Livereview: Heaven Shall Burn - Parkway Drive - Northlane - Carnifex

09. Dezember 2014, Zürich - Volkshaus
By Natalia N.
 
Am 9. Dezember fand im Volkshaus eine Veranstaltung statt, die auf jeden Fall ungewöhnlich wirkte. Erstens ist das schöpferische Tandem der Headlinerbands – die Deutschen Heaven Shall Burn und die Australier Parkway Drive - vollkommen überraschend. Die Gruppen stellen sehr unterschiedliche Richtungen der härteren Musik dar und die Tatsache, dass sie gemeinsam auftreten, macht eh jeden neugierig. Aber als ich mich auf den Weg zum Konzert begab, konnte ich mir nicht vorstellen, WIE ungewöhnlich ihre Zusammenkunft sein würde. Zudem muss man hervor heben, dass die Vorgruppen auch sehr interessant waren, denn sie stehen schon seit Langem im Herzen der Fans dieses Metal-Genres. So wurde das Abend von Carnifex aus Kalifornien und der supertechnischen Gruppe Northlane aus Australien eröffnet.


Carnifex

Das Konzert begann sehr früh. Kurz vor sieben Uhr erschienen Carnifex auf der Bühne. Dieses Jahr erfreute die Band ihre Fans mit dem neuen Album „Die Without Hope“, das noch einmal auf das Streben der Band nach einer maximal boshaften und extremen Deathcore Musik-produktion hinweist. Zweifellos lohnt es sich, diese vielfältigen und sehr extremen Gesänge von Oberkreischer Scott Lewis live anzuhören. Es ertönte bald brutales Gegrunze, dann normales Growling und harsche Vocals. Ausserdem hat die Band den neuen Gitarristen Jordan Lockrey in ihren Reihen, der sich ziemlich gut eingefügt hat. Aber ehrlich gesagt war der Sound in der Halle nicht so gut, irgendwie "klanglos", und besonders schwer fiel dies dem Sänger Scott Lewis. Ich glaube, er hat es nur deswegen hingekriegt, weil er ein ausser-gewöhnliches Stilmittel als Sänger besitzt.


Northlane
Was man leider über den Frontmann Marcus Bridgeiley der zweiten Vorgruppe Northlane nicht sagen konnte. Man spürte deutlich, dass seine Sängerkarriere kürzlich angefangen hatte (2014 verliess der vorherige Sänger Adrian Fitipaldes die Band). Die Gruppe begann ihren Auftritt um Viertel nach sieben und dauerte sehr kurz – bloss eine halbe Stunde, aber ich hörte keine lebhaften Gesangsparts von Marcus. Es ist nun schwer zu beurteilen, ob es an seinen Fähigkeiten oder an der schlechten Tontechnik lag. Im Übrigen schenkte ich meine Aufmerksamkeit der tollen Instrumentalabteilung und der Performance. Ein hohes Lob verdiente der Gitarrist Jon Deiley, der in einem weissen Sweater und mit schwarzer Gitarre auf die Bühne kam. Er ist ein Meister seiner Arbeit und besitzt eine eigene Spielmanier! Im Grunde genommen hat die Band gutes melodisches Material, das sich ganz leicht einprägt. Deswegen machte sie trotz der schwachen Gesangsleistung einen guten Eindruck auf mich.


Parkway Drive & Heaven Shall Burn
Nachdem die Musiker die Bühne verlassen hatten, begann eine ziemlich lange Pause, während der man die Bühne völlig umbaute. Nachdem alles fertig war, riss man den Vorhang herunter und wir bekamen eine prächtige Ausstattung zu sehen. Vor unseren Augen bauten sich postapokalyptische Landschaften auf: Berge aus technisch-anthropogenem Müll, Reifen, Fässer, zerbrochene Scheinwerfer, Gelumpe und dergleichen. Weit im Hintergrund sah man zwei Schlagzeuge: rechts mit zwei Basstrommeln und links mit einer. Der Auftritt von Heaven Shall Burn begann mit einem grossen Knall, nachdem der Raum durch zahlreiche Papierstreifen erfüllt wurde. Und danach fingen die beiden Death Metal Basstrommeln mit Vollleistung an zu arbeiten. Sänger Marcus Bischoff begrüsste das Publikum mit einer ziemlich langen Rede. Ich muss schon zugeben, dass dieses Konzert bestimmt interessanter war, als eine gewöhnliche ‚Tour zur Unterstützung des letzten Albums‘ sein konnte. Heaven Shall Burn erlaubten es sich mit „Voice Of The Voiceless“ vom Album „Antigone“ von 2004 anzufangen. Die ersten vierzig Minuten wurdem die Zuhörer in derbes Material der alten europäischen Death Metal Schule à la Bolt Thrower eingehüllt. Plötzlich kündigte Marcus an, dass die Band gleich ein Cover von ihren Freunden von Parkway Drive spielen würde!

Gleich danach hörte man die ersten Riffs, und ich erkannte mit Mühe „Unrest“. Nach diesem Cover verliessen die Musiker Heaven Shall Burn die Bühne, und fast gleichzeitig erschienen Parkway Drive ohne Umbaupause. Das Konzert setzte sich gleich ohne Verzögerung fort. Nun stellte ich fest, dass die Mikrofone ausgezeichnet funktionierten – man hörte alles! Nach einer halben Stunde waren die Jungs aus Parkway Drive an der Reihe, ein Cover von Heaven Shall Burn zu spielen. Dafür wählten sie das berühmte „The Weapon They Fear“ aus. Sänger Winston McCall lud Heaven Shall Burn wieder auf die Bühne ein. Und diese liessen nicht lange auf sich warten, sodass ein Sturm des Beifalls den Saal in Beschlag nahm. Meiner Meinung nach ist diese Band in der Schweiz populärer als Parkway Drive, obwohl es im Saal bestimmt auch Fans von Parkway Drive hatte.

Heaven Shall Burn spielten ihr zweites Set. Zu diesem Zeitpunkt herrschte im Konzertsaal schon der totale Wahnsinn und es bereitete den Security-Leuten viel Mühe, die Bühne ordentlich abzuschirmen. Divende Fans sah man da und dort im Gedränge. Heaven Shall Burn spielten noch dreissig Minuten, und nun kamen abermals die Australier von Parkway Drive. Im zweiten Teil des Auftrittes redete der Sänger Winston McCall sehr viel und organisierte einen Circlepit in der Halle. Er bedankte sich sehr beim Publikum und betonte die Tatsache, dass alle Anwesenden an einem einmaligen Konzert – des gemeinsamen Auftrittes der beiden Bands - teilnahmen! Und es war wirklich so. Zumindest ist es mir nicht mehr bewusst, dass ich je schon so einen tollen, harmonischen Übergang von einer Band zur anderen gesehen hätte. Es bleibt für mich ein Rätsel, wie man es von technischer Seite ermöglichte. Aber ich kann sagen, dass es mir gefiel. Mich lockte es an, dass man so verschiedene Musik so virtuos, pausenlos in Non-Stopp-Regime hören und wechseln konnte, als ob man die Lieder im Player mit dem Finger umschaltete, und die Coveridee war echt klasse! Im Grossen und Ganzen war es den Bands gelungen, die Zuhörer in gutem Sinne zu überraschen.