Interview: The Ocean
By El Muerte
Dass ein Interview mit The Ocean so ausgreifend werden könnte, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet. Sicher, die Zeichen hätte ich eigentlich bemerken müssen: Eine Band, die trotz Jahren im Untergrund, etlichen Mitgliederwechseln und sonstigen Sorgen über zwei dutzend Musiker aus allen möglichen Ländern auf die aktuelle Scheibe packt, endlos quer um den Globus eilt, regelmässig das mitunter exquisiteste Artwork seit Anbeginn der Platten– und CD-Hüllen vorlegt, und obendrauf massive solide und betörende Mucke veröffentlicht, muss einfach die eine oder andere Geschichte im Sack haben. Interessanterweise lässt sich das gesammelte Schaffen dieser Combo rund um Robin Staps aber vorallem auf einen gemeinsamen Nenner runterbrechen: Sie haben einfach Spass dabei. Ürsprünglich für direkt nach dem Soundcheck eingeplant, verschob sich das Interview um gute drei Stunden nach hinten – Nach The Ocean's Set, während Cynic auf der Bühne ihr Bestes gaben. Anfänglich standen mir Robin Staps (Gitarre, Chefdenker) und Mike Pilat (Vocals) Rede und Antwort, irgendwann im Laufe des Interviews setzte sich dann auch noch Drummer Luc Hess hinzu. Dass mir beim 50-Minütigen Interview–Marathon regelmässig Wein eingeschenkt wurde, spielt dabei eigentlich keine grosse Rolle – Spricht allerdings Bände in Sachen Bodenständigkeit dieser Mannschaft…

Robin Staps (RS): Wofür ist dieses Interview?

Metal Factory (MF): Für ein Magazin, eben aus der Schweiz.

RS: Und wie heisst es?

MF: MetalFactory.ch

RS: Ja, hab' ich schon mal gehört… Eine Review oder so was…

MF: Ok, kommen wir in die Gänge – Klingt wahrscheinlich komisch, aber einfach einmal grundsätzlich: Was ist eigentlich 'The Ocean'?

Mike Pilat (MP): Eine grosse Menge Wasser! (Lächelt)

RS: Ja, eine grosse Menge Wasser…

MP: …Und ein Musiker–Kollektiv.

RS: …Ja, und mittlerweile mehr und mehr auch eine Band. Wir haben mit einer eher lockeren Ansammlung an Musikern in einem Berliner Keller angefangen, dort war mal eine Aluminium–Fabrik. Von Beginn weg waren da auch klassische Musiker dabei, und eine menge Leute gingen bei uns ein und aus… Etwa dreissig bis vierzig, vielleicht. Und die letzten Jahren und Monate hat sich das ganze irgendwie konsolidiert, und in die Richtung eines fixeren Line–Ups mit weniger Leuten hin bewegt. Zudem sind wir auch aus unserem Proberaum rausgeschmissen worden, also… es hat sich einiges getan in den letzten sechs Jahren.

MF: Hast du jetzt gerade das 'Ocean Land' gemeint?

RS: Ja, das 'Ocean Land' gibt's mittlerweile nicht mehr. Wir haben einen neuen Raum zum Proben gefunden, aber weil sowieso alle in unterschiedlichen Ländern leben… Wie du wahrscheinlich weisst, kommen vier Mitglieder der Band aus einem kleinen Städtchen mit dem Namen La–Chaux–De–Fonds in der Schweiz, ich bin immer noch in Berlin, Mike kommt aus Worrington/UK… Wir brauchen also offensichtlich sowieso keinen permanenten Raum für uns, deswegen haben wir vor der Tour auch nur etwa zwei Wochen geprobt, und dafür ist der neue Raum ideal – Aber es ist logischerweise nicht mehr das selbe.

MF: Ist denn 'The Ocean' immer noch das selbe?

RS: Uh… da bin ich mir nicht sicher. Es ging immer darum, dunkle, ambient–mässige, atmosphärisch–emotionale Musik zu schreiben und zu spielen, und das machen wir ja immer noch. Aus der technischen wie auch aus der personellen Sichtweise hat sich einiges geändert, wir kommen jetzt auf der Bühne anders rüber… Aber ich denke die Essenz ist immer noch die selbe: Wir versuchen auf der Bühne etwas zu kreieren, dass die Leute einsaugt, wir versuchen einen Film zu machen – Wenn man dem so sagen kann –, eine Atmposphäre aufzubauen, bei der man nicht sicher ist, wo sie beginnt, und wo sie aufhört… Das ist immer noch gleich, auch wenn wir… wir wechseln die Setliste konstant, auch auf dieser Tour, jede Nacht. Einige der Songs fokussieren eher die härtere Seite, die sollen auch Rock-Nummern sein, da kann man wunderbar abrocken – und einige sind dann offensichtlich eher launischere, atmosphärische Songs. Aber ich würde nicht behaupten, dass sich die Essenz verändert hat… Irgendwie tun wir immer noch das gleiche wie früher, mit anderen Leuten als noch vor fünf oder sechs Jahren, aber eigentlich ist's das gleiche… Hoffentlich einfach besser.

