Livereview: Irrwisch - CD Taufe
18. Mai 2002   Bienkensaal, Oensingen SO
By Rockslave

Solche Anlässe zählen unbestritten zu den Highlights eines jeden Musikerlebens. Endlich kann man nach monatelangem Schuften im Proberaum und im Studio auf die Bühne und den Fans das neue Material vorstellen. Dies alles in der Hoffnung, dass das Gebotene beim Publikum auch ankommt. Irrwisch, die von vielen längst totgeglaubt oder -geschrieben wurden, sind wieder da. Das letzte Album "Chestwood", eigentlich das Baby des Kopfs und Schreiberduos der Band, Chris und Steff Bürgi, kam vor sechs Jahren heraus.

Somit war die immer noch zahlreiche Fangemeinde gespannt, wie sich die neuen Tracks anhören, nachdem man im Rahmen der Konzertreihe "Konzertante Rockmusik" feststellen konnte, dass die Band immer noch viele begeisterte Anhänger hat. An die 900 Leute quetschten sich in den gestuhlten Bienkensaal und sahen zuerst eine äusserst spartanisch aufgebaute Bühne. Als sich der Vorhang mit einsetzendem Intro langsam öffnete, war es mit der Ruhe vorbei und ein eindrücklicher Event nahm seinen Anfang. Mit begeistertem Applaus wurden Irrwisch vom Publikum begrüsst. Nachdem jeder seine Position auf der Bühne inne hatte, folgte gleich ein Highlight des neuen Albums, nämlich "Fata morgana". Dieser tolle Song mit progressiver Attitüde verkörpert alles, was man als alter Fan seit Jahren kennt und schätzen gelernt hat. Das folgende Instrumental "Panta Rhei" gefällt mir live noch besser als auf der CD. Nach einem (improvisierten) Percussion-Teil folgen drei weitere neue Songs: "Can't get enough", ein echter Groover, "Cinderella" und mein zweiter Album-Favorit "Like a rainbow". Zum Bühnenbild gehörten zwei grosse Leinwände, wo immer wieder digitale Bildspielereien passend zur Musik abgespielt wurden. Zusammen mit dem Trockeneis entstanden fast surreale Welten, die eigentlich nur durch einen offenbar zu schwachen Rechner beeinträchtigt wurden, da die Bildfolgen oft ruckelten.

Das müsste heutzutage eigentlich nicht mehr vorkommen. Die Ansagerin des Abends, die manchmal besser etwas weniger hätte sprechen sollen, vollzog nun das Ritual der CD-Taufe. Begleitet von Kerzen, die für jedes bisher veröffentlichte Album galten, wurde die CD in einer Art kleiner Krippe drinsteckend überreicht und vom Publikum laut beklatscht. Der zweite Teil des Konzertes entführte den Zuhörer in die seligen 80-er und unsterbliche Klassiker folgten Schlag auf Schlag: "Living in a fools paradise", "Dark veiling town", "In search of/Bolero", "Straight from the heart" (neuer Song!) und "Wanna share my tenderness". Die Stimmung im Saal war inzwischen grandios und steigerte sich kontinuierlich. Von Sitzen konnte nicht mehr die Rede sein. Irrwisch, die noch jede Menge (alte) Songs mehr hätten spielen können, entschieden sich für die Jahrhundert-Ballade "First time", gefolgt von "Escape now" und "No more than I can say". Letztere zwei Stücke haben schon etliche Jährchen auf dem Buckel und trotzdem nichts von ihrer Schönheit eingebüsst haben! Den Abschluss läuteten die erste Singleauskopplung und der Titeltrack "Time will tell" ein, bevor ein weiterer Heuler aus vergangenen Zeiten nochmals für Stimmung sorgte: "Queen of fire". Last, but not least folgte eine moderne Version von "Bad news", die beim ersten Anhören nicht viel gemeinsam mit dem Original hatte, aber durchaus überzeugen konnte. Dies galt für die ganze Performance während dieses eindrücklichen Abends. Die ganze Band ihrerseits war ob der Reaktionen im Saal sichtlich beeindruckt und bedankte sich herzlich. Irrwisch are back und das tut auch uns gut! Weitere Infos findet ihr auf der neuen Homepage www.irrwisch.ch