Livereview: Excentric
Dorffest Thürnen, 15.8.03
by Rockslave

Nach dem Interview Ende Februar war es abzusehen, dass ich die talentierte Band aus dem Baselbiet auch mal live sehen wollte, um miterleben zu können, wie sie ihr Material von der mehr als gelungenen Debüt-CD "Imprisoned" auf der Bühne umsetzen würden. Kulisse für diesen Event war das Dorffest in Thürnen, das man anlässlich der 900-Jahrfeier (!) abhielt. Im Festzelt, wo später eine Berner Truppe namens Tornados (wow!) für Stimmung sorgen sollte, traf ich Boris (g), Pivi (b) und seine Freundin auf dem Tanzboden neben dem bereits stehenden Bühnenaufbau der "Headliner" an, wie sie noch die letzten Handgriffe an ihrem Equipment vornahmen und das Transparent mit dem Bandlogo aufhängten. Wie es sich als Newcomer-Band gehört, wird halt Vieles noch selber erledigt. Das relativ grosse Festzelt war zu dieser Zeit noch nicht besonders bevölkert. Oma und Opa assen noch eine Bratwurst und ein Kleinkind plärrte voll drauf los. Je eher der Moment des Konzertbeginns um 20.30 Uhr aber näherrückte, fanden sich mehr und mehr Freunde und KollegenInnen der Band ein. Auch ein paar "echte" Maniacs in ansprechender Kleidung gesellten sich dazu. Als die Band die Bühne enterte und das Konzert mit dem Thin Lizzy-Klassiker "Whiskey in the jar" eröffnete, war es vorbei mit der beschaulichen Ruhe und dem Geplapper im Festzelt, denn ab jetzt wurde eine Stunde lang gerockt, mit Excentric..., live on stage!

Der erste Applaus fiel zu meinem Erstaunen (und dem der Band) mehr als freundlich aus. Das hätte ich an so einem Ort nicht unbedingt erwartet. Der Sound war akzeptabel, obwohl die Gitarren etwas zu leise waren. Trotzdem haute "They" von der neuen CD voll rein und die Jungs waren schon bald alle schweissgebadet, da es ordentlich warm im Festzelt wurde. Nach "My sacrifice", das etwas ruhiger daherkam, folgten mit "Street of life/Under a spell" zwei ältere Songs. Das anschliessende "Your prison" zeigte deutlich auf, wie sich die Band inzwischen weiterentwickelt hat. Die mehrstimmigen Passagen fand ich klasse und würde das gar als eines der Markenzeichen von Excentric bezeichnen. Eher unüblich folgte nun ein Instrumental, das aber irgendwie gut passte und sehr tight rüberkam. Vor allem der Drum-Sound von Raff hörte sich hier mordsmässig satt an. Die Snare kam hammerhart rüber! Das allgemeine Bild der Bühne mit einem einseitig weissen und stehenden Licht von links her sah dagegen zwar nicht gerade professionell aus, aber diesen Kompromiss musste man an dieser Stätte einfach eingehen. Wichtig war ja eh die Musik und mit "Wake me" bekam das Publikum einen neuen Song vorgestellt, der an das letzte Material erinnerte und den Pivi mit beeindruckenden Vocals ausschmückte. "Can't stand you", auch ein Track von "Imprisoned", bretterte voll nach vorne los und in der ersten Reihe flogen die Matten. Die nächsten zwei Cover-Versionen hatten es dann in sich. Während "A tout le monde" von Megadeth der Band erstaunlich gut zu Gesicht stand, holten die inzwischen klitschnassen Jungs mit Metallica's "Sad but true" (fast) das Letzte aus sich und dem immer besser reagierenden Publikum heraus. Cool der Ausflug von Pivi in die erste Reihe, um spielend (!) mitzubangen. So was geht halt nur an einem Dorffest. Das schien sich auch Chris gesagt zu haben, der während dem Konzert zwei Mal von der Bühne sprang und mitten unter die Leute ging. Wer nun denkt, dass nur eine Hand voll "verlorener" Metaller für Action unter den Anwesenden sorgte, irrt gewaltig, denn just daneben stand eine ganze Reihe Girlies in adretter Sommerbekleidung, die ihre Haare ebenso heftig kreisen liessen. Der eine männliche Vertreter in der sich umarmenden Kette konnte sich getrost als Hahn im Korb fühlen. Ein Bild für die Götter! "Guardian angel", der zweite neue Song des Abends, gefiel mir danach mit seiner funkigen Attitüde besonders gut. Raff butterte dazu einen fetten Drum-Beat drunter, den man von Mothers Finest her kennt und schätzt. "Neverlasting" beendete das leider viel zu kurze Konzert und ich bin mir sicher, dass Excentric sich noch steigern können. Ich halte daran fest, dass es eines Tages mehrere Höhepunkte im Set geben wird, die aus der eigenen Feder stammen werden. Spätestens dann werden die Covers, wenn überhaupt noch, im Zugabenteil "verschwinden". Daumen hoch für eine aufstrebende junge Band, die noch zu grösseren Taten fähig ist!