Livereview: Eluveitie & Friends 2013

28. Dezember 2013, Frauenfeld (TG) - Festhalle Rüegerholz
By Patricia L. & Alex Allmann


Für die dritte Ausgabe des Eluveitie & Friends haben die Schweizer New Wave Of Folk Metal-Pioniere einmal mehr ein abwechslungsreiches Line-Up zusammengestellt. Nachdem es in den vergangenen Jahren viel Kritik bezüglich der Organisation gehagelt hatte, wurde mit Anyacts diesmal ein anderer Veranstalter ausgewählt – und es sollte sich ausgezahlt haben. Pünktlich um 15.00 gingen die Türen auf, das Publikum konnte in die schön hergerichtete Rüegerholzhalle einströmen und sich ohne lange Wartezeit ein kühles Bier ergattern. Met, Cocktails, frisch gebrauter Kaffee, CDs oder eine Tätowierung mit Eluveitie-Motiven – all dies war an einem der zahlreich vorhandenen Stände zu haben. Aber auch auf der Bühne gab es einiges zu sehen.

Dreamshade
Zu früher Stunde eröffneten die Tessiner von Dreamshade den Reigen. In der vordersten Reihe hatten sich einige ihrer treuen Anhänger postiert, die die Band nun mit viel Herzblut anfeuerten. Den Rest des Publikums schien die Mischung aus Modern Metal und Metalcore der etwas sanfteren Art noch nicht wirklich zu packen. Viel lieber wendete man sich seinen mitgebrachten Kumpels oder der leiblichen Verpflegung zu.

Odroerir >>>
Die Bekanntgabe von Odroerir im Line-Up des diesjährigen Eluveitie & Friens, mag manch einen erstaunt haben. Eluveitie offenbaren mit dieser Wahl ihre nostalgische Ader, schliesslich haben sie zusammen mit dem 1998 gegründeten Nebenprojekt von Menhir-Sänger Fix ihre allererste Tour bestritten. So liess die siebenköpfige Truppe ihre mittelalterlich angehauchten Melodien auf die Besucher los und diese waren in der Zwischenzeit auch bereit, sich zumindest mal etwas zu bewegen. Teilweise hochstehende Instrumental-passagen gehen mit heroischem Gesang einher und sorgten für eine gute Stimmung.

Varg
Als Varg die Bühne betraten, ging es erstmals so richtig zur Sache. ‚Wir sind die Wölfe‘ liess die Halle von Beginn weg beben. Die noch etwas zurückgehaltene Energie beim Auftritt der ersten beiden Bands entlud sich nun mit voller Wucht. Die Setlist wurde mit vielen Klassikern wie ‚Blutaar‘, ‚Wolfskult‘ und ‚Naglfar‘ zusammen-gestellt. Gemessen am Stimmungs-barometer schien das Publikum damit absolut zufrieden zu sein. Die Texte wurden lauthals mit geschrien und die Fäuste in die Höhe gereckt. Zwar bieten die Coburger kaum Innovation mit ihrer Musik, sie wissen aber ganz genau wie man treue Anhänger um sich schart. Mit ‚Guten Tag‘ von der aktuellen, gleichnamigen Scheibe setzen sie nochmals ein gewaltiges Zeichen und entliessen das Publikum in die Arme der beiden Hauptacts.



