Livereview: Loudfest 2013 (Heaven Shall Burn, August Burns Red...)

27. April 2013, Zürich - Komplex 457
By Natalia N.
Eintägige Festivals sind immer unglaublich günstig. Sie lassen zu, dass man sich an einem Tag so viel ansehen und anhören kann und trotzdem kein Geld für eine Übernachtung ausgeben muss. Die Tatsache, dass ein durchwegs gut organisiertes, eintägiges Festival sehr vorteilhaft ist, lässt sich also nicht bestreiten. Das Frühlingsfestival "Loudfest 2013", welches am 27. April in Zürich stattgefunden hat, war besonders gut organisiert.

Die Bands waren in zwei “Lager” eingeteilt, welche jeweils auf einer eigenen Bühne aufgetreten sind. Auf der Hauptbühne im Komplex 457, traten die bekannten und interessantesten Metalcore Gruppen aus aller Welt auf. Als verdiente Headliner spielten die deutschen Deathcorer von Heaven Shall Burn, die unübertreffbaren Amerikaner August Burns Red und die Engländer Architects, welche für die Progressive Musik dieses Genres zuständig waren. Eine Zierde fürs Festival waren Callejon aus Deutschland. Als Vorgruppe trat die hoffnungsvolle Schweizer Djent-Gruppe Promethee auf. Auf der zweiten Bühne, die sich im gemütlichen Keller, im sogenannten 'Komplex Klub' befand, traten traditionell extreme Bands und Underground Bands auf. Als Underground-Gruppe kann man zum Beispiel die Schweizer Breakdown Of Sanity aufführen, welche sich sehr schnell entwickelt haben. Dazu die jungen Engländer While She Sleeps, welche vom Magazin „Kerrang!“ als beste Entdeckung 2012 gewählt wurde. Als Vorgruppen spielten die Deathcore Band Aim To Defy und die unter den Hardcore Fans sehr beliebten Bands Adept und Your Demise.

Ich kann mit Sicherheit behaupten, dass das Festival seinem Namen vollständig gerecht wurde. Die Techniker gaben ihr Bestes und der Sound war in beiden Hallen perfekt. Normalerweise ist die Musik in der Haupthalle des Komplex 457 ziemlich leise, weshalb ich keine Ohrstöpsel benutze. Diesmal entschied ich mich aber aufgrund der hohen Lautstärke doch für sie. Das Programm war sehr gut durchdacht: Zwischen den Bands auf den beiden Bühnen gab einen fliessenden Übergang, weswegen man sich im Gegenteil zu einem normalen Konzert fast alles anhören konnte und keine Langweile während Pausen zwischen den Auftritten aufkam. Ausserdem war die Hallenaufteilung im Komplex 457 sehr gut organisiert. Die Merchandise-Stände stellte man in die Mitte des Gebäudes. Vielen Dank den Veranstaltern dafür.

Pünktlich um 5 Uhr abends begann der Auftritt von Promethee >>> aus Genf. 2012 hatte die Band ihr Debütalbum mit dem Titel «Nothing Happens, Nobody Comes, Nobody Goes» herausgegeben, weshalb man an diesem Abend die sieben besten Stücken daraus spielte. Das Zusammenspiel der Gitarristen Elric Doswald und Ludovic Lacroix hat mich sehr beeindruckt. Ich möchte mich noch einmal beim Technikpersonal dafür bedanken, dass sie von Anfang an eine perfekte Akustik ermöglichten. Ich schaute mir fast den ganzen Auftritt von Promethee an und stieg dann von der Halle in den Keller hinunter, zum Komplex Klub.

Da war schon alles bereit für den Auftritt der Schweizer Aim To Defy. Nach einer Weile wurde mir klar, dass die Nebenbühne als Freiraum für die Zuschauer gedacht war, die sich als Stagediver, Mosher und Capoeira-Tänzer austoben wollten. Die Musik von Aim To Defy passte absolut dazu: Extrem und Techno-Deathcore. Ihre Musik bezeichnet man nicht als Speed, sondern eher als Groove. Ausserdem wechseln die beiden Sänger der Band einander ständig ab. Auch das Spiel von Drummer Ralph Wick, der sein Blasting in den gesamten Sound meisterhaft einmischte, kann ich nicht ausser Acht lassen. Ebenso wenig die wirkungsvollen, hypnotisch grünen Saiten der Bassgitarre.

