Livereview: Metal Church - Chris Caffery
7. Juni 2005, Pratteln Z7
By Rockslave
Auf dieses Konzert hatte ich mich sehr gefreut, denn Metal Church gehören zwingend zu meinen 80er-Heroes und ihr legendäres Debüt-Album zu den bei mir meistgespielten Tonträgern! Unvergesslich ist natürlich auch immer wieder der 1. Februar 1987, als Metal Church in Greifensee für Metallica eröffneten. Seither ist Vieles geschehen..., während Metallica zu Superstars mutierten, dümpelte die Metal Kirche trotz sehr guten Alben nicht zuletzt auch wegen businesstechnischen Unzulänglichkeiten stets im Untergrund umher. Es ist ein Jammer, dass vor allem die Phase mit dem zweiten Sänger Steve Howe nicht einträglicher war. Band-Boss Kurdt Vanderhoof liess sich davon freilich nicht aus dem Konzept bringen und schuf sich mit seiner eigenen, gleichnamigen Band und dem aktuellen Mitwirken bei Presto Ballet weitere Standbeine. Nachdem die Metal Church Reunion von 1999 mit dem inzwischen leider viel zu früh verstorbenen David Wayne ein unter dem Strich unerwartet enttäuschendes Album namens "Masterpiece" zu Tage förderte, schien das Schicksal dieser Kult-Band besiegelt. Doch es sollte zum Glück anders kommen, denn als letzten Sommer "Weight of the world" angenehmst überraschte, durfte der geneigte Fan hoffen, dass die Band auch wieder auf Tour gehen würde. Mit neuer Mannschaft (überragend dabei der neue Sänger Ronnie Munroe und Ex-Malice Klampfer Jay Reynolds) machten die Ur-Recken Vanderhoof (g) & Arrington (d) auch im Z7 halt. Dabei hatte es die Support-Band auch ziemlich in sich...

Chris Caffery
Wer kennt ihn schon nicht, den sympathischen Savatage/Dr. Butcher Axe-Man, der schon einige Male im Z7 aufspielen konnte. Heute Abend war er in eigener Mission unterwegs und brachte prominente Mitmusiker mit: Band-Kollege und Drummer Jeff Plate, Doro Bassist Nick Douglas sowie das Haarwunder Ira Black (Vicious Rumors) als zweiten Gitarristen. Mit dabei war ausserdem ein mir nicht bekannter weiterer Gitarrist, der nebenbei auch noch ein paar Keyboard-Töne beisteuerte. Caffery stellte mit seinem Auftritt im Wesentlichen das neue Solo-Album "Faces" vor. Nach dem Intro folgte gleich der Titeltrack als Opener, der umgehend von der agilen "Söldner-Truppe" profitieren konnte. Als dann als zweiter Song überraschend der alte Sava-Heuler "Sirens" in die gähnend leere Halle geblasen wurde, kam aber Bewegung in die Sache. Auch wenn das neue Material immer wieder mal an Savatage erinnerte, klang die Musik mitunter etwas sperrig. Nichtdestotrotz sorgten vor allem die Musiker dafür, dass das Ganze frisch und tight rüberkam. Den Vogel schoss dabei aber Ira Black ab, dessen Haare sich einmal krakengleich um den Mic-Ständer wickelten und diesen gleich umrissen! Zum Schluss widmete Chris Caffery den zweiten Savatage-Knaller "Power of the night" dem im letzten Jahr verstorbenen, ehemaligen Z7-Koch Attila und setzte damit einen würdigen Schlusspunkt.

Set-Liste: "Alas (Intro)", "Faces", "Sirens", "Edge of darkness", "Fool, fool", "The mold", "Fade into the X", "Pisses me off", "Abandoned", "Power of the night".

Metal Church
Nach der Umbau-Pause folgte dann ein Lehrstück in Sachen pure Heavy Metal. Mit der Kraft einer durchstartenden Büffelherde liess "Ton of bricks" das Z7 gewaltig erzittern. Man wähnte sich glatt im Jahre 1985..., und weiter gings mit "Start the fire", das ebenso fett aus der PA schoss. Die etwas über hundert Leute (was für eine erbärmliche Kulisse für so eine Band!!) gaben ihrerseits alles und bangten sich die Rüben schwindlig. Ronnie Monroe (Ex-Rottweiller) entpuppte sich dabei als exzellenter Shouter, dem nichts zu schade war. Meister Vanderhoof's Gesichtausdruck liess erahnen, dass er trotz geringem Zuschaueraufmarsch mächtig Freude an den überaus lauten Reaktionen der ersten paar Reihen hatte. Das war auch kein Wunder, denn es wurden einige ganz alte Kamellen wie "Watch the children play", "Battalions" oder "Beyond the black" ausgepackt. Vom neuen Album waren mit "Leave them behind", "Madman's Ouverture" und "Cradle to grave" insgesamt drei neue Songs vertreten, die sich bestens neben dem alten Material behaupten konnten. Ein grosser Pluspunkt war wiegesagt der fette Sound, aber auch optisch liessen Metal Church nichts anbrennen und zelebrierten ihre infernalische Metal-Messe. Als persönlicher Höhepunkt des Abends folgte als zweitletzter Track die gleichnamige Göttergabe "Metal Church" und spätestens da war es um die Fassung des Rezensenten geschehen! Kräftigstes Abschädeln mit gezückter Air-Guitar sorgte für kurzzeitige, aber eklige Nackenschmerzen und die abermalige Gewissheit, dass ein guter oder wie hier perfekter Song alles überdauern wird. Die Cover-Version des Deep Purple-Smashers "Highway star" als letztes Stück des (zu kurzen!) Abends fand ich dann allerdings eher etwas schwach und zu ungehobelt. Unter dem Strich fiel das Gesamturteil aber auf jeden Fall positiv aus und es bleibt zu hoffen, dass diese Band auch noch von vielen jüngeren Fans entdeckt wird. Verdient hätten sie es ohne Zweifel und David Wayne (R.I.P.) kann sich sicher sein, dass er und seine Musik noch lange nicht vergessen werden.

Set-Liste (Original-Inhalt): "Ton of bricks", "Start the fire", "Leave 'em behind", "Watch the children", "The dork", "Cradle to the grave", "Date with poverty", "Madman", "Gods of wrath", "Beyond the black", "Metal Church", "Highway star".