Livereview: Guns N' Roses - The Quireboys

27. Juni 2012, Basel - St. Jakobshalle
By Rockslave
Eigentlich musste ich zuerst meinen inneren Schweinehund zumindest etwas überwinden, bevor ich mich definitiv entschied, nach Basel ans Konzert der Gunners zu gehen. Nicht dass mir das Konzert im September 2010 in Zürich missfallen hätte, im Gegenteil! Musikalisch gesehen war ich sogar positiv überrascht, aber letztlich sollte das Ganze eigentlich nicht (mehr) unter der alten Fahne weiter verfolgt werden. Guns n' Roses auf ihrem Zenit waren (körperlich) primär mal am Arsch, aber die Wirkung auf ihre Fans und die Umwelt phänomenal. Die Energie, die von der Band ausging, war nicht zu bändigen und ihre Konzerte gehörten klar zur Champions League der gesamten Szene. Nach dem Split blieb allerdings nicht mehr viel bis rein gar nichts mehr davon übrig und bis die aktuelle Langrille «Chinese Democracy» 2008 dann endlich mal das Licht der Welt erblickte, war eine gefühlte Ewigkeit vergangen. Slash und Duff McKagan schoben derweil ihre Solo-Karrieren an, während man von Axl lange Zeit nur Wirres zu hören bekam. Seit dem Album-Release und zur 8-köpfigen Hydra angewachsen, ist die Band Guns n' Roses jedoch wieder fleissig und weltweit unterwegs. Im Vorfeld war zu vernehmen, dass Herr Rose auf der laufenden Tour einige Top-Shows abgeliefert hatte und das weckte mein Interesse schliesslich entscheidend. The Quireboys als Support waren für das mitunter sehr junge Publikum nicht gerade die erste Wahl, aber wer Spike und seine Mannen mal live gesehen hat, weiss um die Stärken der Briten.

The Quireboys

Der vorgesehene Zeitplan war an sich eingehalten worden und alle, sprich die ganze Fotographen-Meute, war vor Ort und bereit. Doch oh weh..., die Support-Band stieg frühzeitig, das heisst etwa fast zwanzig Minuten früher auf die Bühne, und so platzte man halt mitten ins Konzert rein. Immerhin durften wir im Fotograben über die gesamte Distanz der an sich standardmässigen drei Songs gehen. Frontmann Spike wirkte erstaunlich frisch und nuckelte mehrfach an einer Wasserflasche herum! Ob schon vor oder dann sicher danach noch der sonst übliche Rotwein kredenzt wurde, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Das gilt auch für die gespielten Songs, da mir diese nicht wirklich geläufig sind und setlist.fm für einmal keine Angaben enthielt. Tatsache ist aber, dass das letzte Studioalbum «Halfpenny Dancer» schon etwa drei Jahre alt ist und man somit nicht wirklich was zu promoten hatte. Das britische Quintett kümmerte das jedoch herzlich wenig und spielte deshalb locker vom Hocker auf. Die Songs kamen flüssig wie kompakt daher und klangen nie zu hart. Dafür variierte die Lautstärke je nach Standort und hinterliess die Empfehlung für das Tragen von Ohrstöpseln. Da The Quireboys heute Abend in Basel den Status "Special Guest" inne hatten, dürften sie etwas länger spielen, sprich rund 45 Minuten, was ihnen auf jeden Fall zustand. Das Publikum applaudierte zwar immer schön am Ende der Songs, aber man merkte schon, dass sich kaum einer wirklich für die erste Band des Abends interessierte. Insgesamt war es jedoch ein blitzsauberer Auftritt und vor dem richtigen Publikum, selbst in Balingen vor beinharten Metalheads, vermögen The Quireboys noch alleweil einen fetzigen Gig runter zu reissen.

Guns n' Roses
Die zentrale Frage schwebte schon den ganzen Abend über dem Anlass, nämlich mit wie viel Verspätung der Herr der Rosen sich wohl diesmal auf die Bühne bequemen würde! Auf der Tour in Kanada und zwar im berühmten "Air Canada Center" in Toronto, mussten die Fans geschlagene zwei Stunden (!) auf den Zampano warten, bis es endlich los ging. So verschob sich das Ende des Konzertes folglich in einen Bereich hinein, wo sich ein Grossteil der Halle verkehrsbedingt längst vom Acker gemacht hatte. Doch oh Wunder, in Basel kam es anders, denn die Uhr zeigte noch nicht mal ganz 21.00 Uhr, als das Intro gestartet wurde! Man musste wirklich da sein, um es glauben zu können und tatsächlich, die Show fing überpünktlich mit dem Opener «Splitting The Atom» an. Liessen einen zuvor The Quireboys im fototechnisch normalen Rahmen gewähren, so waren die Auflagen für Guns n' Roses nichts als eine Farce! Das von wegen vom Mischpult aus fotographieren ging ja gerade noch, weil es ja zuvor schon bekannt war, aber dass wir dann, in zwei Gruppen aufgeteilt, nur für gerade eineinhalb Songs zugelassen wurden, ist einfach nur lachhaft und bedarf keines weiteren Kommentars. Die Show entwickelte sich derweil prächtig, was bei der leckeren Setliste ja auch kein Wunder war. Die insgesamt drei Gitarristen Ron Thal, DJ Ashba und Richard Fortus erzeugten ein breite und fette Gitarrenwand, die von der Rhythmus-Truppe um Tommy Stinson (b) und Frank Ferrer (d) mit noch mehr Druck versorgt wurde. Den Tastenanteil machten schliesslich Dizzy Reed (als noch einziger Kumpel von Axl aus früheren Zeiten) und Chris Pitman (der unter anderem auch Songs von «Chinese Democracy» geschrieben hat) unter sich aus. Optisch gab das Ganze auch ordentlich was her und dank den grossen Leinwänden sahen auch die sich zuhinterst befindenden Leute, was vorne auf der Bühne los war. Die Stimmung war gut und hielt sich natürlich vor allem bei den alten, bekannten Songs auf dem entsprechenden Level.

