Livereview: Iced Earth - Annihilator - Turisas
15. Oktober 2007, Pratteln Z7
By Rockslave (Rsl), Maiya (Mya) & Yannick (Yan) - All Pics by Maiya
Turisas
Wenn man mit Iced Earth auftreten muss oder darf, ist es irgendwie logisch, dass man als noch relativ junge Pagan Metal Band nicht besonders viel Spielzeit bekommt, aber 25 Minuten sind aus meiner Sicht eine bodenlose Frechheit, vor allem weil etliche Besucher nur wegen Turisas gekommen waren. Dies einmal vorneweg. Zum Auftritt an sich gibt es nicht viel zu sagen, denn die Band kam, sah, spielte und siegte. Das Publikum klatschte, sang, tobte und kriegte sich nicht mehr ein. "Battle Metal", "To Holmgard And Beyond", "Rasputin" und noch ein paar wenige Songs mehr wurden den tanzwütigen Zuschauern geboten. Wunderbare Folksmusik, gepaart mit Soundtrack-Anleihen und einem kleinen Schuss Power Metal. Dieses Rezept wirkt wohl Wunder, denn in der Pagan-Szene sind Turisas nicht mehr wegzudenken und gehören bereits nach zwei Alben zu den beliebtesten Bands im Genre. Wenn man aber ihre Auftritte miterlebt, dann weiss man auch warum die Finnen einen solchen Erfolg feiern können. Es ist nicht bloss ein Auftritt, es wird viel mehr geboten, Dramatik, Theater und Show. Leider wurde uns in Pratteln nur ein minimaler Teil der sonst so unterhaltsamen Turisas-Show geboten. Trotzdem waren Turisas genial und haben Lust auf mehr gemacht. (Yan)

Annihilator
Obwohl mich Turisas insgesamt nicht wirklich vom Hocker hauen, respektive gehauen haben, wurde das relativ zahlreich erschienene Publikum optimal angeheizt. So war es denn für Jeff Waters & Co. ein Leichtes, den Faden wieder aufzunehmen. Die kanadische Thrash-Ikone (nun ja..., es ist ja eigentlich nur noch der Chef übrig, aber das reicht hier völlig!) hat in den letzten Jahren trotz ständig wechselndem Line-Up laufend gute Alben raus gebracht und gehört zwingend zur wiedererstarkten Szene. In Sachen Technik gibt es zudem nicht viele Gitarristen, die mit Master Waters mithalten können. Dies ist gerade das richtige Stichwort, also Gitarre, denn auch Sänger Dave Padden kam mit umgeschnallter Klampfe auf die Bühne, sodass ich mich am Anfang ernsthaft fragte, wo denn der Sänger abgeblieben ist! Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass in der Mitte der Bühne gar kein Mikro stand. Während Jeff links spielte, war Dave auf der rechten Seite (immer in Blickrichtung Bühne) postiert. Somit hatte man kaum das Gefühl, dass diese Band einen Leadsänger hat. Nichtsdestotrotz legten Annihilator nach dem Intro (vom Horror-Classic "Der Exorzist") volle Kanne mit "King Of The Kill" (von Jeff gesungen) los. Ein Hammer von einem Opener, der einem gleich mächtig in den Unterleib trat. Danach folgten mit "Operation Annihilation" und dem Opener "Clown Parade" zwei Tracks vom neuen Album "Metal", ehe der Rest der leider viel zu kurzen 45 Minuten als Support zur grossen Freude nur noch aus Sound-Granaten der guten alten Zeit bestand. Der Sound war gut, die Spielfreude gross und Dave Padden's Gesang wie das Gitarrenspiel klangen neben dem von Jeff Waters erstaunlich hochklassig. Meine Wenigkeit drehte beim Debüt-Juwel "W.T.Y.D" ("Welcome To Your Death") und auch "Phantasmagoria" vollends durch. Die Wirbelsäule sollte es später danken, aber einmal aufgewärmt, konnten für das obilgate "Allison In Hell" zum Schluss letzte Reserven abgerufen werden. Viel zu schnell war dieser einmal mehr geniale Auftritt zu Ende und es bleibt schwer zu hoffen, dass uns die Canucks baldmöglichst wieder und dann aber mit einer fetten Headliner-Tour beglücken werden! Die Energie, die in diesen Songs drin steckt, sucht einfach seines Gleichen und zudem liess sich die Band schon bald nach dem Konzert in der Halle blicken und erfüllte jeden Autogramm- und Foto-Wunsch mit Freude und Aufmerksamkeit. Jeff Waters war und ist seit je her ein sehr bodenständiger Kerl, der genau weiss, wer für den Erfolg seiner Band verantwortlich ist. Please come back soon! (Rsl)

Setlist: "Intro" - "King Of The Kill" - "Operation Annihilation" - "Clown Parade" - "Set The World On Fire" - "W.T.Y.D" - "Neverland" - "Phantasmagoria" -- "Allison In Hell".

