Livereview: Killer - Fernando von Arb Band
7. Dezember 2005, Alpenrock House Zürich
By Rockslave
Seit dem legendären Reunion-Konzert vom 27. April 2002 im (noch alten) Kofmehl in Solothurn sind mittlerweile wieder mehr als drei Jahre vergangen. Schon damals fragten sich einige Fans, ob es das nun endgültig gewesen sei. Das schien es dann auch, bis ich (und ein paar andere natürlich auch...) heuer gegen Ende September ein überraschendes Mail erhielt, das sich so ankündigte: Krawommm...!!! Jetzt ist's passiert...!!! KILLER sind zurück...!! - Aha, dachte ich..., der liebe Crown kann es also immer noch nicht lassen und wegen einer allfälligen Rentenaufbesserung tut er das sicher nicht. Dass dabei nicht das ganze Ur-Line-Up wieder an den Start geht, verwundert indes nicht unbedingt, aber mit Jan van Crow kam (für Many Maurer) der Mann in die Band zurück, der damals den ausgestiegenen Crown ersetzte und auf den Alben Nummer Drei ("Stronger than ever" - 1983) und Vier ("Young blood" - 1984) dessen Guitar-Parts übernahm. Ein paar Jahre später (1998) zockten Crown und Jan noch bei Mad News zusammen. Weiter kamen jetzt (für Brain Kofmehl) neu Bassist Dave Gugelot (Ex-China, Ex-Tempesta) dazu und (für Ali Allemann) Drummer Mich Müller (Ex-De Luxe, Ex-4U, Ex-Doubleheart und Ex-Morgenstern, bei denen unter anderem auch der Killer Frontmann Mark Broman mal mitträllerte). Dieser wild gewordene Haufen, der nun neu dem Credo "Rheumapflaster, Kukident und Viagra" (statt "Sex, Drugs & R'n'R") frönt, ist also wieder gewillt, das Biest zurück auf die Bühne zu bringen und wieder zum Leben zu erwecken. Der Fokus der livehaftigen Aktivitäten liegt im kommenden Jahr, aber das Alpenrock House feierte noch vor Weihnachten Bescherung und machte sich das Geschenk dabei gleich selber: Killer back on stage, so here we go!

Fernando von Arb Band
Bevor es soweit war, eröffnete der Ex-Krokus Gitarrist mit seiner neuen Band (unter anderem ist da Ex-Mines Bassistin Emi Kiossovska mit von der Partie, die zuletzt ja bei Unchain in die Saiten haute) den Abend im Alpenrock House, das, in ein dezentes Winterkleid gehüllt, eine umwerfende Kulisse bot. Während gut fünfzig Minuten wurde feinste Cover-Kost von diversen Interpreten geboten, die Musikgeschichte geschrieben haben. Dazu gehören unter anderem Steppenwolf, ZZ-Top, Chuck Berry oder Neil Young, um nur einen kleinen Teil davon zu erwähnen. Das Ganze wurde grundsätzlich locker flockig vorgetragen, obwohl Blickfang Emi sich immer wieder mal, Grimassen schneidend, lässig in Pose warf und für entsprechende Bewegung auf der Bühne sorgte. Diese übertrug dann allerdings eher dezent auf die paar Leutchen, die sich vor der Bühne (stehend) eingefunden hatten. Der Rest der Besucher verteilte sich ringsum an den massigen Tischen, von wo man aus einen ebenso guten Ausblick auf die Bühne hatte. Wer nun dachte, dass vielleicht gegen Schluss noch der eine oder andere Krokus-Track vorgetragen werden könnte, lag falsch, aber das störte offenbar niemand, da kein einziger "Krokus-Krokus" Sprechchor ertönte. Covers zu spielen ist ansich eine unterhaltende Angelegenheit und für Profis nicht so anstrengend, aber falls sich die Band in dieser Besetzung halten kann und mal mit eigenen Songs aus dieser Stilecke antanzt, wird es mit Sicherheit noch viel interessanter, einem der grössten Schweizer Rockmusiker auch "alleine" zu lauschen.

