Livereview: Kamelot - Axxis
29.01.2002 Z7
By Fränzy B.

Auf der soeben beendeten Deutschland-Tournee bestritten Axxis das Hauptprogramm. Ab diesem Dienstag wechselte die Reihenfolge, so dass Kamelot in der Schweiz, in Frankreich, Italien und Spanien als Headliner auftreten. Zur Freude aller Kamelot-Fans (ich bekenne mich hiermit gleich offen dazu), die diesen Abend nach Pratteln gepilgert waren, aber wohl weniger zur Freude der Fans von Axxis, denn die Ankündigung war nicht eindeutig. Einige Besucher verliessen dann auch nach Axxis die Halle.

Wohl infolge des Ueberangebotes in dieser Woche (Uriah Heep, Savatage, Iced Earth) war das Fanaufgebot erwartungsgemäss nicht überwältigend, ca. 250 Leute.

Das tat allerdings der Spielfreude der Bands keinen Abbruch. Axxis durften immerhin 65 Min. ihren Gute-Laune-Sound zum besten geben. Den Beginn machten die Ruhrpottler mit ihrem neusten Output "Eye of Darkness" und sorgten gleich von Anfang an für Stimmung, wobei die witzigen Quasseleien vom Sänger mithalfen. Glücklich machte er einen Fan, den er auf die Bühne holte und mit Fistelstimme (verursacht durch Ballon-Heliumgase) "lalala..." singen liess. Ansonsten boten sie einen Querschnitt von Songs dar, die ihre Fans auf der Homepage gewählt hatten und zeigten sich als wahre Stimmungskanonen.

22.20 Uhr kündigte das Intro, untermalt von Trockennebel, die Amerikaner von Kamelot und ihren norwegischen Sänger Roy Khan an. Das letzte Mal sahen wir sie vor zwei Jahren als Vorband von Crimson Glory. Inzwischen brachte die Band von jener Tour eine Live-CD heraus und letztes Jahr ihr fünftes Studioalbum "Karma". Power-Metal mit Prog-Einflüssen auf höchstem Standart ist ihr Markenzeichen, mitreissende Melodien, manchmal etwas melancholisch, immer wunderschön. Die Band um Gitarrist und Kopf der Band Thomas Youngblood setzte den Schwerpunkt der heutigen Show auf ihr letztes Werk, aber auch "The Fourth Legacy" kam nicht zu kurz, wovon erstmals "Lunar Lanctum" gespielt wurde. Ein Song, der einen in eine andere Welt entführen kann, sofern man das Gefühl dafür hat. Kamelot schafften es, ihren ziemlich kompakten und aufwendigen Studio-Sound in einer etwas abgespeckten Form, dafür aber "echt" live herüberzubringen, teilweise sogar noch druckvoller als auf CD. Es gab auch zwei ruhigere Momente, nämlich die Halbballade "Once a Dream" von der dritten CD "Siége Perilous" und das gefühlvolle "Don't you Cry", das Thomas Youngblood für seinen verstorbenen Vater schrieb. Wie üblich wurde beim ältesten Song "Call of the Sea" die Band vorgestellt (nebst Khan und Youngblood: Bassist Glenn Barry, Schlagzeuger Casey Grillo und ein norwegischer Gast-Keyboarder). Als Zugabe folgte die "Elizabeth-Trilogie" um die Blutgräfin Elizabeth Bathory, die angeblich im Blut von Hunderten von Jungfrauen badete, um jung zu bleiben. Das Cover-Girl von "Karma" stellt übrigens jene Dame dar. Wie schon bei "Nights of Arabia" betrat Mary, die Frau von Thomas Youngblood die Bühne, um bei dieser Trilogie Background zu singen. Ca. 80 Min. verwöhnten uns die sympathischen Kamelot mit ihrer erstklassigen Musik. Es ist zu hoffen, dass sie bald in die oberste Liga aufsteigen. Das Zeug dazu hätten sie.