(Alle lachen)

MF: Ok. Eure letzte Scheibe, 'Precambrian', ist ein ziemlich ehrgeiziges Projekt – Wie ist das ganze zu Stande gekommen, was waren die wirkenden Kräfte dahinter?

RS: Nun, es braucht jede menge Organisation, es braucht Zeit, Aufwand, Energie – Aber diesmal wollte ich halt wirklich eine Scheibe, oder eben zwei Scheiben, die als Ganzes repräsentieren, wofür The Ocean stehen, was wir tun… Das ganze Spektrum an Musik und Stilen. Und das in dreissig oder vierzig Minuten zu vollbringen, ist ziemlich kompliziert – deswegen haben wir gleich am Anfang entschieden, ein Doppelalbum in Angriff zu nehmen. Und dann hat sich das alles halt so ergeben, ich habe den grössten Teil alleine geschrieben, dann habe ich die Aufnahmen versucht zu organisieren… Die Drums haben wir in Finnland aufgenommen, an einem abgeschiedenen Ort in Finnland, und dann den Rest selber in Berlin gemacht. Ich habe eigentlich alles ausser die Drums selber aufgenommen, und das hat uns die Freiheit gegeben, zwischendurch die Zügel mal zu lockern, und zu entscheiden «Ok, jetzt nehmen wir mal eine Woche nicht auf, und machen dann die Woche drauf genau da weiter…»…

Wir mussten nicht auf die Studio-Uhr kucken, und daran denken, wie unser Geld den Bach runter geht. Mit dem 'Ocean Land', und auch der Tatsache, dass ich alles im Alleingang aufgenommen habe, war es dann auch möglich, dieses Projekt zu realisieren… Es war schwierig, all diese klassischen Musiker mit einzubinden, weil einige davon Vollzeit in Orchestern spielen, und die genau so viel touren, wie jede Rock-Band auch – Denen kann man halt nicht kurz anrufen und sagen «Hey, kannst du morgen ins Studio kommen?». Wir mussten Monate im voraus Termine vereinbaren, und deswegen hat's dann auch so lange gedauert… Es sind 27 Leute auf dem Album zu hören, und die alle da einzubringen, hat halt etwas gedauert. Aber im Endeffekt hat alles geklappt.

MF: Die Songtitel und die Musik auf 'Precambrian' beziehen sich auf dasselbe Konzept, aber die Texte haben ihre eigene Thematik. Wo ist da der Zusammenhang, gibt's überhaupt einen?

RS: Nun ja, offensichtlich fragt das jeder. Die Texte handeln halt nicht nur vom 'Precambrian'-Thema – Das war eine Zeit, als es noch kein menschliches Leben auf der Erde gab, oder eigentlich überhaupt keines…

MP: …Es ist nicht ganz einfach, über Steine und Lava zu schreiben…

RS: …Ja, danke…

MF: Achtung, sensationeller Witz: Das wäre dann richtige 'Rock Musik'…

(Alle lachen)

RS: Nein, es würde einfach langweilig werden, nur darüber zu sprechen, also verwenden wir das in einer metaphorischen Art und Weise, aber nicht als lyrisches Konzept. Es gibt ein paar Konzepte, die durch das Album gehen, eines davon ist die ganze 'Lautréamont'-Sache (Bezieht sich auf den 'Comte de Lautréamont'), aber die Wörter sind nicht direkt mit dem 'Precambrian'– Thema in Verbindung zu bringen. Das ist etwas, was wir nächstes Mal wahrscheinlich ändern werden, wenn wir wieder ein Konzept-Album machen – Nächstes Mal wird die Thematik durchgehend sein, durch die Text und allem… Aber diesmal haben wir das nur locker gemacht.

MF: Jetzt vertreten die Texte aber trotz der genannten Einflüsse immer noch deine eigenen Sichtweisen, werden aber von anderen Sängern performt – Wie fühlt sich das für dich an?

RS: Nun, um ehrlich zu sein haben wir auf diesem Album ordentlich gestohlen – Wir verwenden eine Menge Texte, die eigentlich gar nicht meine eigenen Worte sind, die wir komplett von anderen Leuten kopiert haben. Und das schwächt die persönliche Seite dann doch stark ab. Komplette Songs… Auf 'Precambrian' haben beispielsweise drei und ein weiterer halber Song Texte von Lautréamont, da habe ich nicht ein einziges Wort hinzugefügt. Und das entfernt natürlich die ganze Sache von einem persönlichen Level – Es ist klassische Literatur, die wir da in Musik verwandeln, und zu der jeder eine Verbindung aufbauen kann, und das wiederum lässt sich leichter auf das Leben übertragen. Aber da müsstest du wahrscheinlich Mike fragen, wie er sich fühlt, wenn er meine dümmlichen Worte singt… Es ist ja auch so, dass Mike erst in die Band kam, als das meiste der Musik schon geschrieben war, und das trifft ja auf die meisten Leute zu, die momentan bei The Ocean dabei sind… Der Schlagzeuer (Luc Hess) ist im Januar zu uns gestossen, Jona (Jonathan Nido, Gitarre) ist seit letzten November dabei… sie waren alle frisch, also hatten sie nicht viel Input.