Die Apokalytischen Reiter
Vorhang auf, hiess es bei den Apokalyptischen Reitern, die sich sogleich daran machten, die Bühne in ihre Einzelteile zu zerlegen. Sie rockten und fegten über die Bühne, als hätte man sie die letzen dreissig Jahre irgendwo ohne Instrumente ausgesetzt. Was für ein Start! Mit Peitschenhieben trieben sie das Publikum an und stellten gleich mal unter Beweis, dass ihre Liveshow etwas vom Besten was man zurzeit für dieses Budget bekommt. Sänger „Fuchs“ glänzte mit seinem gewohnt charismatischen Auftreten und einer unglaublich vielseitigen Stimme. In der Halle herrschten gefühlte 50 Grad und der Hallenboden wurde immer rutschiger, da viele Besucher ihr Getränk lieber verschütten, anstatt sich die Kehle damit zu befeuchten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Abend die eine oder andere Beule forderte. Die Reiter wissen nach Jahren der Livetätigkeit, was die Fans hören wollen und so werden viele Klassiker wie ‚Friede sei mit dir‘, ,Es wird schlimmer‘, oder ,Die Sonne scheint‘ gespielt. Der Doktor scheint sich jüngst lieber mit neuen Instrumenten, als mit Gefährtinnen für seine Spielchen zu befassen. So holte er sich für den ‚Seemann‘, anstelle einer Braut, ein klappriges Akkordeon auf die Bühne. Sämtliche Songs kamen unter dem massiven Einsatz sämtlicher Licht- und Tontechnikelemente gut zum Tragen und vermochten die Massen im wahrsten Sinne des Wortes zu bewegen. Nach drei Zugaben fand die explosive Show einen würdigen Abschluss. Man war gespannt, wie Eluveitie dies noch steigern wollten.

Eluveitie
Die Winterthurer liessen sich nicht lange bitten und dampften mit der Unterstützung von CO2-Jets und Lichteffekten mächtig los. Der Sound dröhnte nochmals ein Stück heftiger aus den Boxen, als bei den vier Bands davor. Es sollte ein spezieller Abend werden, da Meri Tadic ihren letzten Auftritt als Violistin hatte und mit Nicole Ansperger bereits ein topmotivierter Ersatz in den Startlöchern stand. Von der hintersten bis in die vorderste Reihe wurden die Köpfe geschüttelt und Bierbecher im Takt zur Musik gewippt. Der Schweiss drang durch jede Holzritze der Rüegerholz Festhalle. Die von Anna Murphy zusammengestellte Setlist, vermochte mit viel Abwechslung zu überzeugen. Kracher wie ‚Thousandfold‘, und ,Bloodstained Ground‘ kamen genauso zum Einsatz, wie ihre Stimme betonende Titel wie ‚Slania’s Song‘, ‚Alesia‘, und ‚A Rose For Epona‘. Anna wirkte an diesem Abend sehr befreit und meisterte sowohl die cleanen, als auch die geschrienen Stellen großartig. Gegen Ende des regulären Sets wurde Meri für ihre Wahnsinnsleistung geehrt, die sie in den über 600 Shows auf der ganzen Welt gezeigt hatte. Chrigel hatte eine kurze Rede vorbereitet, von Anna wurde ihr ein Strauss mit Rosen überreicht und das Publikum verabschiedete die Violinistin schliesslich mit tosendem Applaus und lauten „Meri-Chören“. Auch von unserer Seite wünschen wir Meri alles Gute für ihre weiteren Projekte.

Bis zur Zugabe musste man warten, bis die neue Geigerin Nicole Ansperger vorgestellt wurde. Mit ihr zusammen spielten Eluveitie den ersten Song vom kommenden Album. ‚From Darkness‘ reiht sich nahtlos in die bisherigen Kompositionen ein. Nicole Anspergers Spiel wirkte dabei elegant und virtuos. Beim grossen Finale standen Meri Tadic und Nicole Ansperger Seite an Seite und gaben bei ‚Inis Mona‘ nochmals Vollgas. Dem Publikum wurde dabei alles abverlangt. Chrigel Glanzmann entliess die Fans mit der Ankündigung auf eine neue Scheibe im 2014 und wünschte den Anhängern ein gutes, neues Jahr!

Die dritte Ausgabe des Eluveitie & Friends war ein voller Erfolg. Insbesondere die perfekte Organisation machte den Abend zu einem tollen Erlebnis für alle Fans, die wie im Falle von drei jungen Herren aus Taiwan, Korea und Japan zum Teil sehr weit angereist kamen.