Livereview: Cheap Thrill - Shameless - Shock ! Hazard

25. April 2014, Uster – Starclub
By Rockslave
 
Cinderella back in Switzerland? Es wäre zu schön um wahr zu sein, nachdem meine letzte Begegnung mit Tom Keifer & Co. bis ans Ende des Jahres 1988 zurück reicht, als die Amis als Support der Scorpions auf deren «Savage Amusement»-Tour im Zürcher Hallenstadion auftraten. Die nächste Chance bot sich bekanntlich anfangs 1991 mit der Headliner-Tour zum Album «Heartbreak Station» (1990), doch der Golfkrieg verhinderte dies leider. Da es nachher wegen Stimmband-Problemen des Frontmannes für das Nachfolge-Album «Still Climbing» bis 1994 dauerte, war der Zapfen vorerst mal ab, da das an sich gar nicht mal so schlechte Teil total floppte und bis heute das letzte offizielle Studio-Album geblieben ist. Erst 2010 und zur Promotion des Live-Albums «Live At The Mohegan Sun» (2009) wurde erstmals wieder europäischer Boden betreten. Letztes Jahr brachte Tom Keifer sein erstes Solo-Album «The Way Life Goes» an den Start, während Sänger Brandon Gibbs und Bassist Eric Brittingham mit Cheap Thrill eine neue Band anschoben. Die Debüt-Scheibe steht zwar noch aus, aber der Besuch im Starclub war natürlich ein Muss! Begleitet wurden sie von den Support-Bands Shameless und Shock ! Hazard.

Shock ! Hazard

Die erste Band des Abends stammte aus Norfolk (UK) und ist ein Trio, bestehend aus Jake (v/g), Dexx (b) und Dom (d). Es war zudem nicht zu übersehen, dass die Jungs recht jung aussahen. Ihre Musik bezeichnen sie simpel als Dirty Rock und definieren den Sound als Mischung zwischen den bluesy Riffs von AC/DC und der Stage-Performance von Mötley Crüe! Dass dem wirklich so ist, zumindest was die Performance anging, sah und hörte man schon von den ersten Klängen an. Obwohl das Platzangebot im Starclub begrenzt ist, war Mainman Jake nicht zu bremsen! Der legte ziemlich ungestüm los und ging ab wie die Feuerwehr. Das Ganze kam allerdings ziemlich rumpelig daher und da von der Lautstärke her halt begrenzt, kam der typische Klampfen-sound von Angus Young nicht so durch, obwohl eine originale Gibson SG Gitarre im Einsatz stand. Nichtsdestotrotz rockte der agile Dreier weiter heftig drauf los und insgesamt waren die Ausflüge des blonden Wuschelkopfs Jake ins Publikum rein und auf den Bartresen drauf dann aber doch zu viel des Guten. Wenn man dereinst mal das Format von zum Beispiel Airbourne hat, ist es ja ok, doch liesse man das Gezapple des Frontmannes bei Shock ! Hazard weg, bliebe einfach eine solide junge Rock’n’Roll Band übrig. Die Briten durften gar eine Dreiviertelstunde lang lärmen und wenn sie die Chose künftig noch etwas mehr auf den Punkt bringen, dann dürfte dem tourfreudigen und initiativen Haufen womöglich weitere Erfolge beschieden sein. Bisher wurden eine Studio- und ein Live-EP veröffentlicht, aber noch ohne Deal. Das könnte sich jedoch bald ändern.