MF: Mike, was hast du dazu zu sagen?

MP: Natürlich ist es für mich nicht persönlich. Auf der Bühne ist es eine Performance, welche… Natürlich wäre ich nicht hier, wenn mir das keinen Spass bereiten würde. Trotzdem würde ich es um einiges vorziehen, wenn da mehr von mir drin stecken würde, weisst du? Aber momentan ist und bleibt es eine Performance.

MF: Ok…

MP: Mal kucken, was die Zukunft bringt.

MF: Wie steht's mit der konzeptuellen Relevanz, wie gewichtest du sie?

MP: Ich bin eigentlich ziemlich direkt, aber natürlich gefällt mir das – Das Artwork passt hervorragend zu dem, was Robin wollte. Die erste CD ist eher roh und explosiv, genau wie der Beginn der Erde in etwa gewesen sein muss – Und während das Leben auf die zweite Scheibe wächst, wird das ganze langsamer und atmosphärischer, und das ist wirklich cool. Es ist eine Schande, dass die Texte damit nicht Hand in Hand gehen, aber… worüber kann man denn schreiben? Mir gefällt das Ganze, ich denke, dass Konzept-Alben wirklich klasse sind…

MF: Robin, wie orchestrierst du die Songs, gehst du einfach nach dem passenden Gefühl?

RS: Aehm… Auf die klassischen Musiker trifft das zu, aber das hat auch damit zu tun, wie diese Leute gebildet und auf ihrer musikalischen Karriere geleitet werden, genau so – Sie sind darauf trainiert… Vielleicht nicht, Farben zu sein, aber als Werkzeuge zu fungieren, und nicht als menschliche Individuen oder Personen, als Leute die viel Charakteristik ausdrücken. In der klassischen Musik geht's um Perfektion, technische Perfektion, da ist nicht viel Raum für Interpretation. Jetzt wenn du mit einem klassischen Musiker diskutierst, dann wird er darüber zweifeln – Er wird sagen, dass da so viel Raum ist, dass man jede Melodie frei interpretieren kann, auch wenn jede Note vorgegeben, jedes Tempo definiert ist, wirklich alles. Er wird sagen, dass «die wirklich guten Leute sowas in einer Art und Weise spielen, wie es durchschnittliche Leute niemals könnten», obwohl sie eigentlich alle das gleiche spielen – technisch gesehen. Ich hatte darüber viele Diskussionen mit einigen der Musiker, die wir für diese Album aufgenommen haben, aber grundsätzlich wollen die meisten von ihnen Noten, sie wollen, dass man ihnen sagt, was zu tun ist, und das spielen sie dann auch. Und deswegen setze ich sie auch so ein, weisst du? Ich geben ihnen Partituren, und die spielen das dann.

Manchmal arrangieren sie gewisse Teile neu, manchmal haben sie Ideen, aber… auf eine… sehr limitierte Art und Weise. Die meisten machen einfach, was ich ihnen sage. Was die anderen Musiker in der Band angeht… Wie gesagt, die meisten sind erst nach den Aufnahmen zu 'Precambrian' zu uns gestossen, also kann ich darüber nicht viel sagen. Aber auf der neuen Platte wird es definitiv mehr Input geben, das ist klar. Wie beispielsweise mit Luc an den Drums, da spüre ich, dass da… wie soll ich sagen… der alte Drummer… er hatte eine klassische Arbeitsweise. Er war nicht so trainiert, aber er wollte… (Überlegt) er wollte, dass man ihm sagt, was er zu tun hat, und für ihn war es eine Herausforderung, dies dann so gut wie möglich auszuführen. Luc seinerseits ist ein komplett anderer Charakter, er interpretiert die Songs viel freier, viel lockerer, aber es funktioniert sehr gut für mich. Er spielt einen Song wie 'For The Great Blue Cold Now Reigns' jeden Abend komplett unterschiedlich, und ich werde jede Nacht überrascht, aber es funktioniert… das finde ich super. Also muss ich nicht mehr wie in der Vergangenheit alle Drum-Parts und jedes Fill vorprogrammieren, einfach wegen der Wechsel im Line-Up. Die Richtung, die wir momentan einnehmen, tendiert klar auf einen ziemlich geschlossenen Band–Kern hin, und die zusätzlichen Musiker rundum sind eher lockerer dabei. Aber mit ihnen wird's immer noch gleich bleiben: Partituren, mach dies, mach jenes – Aber im Kern wird über das, was wir tun, und wie wir's machen, diskutiert werden.

MF: Ich vermute mal, dass es eine Weile gedauert hat, bis du dich daran gewöhnt hast?

