos, derweil Chief Manfred Mann dezent wie immer, seine legendären Key-Sounds kongenial beisteuerte. Mehr brauchte es gar nicht, um das Publikum (ca. 400 Leute) gleich von Beginn weg in Beschlag zu nehmen. «Martha's Madman» kam gut und auch «Angels At My Gate» wie «Don't Kill it Carol» liessen keine Fan-Wünsche offen. Man klatschte lautstark mit und viele tanzten zu den bekannten Melodien. Das letzte Studio-Album «2006» kam aufgrund eines Fehlers mit diesem Titel jedoch bereits 2004/2005 auf den Markt. Interessant ist, dass heute Abend kein einziger Track davon auf der Setlist stand! Überdies und leider zugleich verzichtete man (von Hand auf der Setlist gestrichen) auf «Shelter From The Storm», warum auch immer. Ebenfalls durch Abwesenheit glänzte das unzerstörbare «Father Of Day, Father Of Night. Trotzdem und nicht zuletzt wegen der wirklich überzeugenden Gesangsperformance von Joel McCalla konnte man grosszügig darüber hinweg sehen und sich dafür an den beiden "Musts" «Davy's On The Road Again» und Mighty Quinn erfreuen. Mit persönlich fehlte halt einmal mehr der Spirit der vergangenen Tage. Wer sich sich mal Live-Aufnahmen von früher anhört, wird feststellen, dass zum Einen Chris Thompson vom Gesang her einfach für immer und ewig das Mass aller Dinge sein wird und der Maestro der Tasten sphärischer daher kam. Nichtsdestotrotz resultierte ein gemütlicher, wenn auch etwas zu kurzer Konzert-Abend mit einer hohen Dichte an Hits.

Setlist: «Spirits in the Night» - «Castles Burning» - «Martha's Madman» - «Captain Bobby Stout» - «Angels At My Gate» - «Shelter From The Storm » (nicht gespielt) - «Dancing In The Dark» - «Redemption Song» - «Blinded By The Light» - «Don't Kill It Carol» - «Davy's On The Road Again» -- «For You» - «Mighty Quinn».