Livereview: Burnt By The Sun - Yog - The Ionic South
23. Oktober 2009, Bikini Test, La-Chaux-De-Fonds (NE)
By El Muerte
Freitag Abends nach La-Chaux-De-Fonds zu reisen, das stellt selbst solche Grenzhüpfer wie mich vor unerwartete Probleme: Anstatt uns zielsicher vor dem Bikini Test abzustellen, lotste uns unser GPS mitten auf ein Feld irgendwo im Niemandsland nach La-Chaux-De-Fonds, um im gleichen Atemzug auch noch stolz die Ankunft am Zielort zu verkünden – Besten Dank auch, das hätte ich soweit aber wohl auch selber geschafft.

Kurz darauf in der Location angekommen stellte ich dann fest, dass ich ruhig noch etwas in den Froschschenkel-Feldern hätte rumirren können - Unter dem Namen The Ionic South stürzte ein Kerlchen mit Käse-Maske (!) über die Bühne, und gab minimalistischen Elektromüll zum besten. Interessanter Programmpunkt, vor allem im Kontrast mit den zwei folgenden Bands. Den bisher anwesenden zwanzig Nasen schien das Theater zu gefallen, mir wurde beim Anblick des Lächelns eines kühlen blonden Malzgetränks an der Bar schon deutlich wärmer ums Herz. Prost.

Yog aus Neuenburg hauten da schon eher in die passende Kerbe: Nicht nur, dass die Band am heutigen Abend quasi ein Heimspiel gab (Immerhin stammen zwei Mucker des Quartetts aus L-CH-D-F), man hatte sich obendrauf noch auf neues Material eingelassen, und lockerte somit das letzthin etwas eingefahrene Set mit selektierten Einblicken in den kommenden Longplayer auf - Löblich! Interessanterweise wich dabei der ansonsten so stoisch organisierte ChaosGrindCore der Band auch gerne mal lecht simpleren Strukturen, wobei das natürlich etwas relativ aufzufassen ist. Die Band langte von Beginn weg ordentlich zu, und vor allem Drummer Fabien Bedoy konnte gnadenlos überzeugen - Auch wenn ich Yog schon mal bissiger erlebt habe. Höhepunkt war dabei erneut das komplett aus dem Rahmen fallende 'Death By Silent Tyrants', bei dem das Tempo beinahe zum Stillstand gebracht wurde, und jeder Akkord sich entfalten konnte. Alles in allem ein sauberer Gig mit einigen präzise gepflanzten Höhepunkten, aber in der Mitte auch einigen Hängern - Aber nichtsdestotrotz: Rock'n'Roll!


Burnt By The Sun spielten am Tag zuvor noch in Berlin auf, und kamen so aufgrund ihrer verspäteter Ankunft nicht in den Genuss eines kompletten Soundchecks - Die leidende dritte Partei in dieser Situation war dabei das Publikum, das eine fast fünfzigminütige Umbaupause über sich ergehen lassen musste, zu der sich noch eine ordentlich Ladung technische Probleme gesellten. Irgendwann im Lauf des Aufbaus ist dann mein Zeitgefühl komplett flöten gegangen, Burnt By The Sun stiegen irgendwo kurz um 23h00 in ihr Set ein - Und siehe da, das Zeug rockte! Ich hatte bis dahin noch nie auch nur einen Fetzen von ihrer Musik gehört, der ordentlich schiebende Bassbereich und die hübsch simpel bis dreckig gehaltenen Riffs vermochten aber bereits vom ersten Moment an meine Neugierde zu wecken. Die Band wie auch das Publikum schien sich dabei von Song zu Song näher zu kommen - Und schien das Quintett aus den Staaten zu Beginn noch etwas abgehärtet, so taute es ob dem stetig anschwellenden Applaus merklich auf. Einige sympatische Schnitzer von Fronter Mike Olender, wie auch die abwechslungsreiche Setlist, brachten frische Energie in den Abend, und so wollte das Publikum nach fünzig Minuten Vollbedienung offensichtlich alles andere als bereits nach Hause gehen. Burnt By The Sun konterten an dieser Stelle mit drei weitern Zugaben, danach war allerdings Zapfenstreich angesagt - Das Publikum hätte aber offensichtlich gerne noch mehr davon gehabt, auch wenn die physikalisch manifestiernde Anteilnahme am Gig sich klar in Grenzen hielt. Feine Sache, aber leider wohl das letzte Mal, dass Burnt By The Sun ihren Fuss auf die Konzertbühnen dieser Welt gesetzt haben.