RS: Nun, das muss ich aus einem anderen Blickwinkel angehen… Der Grund, weswegen The Ocean sich in eine 'Ein–Mann–Armee' verwandelt hat, wo ich alles selber mache und schreibe, liegt einfach darin, dass ich bis jetzt nie mit solch fähigen Leuten gearbeitet habe. Es gab das Bedürfnis, wie eben mit dem Schlagzeuger erklärt, den Leuten zu sagen, was sie zu tun hätten – und damit meine ich nicht die technischen Fähigkeiten, das hat auch mit dem Charakter zu tun. Ich habe beispielsweise einen guten Freund, der ein professioneller Trombone-Spieler ist, und das macht er wirklich, wirklich gut. Aber wenn du ihm sagst, er soll über einen Part improvisieren, dann ist er verloren. Er weiss nicht, was zu tun.

MF: Ok…

RS: Er kann eigentlich wiklich alles spielen, aber du musst das auch genau so verlangen. Und die Leute, mit denen ich gearbeitet habe, waren auch eher von diesem Schlag, was für mich ziemlich cool war… weil ich halt auch jede Menge kreativen Output habe, und es war für mich absolut Ok, meine eigene Musik zu schreiben, und es ist mir nach wie vor wichtig, alles selber unter Kontrolle zu haben, die Sache zu arrangieren, und… das grosse Bild zu malen. Aber in jedem Detail, wie etwa mit den individuellen Musikern, da hat's Raum für kreativen Ausdruck. Und das ist toll. Weil das etwas ist, was ich von Anfang an wollte – Mit Leuten zu spielen, wo du nicht sagen musst «Hey, könntest du bitte auf dieses Tom und nicht auf dieses hier hauen?», sondern eher «Könntest du ein cooles Fill spielen?», und er macht dann (*Spielt Luft-Schlagzeug*), und ich sag' dann «…Yeah!».

MF: Vor dem Konzert habe ich mit Julien gesprochen (The Ocean's Tontechniker, ebenfalls Schweizer), und er hat mir verraten, dass er wahrscheinlich auch bei für die nächste Platte involviert sein wird – Heisst das, dass ihr da schon präzise Pläne habt? Könnt ihr mir da was verraten?

RS: Ja, wir werden diesen Sommer mit den Aufnahmen beginnen, also 2009, und werden das Ganze dann Ende Jahr beenden, das ist ziemlich sicher. Es gibt schon etwa eine Stunde an Song-Material, das ich selber geschrieben habe, da wird noch einiges verändert und angehängt…

MP: …The Robin Staps Experience… (Lacht)

RS: (Lacht) …Ja, was war nicht wirklich geplant. Das war ein ziemlich schneller Prozess. Ich war diesen Sommer für drei Wochen in Spanien, und hatte eigentlich nicht geplant, dort Musik zu schreiben – Aber nachdem mir nach drei Tagen vom am Strand Liegen langweilig wurde, habe ich halt angefangen, Musik zu schreiben, und drei Wochen später war das Album mehr oder weniger geschrieben. Aber vielleicht werden wir neues… zusätzliches Material schreiben, und dann einige Songs auswählen, oder vielleicht wieder eine Doppel-CD machen – Was das anbelangt, haben wir noch nichts entschieden. Auch nicht, was das Konzept angeht, oder ob es überhaupt ein durchgehendes Konzept geben wird, oder was auch immer. Momentan gibt's einfach in etwa eine Stunde Musik, und wir werden dann schauen, was wir damit anstellen, was wir davon verwenden. Aber ja, Julien wird definitiv dabei involviert sein, er ist jetzt seit einigen Monaten dabei, eigentlich auch seit Beginn dieses Jahres. Und… Er ist ein wirklich guter Tontechniker, und ein erfahrener Recording-Engineer, also wäre es ziemlich bescheuert von uns, das nicht auszunutzen… Er ist hochmotiviert. Wir wissen noch nicht, wo wir aufnehmen werden, aber Teile davon werden wahrscheinlich in der Schweiz, in La-Chaux-De-Fonds aufgenommen werden.

MF: In seinem 'Studio Mecanique'?

RS: Ja, und andere Teile… Die meisten Gitarren werde ich wohl in Berlin mit meinem Wohnkumpel aufnehmen, der bei einigen vorhergehenden Aufnahmen ja auch involviert war – Ein guter Freund von mir. Also nochmal, es wird wohl wieder ein Album, dass hier und da aufgenommen werden wird, aber dafür haben wir noch keine präzisen Pläne.

MF: Wie steht's um die aktuellen Live-Bandmitglieder, werden sie alle dabei sein?

RS: Ja, ich denke schon…

(Es werden einige Witze von allen anwesenden Musikern über eventuelle Entlassungen vom Stapel gelassen}

MF: Ok… Also, tonnenweise Mucker, Konzeptionelle Scheiben, ausgreifendes Artwork – Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass sich diese Sache finanziell gesehen nicht sensationell auszahlt. Könntest du etwas Licht ins Dunkel bringen?