Zu diesem Zeitpunkt nahmen die progressiven <<< Architects ihren Platz auf der Hauptbühne ein. Im Raum waren schon deutlich mehr Menschen und es waren ohne Zweifel treue Fans, die zum Start des Auftritts angekommen waren. Sie hingen an jeder Bewegung des charismatischen Singer Sam Carter, der als weisser Fleck auf der Bühne schwirrte. Dieser machte ab und zu tiefe Kniebeugen oder sprang hoch und die Fans machten es ihm nach. Es scheint, als machten die Architects Propaganda für unmelodische Musik. Die hohe, krächzende Stimme von Carter passt perfekt zu einer solchen Schöpfung. Es muss aber angemerkt werden, dass Sam diesmal nicht ganz fit war. Seine Stimme überschlug sich oder hielt teilweise überhaupt nicht und das merkte man schon. Es ist ein seltener Fall, in dem gut eingestellter Klang, nicht zugunsten der Musiker arbeitet.

Danach war es an der Zeit nach unten zu gehen, denn da sollte nach kurzer Zeit der Auftritt von Adept aus Sweden, die vor kurzem ihr drittes Album «Silence The World» herausgegeben hatten, anfangen. Die Band trat rechtzeitig auf und sorgte ganz schnell für dichtes Gedränge vor der Bühne. Der sehr charmante Sänger wechselte vom Harsch-Gesang auf Reinen, die Gitarristen ließen uns bald dröhnendes Djent-Riffing und danach auch Post Metal-Pickingpartien spüren und erleben. Nachdem man sich so etwas Tolles angehört hatte, war man bereit zurückzugehen. Aber der Rückweg zum Ausgang fiel mir schwer. Grund dafür war ein ziemlich großer Bartresen, der sich im Wege Richtung Ausgang befand. Mit Mühe presste ich mich durch und nun war ich oben, wo alle schon auf den Auftritt der deutschen Band Callejon warteten. Ich gelang in den Raumteil vom Komplex 457, wo man sich CDs und Merchandise-Artikel kaufen konnte. Hinter einem Stand standen zwei charmante Mädchen, die vegane Kuchen für 2 Franken pro Stück verkauften. Dies ist kein Zufall, denn alle Musiker des Headliners “Heaven Shall Burn“, sind leben nach einer veganen Einstellung, die auch einen großen Einfluss auf das Schaffen in philosophischer Hinsicht hat. So waren die Schoko-Brownie ziemlich passend. Außerdem waren sie sehr lecker und sehr schnell ausverkauft.

Der Marathon setzte sich fort und auf die Bühne kamen Callejon. Ehrlich gesagt war der Auftritt dieser Band die tollste Überraschung für mich auf diesem Festival, denn sie machten das Publikum scharf. Ohne Zweifel hat sich die Band im Laufe von ein paar Jahren in musikalischer Sicht sehr schnell entwickelt und auf ihrem letzten Album «Blitzkreuz» wimmelt von Hits. Dementsprechend hörte man von der Bühne auf vor allem von dem späteren, reifen Stoff. Aber für meine Begeisterung ist der Sänger Bastian «BastiBasti» Sobtzick verantwortlich. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass er ein geborener Frontman ist, denn er verstand es, die Zuschauer zu leiten. Seine Begeisterung war so was von ansteckend, dass Fans blitzschnell alle Bewegungen nachahmten und ihnen erteilte Aufgaben erfüllten. So sollten sie die Frauen und Männer bei einem Song auf verschiedene Weise mitsingen – die Frauen mit Melodie und die Männer mit Sprechgesang. Das Resultat war eine Konzeptvariante von «Schwule Mädchen» (Song vom Coveralbum 2013), in welchem die Frauen leidendes Gejaule darstellten und die Männer dem Sänger mit den Worten "schwule Mädchen, schwule Mädchen!“ hart nachgeredeten. An der Stelle ein Kompliment an das Publikum!

Setliste: «Intro» - «Blitzkreuz» - «Dieses Lied macht betroffen», «Schwule Mädchen», «Lass mich gehen», «Porn from Spain» - «Kojot U.G.L.Y.» - «Sommer, Liebe, Kokain» - «Kind im Nebel» - «Schrei nach Liebe» - «Porn from Spain 2».