Iced Earth
Eines stand von Beginn an fest: Tim Owens würde hier und heute leichtes Spiel haben. Wie man vor der Show den Gesprächen der Fans entnehmen konnte, waren einige äusserst gespannt, wie der Ripper all die Songs meistern würde, die man in der alten Besetzung mit Matt Barlow lieben gelernt hatte. Auf der Bühne wurde es dunkler und im Hintergrund prangte riesengross das Cover des aktuellen Albums "Framing Armageddon". Brent Smedley begann sachte auf das Schlagzeug einzudreschen, und dann erschien der Rest der Band auf der Bühne. Erhaben wie Könige standen sie da und schienen erst einmal mit enorm coolen Mienen das Publikum abzuchecken. Tim Owens machte zunächst einen etwas unsicheren Eindruck, doch sobald die ersten Rufe "Ripper, Ripper!" ertönten, konnte er sich ein zufriedenes Grinsen nicht mehr verkneifen. Mit hoch erhobenen Armen genoss er die Sympathie des Publikums, während zur Einstimmung "Overture" lief, das Intro der aktuellen CD. Mit "Something Wicked Pt.1" schlug sprichwörtlich der Blitz ein, und die Show konnte beginnen! Zunächst wurden fünf Stücke des aktuellen Albums "Framing Armageddon" abgefeuert, bevor man sich mit "Burning Times" etwas Älterem widmete. Die vorderen paar Reihen gingen voll ab, und brauchten nicht mal animiert zu werden. Mit jedem weiteren Song schlossen sich mehr und mehr Leute dieser umwerfenden Metal-Party an, sprangen herum und sangen mit. Was nun alle interessieren wird, die nicht am Konzert mit dabei sein konnten: Wie war denn der Ripper? Meine Freunde und Bekannten werden es mir nicht abnehmen, aber er war verdammt gut! Sicher passierte es hin und wieder, dass er einen Ton nicht traf oder nicht halten konnte, aber mal ehrlich, welchem Sänger passiert das denn nicht? Ich habe meine ehemals schlechte Meinung über das Line-Up mit Tim Owens revidiert. Mittlerweile erkenne ich, dass mit ihm zu hart umgegangen wurde, ausserdem achtet man bei ihm viel mehr auf Patzer, als das bei anderen Sängern der Fall ist. Matt Barlow ist gegangen, weg, Geschichte! Also hört mit dem Jammern auf und gebt diesem hervorragenden Sänger eine Chance, immerhin war er Euch für Judas Priest ja auch gut genug. Die ultimative stimmliche Prüfung kam ganz klar bei "Melancholy", einem der wohl beliebtesten Songs. Hier vergriff er sich zwar ein wenig auf der Tonleiter, aber auch Matt Barlow brachte diesen Song nicht immer 1:1 wie ab CD rüber. Von meiner Warte aus gesehen hat er (Tim) die Prüfung also bestanden. Die grösste Überraschung kam gleich danach mit "My Own Savior", als die Riffs nur so auf das Publikum los hämmerten, und Tim Owens stimmlich in diesen Kanonendonner einfiel. Einmal wollte er wohl sein Lungenvolumen unter Beweis stellen und kreischte voll drauf los. Er hielt es zwar bemerkenswert lange aus, rief damit aber recht unterschiedliche Reaktionen im Publikum hervor. Während die meisten Fans ihm begeistert zujubelten, mussten nicht näher beschrieben werden wollende Männer sich vor Schmerzen an die Nüsse greifen. Anyway, es war eine super Show. Tim Owens rocks, und nun können meine Bekannten auch gleich zu den Telefonen greifen und mich ungläubig anrufen: Tim rockt trotzdem, ausserdem ist er sehr freundlich. Tut mir ja leid, aber im Fotograben fiel ein Ripper'scher Schweisstropfen auf meinen Unterarm, ich bin infiziert! Iced Earth brauchen sich wirklich nicht hinter dem Busch zu verstecken, auch wenn das aktuelle Album nicht gerade den Erwartungen entspricht. Live dagegen hörten sich die neuen Songs sich wirklich gut an, und alles in allem bekam man mit neunzehn Songs einen guten Querschnitt von sieben Alben zu hören, davon sieben Stücke von "Framing Armageddon". (Mya)

Setlist: "Overture (Intro)" - "Something Wicked Pt.1" - "Invasion (Intro)" - "Motivation Of Man" - "Setian Massacre" - "Bell Intro" - "Burning Times" - "Declaration Day" - "Violate" - "Vengeance Is Mine" - "A Charge To Keep" - "Stormrider" - "Dracula," - "The Hunter" - "Tenthousand Strong" - "Hold At All Costs" - "High Water Mark" -- "Melancholy" - "My Own Savior" - "Iced Earth".