Livereview: Kirk - Excentric
09. November 2003, Galery Pratteln
By Rockslave

Ein Konzertabend an einem Sonntag sollte schon was hergeben, wenn man dafür die gute warme Stube verlässt. Die Ausgangslage präsentierte sich für mich interessant, da ich einerseits grosse Stücke auf das neue Album von Kirk halte und mir der erfolgreiche Werdegang von Excentric, den Baselbieter Nu Rockern, persönlich am Herzen liegt. So machte ich mich also frohgemut auf die Socken und bretterte nach Pratteln runter. Mich nahm dabei noch Wunder, wie sich Kirk im Gegensatz zu CD-Taufe am gleichen Ort (25.4.03) präsentieren würden, zumal ja ein neuer Sänger angekündigt war. Da ich meine Ankunft auf den Spielbeginn von Excentric als zweite Band des Abends ausgerichtet hatte, waren die Opener Granit gerade am Verstauen ihres Equipments. Deshalb beschränkt sich mein Bericht nur auf zwei, anstatt drei Bands.

 
Excentric
Als ich ins Galery reinmarschierte, begrüsste ich erst mal die Jungs, wobei mir Pivi (b, v) gleich, mit seinem Instrument in der Hand, entgegen kam. Kurz darauf standen die Youngsters schon auf der Bühne und legten vor ziemlich magerer Kulisse mit "Lady m@il" los, das Beethoven's "Für Elise" beinhaltete, bevor es mit Thin Lizzy's "Whiskey in the jar" eigentlich erst richtig losging. Der Sound klang von Anfang an recht gut und "They", der erste Titel der neuen CD "Imprisoned", kam recht fett daher. Bei "Crossing the ocean" zeigte es sich einmal mehr, dass der mehrstimmige Gesang ein wesentliches Element der Band verkörpert. Dazu kommt die abgeklärte und saubere Performance als Solche, die mit Boris (g) und Pivi (b, v) die wildere Seite markiert, während Chris seine Qualitäten vor allem im sauberen Gitarrenspiel hat. Dazu tritt Drummer Raff, der "Pamir-Rocker", mit seinen kräftigen Beats mächtig Arsch. Das Publikum wuchs in der Zwischenzeit nicht sonderlich an und trotzdem forderte Pivi ein paar Leute auf, weiter nach vorne zur Bühne zu kommen. Nach "Your prison", einem weiteren CD-Titel folgte ein "Instrumental", das mit einem satten Funky-Groove aufwartete und einfach geil klang. Was Cover-Versionen angeht, so kommt es oft, dass eine Band ihren Helden eher schlecht, denn recht huldigen kann. Nicht so bei Excentric, wo man bei "A tout le monde" stets denkt, dass es glatt ein eigenes Stück sein könnte, sich danach aber belehren lassen und die Credits bei Megadeth ansiedeln muss. "Metallica's "Sad but true" durfte darauf auch zu den geeigneteren Stücken gezählt werden, das in der Baselbieter Version durchaus bestehen konnte, auch wenn Pivi's Gesang hier ein paar wenige "Störgeräusche" aufwies. Mit "Can't stand you" legten Excentric noch einmal ein paar Briketts nach und unterstrichen damit deutlich, dass hier Nu Rock mit Schmackes und nicht trendy Nu Metal zelebriert wird. "Neverlasting" beschloss dann ein weiteres gutes Konzert dieser aufstrebenden, jungen Band, die (vor allem vor mehr Fans!) noch zu weit mehr fähig scheint!
 
Set-Liste: "Lady m@il", "Whiskey in the jar", "They", "My sacrifice", "Crossing the ocean", "Under a spell", "Your prison", "Instrumental", "Wake me", "A tout le monde", "Sad but true", "Can't stand you", "Guardian angel", "Neverlasting".
 