Shameless
Ein anderes Kaliber wurde danach mit Shameless aufgefahren. Ich wunderte mich zuerst noch, warum am Merchstand unübersehbar viel Ware von Tuff rum lag. Des Rätsels Lösung war ganz einfach: Der Leadsänger von Shameless heisst Stevie Rachelle! Allerdings sieht dieser aktuell nicht mehr so aus, wie noch zu den Glanzzeiten des Glam Rocks. Wie auch immer, es geht ja um die Gesangsstimme und die passte bestens. Die Geschichte dieser Band nimmt ihren Anfang allerdings in Deutschland und geht auf Bassist und Gründungsmitglied Alexx Michael zurück. Durch entsprechende Connections über Eric Singer (Ex-Badlands, Kiss und einige mehr) konnte bereits für das Debütalbum «Backstreet Anthems» eine ganze Garde von bekannten Namen ins Studio gelockt werden, darunter Tracii Guns (L.A. Guns), Robert Sweet (Stryper) und eben Stevie Rachelle (Tuff). Letzterer sang dann noch sieben weitere Alben für Shameless ein, auf denen wiederum zahlreiche Guests ihre Beiträge ablieferten. Wie dem auch sei, heute Abend waren aber nicht alle da, denn es fehlte unter anderem Keri Kelli als zweiter Gitarrist an der Seite von B.C. Sleaze und am Drum sass für diese Tour Tommy Wagner, wo sonst Tod T Bur die Stöcke schwingt oder zumindest zuletzt geschwungen hat. Somit waren da also drei Deutsche und ein Amerikaner am Start. Man hörte darauf sofort, dass diese Musiker allesamt Profis sind und so wurde den Besuchern des Starclub eine ganz feine Lektion in Glam Rock erteilt, die sich echt gewaschen hatte. Mir gefiel besonders der bollernde Bass von Alexx, der mich zwischendurch an Billy Sheehan erinnerte. Frontgaul Stevie war voll gut drauf und es war klar, dass nebst eigenem Material auch Songs von Tuff gespielt wurden. Augenfällig war auch das exzellente Drum-Spiel von Tommy, der nebenbei auch über sehr gute Leadvocals verfügt und dies auch mal zum Besten geben konnte. Die Stimmung war top und wurde bei den Zugaben unter anderem mit bekannten Klassikern von Mötley Crüe wie «Dr. Feelgood» und ein paar Fetzen von «Red Hot» hoch gehalten. Auch die zweiten 45 Minuten des Abends boten somit beste Unterhaltung.

Cheap Thrill
Tja…, und nun war die Reihe am Headliner! Bei der Hälfte von Cinderella konnte man eigentlich schon davon ausgehen, dass sicher der eine oder andere Song der glorreichen, aber letztlich viel zu kurzen Zeit der Kultband aus der Umgebung von Philadelphia gespielt wird. Die Vorfreude bei der Ankündigung war auf alle Fälle schon mal ziemlich gross, weil ich Gitarrist Jeff LaBar und Bassist Eric Brittingham bisher jeweils nur von Postern, LPs oder CD-Booklets kannte. Dass die Band Cheap Thrill schliesslich aus der Taufe gehoben wurde, geht neben Eric auf die Kappe von Sänger und Schönling Brandon Gibbs. Jeff kam danach noch dazu und vervollständigte das aktuelle Lineup, das drumtechnisch wie lokalbedingt entweder von Cheney Brannon (Ex-Collective Soul) oder Troy Patrick Farrell (White Lion, Gilby Clarke) abgedeckt wird. Das heisst, heute Abend sass Mr. Farrell hinter den Kesseln. Somit konnte nichts mehr schief gehen und musikalisch bekam man einen Mix der Solo-Songs von Brandon und dem noch kommenden Material von Jeff, plus eben ein paar Cinderella-Classics der Marke «Heart Break Station», «Gypsy Road», «Save Me» oder «Nobody’s Fool» geboten. Hierbei wurden dann aber die Grenzen des sympathischen Sängers im Vergleich zum früheren Tom Keifer schnell hörbar. Das wirkte halt nicht gleich, obwohl die Band dazu absolut sautight aufspielte. Besonders Jeff LaBar hatte sichtlich Freude am Auftritt und schwang unter anderem seine Gitarre mehrmals in Yngwie Malmsteen’scher Manier um seinen Oberkörper. Mit einiger Verwunderung stellte ich zudem fest, wie klein der schmächtige Gitarrist eigentlich ist und wie einen da die Covers, vor allem von Schallplatten, diesbezüglich hinters Licht führen können. Die Grösse hat aber bekanntlich nichts mit den Fähigkeiten eines Musikers zu tun und es war halt schon megageil, in diesem Rahmen immerhin ein paar Songs von Cinderella lauschen zu können. Die Stimmung war gar noch etwas besser als zuvor bei Shamless und die schmissige Version des Golden Earring Hits «Radar Love» (mit Guest Stevie) rundete die ohnehin gute Show von Cheap Thrill überzeugend ab. Einmal mehr bewies Lokalmatador Hägar dabei sein gutes Näschen, denn so kamen die am heutigen Abend nach Uster gepilgerten Besucher wieder alle auf ihre Kosten. Nach dem Konzert waren dann, wie es sich gehört für den Starclub, alle Musiker geduldig zugegen und nebst den obligaten und begehrten Fotos mussten vor allem Jeff und Eric einige von den Fans mitgebrachte Tonträger von Cinderella signieren.