Set-Liste: "Magic carpet", "Texas strut", "Teenage wedding", "Hoochie coochie man", "Stages", "Summertime Blues", "Rockin' in the free world", "After midnight", "Girls watching", "Jailhouse Rock", "Johnnie B. Goode".

Killer
Vor dem Konzert hielt ich noch ein Schwätzchen mit Bassist Dave und Chef-Streifenhörnchen Crown ab, der (wie ich!), man glaubt es kaum, heute Abend ebenfalls und überhaupt seine persönliche Premiere im Alpenrock House feiern konnte! Unglaublich, aber wahr..., doch besser spät als nie lautete da die gemeinsame Devise. Dann kam unvermittelt die Managerin an unseren Tisch und lotste den Chef flugs zu einem Interview weg. Welcome back in the business Herr Kocher! Das Interesse der anwesenden Medien (auch SF-Swiss Music Night Moderator Dani Beck war zum Beispiel zugegen) schien allerdings grösser zu sein, als das des Publikums, denn meinen Nachforschungen zu Folge waren längst keine hundert Leute gekommen. Da muss man sich dann schon (abermals) fragen, wohin das noch führen wird. Das C4 in Islikon kann davon aktuell auch ein Liedchen singen. Das haut aber keinen echten Rocker wirklich aus den Socken und so legten Killer mit "Get up, get down" und "Come along" gleich einen überzeugenden Doppelschlag als Auftakt hin. Die Band wirkte in der neuen Besetzung kompakt und routiniert zugleich, keine Spur von verstaubten Musikern, höchstens etwas angejahrt. Die Songs stammten von den ersten drei Alben und hatten somit alle über zwei Dekaden auf dem Buckel. Gleiches galt für die Stimme von Mark Broman, dessen "Kettensäge-Vocals" zwar nicht mehr ganz so hochtourig wie früher daher kamen, aber stets gut geölt und deshalb immer noch top sind. Das galt auch für die ausnahmslos alten Schoten, die dargeboten wurden. An Classics mangelte es ja eh nicht, ob diese jetzt "Passport", "Ladykiller" oder "Crazy Daisy" hiessen. Die Stimmung unter den Anwesenden entwickelte sich zunehmend in eine ganz ansprechende Richtung und ermöglichte schliesslich ein paar respektable Sing-a-longs. Zum Schluss gab es mit "Lick it up" von Kiss eine (weitere) Cover-Version, die der erarbeiteten Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Insgesamt durfte man den 75-minütigen Auftritt als ziemlich gut bezeichnen, auch wenn der Kult-Faktor des Reunion- Gigs fehlte und es, mindestens für meine Begriffe, viel zu wenig laut war. Das "brätschte" (zu deutsch: krachte) früher halt schon eine ganze Ecke geiler. Nichtsdestotrotz wäre es schön, wenn sich nächstes Jahr ein paar Nasen mehr an den bevorstehenden Konzerten zeigen würden, denn wer sich diese Schweizer Kult-Combo jetzt entgehen lässt, wird womöglich nie erfahren, respektive selber erleben, wer es (nebst Krokus) unter günstigeren Voraussetzungen durchaus auch hätte schaffen können. Bei Crown Kocher und seinen Mannen besteht jedoch kaum Gefahr, die Realität falsch einzuschätzen und deshalb glaubt man es ihnen, wenn es hierbei vor allem um eine Sache geht: Abrocken, dass die Wände wackeln! In diesem Sinne sage ich als "Midnight highway driver" zur "Killer lady": Hey Crazy Daisy", "Break my chains", "Take me, shake me..." and "Don't sell your soul"!

Set-Liste: "Get up, get down", "Come along", "Out on the frontline", "Passport", "On the rocks", "Crazy Daisy", "Break my chains", "Midnight highway rider", "Killer lady", "Never touch a tiger", "Ladykiller", "Take me, shake me...", "Sell your soul", "Lick it up".