Kirk
Nach den überaus guten Reaktionen auf die starke Debüt-CD "The final dance", einschliesslich der Chart-Entry in Japan bei den Importen (!), war ich gespannt, was mich heute Abend erwarten würde. In den letzten Wochen war zu erfahren, dass Sänger Tommy Rauch, der die CD eingesungen hat, bereits nicht mehr zum aktuellen Line-Up gehört. Da gute Vokalakrobaten, besonders in der Schweiz und in diesem Genre (Melodic Rock/Metal) sowieso, eher zur selteneren Spezies gehören, galt mein Interesse dem Nachfolger und wie sich dieser würde behaupten können. Der optische Unterschied war zu Beginn gleich mal offensichtlich und die ersten paar Strophen und Refrains des Openers "Ashes" klangen derweil für meine Ohren schon mal etwas gewöhnungsbedürftig, da die Stimme von Neuzugang Adi Studer einen ganz anderen Timbre hat, der mehr in Richtung erdigen Rock'n'Roll, als Melodic Metal tendiert. Bei "Shattered dreams" streikte dann erst mal die PA. Die Panne konnte jedoch bald behoben werden, was aber den eher matschigen Sound vorerst nicht besser machte. Mit "Vampire breakfast" punktete der neue Shouter erstmals und deutete damit an, was in ihm steckt. Die etwas übermotivierten Mic-Ständer-Air-Guitar-Einlagen wollten allerdings nicht so ins Gesamtbild passen. Gitarrist Sammy Lasagni war an diesem Abend zudem auch noch mit einem Handicap in Form von Halswirbelschmerzen "gesegnet", was ein agiles Spiel leider ziemlich eindämmte. Trotzdem gab er alles und lieferte jede Menge scharfer Licks und Riffs. Mit der Cover-Version von Queensryche's "The mission" beschritt man darauf "gefährliches Terrain" und prompt war das Resultat für meine Begriffe eher lau. Besonders die oberen Regionen, in denen Geoff Tate "zu Hause" ist, liessen bei Adi Einiges zu wünschen übrig. Im weiteren Verlauf des Konzertes fielen die anhaltenden Mic-Ständer Einlagen langsam aber sicher aus dem Rahmen und die häufigen "O.k. - let's go - c'mon!"-Ansagen wirkten ein wenig aufgesetzt. Gut, es war das erste öffentliche Konzert mit Adi Studer, aber gerade deswegen hätte man diesen Auftritt womöglich anders angehen müssen. Dass bei der Band-Vorstellung Keyboarder Bruno Berger einfach "vergessen" wurde, war wohl mehr Ausdruck von Nervosität, als Absicht. Sicher nicht die Welt, aber wenigstens wurde das nach dem Instrumental nachgeholt. Der Titeltrack gelang etwas besser und auch der Gesamtsound hatte sich inzwischen regeneriert. "Shelter me" profitierte deutlich davon, während "Sell your soul", mein persönlicher Fave, dagegen eher grauslig klang. Da waren leider absolut keine Emotionen, die hier sonst auf der CD vermittelt werden, spürbar. Im Zugabenteil wagte man sich dann in meinen Augen mit Sava's "Edge of thorns" noch weiter auf's Glatteis hinaus..., brrrr!! Eine halbwegs gelungene Version von "Center of the universe" beendete schliesslich ein unter dem Strich für mich enttäuschendes Konzert. Die New Member-Situation zeigte auch bei dieser Band deutlich auf, dass gewisse Dinge erst noch reifen müssen, um sich voll entfalten zu können. Auf Adi Studer, der gewiss keine schlechte Stimme hat, wartet eine nahrhafte Aufgabe, will er sich künftig bei Kirk behaupten und zu überzeugen wissen. Wenn der heutige Abend als Standortbestimmung mit Blick in die Zukunft betrachtet wird, dann kann man ja über ein paar Sachen hinwegsehen. Ich hoffe aber, dass sich die Band bald wieder als gestärktes Komplettpaket präsentiert, denn die Songs besitzen bereits das nötige Potenzial.
 
Set- Liste: "Ashes", "Shattered dreams", "Part time lover", "Vampire breakfast", "The mission", "Tears", "Like a thunderstorm", "Amberdawn", "The final dance", "Shelter me", "Sell your soul", "Edge of thorns", "Center of the universe".