MP: Nun, die meisten von uns haben nebenbei immer noch Jobs am Start. Wie gesagt, auf diesem Niveau können wir halt nicht davon Leben. Wir versuchen, so oft wie möglich zu touren, um so viel Geld wie möglich reinzuholen, weil wir durch die Verkäufe nicht viel verdienen. Also halten wir uns zwischen den Touren Jobs.

RS: Ich glaube, deine Frage deutet auch auf ein grosses «Weswegen macht ihr das überhaupt?»?

MF: Nö, nicht wirklich. Ich verstehe das, es ist Musik.

RS: Ja, aber das Artwork ist keine Musik.

MF: Ja, aber Kunst. Und die muss raus.

RS: …stimmt.

MF: Sorry, erzähl' nur!

RS: Nun, wir versuchen einfach in allen Aspekten Qualität abzuliefern. Egal ob es die Musik, das Packaging, das Artwork, das Shirt-Design angeht – Wenn man die ganze Sache ansieht, kommt hoffentlich ein roter Faden zum Vorschein. Und wir versuchen das, so gut wie möglich zu machen, indem wir mit Leuten arbeiten, in die wir wirklich glauben. Martin Kvamme, der Typ, der das ganze Artwork macht, ist jemand, dem ich genau so wie allen anderen traue, er macht einfach was, und es ist unglaublich. Das war andaudernd so, er hat uns nie enttäuscht. Wenn wir eine Skizze sehen, sagen wir «This Fucking Rules!», und er meint dann «Nein, nein, da muss ich noch was ändern, und hier noch…».

(Gelächter)

…Beim 'Fluxion' Re–Release, da war es genau gleich, weisst du? Die erste Skizze, die er schickte, war perfekt - Ich sagte «Ja! Ok! Da muss nix geändert werden! Es ist genial!».

MP: Der Kerl ist nicht wie all die 'Copy-And-Paste'-Jungs da draussen, er arbeitet mit deinen Ideen.

RS: Er ist sehr kreativ, arbeitet aber immer noch mit den Ideen seiner Kunden – versucht sich auszudrücken, aber so, dass es dem Kunden entspricht, aber er immer noch sich selber sein kann. Und das kann er sehr gut. Ich glaube nicht, dass wir jemals mit jemandem anderen arbeiten werden, was das Album-Artwork angeht - wir sind extrem zufrieden. Das ist die eine Sache, das ganze Design. Das Package und die Produktion, das ist was anderes. Das ist natürlich sehr teuer, und wir machen das, weil… nun, erstens weil Metal Blade dafür zahlt. Was wir nicht wirklich erwartet haben – Wenn sie das nicht finanziert hätten, hätten wir es auch nicht gemacht. Wir können sowas nicht selber zahlen. Aber Metal Blade Records glaubt genauso wie wir daran, qualitative Packages zu veröffentlichen, was in der Welt der Metal-Majors ziemlich rar ist.

MF: Gratulation zu dem Deal!

RS: Yeah! Wenn man sich so anschaut, was einige der anderen grossen Labels veröffentlichen, das sind hauptsächlich standard Jewelcases. Es sind eigentlich zwei Gründe… Erstens das Label, das nicht sagt «Wer zur Hölle seid ihr, wir machen doch für euch kein Digipack!», und zweitens halt all die Bands die sich einen Scheissdreck drum kümmern. Die sagen «Wir spielen Musik, wir kümmern uns nicht um die Kunst, wir wollen Totenschädel auf dem Cover, oder blablabla…». Bei uns geht es eher darum… Ich versuche die Kunst als Ganzes zu sehen, die Musik ist einfach der wichtigste Teil dabei – Aber wenn man The Ocean anguckt, dann gibt es viele Aspekte: Die Lichtshow, die wir heute nicht dabei haben, die Visuals, die wir normalerweise dabei haben, das Packaging, die Shirtdesigns, und alles… Es ist einfach ein umfassender künstlerischer Ausdruck. Ich glaube daran, dass wenn du 2009 CDs verkaufen willst, du den Leuten auch einen Grund dazu geben musst, und einer ist halt, das Ganze gut aussehen zu lassen. Weil die Leute die Daten ansonsten von irgendeiner Website herunterladen. Aber wenn du ein nettes kleines Digipack hast, das toll aussieht, und jeder sagt «Wow, das ist fett!», dann gibt das den Leuten den Ansporn, eine CD zu kaufen. Und das wiederum wirkt sich dann hoffentlich auf unsere Verkäufe aus, und hilft uns, in Zukunft alles auf einem noch professionelleren Level zu machen – Weil die Leute hoffentlich die Platte kaufen, und sie nicht einfach runterladen.

MF: Ok, danke für die ausführlichen Infos. Wenn du Songs schreibst, nach was hältst du Ausschau?

