Livereview: August Burns Red - The Devil Wears Prada - Veil Of Maya

16. November 2012, Zürich - Komplex 457
By Natalia N.
Auf das Konzert von August Burns Red in Zürich habe ich echt mit Ungeduld gewartet, ich hatte die Jungs nämlich vorher immer nur bei kürzeren Auftritten auf Festivals gesehen und schon da gemerkt, dass sie sich von den anderen vielen Metalcore-Bands abheben. Ihre Musik ist wirklich neuartig, modern, qualitativ hochstehend und beschränkt sich nicht auf das Übliche des ursprünglichen Genres.

Unterstützt wurden August Burns Red von The Devil Wears Prada aus Ohio, die im christlichen Metalcore schon beinahe Kult sind, sowie von Whitechapel, einer Deathcore-Formation, deren letztes Album alle anderen dieser Musikrichtung in den Schatten gestellt hatte. Ihren Auftritt wollte ich mir deshalb unbedingt ansehen, aber leider spielten aus mir nicht bekannten Gründen Veil Of Maya anstelle von Whitechapel. Sie sind zwar ein sehr guter Ersatz, denn Veil Of Maya sind nicht weniger ausdrucksstark und hochwertig als Whitechapel, dennoch hoffe ich, dass bei Whitechapel alles in Ordnung ist und wir die Band in der Schweiz noch öfters sehen!

Veil Of Maya
Der Konzertbeginn wurde um 25 Minuten nach hinten verschoben, weswegen wohl auch der Auftritt der Vorgruppe ungewöhnlich kurz ausfiel. Veil Of Maya spielten knapp 20 Minuten und sie verliessen genau um 20 Uhr die Bühne. Trotzdem schaffte es die Band, bei mir einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Sobald man die ersten Riffs hörte, entstand vor der Bühne schon ein Moshpit, die Stimmung war sehr gut. Mir ist daneben auch das wunderbare Zusammenspiel des Gitarristen Marc Okubo und des Bassisten Danny Hauser, der virtuos siebensaitige Bassgitarre spielte, aufgefallen. Letzterer zauberte fast mit seinem Instrument! Am Ende des Auftrittes bedankte sich Sänger Brandon Butler bei dem Publikum für den herzlichen Empfang und stellte den Headliner August Burns Red vor. Von den dargebotenen Songs würde ich «Unbreakable», «It's Not Safe To Swim Today» und das letzte Lied «Punisher» aus dem neuen Album dieses Jahres hervor heben.

The Devil Wears Prada
Als nächstes betrat die Gruppe The Devil Wears Prada die Bühne. Dank des charismatischen Frontmanns und Texters Mike Hranica ist die Band besonders beliebt unter den Fans dieser Musikrichtung. In Rahmen dieser Tournee änderte er seinen Stil grundlegend – aus dem sehr modisch gekleideten Jungen mit Brille verwandelte er sich in einen langhaarigen Grunger mit Bart, der die gesellschaftliche Norm mit Füssen tritt. Den Look vollendeten seine Klamotten: auf dem Rücken seiner grünen Camouflage-Jacke steht „Helpless Defence.“ Mike ist dafür bekannt, während seiner Auftritte seine Meinung zu sozialen, religiösen und politischen Zuständen deutlich klar zu machen. Diesmal sprach er über seine Liebe zu Gott und darüber, dass Jesus Christus das Leben in uns allen, in jedem von uns ist. Bei TDWP gab es kürzlich einen Besetzungswechsel: der talentierte Keyboarder James Baney verliess die Band. Er war zweifellos das Schmuckstück der Band bei Live-Konzerten und seine Parts gaben der Musik von TDWP den richtigen Pfiff. Bestimmt fiel es der Gruppe nicht leicht, einen Ersatz für ihn zu beschaffen, aber irgendwie ist es gelungen: wie immer zog das Doppelstock-Keyboard die Blicke auf sich. Im Übrigen trennte sich James Baney doch nicht so ganz von seiner Band, denn viele Fans sahen ihn in der Nähe vom Komplex 457, als er mit dem Gitarristen Chris Rubey und Schlagzeuger Daniel Williams im McDonalds gleich nebenan sass. Einige verpassten die Chance nicht, sich mit ihnen fotografieren zu lassen und ein Autogramm zu bekommen. Zum Auftritt muss man ausserdem sagen, dass der Sound perfekt eingestellt war und alle Lieblingssongs der Fans gespielt wurden. Das Lied «Dez Moines», das als Intro für das Spiel «Guitar Hero World Tour» bekannt ist, fand grossen Beifall. Im Grossen und Ganzen war das Publikum also schon vor dem Headliner-Auftritt in guter Stimmung.

Setliste: «Intro» - «Born To Lose» - «Escape» - «Outnumbered» - «Assistant» - «Jam» - «Dead Throne» - «Constance» - «Dez Moines» - «Mommoth».

