Livereview: D-A-D - The Order

23. Februar 2013, Pratteln - Z7
By Rockslave
Vor fast genau einem Jahr beehrten die Dänen das Z7 letztmals und lieferten damals eine Hammer-Show ab, die sich ja sowas von gewaschen hatte. Da man D-A-D in unseren Breitengraden in der letzten Zeit nicht oft erleben durfte, freute sich Unsereins natürlich zünftig darauf. Das noch mehr, weil mit «Dic.Nii.Lan.Daft.Erd.Ark» von 2011, nach drei Jahren Funkstille, wieder mal eine neue Langrille am Start war. Die Blütezeit fand sich jedoch in den frühen 90ern, wo der von AC/DC und The Cult geprägte Sound mit einem nicht zu überhörenden Western-Touch am hochstehendsten war. Das war mitunter auch der Hauptgrund, warum diese Mucke bei mir mehrheitlich durchfiel, obwohl D-A-D sich im Verlauf der Jahre immer mehr davon entfernten. Das fünfte Studio-Werk «Helpyourselfish» von 1995 griff dann leider den damaligen Zeitgeist der Nach-Nirvana Zeit auf, wo das ganze Rock- und vor allem Metal-Genre völlig darnieder lag. Damit waren D-A-D eigentlich weg vom Fenster und es ist umso erfreulicher, dass die Nordländer die Durststrecke überstanden haben und aktuell so stark wie nie sind. Das trifft mit Sicherheit auch auf „unsere“ The Order zu, die heute Abend Support waren und sich natürlich nicht lumpen liessen.

The Order

Frontmann und Sympathikus Gianni Pontillo mag sich kürzlich bei «The Voice Of Switzerland» vermeintlich schlecht verkauft haben und führt seit einer Weile einen Dauerkurzhaarschnitt spazieren, doch das schmälert seine stimmliche Entfaltung und die Power seiner Hintermannschaft keinesfalls. Obwohl ich mit Sicherheit nicht der einzige verbliebene Pure Inc. Fan bin, so ist dessen Auflösung, vor allem auch wegen Gitarrist und Rampensau Sandro Pellegrini, ein schmerzlicher Verlust für die Schweizer Szene. Mit The Order füllte zumindest Shouter Gianni diese Lücke wieder optimal aus und seit dem Hammer-Debüt «Son Of Armageddon» (2006) ist die Truppe nicht mehr aufzuhalten und gehört livemässig klar zum Besten, was die hiesige Szene hergibt. Trotz laufend guten weiteren Studio-Scheiben sowie dem bei «1986» genialen Schwenk tief in die 80er hinein, bewiesen die Basler, dass sie in der Tat zu den Gralshütern der guten alten Zeit gehören und Neues gekonnt einbringen. Nach vier Alben und der generell guten Ausgangslage liess der grosse Erfolg bisher zwar noch auf sich warten. Vielleicht ist es aber genau der jetzige Zustand, der The Order nach wie vor unwiderstehlich macht. Als Opener eröffnete «Mama, I Love Rock’n’Roll» den heutigen Abend mit ordentlich Schmackes, gefolgt von «Satisfaction». Und genau diese Freude war es, die sich von der bestens gelaunten Band alsbald auch auf das Publikum (knapp 500 Fans) übertrug. Natürlich schlug der Heim-Bonus noch zusätzlich zu Buche, doch das Power-Quartett machte eh keine Gefangenen und zeigte während gut 50 Minuten einen repräsentativen Querschnitt durch alle vier Alben. Zur unbestrittenen Coolness der D-A-D Anheizer gehörte ausserdem, dass das Malheur des unmittelbar aussteigenden Arbeitsgerätes von Gitarrist Bruno Spring ohne grosse Aufregung abgefangen wurde und danach nichts mehr anbrennen konnte. Damit einher ging die Hoffnung, dass wir künftig noch einiges von The Order sehen und vor allem hören werden.

Setliste: «Mama, I Love Rock’n’Roll» - «Satisfaction» - «As One Tonight» - «The Power Of Love» - «Long Live Rock’n’Roll» - «Love Ain’t A Game To Play» - «Sweet Stranger» - «Let The Good Times Roll» - «Son Of Armageddon» - «Damn Hot Chick» - «Bridges Burning» - «Stop Lying In The Name Of Love».


