Livereview: Deadland Ritual - Felskinn

19. Juni 2019, Pratteln – Z7
By Rockslave
Eben erst am "Sweden Rock" Festival zum ersten Mal überhaupt live erlebt, gastierte die neue Supergroup Deadland Ritual um Geezer Butler (b, Ex-Black Sabbath), Steve Stevens (g, Billy Idol, Ex-Atomic Playboys), Matt Sorum (d, Ex-Guns n' Roses, Ex-The Cult) und Franky Perez (v, Apocalyptica) im Z7 in Pratteln. Eigentlich hätte ich ja am heutigen Abend, zusammen mit Metalrose und Rocknrolla, unsere Live-Radiosendung "Rock Lounge" co-moderiert, aber da einerseits der Auftritt in Sölvesborg (S) mächtig Freude bereitete und es andererseits eher ein seltener Anlass sein dürfte, einen Geezer Butler überhaupt im Z7 geniessen zu können, forderte meine Präsenz am heutigen Abend. Ein spezielles Augenmerk hatte ich dabei auf Frontmann Franky, der mich bisher nicht wirklich überzeugen konnte und dessen Celebrity-Status neben seinen klar berühmteren Kollegen ziemlich blass aussieht. Dies konnte man von Felskinn-Shouter Andy Portmann indes nicht behaupten, wobei wir hier nicht von dessen Berühmtheitsstatus sprechen, sondern die gesanglichen Qualitäten meinen. Der Schweizer Support freute sich wie bolle auf diesen Auftritt und liess in der Tat nichts anbrennen!

Felskinn

Da ich Felskinn seit der Veröffentlichung des sackstarken neuen Albums «Mind Over Matter» noch nicht live habe sehen können, freute ich mich natürlich gleich doppelt auf den heutigen Konzertabend. Was bereits auf der Tonkonserve überzeugte, erhielt nun auf der Bühne den berühmten Tritt in den Arsch, sprich härtemässig wurden noch ein paar Briketts drauf gepackt. Das kam bereits dem Album- wie Konzert-Opener «Close Your Eyes» zugute. Die aktuelle (Tour-) Band mit Martin Rauber an der Leadguitar, Tom Graber (Ex-Crystal Ball) an der zweiten Klampfe, Beat Schaub (Live Wire) am Bass und Ronnie Wolf (Appearance Of Nothing) an den Drums lieferte ihrem Frontmann Andy Portmann ein vollfettes Brett, das dieser mit seinen unnachahmlichen Shouts und Screams grandios veredelte. Mit einer Mischung aus Demut und Freude zugleich legten Felskinn einen ziemlich beherzten Gig hin, der leider zumindest zu Beginn nicht in der Art und Weise gewürdigt wurde, wie das die Innerschweizer Rocker verdient gehabt hätten. Da einerseits halt längst nicht ausverkauft, tummelten sich am Anfang des Sets leider eher wenig Leute vor der Bühne, und das hinterliess angesichts der Qualität des Dargebotenen schon etwas Wehmut. Nichtsdestotrotz liessen es Andy und seine Jungs, die, bis auf Ronnie, überdies noch songdienliche Backing Vocals beisteuerten, unentwegt wie mächtig krachen. Ihre strahlenden Gesichter signalisierten dabei überdeutlich, dass sie ausserordentlich Spass an dem haben, was ihnen die Bühne bietet. Nebst überwiegend Songs von «Mind Over Matter» schlichen sich mit «Sleep Well» und «170105» gleich zwei Songs vom Debüt in den Set, die bestens zum Rest passten. Andy versuchte derweil unermüdlich, das inzwischen etwas zahlreicher anwesende Publikum aus der Reserve zu locken oder noch besser aus der Lethargie heraus zu reissen! Das gelang über die Distanz immer besser und musste quasi auf dem Peak schon fast abrupt beendet werden. Der aufbrandende Schlussapplaus und die Reaktion beim obligaten Band-/Fansfoto liessen aber keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sich Felskinn mit «Mind Over Matter» beeindruckend in der Szene zurück gemeldet haben. Bleibt nun zu hoffen, dass ab 2020 ein paar Festival-Auftritte in Europa drin liegen, denn die Band hat in dieser Konstellation definitiv das Zeug, richtig auf die Tube zu drücken!

Setliste: «Close Your Eyes» - «Pictures In My Dreams» - «Bastards Out» - «Sleep Well» - «Wake Up On Mars» - «Rain Will Fall» - «Mind Over Matter» - «I Hear You Calling» - «170105».


