Interview: Tragedian
By André G.
Hamburg ist die Stadt, aus der im Moment guter, klassischer Metal im Stile von Bands wie Helloween kommt. Wie auch nachzulesen in meinen Review haben sich Tragedian, speziell Mastermind Gabriele Palermo (GP), dieser Stilrichtung verschrieben. Da die Band hierzulande noch relativ bis gänzlich unbekannt ist, habe ich ein paar Fragen nach Hamburg geschickt. Somit kann Gabriele gleich selbst seine Combo der Schweizer Metalszene etwas näher bringen. (Gabriele Palermo=GP)

MF: Moin Moin nach Hamburg.

GP: Guten tag.

MF: Erstmals Gratulation zum Debut-Album. Hat mir sehr gefallen.

GP: Vielen Dank, es war eine wahre Herzensangelegenheit

MF: Deinem Namen nach hast Du italienische Wurzeln, aber arbeitest von Hamburg aus. Bist Du jetzt zum kühlen Nordländer geworden, oder schlägt dein Herz nach wie vor für die italienische Wärme?

GP: Mein Vater ist Italiener, aber ich bin in Amerika geboren und aufgewachsen. Ich lebte an der Ostküste, wo die gleichen vier Jahreszeiten wie in Hamburg herrschen. Ich mag jedoch auch das warme, europäische Wetter. Wenn ich mal wieder merke, dass ich das warme Wetter brauche, fahre ich nach Italien - etwa zwei Mal im Jahr.

MF: 2002 hast Du die Band gegründet aber jetzt erst, 6 Jahre später, erscheint euer Debut. Warum hat das so lange gedauert?

GP: Schlechte Bandchemie! Als wir zum ersten Mal in der Szene auftauchten, mochten alle die Musik, aber hassten die Stimme unseres ersten Sängers. Zuerst dachte ich, die Band würde zusammenwachsen und der Sänger würde sich entwickeln… Doch zu dieser Zeit traf er seine Freundin, und sie wurden die neuen „John und Yoko“. Nach der Hälfte der Aufnahmen im Februar 2004 war klar, dass das nicht der Typ Sänger war, der die Lieder so singen konnte, wie sie gesungen werden sollten. Als er in beiderseitigem Einvernehmen die Band verlassen hatte, lag erstmal alles auf Eis, so dass ich in dieser Zeit alle Songs überarbeiten konnte. Im Oktober 2004 habe ich Patrick Van Maurick (Ex-Montany) kontaktiert. Nach dem er die Vorproduktion gehört hatte, war er einverstanden, auf der CD zu singen. Wegen schlechtem Timing haben wir es leider nur geschafft, die beiden Songs für die Tribute To-Sampler für Saxon und Running Wild aufzunehmen. Eine Woche, nachdem Patrick die Band verlassen hatte (März 2005), habe ich in einer Bar Timo getroffen. Als ich ihn mit seiner Coverband singen hörte, wusste ich, dass das die Stimme für die Band war. Nach ein paar Wochen hat er bei mir zu Hause die Vorproduktion gehört, und das war genau die Art Musik, die er machen wollte. Nachdem er der Band beigetreten war, haben wir noch mal alles überarbeitet, um seinen Stil hineinzubringen. Es hat dann bis August 2007 gedauert, bis wir komplett mit dem Ergebnis zufrieden waren. Als die CD fertig war und gerade herausgebracht werden sollte, hat uns in letzter Minute die Plattenfirma fallen gelassen. Bis ich den neuen Deal mit Musicbuymail ausgehandelt hatte, sind weitere sechs Monate ins Land gegangen.

MF: Du hast alle Saiteninstrumente selbst eingespielt. Hat das einen bestimmten Grund?

GP: Es wurde gar nicht alles von mir selbst gespielt. Ausser der Gitarre habe ich die meisten Bass-Tracks und zwei Intros auf dem Keyboard gespielt. Den Rest haben entweder Gastmusiker oder die Bandmitglieder selber eingespielt.

MF: Produziert hast Du auch selbst. Aus welchem Grund hast du keinen professionellen Produzenten genommen?

GP: Wenn du willst, dass was richtig läuft, musst du das schon selber machen! Nachdem ich so lange an diesen Songs gearbeitet und sie gespielt habe, wusste nur ich genau, in welche Richtung das gehen sollte. Ich habe sogar eine aussenstehende Person gebeten, mir bei der Produktion zu assistieren, aber offensichtlich kam da nichts Gutes bei raus. Ich wollte, dass der Sound so ‚old school’ wie möglich wird, und diese Person hat das ganze Ding nur modernisiert. Nach dieser Erfahrung habe ich beschlossen, dass alle Produktionen 100%ig von mir gemacht werden, bis auf das Mischen und Mastern.