RS: Da gibt's kein Schema. Das ist ziemlich hart zu beantworten, weil oft sind es einfach Ideen, die existieren und sich entwickeln. Ein Song wie 'The Gratest Bane' von 'Fluxion' beispielsweise, ein 14-Minuten Song – Der Mittelteil besteht eigentlich nur aus vier Noten, die konstant runtergehen, und sich für etwa 64 Takte wiederholen, aber da passiert so viel, weil sich die Streicher und all die Ebenen ständig verändern – sowas entwickelt sich, weisst du? Du hast eine erste Idee, und dann nimmst du den Faden auf, dann ergibt sich eine Melodie, die sich weiter entwickelt, so läuft das. Normalerweise weiss ich wirklich nicht, wohin es geht…

MP: Es ist eigentlich ein Abenteuer.

RS: …Es ist ein Abenteuer, genau. Es ist, als ob… Es wird zum surrealistischen Prozess, dieser psychische Automatismus. Das haben auch die surrealistischen Poeten und Maler verwendet, sie haben gesagt «Ok, wir beginnen irgendwo, und haben keine Ahnung, wohin das führt. Wir beginnen jetzt, das zu malen, konsumieren vielleicht etwas berauschendes, und dann kucken wir, wohin das führt». Drogen sind beim Schreiben nicht so wichtig… Manchmal, aber nicht immer!

MP: Sehr schnelle Anmerkung…

RS: (Lächelt) …Ja, haha. Aber die ganze Idee, einfach mal Kopfüber reinzuspringen, und dann zu sehen, wohin die Reise führt, ist etwas, was mich sehr befriedigt und mich herausfordert. Während ich 'Precambrian' schrieb, hatte ich Nächte, in denen ich eigentlich vor hatte, um acht nach Hause zu gehen, um meine Freundin zu treffen – Ich bin da aber nie angekommen. Ich habe im Proberaum geschlafen, und am nächsten Morgen weiter gemacht, einfach, weil mich die ganze Sache irgendwohin geführt hat. Und dann wiederum hast du Tage, wo du denkts «Ah, dieser Teil funktioniert überhaupt nicht, scheiss darauf!». Und dann sitzt du da, weisst nicht, wohin damit, und streichst einen kompletten Song… Was eine Schande ist, weil vielleicht hatte er coole Teile darin, und einfach einer davon hat nicht funktioniert. Aber ich vermute mal, dass das die Herausforderung ist, mit der jeder Komponist konfrontiert wird. Und meistens funktioniert das auch irgendwie, und dabei ist es extrem aufregend und Nerven zerreissend, und eigentlich auch einer der Hauptgründe, weswegen ich das Ganze mache – Einfach dich selbst damit zu überraschen, wohin dich deine eigene kranke Mentalität trägt. Weil man das nicht berechnen kann, man beginnt einfach, und denkt dann «Wow, das ist der Hammer!», verstehst du? «Woher kommt das?».

MF: Mikael von Opeth hat mir mal gesagt, dass er auch rückwärts schreibt – er beginnt dann mit dem dynamischsten oder explosivsten Teil, und arbeitet sich dann davon weg.

RS: Interessant, ich hab' das nie aus dieser Sichtweise versucht. Ich mache das normalerweise ziemlich chronologisch. Für mich führt jeder Part, den ich geschrieben habe, zu einem anderen hin. Und dann geht's einfach darum, alle Möglichkeiten auszuprobieren. Und logischerweise hast du dann auch mal zwei Teile eines Songs, die beide aus mehreren Elementen bestehen, und dann realisierst du, dass man die kombinieren könnte… Und dabei kriegst du dann diese grossen Songs – Du merkst dann plötzlich, dass der Song zu einem passt, den du Monate zuvor geschrieben hast, und dann kannst du die einfach zusammehängen. Aber ja, meistens beginne ich am Anfang, und dann baut sich das Ganze auf, und entwickelt sich in eine eigentlich unvorhersehbare Richtung.

MF: Weil ihr ziemlich unterschiedliche Touren spielt (Wie die letzte mit 'Trap Them', 'Victims', und 'Rotten Sound'), überrascht ihr wohl öfters Leute mit eurem progressiven Ansatz und der ganzen Dynamikbandbreite. Passt ihr eure Setlisten dem Publikum an? Spielt ihr auf dieser Tour eher Progressive Nummern?

MP: Eigentlich das Gegenteil. Es ist eher ein Metal-Set auf dieser Tour, und es kommt gut an. In Madrid hatten wir drei Drumkits auf der Bühne, und weil's da ziemlich eng wurde, haben wir schlussendlich mehr oder weniger im Publikum gespielt – Der Bass–Verstärker war hier, der Gitarren–Amp irgendwo da… Es war sehr chaotisch, daraus hat sich schlussendlich ein extrem hartes Set ergeben, und damit haben wir dann das Publikum für uns gewinnen können, obwohl ich eigentlich das selbe gedacht habe… Dass sie eher für die progressiven Songs zu begeistern wären… Aber es war das Gegenteil.