August Burns Red
Um halb zehn kamen August Burns Red mit einem überraschenden Intro, das eher Anklänge von Synthiepop Disco-Beats zeigte als von Metalcore, auf die Bühne. Aber dank diesem Tanzrhythmus erreichte man einen starken Kontrast zur Musik der Band und das erste Stück «Composure» aus dem legendären Metalcore-Album «Messengers» wirkte noch aggressiver, brutaler und druckvoller als üblich. Es ist zu erwähnen, dass August Burns Red einen für Metalcore eher unüblichen zweiten Sänger mit cleanem Gesang dabei hatten. Frontmann Jake Luhrs ist nämlich eher ein Mann der extremeren Töne, wie Screams, Harshs und Growls. Da so nicht immer alles gut verständlich ist, las Luhrs noch den Liedtext vor und so merkte man, dass der Sänger einen Dialog mit dem Publikum führte. So fand er auch schnell und einfach den Draht zum Publikum. Nach dem ersten Song begrüsste Luhrs das Schweizer Publikum und forderte alle auf, mitzutanzen. Im nächsten Augenblick hörte man Gitarrenriffs im Salsa-Stil und der Sänger begann Salsa auf eine sehr komische Weise zu tanzen - er wackelte mit den Hüften und wirbelte mit den Händen und Mikrofon in der Luft herum, womit er einen wahren Begeisterungssturm beim Publikum verursachte. Aber Luhrs gab nicht das ganze Konzert hindurch den Clown - ganz im Gegenteil! Er wurde zur Mitte des Auftrittes hin sehr ernst und sprach davon, wie wichtig es ist, immer seinem Traum zu folgen und in Gedanken bei Gott zu sein, denn die Band ist eine der führenden christlichen Metalcore-Gruppen. Nach «Meddler» begann Luhrs erneut mit dem Publikum zu sprechen. Seine Worte waren in etwa: "Wir vermissen unser Zuhause momentan nicht, denn am heutigen Abend haben wir hier unser gemeinsames Zuhause gefunden. Obwohl zwischen uns Sicherheitsleute sind, die es uns nicht erlauben, Crowd-Surfing zu veranstalten, sind unsere Seelen dennoch bei euch!". Diese Ansprache brachte ihm spürbar Sympathien des Publikums ein.

Auch die anderen Musiker boten eine energiegeladene Show, teilweise sprangen sie sogar auf die Boxen und spielten dort weiter. Das bravouröse Gitarrenspiel von J.B. Brubaker darf man aber auch nicht ausser Acht lassen. Mit seiner grünen Gitarre schaffte er kleine Wunder und zeigte unglaubliche Vielseitigkeit und Fertigkeit. Der Sound im Club war sehr gut abemischt und deswegen hörten sich die schönsten Post-Metal Parts wie zum Beispiel bei «Marianas Trench» sehr lebhaft und faszinierend an. Den grössten Eindruck machte jedoch «Carpe Diem» auf mich, denn hier waren die Gitarren ganz ausserordentlich gut, vor allem die Slide-Guitar-Parts. Daneben tanzte Luhrs schon wieder auf seine eigene Art: er zeigte die-«I Can't Dance»-Schritte von Genesis. Ausserdem erwies sich der Bassist Dustin Davidson bei diesem Song als ein guter Screamo-Sänger und sang mit Luhrs mit. So zeigte Dustin sich als auffallende Figur der Band am Ende des Auftritts!

Am Ende der Setliste gab es noch eine Überraschung für die Zuschauer. Nach dem grandiosen «Leveler» wurde ein zweites Schlagzeug auf die Bühne gebracht. Den Platz hinter dem Drum nahm dann der Bassist Dustin Davidson ein und dieser erwies sich als sehr geschickter Trommler. Zusammen mit dem eigentlichen Schlagzeuger der Band, Matt Greiner, spielte Davidson ein Team-Solo und zwar eines der besten Drum-Soli, das ich je gehört habe. Vergleichen kann ich es lediglich mit dem Solo des Drummers von Kylesa im vorigen Jahr, wobei sich dieses von August Burns Red noch etwas interessanter anhörte. Die beiden Schlagzeuger tauschten schliesslich noch die Plätze und setzten dann ihre stürmische und rhythmische Art zu trommeln, fort. Mit der wilden Komposition «White Washes», die einem durch Mark und Bein ging, beendete die Band ihren Auftritt. An diesem Abend konnte man die Begeisterung und Einigkeit der Zuschauer leibhaftig fühlen. Auch ein grosses Dankeschön an den Veranstalter für den Auftritt von August Burns Red!

Setliste: «Composure» - «The Eleventh Hour» - «Internal Cannon» - «Cutting The Ties» - «Marianas Trench» - «Divisions» - «Barbarian» - «Drum Solo» - «Empire» - «White Washed».