MF: Beschreib bitte den Inhalt, oder besser gesagt deine Songtexte etwas.

GP: Der Inhalt der Lieder ist eine Mischung von Fiktion und Nicht-Fiktion. Historische, wahre Lebenserfahrung, mit einem Hauch Fantasie. Mein liebster Lyrikstil lehnt sich an die Texte folgender Bands an: John Arch in seiner Fates Warning- Ära, Dream Theater und Dio.

MF: Woher nimmst du die Inspiration für deine Lyrics?

GP: Das alles hängt davon ab, in welcher Stimmung ich mich befinde. Oder auch, was auch immer ich im Moment lese, inspiriert mich, Texte zu schreiben. Auch Geschichte, Programmieren und Dokumentationen sind gut für neue Ideen.

MF: Was inspiriert dich zu Deinen Songs?

GP: Das hängt davon ab, ob die Texte oder die Musik an erster Stelle steht. Ich habe bemerkt, dass, wenn ich schnelle Songs schreibe, die Musik an erster Stelle steht und ich mir schnelle, komplexe Gitarrenriffs zu spielen versuche auszudenken. Wenn ich mehr im Mid Tempo oder balladenartige Lieder schreibe, hängt es von meiner momentanen Stimmung ab, wie sich die Musik oder Texte entwickeln werden.

MF: Wie entsteht ein Tragedian-Song?

GP: Ganz einfach: Eine Idee,wird von Musik und Text komplettiert, und mein Computer und Cubase erledigen den Rest.

MF: Gibt es irgendwelche Pläne, das Album „Dreamscape“ live zu promoten?

GP: Ja, wir sprechen darüber, wir proben und arbeiten an unserer Live-Show. Nachdem alles, was es zu besprechen gibt, festgesetzt ist, werden wir wieder anfangen, live zu spielen. Im März 2009 werden wir in Finnland mit unseren Freunden von Burning Point spielen, und auch Auftritte auf Festivals im nächsten Jahr sind im Gespräch.

MF: Wirst du die Band live mit einem Session-Gitarristen verstärken?

GP: Nein, das erste und letzte Mal, dass ich mit einem zweiten Gitarristen spielte, war in meiner ersten Band, als ich 15 war. Ich war mehr durch Gitarre/Keyboard-Bands wie Deep Purple, Rainbow, Yngwie Malmsteen und House Of Lords beeinflusst als von Bands mit zwei Gitarristen. Für mich ist ein Keyboard nicht nur ein Rhythmus-Instrument, sondern vielseitiger und es erlaubt mir mehr Kreativität.

MF: Du lässt den Spirit von Bands wie Helloween wieder aufleben. Ist das auch die Musikrichtung, die du privat im CD Player hast?

GP: Nicht so oft, wie man denken könnte. Als ich jünger war, hab ich nur Metal gehört, 24 Stunden am Tag. Und dann kam die Entwicklung als Musiker, so habe ich gelernt, dass alle Musik im Zusammenhang, wie die Menschen eben sind, steht. Wenn man nur einen bestimmten Musikstil hört, ist es wie mit einem Gespräch mit nur einem Menschen vergleichbar. Als ich „Dreamscape“ geschrieben hatte, habe ich keine solche Musik mehr gehört, um meinen Geist davon frei zu kriegen. Wenn ich privat Musik höre, geniesse ich neben Rock und Metal auch massentaugliche Party-Musik.

MF: Wo siehst du dich und/oder deine Band in 10 Jahren, und wie sehen deine Pläne aus?

GP: Hoffentlich werde ich dann immer noch Musik machen, denn neben dem Musizieren weiß ich nicht, was ich noch anderes tun sollte. Wenn aus irgendeinem Grund Tragedian nicht mehr existieren sollten, schaut euch um, ich werde bestimmt einen anderen Weg finden, meine Musik und meine Ideen zum Ausdruck zu bringen.

MF: Möchtest du eine Botschaft an die Schweizer Metalfans und Leser von Metal Factory richten?

GP: Zunächst möchte ich für das Interesse an dem, was ich und Tragedian zu sagen haben, danken. Dann möchte ich allen Metal-Fans für das Lesen dieses Interviews und die noch CDs kaufen für die Unterstützung der Szene und der Künstler danken. Besucht uns auf unserer Website www.tragedian.com  für mehr Infos, und wir hoffen, dass wir bald in die Schweiz für ein Konzert kommen können.

MF: Ich danke dir für das Interview und wünsche dir viel Erfolg für deine Band.

GP: Kein Problem, es war mir ein Vergnügen. Und danke auch euch allen nochmals.