Livereview: Krokus - Charing Cross
2. Juni 2005, Luzern ABCMixx
By Rockslave
Die Ursprünge des Schweizer Rock-Urgesteins reichen mittlerweile gegen drei Dekaden zurück und vor einem Vierteljahrhundert wurde dem Schweizer Volk mit "Metal Rendez-Vous" ein Stück Musikgeschichte geschenkt, das ewig andauern wird. Der Name Krokus steht nebst der Bezeichnung für die schöne Frühlingsblume aber auch für zahlreiche "Ups and downs" im Verlauf der Karriere, vor allem was die unzähligen Besetzungswechsel angeht. Als "absoluter Höhepunkt" dieser Tatsache ist mit dem kürzlichen Ausstieg von Gitarrist und Songwriter-As Fernando "Fern" von Arb nun auch noch das letzte Gründungsmitglied von Bord gegangen. In diesem Zusammenhang wurde in den letzten Wochen viel darüber gesagt und massig geschrieben. Dass es hierzu zwei Lager (an Meinungen) gibt, versteht sich von selber. Als Nachfolger wurde mit dem zuletzt bei Gotthard nicht mehr glücklich agierenden Mandy Meyer nicht einfach irgendwer zu Krokus geholt (zumal Mandy schon mal kurz mit dabei war), sondern die einzig richtige Wahl getroffen. Zweiflern dieser Konstellation wurde heute Abend zum ersten Mal die Gelegenheit geboten, sich vom Gegenteil zu überzeugen. Meine Wenigkeit war diesbezüglich ohne grosse Vorstellungen (gemäss dem Motto "schaun' mer mol") nach Luzern gepilgert und sollte es nicht bereuen!

Charing Cross
Das letzte Mal, dass ich Charing Cross auf einer Bühne gesehen habe, ist schon eine ganze Weile her und müsste im Badener "Löschwasserbecken" gewesen sein. Davor spielten sie als einer der Supports von U.D.O gleicherorts auch noch in der alten und legendären Halle 36. Viel Substanzielles blieb davon allerdings nicht hängen, ausser dass der (die?) damalige(n?) Sänger ziemlich durchschnittlich war(en) und die Band so bestimmt nicht weiterbringen konnte(n). Mit dem neuen Frontgaul Peter Hochuli wurde nun jedoch klar ein Schritt nach vorne gemacht. Das zeigte sich bereits beim knackigen Opener "Back for attack", der ordentlich abrockte. Das Publikum stellte sich relativ rasch auf die Band ein, die sich ihrerseits von der guten Stimmung anstecken liess und einen soliden Gig spielte. Die Songs, vier davon von der neuen CD, mögen ja etwas einfach strukturiert sein, aber die Kick-Ass Attitüde kam voll rüber und die Fans hatten sichtlich ihren Spass daran. Die Sprung in die Oberliga scheint für Charing Cross allerdings noch nicht in Reichweite zu liegen, aber der laute Applaus deutete an, dass der heutige Auftritt eindeutig mehr als "nur ok" war!

Set-Liste: "Back for attack", "Vanished", "Final day", "Rumble", "Palace of fate", "Judgement day", "Shadow", "Goin' down", "Voices", "Wild honey", "Hell on wheels".

Krokus
Keine Ahnung, wie viele Male ich die Schweizer Rock-Band Nr. 1 in den letzten Jahren schon gesehen habe, aber dieser Abend war speziell, denn erstmals präsentierte sich die Truppe mir und den anwesenden Fans ohne Fernando von Arb. Nach Bekanntgabe seines Ausstiegs quoll das offizielle Forum auf der Krokus-Page völlig über. Kaum einer glaubte daran, dass Krokus ohne "Fern" funktionieren würden, aber genau das wurde von Seiten der verbliebenen Band-Members selbstsicher verkündet. Der zahlreiche Publikums-Aufmarsch gab dieser Konstellation Recht und als der Set mit "Nightwolf" startete, sprang der Funke bereits nach kurzer Zeit auf die hungrige Meute über. Klar musste man sich optisch zuerst an Mandy Meyer gewöhnen, aber der liess einfach seine 6-saitige Axt für sich sprechen, die in der Folge auch "Eat the rich" und "Longstick goes boom" ziemlich "crunchy" interpretierte. Der Sound kam fett und transparent zugleich und ein Hit jagte darauf den anderen. Dabei konnte man unter anderem klar erkennen, dass die ganze Band sichtlich Spass an ihrem Auftritt hatte. Mandy riss unablässig Grimassen, wand sich bei den Soli und liess die Haare fliegen. Beim Anfang von "Screaming..." wurde gar etwas Slide-Guitar gespielt. Alles Dinge, die selbst bei den alten Schoten für echtes Aufsehen sorgten. Nach einer kurzen Anwärmphase gebärdete sich der Mob vor der Bühne immer lauter und wilder. Auf Seite der Set-Liste stach neben "Easy rocker" vor allem natürlich "Headhunter" hervor, ein Klassiker, den man in den letzten Jahren nie mehr zu hören gekriegt hatte. Marc Storace schien ebenfalls einen guten Tag erwischt zu haben und sang echt stark! Mit einer furiosen Version des BTO-Smasher's "Stayed awake all night" ging die Feuertaufe von Mandy schliesslich würdig zu Ende und der geneigte Besucher wie Leser fragte sich vielleicht, wie denn das Ganze am bevorstehenden BYH!!!-Festival in Balingen rüberkommen würde? Antwort: Einfach hingehen und das ohnehin kultige Programm geniessen!

Set-Liste: "Nightwolf", "Eat the rich", "Long stick goes boom", "Fire", "Tokyo nights", "American woman", "Heatstrokes", "Bad boys, rag dolls", "Screaming in the night", "Easy rocker", "Mad world", "Rock city", "R'n'R tonight", "Headhunter", "Bedside Radio", "Rock the block" & "Stayed awake all night".