RS: Wir verändern es jede Nacht, nur um es für uns interessant zu halten – Gestern war es ein anderes Set als heute, wir spielten mehr von den 'Proterzoic'-Songs, und in der zweiten Hälfte dann sehr hartes Zeugs von 'Aeolian' und 'Hadean/Archadean'. Aber wir… Ja, wir passen unsere Sets ans Publikum an, aber auch nach dem, auf was wir Lust haben – Manche Nächte sind wir ziemlich betrunken, wenn wir auf die Bühne gehen, und dann wollen wir keine Geigen… Wir wollen Blut sehen!

(Gelächter)

Und dann an anderen Abenden sind wir eher in einer gemütlichen Stimmung, rauchen eine Tüte, und dann… wir passen es genauso sehr uns an. Aber mit Opeth ist es… Ich habe den Eindruck, dass viele der Kids im Publikum, die uns bisher nicht gehört haben… sie sind überraschend einfach zu überzeugen, wenn du hartes Material spielst, und sie einfach damit überraschst, was du tust, auch weil es immer noch anders ist, als das Material von Cynic – Die eine Hammer-Band sind, die aber auf der Bühne auch ziemlich introvertiert sind. Sie performen nicht, sie stehen einfach da, und spielen ihr Material. Es ist unglaublich, ihnen dabei zuzusehen - Aber ist komplett unterschiedlich, im Vergleich zu dem, was wir machen… Wenn wir Songs wie 'City In The Sea', oder 'Hadean' oder sowas spielen – Die sind einfach 'In die Fresse', es geht darum, die Leute mit dem Holz meiner Klampfe zu konfontieren. Und den Leuten scheint das zu gefallen. Es kommt halt darauf an…

Wo war nochmal diese Show… In Milano war's wirklich gut, war das gestern? Ja… wie spielten ein eher atmosphärisches Set, und es kam wirklich gut an. Ich denke, dass beide Aspekte funktionieren… Was haben wir bei Rotten Sound und Victims gemacht? Haben wir immer ein Extra-hartes Set gespielt? Ich glaube nicht… Wir haben versucht, uns von dem was Rotten Sound und Victims gemacht haben, abzuheben. Wir sind unterschiedlich, darauf sind wir stolz, egal wie sehr wir auf Rotten Sound stehen – die sind fantastisch! Aber es ist schön, etwas anderes zu bieten, wenn wir als dritte Band des Abends auf die Bühne gehen. Es ist besser als drei oder vier Bands, die sich im selben Spektrum des Grindcore bewegen, ich will mir das selber auch nicht antun. Als Konzertbesucher will ich unterschiedliche Sachen sehen, ich will Bands die was anderes machen – Nicht wie diese grossen Metalcore-Touren, die momentan sämtliche Agenturen auf die Beine stellen, mit Bands die alle genau gleich klingen, das ist Bullshit, das will doch keiner sehen… Also ja, wahrscheinlich schon, aber es gibt ja auch schlechten Geschmack, also…

MF: Wenn ich das richtig hingekriegt habe, dann sind mittlerweile vier Schweizer Mitglieder bei euch am Start - Wie hat sich das ergeben?

MP: (Flüstert) …Das Internet…

MF: Jona war der Erste, oder nicht?

RS: Jona war der Erste, Jona hat diese Schweizer Invasion gestartet. Er muss für diese riesige Anzahl zur Verantwortung gezogen werden, diese Menge an…

(Luc Hess (LH) setzt sich dazu)

LH: Zur Verantwortung gezogen? Er muss dafür geliebt werden!

(Gelächter)

RS: …Schweizer Blut in unserer Band. Wir hatten eine Annonce auf unseren Sites, dass wir nach Musikern suchten – Weil an diesem Punkt gerade unser alter Gitarrist ausgestiegen war, respektive wir nicht all zu zufrieden mit seinem Lebensstil waren. Wir suchten jemanden, der als Vollzeitmusiker mehr Engagement mitbrachte, und deswegen diese Annoncen, und Jona hat dann geschrieben… Also eigentlich haben eine ganze Menge Leute geschrieben! Und er hat uns dann ein Video von ihm geschickt, wir er einen Song von uns spielt – Wir haben ihm keine Noten geschickt, er hat einfach den Song gelernt, ihn gespielt, dazu abgerockt…

MP: Er hat wirklich dazu abgerockt!

RS: …Ja, es war verdammt lustig! Wir sagten uns «Dieser Typ ist unglaublich!», und wir haben ihn dann auf eine Tour mitgenommen.

