Livereview: Bury Tomorrow - Any Given Day - The Charm The Fury

11. April 2017, Zürich - Dymano (Saal)
By Natalia N.
Noch vor Kurzem hat die Band Bury Tomorrow dem Publikum vor dem Auftritt ihrer berühmteren Kollegen eingeheizt. Aber in diesem Jahr, nachdem sie ihr viertes Album «Earthbound» als Vollversion veröffentlicht haben, erfreuten die Engländer Bury Tomorrow ihre Fans des Metalcore-Genres mit der Solo-Tour, und am 11. April fand der Schweizer Auftritt im Saal des Dynamo in Zürich statt. Ich möchte umgehend anfügen, dass das Haus ausverkauft war. Kein Wunder, da man in diesem, wie auch in vorigem Jahr, eher ruhige Zeiten in Bezug auf Auftritte von Metalcore-Bands beobachtet. Im Vorprogramm von Bury Tomorrow spielten sehr originelle Gruppen, die in der Zukunft alle Chancen haben, ihre Fans bei ihren eigenen Konzerten zusammen zu bringen. In jedem Fall hat das Potenzial, wie bei der niederländischen Post-Hardcore Band The Charm The Fury, als auch bei Any Given Day aus Deutschland, die dem Deathcore-Stil frönen.

The Charm The Fury

Als erste Bands des Abends betraten The Charm The Fury (TCTF) die Bühne um 19.50 Uhr und schenkten dem Publikum einen beeindruckenden Auftritt. Ich empfinde ein gewisses Mitleid mit all denen, die den Anlass dieser wunderbaren Gruppe aus irgendeinem Grund verpasst haben. Das Konzert begann mit dem Intro im Stil von Post-Apokalypse, mit funkigen Fetzen und elektronischen Samples. Danach erschienen die Musiker auf der Bühne, begleitet von der charmanten Sängerin Caroline Westendorp. Die Lady verfügt über aussergewöhnliche Stimmmittel und ist eine geborene Front-Women. Sie fühlte sich offensichtlich wohl und wirkte sehr selbstsicher. Die Zuhörer genossen sowohl ihre reichlich extremen Vocals, als auch ihre emotionale wie klare Stimme. Aktuell hat die Gruppe schon zwei full lenght Alben veröffentlicht, und das letzte, nämlich «The Sick, Dumb & Happy», erst im März dieses Jahres. Caroline erzählte darüber vor der Aufführung des dritten Songs. Natürlich ist zu erwähnen, dass jedes Bandmitglied sehr technisch spielt, aber mir gefiel vor allem die expressive Stimme der Schlaginstrumente von Mathijs Tieken. Es ist noch anzumerken, dass die Gruppe ihren Auftritt mit der Aufführung der Coverversion der unsterblichen Komposition von Metallica aus dem Album «Kill'Em All» geschmückt hat. Das klang überraschend frisch, vielen Dank TCTF!

Any Given Day
Der Auftritt der nächsten Band begann um 20.40 Uhr. Das waren die Deutschen Any Given Day, die dem Publikum ihre Vision extremer zeigten. Ende letzten Jahres veröffentlichte die Band «Everlasting», ihr zweites Album in voller Länge, das von den Fans erfreut aufgenommen wurde. Die Kommunikation mit dem Publikum wurde traditionell vom Sänger Dennis Diehl übernommen, der nicht nur über einen leistungsstarken extremen Gesang verfügt, indem er die Zuhörer mit Growls und Pigvoice überraschte, sondern auch seine Muskeln zeigte. Er sah sehr brutal aus. In der Regel wirken solche Sänger äusserlich hart und kommunizieren nur spärlich mit dem Publikum. Aber Dennis brach diesen Stereotyp, indem er viel und freundlich mit dem Publikum kommunizierte. Meistens sprach er darüber, welche Orte die Gruppe bereits besucht hat und mit welchen bekannten Sängern er schon auf der gleichen Bühne auftrat. Und noch heizte Dennis dem Publikum vor der Aufführung des Headliners ganz schön ein. Er sagte, wie und wann man springen sollte und führte sogar einen Scherzwettbewerb zwischen den beiden Hälften des Publikums durch, nämlich wer lauter schreien kann. Beide Gruppen des Vorprogramms spielten nur je eine halbe Stunde, und darum fing man schon um 21.20 Uhr an, die Bühne für den Auftritt von Bury Tomorrow vorzubereiten.

Bury Tomorrow
Das Headliner-Konzert von Bury Tomorrow begann gegen 22.00 Uhr. Als Intro ertönte die Aufnahme eines Herzschlages. Nachfolgend begannen erstaunliche Dinge in der Halle zu geschehen, solche, die ich bei Konzerten für eine lange Zeit nicht gesehen habe. Das, was im Raum passierte, konnte man als die Vereinigung von Fans und Musikern im besten und wahrsten Sinne bezeichnen. Offensichtlich leidet die Band Bury Tomorrow an keinem Snobismus. Zwischen dem Publikum und der Band wurden sofort vertrauensvolle Beziehungen gebildet. Wie sonst konnte man die Tatsache erklären, dass ein Junge aus dem Publikum bereits beim zweiten Lied den Platz auf der Bühne einnahm und die Gitarrenparts von Jason Cameron zu spielen begann. Und Jason, zufrieden und entspannt, sang in einer Ecke der Bühne. Als der Song endete, dankten alle Musiker dem Jungen für den Job und zeigten lachend, was sie bei Konzerten tun werden, wenn Jungs aus dem Publikum jedes Mal statt ihrer auftreten werden. Sie werden schlafen, sich kratzen und hinter Bühne faul gähnen. Alle waren glücklich! Der Mainman der Band, Extrem-Sänger Daniel Winter-Bates füllte nicht einfach die Pausen zwischen den Liedern aus, sondern versuchte dem Publikum seine Version der Heavy Music Philosophie zu vermitteln. Im Allgemeinen besteht sie darin, dass eben die schwere Musik durch nichts begrenzt werden kann, und nur im Rahmen der schweren Musik muss man sich vor nichts fürchten und der Welt einfach "fuck off" sagen. Ich möchte hinzufügen, dass sich das letzte Album der Jungs wirklich als sehr melodisch, aber zugleich als extrem erwies. Die Musik führte von selbst und löste einen Circle-Pit aus, ohne weitere Aufforderung, sich herum zu drehen. Allerdings konnte man sagen, dass der gleiche "Circle-Pit" auf der Bühne unter Teilnahme von Daniel und vor allem dem Solo-Gitarristen Kristan Dawson stattfand, die oft von einer Seite der Bühne auf die andere stapften. Bereits vor der Veröffentlichung des neuen Albums sagte Daniel in einem Interview, dass sie „das akustische Äquivalent zu einem Circle-Pit“ aufnehmen wollten. Und so geschah es, da «Earthbound» die Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt hat! Und ich möchte den Jungs von Bury Tomorrow unerschöpfliche Kräfte für die Fortsetzung ihrer Kreativität in bester Tradition des Metalcore-Genres wünschen!