Deadland Ritual
Vor allem in den 70ern und 80ern wurde der Begriff "Supergroup", wenn zitiert, dann meist dahingehend verwendet, sobald die Rede von exzellenten oder charismatischen Musikern innerhalb der jeweiligen Band die Rede war. Also Gruppen wie Yes, Eagles, TOTO, Rush, Pink Floyd, Supertramp und Konsorten. Vertreter der lauteren Fraktion wie Black Sabbath, The Who, Led Zeppelin oder Deep Purple galten eher als "Kult-Bands" ihres Genres, wobei hier natürlich keine genaue Trennlinie gezogen werden kann. In der jüngeren Vergangenheit wird dieser Begriff entsprechend relevant, wenn sich neue Bands aus Musikern formieren, die vorher bereits in bekannten wie berühmten Besetzungen gespielt haben, wie zum Beispiel aktuell The Dead Daisies oder Flying Colors. Mit Deadland Ritual folgt nun eine weitere Combo, die es, wie im Vorwort bereits detailliert beschrieben, wahrlich in sich hat! Geezer Butler, Steve Stevens und Matt Sorum sind allesamt Schwergewichte der Musikszene. An diesem Status muss Frontmann Franky Perez (Apocalyptica) freilich noch arbeiten, wobei alleine der Zeitgeist keine Möglichkeit mehr bietet, hier eines Tages wirklich auf Augenhöhe zu stehen. Nichtsdestotrotz hat man sich bei Deadland Ritual in diesem Line-up konstituiert und wird sich dabei sicherlich einig gewesen sein. Was songmässig mehr oder weniger gespielt wird, war vom "Sweden Rock" Festival her gesetzt, aber ein Hallenkonzert besitzt bekanntlich eine ganz andere Charakteristik. Und das war der springende Punkt oder das hüpfende Komma, um mit diesem Auftritt die wahren Stärken und allfällige Schwächen eruieren zu können. Dass der Anteil an Black Sabbath Songs insgesamt prägend sein wird, war eh zu erwarten, zumindest bevor eines Tages genug eigenes Material vorhanden sein wird. So liess der Opener «Symptom Of The Universe» keinerlei Fragen mehr offen und gebärdete sich so, wie wenn man gleich mit der Türe ins Haus fällt.

Auch wenn Steve Stevens gewiss kein Tony Iommi ist, kam das Ganze, zusammen mit Altmeister Geezer Butler, schon ziemlich fett daher. Franky präsentierte sich derweil frisch und spritzig, obwohl seine Stimmbänder zu Beginn noch nicht auf Betriebstemperatur lagen. Immerhin klang es spürbar besser als noch auf der Sweden Stage. Steve kam da wesentlich schneller auf Touren und spätestens beim Song «Slither» dürfte auch Matt mental wie physisch aber sowas ready gewesen sein. Was die Reaktion des Publikums anging, waren es halt eher die bekannten Songs, die in der Version von Deadland Ritual durchaus ihren Reiz aufweisen. Diesen offenbarte Frontmann Franky spätestens ab dem Zeitpunkt, als er sein Shirt auszog und ein lupenreines Six-Pack präsentierte. Zusammen mit der gesteigerten Qualität des Gesanges ging das Ganze auch optisch auf! Es müssen dafür ja nicht immer die Chippendales herhalten. Die holde Weiblichkeit in den vorderen Reihen bekam auf jeden Fall auch was für das Auge spendiert. Mir war freilich der Gesang ungleich wichtiger, und der war hinten raus schliesslich ganz gut. Bei «Rebel Yell» konnte Steve einmal mehr beweisen, dass nur er den Anfang so spielen kann, um als Zuhörer quasi blind zu wissen, wer hier in die Saiten greift. Mister Stevens war eh gut drauf und spendierte den Fans sein gewohntes Antlitz, vor allem was seine Haarpracht angeht. Das sah zu Billy Idol's Glanzzeiten schon so aus und wurde nur im Michael Jackson Video zu «Dirty Diana» (1988) übertroffen. Und dann war da natürlich noch die wohl hochkarätigste Rhythm-Section mit Geezer und Matt. Besser geht es an dieser Stelle, sprich im Z7 einfach nicht. Ganz gewaltig kam «N.I.B» rüber und auch «War Pigs» als letzter Song liess keine Fragen mehr aufkommen. Und doch sind dieser Band Grenzen gesetzt, die nur durch eigene Songs umschifft werden können. Vor allem die künftige Wahl der Black Sabbath Songs birgt reale Gefahren, denn zum Beispiel «Heaven And Hell» würde definitiv nicht funktionieren. Das heute Abend Gezeigte hielt den grundsätzlichen Erwartungen jedoch stand, und meine persönliche Entscheidung, diesmal dem Konzert anstatt dem Radio den Vorzug zu geben, war zumindest heute Abend goldrichtig!

Setliste: «Symptom Of The Universe (Black Sabbath Cover)» - «Dimas» - «City Of Night» - «Slither (Velvet Revolver Cover)» - «Fade And Disappear» - «Sweet Leaf (Black Sabbath Cover)» - «Walking Into Walls» - «Rebel Yell (Billy Idol Cover)» - «Broken And Bruised» - «N.I.B. (Black Sabbath Cover)» - «Down In Flames» - «War Pigs (Black Sabbath Cover)».