Livereview: Don Airey (Deep Purple)

27. September 2012, Pratteln - Galery
By Rockslave
Das dritte Solo-Album von Deep Purple Keyboarder Don Airey kam eigentlich bereits im letzten Sommer unter dem Titel «All Out» auf den Markt und nun, ein Jahr danach, beehrte uns der versierte wie vielbeschäftigte Tastenmann im Rahmen eines Club-Konzertes. Gemessen an der langen Liste der Bands und Musiker, die schon in der Galery aufgetreten sind, kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass sich hier längst ein wertvolles Lokal-Kleinod der Schweizer Musikszene etabliert hat. Unweit der Konzertfabrik Z7 fanden sich heute Abend allerdings nur etwa 50 Fans ein, was angesichts des hochkarätigen Lineups schon enttäuschend war. Das letzte Mal spielte Don Airey im Januar 2009 zum Vorgängeralbum «A Light In The Sky» noch drüben und vor etwa viermal mehr Leuten. Nichtsdestotrotz konnte man sich heute Abend auf einen kultigen Auftritt mit Wohnzimmer-Atmosphäre freuen. Das Lineup verzeichnete bei der Rhythm-Section eine Änderung, will heissen es spielten Alex Meadows (b) und Tim Brown (d) anstelle von Laurence Cottle und Clive Bunker. Als Sänger fungierte wiederum Carl Sentance (mit ungewohnt kurzen Haaren) und die Sechssaitige bediente abermals Rob Harris.

Don Airey

Bei den Club-Konzerten in der Galery kommt es noch oft vor, dass es keine Supportband gibt. So war es auch heute Abend und darum dauerte es rund bis 21.15 Uhr, bis sich auf der Bühne endlich was regte. Somit kann sich das Publikum jeweilen vorher in Ruhe nach Lust und Laune verköstigen, um danach quasi gestärkt zur Nachspeise antreten zu können. Wie üblich müssen die Musiker, wenn sie aus dem Backstage-Raum nach vorne kommen, zuerst durch die Leute hindurch schreiten, um auf die Bühne zu gelangen. So geht man miteinander gleich etwas auf Tuchfühlung und gibt seitens Publikum der Freude Ausdruck, dass es nun los geht. In Anbetracht des musikalischen Palmares von Chefkoch Don Airey konnte man zum Vorneherein annehmen, dass der geneigte Fan einige ziemlich bekannte Songs der Rock-Geschichte erleben wird. Mit dem Opener «Spotlight Kid» (Rainbow) bestätigte sich diese Annahme gleich unmittelbar und über ein Viertel der Setliste widmete sich darauf der einen einstigen Wirkungsstätte des Maestros. Da Joe Lynn Turner damals weder bei Rainbow noch bei Deep Purple wirklich eine Glanzleistung ablieferte, fand sich Carl Sentance in dieser Stimmlage bald zurecht und zog sich soweit achtbar aus der Affäre. Weitaus besser geriet danach «People In Your Head», eine an sich lupenreine Purple-Nummer, die von der Hammond-Orgel und den sackstarken Guitar-Soli von Rob Harris getragen wurde. Über «Still Of The Night» und auch das später noch folgende «Is This Love» lege ich meinen persönlichen Mantel des Schweigens. Whitesnake ohne David Coverdale geht meines Erachtens meistens in die Hose.

Erwähnenswert ist dafür das Instrumental «Weiss Heim», ein Studio-Track von Rainbow, der auf der 86er Scheibe «Finyl Vinyl» zu finden ist und damals, also 1981, ein gewisser Don Airey mitveredelt hatte. Die mittlerweile warm gewordenen vier Dutzend Konzert-besucher waren, wie die Band, ebenfalls guter Dinge und applaudierten artig. Etwas ernster wurde es hingegen beim Tribute für Gary Moore (R.I.P.) und Jon Lord (R.I.P.), wo es nebst «Inquisition» von Colosseum II auch zwei Drittel von «Child In Time» zu geniessen gab, wobei Carl hier jeweils nur die ersten zwei Oktaven sang, die aber absolut kraftvoll und sauber! Mehr als gelungen, diesmal mit Gitarrist Rob Harris im Fokus, kam ebenso der Hendrix-Klassiker «Fire» heraus, der sich übrigens auch als Studioversion auf der «All Out»-Scheibe befindet und einmal mehr aufzeigte, wie genial und unsterblich der unerreicht gute Jimi nach wie vor ist und für immer sein wird. Nach weiteren eigenen Kompositionen, darunter das über zehnminütige Epos «Tobruk», schlug nochmals die Stunde des Regenbogens, wo vor allem «All Night Long» die leider viel zu kurze Phase mit Graham Bonnet herauf beschwor. Gleichzeitig zeigt sich dann aber, dass sich die Bereitschaft zum Mitsingen in ziemlich bescheidenem Rahmen hielt, was beim Smasher «Since You Been Gone» als erste Zugabe nur unwesentlich besserte. Dass man aber trotzdem Spass hatte, vermittelte zum Schluss «Black Night» als einer der grössten Hits von Deep Purple, dem man sich nicht entziehen konnte. Ziemlich genau um 23.00 Uhr, respektive nach guten 100 Minuten, ging ein stimmiger Abend zu Ende, der weitgehend hielt, was er versprach.

Setliste: «Spotlight Kid» - «People In Your Head» - «Shooting Star» - «Still Of The Night» - «Weiss Heim» - «The Way I Feel Inside» - «Tribute To Gary Moore And Jon Lord» - «Fire» - «Wrath Of Thor» - «Tobruk» - «Is This Love» - «Over The Rainbow» - «All Night Long» - «Lost In Hollywood» -- «Since You Been Gone» - «Black Night».