Was aber wirklich erstaunlich war und mit der Dauer des Konzertes nie nachliess, war die Gesangsstimme von Axl W. Rose. War diese ganz zu Beginn so zu sagen noch nicht ganz warm, legte sie laufend zu und hielt bis zum Schluss ohne Hänger durch! Obwohl schon von der laufenden Tour mit solchen Facts konfrontiert, überraschte die Leistung des exzentrischen Sängers ohne Wenn und Aber. Um dem zeitlichen Ende der Show an dieser Stelle vorzugreifen..., wir sprechen hier von über drei Stunden (!) Spielzeit!! Dies muss ja offensichtlich nicht immer nur Bruce Springsteen vorbehalten sein. Angesichts dieser Tatsache müsste ja eigentlich alles in Butter gewesen sein. Dies war freilich für einen guten Teil des ziemlich jungen Publikums, versetzt mit etlichen Grufties wie mir, schon so. Dass die Show letztlich mit einer vergleichsweise deutlichen Überlänge aufwartete, hatte jedoch schon seine Gründe, denn diverse Solo-Blöcke einzelner Musiker, inklusive Gesang (Fortus, Stinson, Reed) zogen den Set entsprechend in die Länge. Dies geschah wenigstens in einer Art und Weise, die gerade noch tolerierbar war, das Absacken der Stimmung jeweils aber nicht verhindern konnte. Diese wurde dann aber mit einem Smasher wie «Sweet Child O' Mine» umgehend wieder aufgebaut. Spätestens da bringe ich jedoch meine persönliche Kritik dahin gehend an, dass die Song zwar allesamt mit ordentlich Schmiss und technisch ohne Fehl und Tadel vorgetragen wurden, aber das was die Gunners früher ausmachte wie der ganze Hype halt, war nicht zu mehr spüren. Sinnbildlich übermannte mich dann ob der Konzertlänge eine bleierne Müdigkeit, die meine Augendeckel zwischenzeitlich auf Halbmast gehen liess. Wie dem auch sei, unter dem Strich kam die Sache auf jeden Fall besser daher als erwartet, aber ein drittes Mal (ohne allfällig neues Material) werde ich mir die aktuellen Guns n' Roses definitiv nicht mehr antun. Slash und Myles Kennedy vermögen da mehr der alten Vibes zu verströmen und wer beim Konzert im X-Tra vor zwei Jahren dabei war, weiss, wovon ich spreche.

Setliste: «Intro/Splitting The Atom, Massive Attack song)» - «Chinese Democracy» - «Welcome To The Jungle» - «It's So Easy» - «Mr. Brownstone» - «Sorry» - «Rocket Queen» - «Estranged» - «Better» - «Guitar Solo Richard Fortus» - «Live And Let Die (Paul McCartney & Wings cover)» - «This I Love» - «Shackler's Revenge» - «Motivation (Tommy Stinson Song with Tommy Stinson on lead vocals, with band introductions)» - «Piano Solo Dizzy Reed (Baba O' Riley)» - «Street Of Dreams» - «You Could Be Mine» - «Guitar Solo DJ Ashba (Ballad Of Death)» - «Sweet Child O' Mine» - «Another Brick In The Wall Part 2 (Pink Floyd Cover with Axl on piano)» - «Piano Solo Axl Rose (Goodbye Yellow Brick Road/… more)» - «November Rain» - «Glad To Be Here (Bumblefoot Cover, Bumblefoot on lead vocals)» - «Don't Cry» - «Civil War» - «Knockin' On Heaven's Door (Bob Dylan Cover)» - «Nightrain» - «Encore: Jam» - «Madagascar» - «Dead Flowers (The Rolling Stones Cover)» - «Used To Love Her» - «Jam» - «Patience» - «Jam» - «Paradise City» - «My Way (Outro, Frank Sinatra song)».