D-A-D
Eigentlich zögerte ich keine Sekunde, als der neuerliche Aufritt von „Danish Dynamite“ im Z7, nämlich D-A-D, angesagt wurde. Die Erinnerung an eines der letztjährigen Jahreshighlights verselbstständigte die Entscheidung und liess nichts anderes als den Gang nach Pratteln zu. Allerdings war gleichzeitig aber auch klar, dass der Headliner nichts bahnbrechend Neues mitbringen würde, ausser vielleicht einem neuen Song?! Nun denn, es dürfte auf jeden Fall nicht wenige Fans in Pratteln gehabt haben, die um das Showtalent von Bassist Stig Pedersen wussten oder zumindest davon gehört hatten. Das Ganze ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Show und inzwischen zum Markenzeichen geworden. So wurde die Hauptgruppe des Abends zunächst mal von der gleichen Anzahl Leute wie im Vorjahr herzlich willkommen geheissen und das liess das Eis zwischen den Fans und der Band gleich so zerbröseln, dass man daraus gleich ein paar hundert Caipirinhas hätte zubereiten können! Diese wären indes auch wirklich willkommen gewesen, denn was die Binzer Saiten-Brothers Jesper und Jacob mit ihren zwei Kollegen abermals veranstalteten, verdient einfach das Prädikat „weltklasse“! Schon der passend betitelte Opener «Isn't That Wild» war Programm und brachte gleich mal hervor, wie die Jungs vor über einem Vierteljahrhundert (!) klangen. Ein guter Teil der Setliste überschnitt sich mit dem letzten Mal, aber bei insgesamt elf Alben besteht die entsprechende Auswahl und schlug sich dann auch in ein paar anderen Songs wie «Rim Of Hell», «Unowned» oder «Black Crickets» nieder. Bei allen/allem stand Bassist Stig Pedersen meist im Vordergrund des Geschehens, der insgesamt fünf Bassmodelle dabei hatte und diese fleissig auswechselte. Neben den beiden Neonlicht-Modellen (rot und blau) stachen wiederum das überdimensionierte Monsterteil und das Cruise Missile Modell speziell heraus. Dazu bewegte sich Stig unaufhörlich auf der ganzen Bühne herum, kletterte immer wieder auf das Drumkit von Laust Sonne hinauf und poste vom Feinsten. Er war sich dann auch nicht zu schade und spielte ab der zweiten Hälfte mit nacktem Oberkörper. Dabei sah man, wie fit der angehende 50er aussah. Gegen Ende der knapp 100 wiederum sehr unterhaltsamen Minuten deckte sich die Setliste mit der vom Vorjahr. Mein persönliches Highlight war wieder und unmissverständlich die akustische Gänsehaut-Ballade «Laugh 'n' A ½» und einen besseren Rausschmeisser wie «It's After Dark» gibt es eigentlich eh nicht. D-A-D boten wiederum grosses Kino und eine würdige Vorstellung, die einem Headliner absolut gerecht wurde. Vielleicht sollte Stig für den nächsten Besuch einen Satz neue Bassgitarren (übrigens Marke Eigenbau!) bereit halten, doch es sind in erster Linie die Musiker selber, die ihre Mucke mit spürbarem Herzblut vortragen und bei aller Show immer authentisch bleiben. Dass letztlich doch kein ganz neuer Song dabei war, schmälerte nichts am positiven Fazit und nährte vielmehr die Freude darauf.


Setliste: «Isn't That Wild» - «Jihad» - «The Road Below Me» - «A New Age Moving In» - «Everything Glows» - «Rim Of Hell» - «Grow Or Pay (long guitar solo in the end) » - «Unowned» - «Black Crickets» - «Last Time In Neverland» - «Monster Philosophy» - «I Want What She's Got (w/ drum solo in the middle) » - «Evil Twin» - «Bad Craziness» -- «Sleeping My Day Away (w/guitar solo)» - «Laugh 'n' A ½» - «It's After Dark».