Es war sehr schwer, das Konzert von Callejon zu verlassen. So kam ich ziemlich spät nach unten in Komplex Klub und konnte nicht mehr so nah an die Bühne kommen, auf der Breakdown Of Sanity ihren Auftritt schon begonnen hatte. Viel zu viele Menschen versammelten sich in den engen Durchgängen zwischen dem Bartresen und den Wänden. Der Sound von Breakdown Of Sanity ähnelt ein bisschen demjenigen von Meshuggah. Ausserdem bekommt man einen grossen Haufen an Breakdowns zum Hören. Thermonukleare Mischung - nicht wahr?! Ausserdem konnte man auch aus der Ferne die Kraft des Gebrülls von Sänger Carlo einschätzen. Meiner Meinung nach gab es das aktivste Stagediving und das aggressivste Slamming während dem Auftritt von Breakdown Of Sanity. Ohne Frage ist diese Band einer der Leader, der modernen Extrem-Musikszene der Schweiz.

In der Halle war fast alles schon bereit für den Auftritt von August Burns Red. Das Schaffen dieser Truppe ist wahrscheinlich der höchste Punkt der Spitzfindigkeit im Metalcore. Ihre mutige Mischung aus verschiedenen modernen Musikrichtungen (Post, Avantgarde, Screamo), verleiht ihrem Schaffen etwas Interessantes und Vielfältiges. Deswegen langweilt sich niemand auf ihren Konzerten. August Burns Red war vor kurzem auch in der Schweiz und trat auf derselben Bühne des Komplex 457 auf. Obwohl ihnen weniger Zeit zur Verfügung stand spielten sie hier dieselbe Anzahl Songs wie damals. Man konnte die Zeitvorgaben einhalten, indem der Bandleader weniger mit dem Publikum sprach und es kein Drumsolo gab. Die Jungs spielten die besten Tracks von ihren Alben. Die in die Setliste eingefügten Songs «Meddler» und «Black Burner» gelten dabei als Perlen des früheren Schaffens. Diesmal war die Bühnenaufteilung anders gestaltet und ich konnte dadurch die tolle Arbeit von Matt Greiner, dem Gruppengründer, Trommler und Rhythmusmeister sehen.

Setliste: «Internal Cannon» - «Cutting The Ties»- «Poor Millionaire» - «Marianas Trench» - «Meddler» - «Division» - «Composure» - «Black Burner» - «Empire» - «White Washed».

Nun kam While She Sleeps auf die Bühne im Klub. Die Band hatte sich dazu entschieden, ihren Auftritt mit dem neusten Song «Death Toll» anzufangen. Sie beeindruckte mich sehr mit ihrem progressiven Hardcore. Der schlanke Brüller war besonders anziehend und weckte das Publikum auf. Nach „While She Sleeps“ zog DJ Forside die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich und danach die gute und bekannte Schweizer Hardcore Band Your Demise.

Oben in der Halle warteten derzeit schon viele auf den Headliner Heaven Shall Burn. Das wie bei einem mittelalterlichen Turnier feierliche Intro, verwandelte sich später in das bekannte Werk „The Omen“. Im April dieses Jahres hatte die Band das neue Album “Veto” herausgegeben, welches von der Presse begeistert aufgenommen wurde. Die Songauswahl in der Setliste war dann aber ziemlich unerwartet. Sie wurde mehrmals durch verschiedene Intros aus allen Alben unterbrochen. Kurz gesagt, die Band liess sich vom neuen Album nicht aufhalten und spielte Songs aus allen Alben. Im Laufe des Konzertes bewunderte ich mehr und mehr, wie meisterhaft Maik Weichert, der Gitarrist und Hauptkomponist der Gruppe, Death Metal Riffs mit der modernen Musik vermischen konnte. Der Sänger Marcus Bischoff erhob so ein expressives Mordgeschrei, dass er beinahe seine Gitarristen unterdrücken konnte. Es war sehr laut und das ist gut, genau so soll es auf dem Loudfest sein!

Setliste: «Intro» - «The Omen» - «Voice Of The Voiceless» - «Land of the Upright Ones» - «Counterweight» - «Behind a Wall Of Silence» - «Combat» - «Whatever It May Take» - «Intro» - «Godiva» - «The Weapon They Fear» - «The 7th Cross» - «Intro» - «Of No Avail» - «Endzeit» - «Black Tears» (Edge of Sanity Cover) - «Forlon Skies» - «Trespassing The Shores of your World»