Livereview: Fear Factory - Sybreed
7. Juli 2004  AbaRt Zürich
By R.K.
Totgesagte länger leben, dies wissen wir ja nicht erst seit dem Film "Dawn of the Dead". Bester Beweis dafür ist die Cyber-Death-Trash-Industrial Metal Kapelle namens Fear Factory. Eine Band, die sich wie Phoenix aus der Asche erhob und mit Archetype eine neue Dampfwalze auf uns Unschuldiger nieder dreschen lies. Die Jungs wurden sehr kurzfristig im Abart angekündigt, was mich doch sehr erfreute, da ich noch nie an einer Liveperformance von FF teilhaben durfte. Als Fundament für die Angstfabrik wurden Sybreed geladen. Sybreed ist eine Schweizer Cyber Metal Combo, die soweit mir zugetragen wurde, einst unter dem Namen Rain agiert hatte. Erste positive Höreindrücke konnte ich bereits im Vorfeld sammeln, da zwei Songs als MP3 Download über ihre Homepage frei verfügbar sind.

Somit war ich sehr gespannt was denn da auf mich zukommen würde, als ich zum Abart pilgerte.
Erstaunlicherweise war die Schlange vor der Kasse sehr klein, sodass Christoph "El Muerte" und ich sehr schnell ins innere des Clubs gelangten. Die Bar war zwar gut besetzt, aber sonst hatte man doch noch sehr viel Raum um einem herum und es war kein Problem gleich in vorderste Front der Bühne zu gelangen.

Kurze Zeit später erschienen dann Sybreed und legten auch gleich mit dem Opener „Decoy" los. Naja wie es so ist in den kleineren Clubs, die ich ja eigentlich sehr mag.... Vorteil: Die Atmosphäre ist viel „familiärer", man steht ganz nahe bei den Akteuren und irgendwie ist es doch viel lockerer und freundlicher als in den grossen Hallen. Nachteil: Die Soundqualität und Akustik lässt denn meist etwas zu wünschen übrig. Mit dem kämpfte auch Sybreed. So tönte der Sound meist sehr nach Brei, die Riffs waren nicht immer so messerscharf wie in den mp3s zu hören und die eingespielten Samples waren auch nicht immer klar auszumachen. Doch die vier Jungs legten trotzdem eine tolle Leistung hin und präsentierten dem Publikum Sieben Energie geladene Songs, die Appetit auf mehr machen. Sie brachten es sogar dazu, dass zu ihrem Sound einige ihre Lockenpracht durch die Lüfte schweben liessen, was doch auch ein positives Zeichen ist, da meist die Support Bands von den Fans vielfach nicht allzu viel Beachtung geschenkt bekommen. So denke ich, dass Sybreed sicher das Interesse einiger Anwesender geweckt haben. Leider habe ich fast keine Hintergrundinformationen zu der Band, ausser dass das neue Album „Slave Design" im Kasten und ein Plattenvertrag unter Dach und Fach ist....freuen wir uns.

Set-Liste Sybreed: "Decoy", "ReEvolution", "Red pill", "Next day", "Machine gun", "Rusted", "Bioactive"

Nach der Umbaupause erschienen dann die Mannen der Angstfabrik auf den Brettern. In meinem
Rücken war die Menge merklich angewachsen und sie lechzte nach einer Dröhnung hartem Sound. Sie wurden gleich voll bedient..."Slave Labor" peitschte als Opener hernieder, gefolgt von „Cyberwaste". Der Startschuss für Gepoge, Gemoshe und Herumgehüpfe war gefallen. Es war kaum möglich ein anständiges Foto zu knipsen, da ständig alles in Bewegung war...die Fans, die Band und die Luft... ja die Luft wurde in immer höhere Temperaturen getrieben. Das Abart kochte und konnte wohl den „Award" für die lauteste Sauna an diesem Abend für sich gewinnen. Nach den ersten vier Songs, vom Schweiss durchnässt, zog ich mich von der Front in die hinteren Reihen zurück. Auch hier merkte man deutlich, dass Fear Factory den Leuten Freude bereitete. Natürlich standen einige in typisch schweizerischer Zurückhaltung herum, jedoch sah man bei den meisten wie ihre Körper den Rhythmen zu „Shock" und „Edgecrusher" nicht entkommen konnten. Vor der Bühne war die Hölle los und man sah wie der erste getragen von Händen über die Köpfe der Masse wanderte. Mit „Dog Day Sunrise" brach die Stimmung etwas ein. Ich dachte nicht, dass dieser Song kommt, da ich ihn mal nett ausgedrückt für sehr schwach halte. Mir persönlich wäre „Scapegoat" lieber gewesen, aber ja man kann ja nicht alles haben. Die Stimmung zog danach wieder an und erreichte wohl mit „Archetype" ihren Höhepunkt... die Mitsinghymne schlechthin an diesem Abend.."open your eyes"!! Auf „Martyr" folgte dann das obligate „Replica", was gleichzeitig das Ende der schweisstreibenden Songs einläutete. „Human Shields" und „Timelessness" bildeten den Abschluss des Sets, welcher erstaunlicherweise ohne Hitzetote ausging. Der Gig machte den Anwesenden sichtlich Spass, was die Hauptsache war, jedoch ganz ohne Mängel lief das ganze nicht ab. Die Soundqualität war auch bei Fear Factory nicht über alles erhaben und besonders Burten C. Bell hatte sichtlich Mühe mit den cleanen Gesangs-Passagen in praktisch allen Songs. Zudem waren die Samples von dem eigens mitgebrachten Tastenmann teilweise nur schwer auszumachen. Die Show war am halb Zwölf zu ende, sprich 75 Minuten Fear Factory, war einfach zu wenig, wenn man die Fülle der Hits der Jungs berücksichtigt. Da wäre die eine oder andere Zugabe sicherlich noch drin gewesen. Was mir speziell fehlte, war diese „chirurgisch, saubere, maschinelle Kälte", welche besonders von Demanufacture ausgeht. Dieses spezielle Fear Factory Feeling kam live einfach zu wenig zur Geltung. Vielleicht lag es ja auch an der Hitze, welche sich unausweichlich um jeden Körper in Abart legte und festklammerte bis zum Schluss. Aber Freude machte es alle weil und zeigte, dass auch die Angstfabrik „nur" aus Menschen besteht.

Set-Liste Fear Factory: "Slave Labor", "Cyberwaste", "Demanufacture", "Zero signal", "Shock", "Edgecrusher", "Scumgrief", "Dog day sunrise", "Pisschrist", "Resurrection", "Archtype", "Drones", "School", "Martyr", "Replica", "Human shields", "Timelessness"