RS: Ja, und dann… Wir haben ihm unsere Setlisten geschickt, und ihn gebeten, diese Songs zu lernen und uns noch mehr Videos zu schicken, und das hat er getan. Also sagten wir «Ok, das muss funktionieren, mach eine halbe Tour mit uns!», das war die Intronaut-Tour, letzten November. Er hat also die erste Hälfte mitgemacht, und dann hatten wir einen Ersatz-Gitarristen, bei dem alle wussten, dass er nicht das sechste Bandmitglied sein würde, aus welchen Gründen auch immer. Der hat dann die zweite Hälfte der Tour mit uns gemacht, weil Jona dann aufgrund der limitierten Einladung wieder gehen musste. Aber wir wussten alle, dass wir diesen Typen wollten. Und der Rest hat sich dann daraus entwickelt. Unser Drummer, unser alter Drummer, entschied sich, nach der Tour eine Pause zu machen, mindestens ein halbes Jahr lang. Und ich habe ihm dann gesagt, dass die Band sicher nicht eine halbjährige Pause machen werde, und dass wenn er das jetzt durchziehe, wir einen anderen Drummer suchen würden. Und da meinte dann Jona «Ich kenne da diesen Typen, der kann Drums spielen»…

LH: (Zu Robin) Tatsächlich stammt das Video, das du von mir gesehen hast von Chris (Genau diesem Metal Factory-Interviewer, meine Damen und Herren)…

RS: Ja, das war das erste Video, dass ich von ihm sah. Und er auch, er hat dann zwei Videos von sich aufgenommen, in denen er unsere Songs spielt, aber…

MP: (Zu Robin) …Wir hatten schon einen Kumpel von dir…

RS: Exakt, an diesem Punkt hatte ich eigentlich schon entschieden, einen anderen Typen zu nehmen, der ein guter Freund von mir ist. Aber als ich Luc das Material mit so viel Feeling spielen sah, fand ich mich in einer verschissenen Situation wieder… Ich musste meinem Kumpel sagen, dass er nicht in der Band sein werde… Und er hatte bereits etwa vier Wochen lang unsere Songs geprobt, sich für die Tour vorbereitet, wir wollten ja in die Staaten… War eigentlich mein Fehler, dass ich ihm zu früh zugesagt hatte. Aber schlussendlich musste das getan werden.

MP: Ja, es war das Beste für die Band.

RS: Exakt. Und so ist Luc in die Band gekommen. Der letzte war dann Louis, das geschah wieder durch Jona und Luc, die kannten ihn. Wir hatten einen Ersatz-Bassisten für eine ziemlich lange Zeit. Mike war eigentlich der Ersatz-Bassist für die Black Dahlia Murder–Tour, im August des letzten Jahres. Wow, ist das schon ein Jahr her?

MP: Etwa ein Jahr, ja.

RS: Und dann hat er sich entschieden, nicht mehr Bass zu spielen, also hatten wir für die Intronaut–Tour einen anderen Bassisten, auch wieder als Ersatz. Wir brauchten also schon ziemlich lange einen richtigen Bassisten. Und ja, seit Louis uns seit der Cult Of Luna-Tour diesen Sommer begleitet, sind wir mehr oder weniger komplett, mit drei Schweizern plus dem Tontechniker. Also sind wir eigentlich… mehr schweizerisch als sonst irgendwas. Ich fühle mich sogar schweizerisch… Ich habe eine Gurtschnalle mit einer Schweizer Flagge! Nun ja, nicht heute, aber…

MF: Ok. Wie schaut's aus, wie läuft's auf dieser Tour mit den Bands und den Crews?

LH: (Sarkastisch) Die Opeth-Crew ist sehr nett…

(Gelächter)

RS: …Sie kochen jeden Abend für uns…

LH: Ja, manchmal laden sie uns zum feiern in ihren Bus ein…

RS: …Sie bringen uns jeden Abend Wein…

MP: (Seriöser) …Nein, es ist Ok – Echt jetzt. Einfach… Ich meine, man hat da halt diese Arbeiter-Typen, die einfach ihren Job machen, und da schwingt halt einfach eine gewisse Persönlichkeit mit. Normalerweise läuft's gut, wir gehen ihnen nicht auf die Nerven, und sie uns nicht. Es ist so wie es ist, und das ist ok so, wirklich.

RS: Einige davon sind wirklich nett, um ehrlich zu sein. Mit einigen kommen wir wirklich gut aus, die sind super – Und andere sind einfach totale Schwänze, um ehrlich zu sein.

LH: Aber die Bands sind cool!

RS: Die Bands sind sehr nett!

MP: Ja, das ist eine wahre Freude für mich – Sie (Opeth) sind meine Lieblings-Band, also… Als ich am Anfang mit ihnen reden wollte, fühlte es sich an, als ob ich sagen würde «Hi, ich bin Mike, ich bin ein Vollidiot!»…

(Gelächter)

MP: …Das war schon komisch. Aber jetzt ist es ok, es läuft. Und dann sind da noch die legendären Cynic-Jungs, das ist unglaublich. Wir kommen gut miteinander aus.

LH: Ja, die Cynic-Jungs sind super! Ihr Tontechniker auch!

MP: Es ist halt eine andere Sorte Tour, ich habe ja jetzt schon ein paar mit The Ocean hinter mir – Es gibt einen strikten Zeitplan, es gibt also nicht wirklich viel Zeit, um aufzutauchen, und etwas rumzuhängen. Du tauchst auf, baust auf, machst den Soundcheck, und dann spielen wir ja schon ziemlich früh, also… Von Cynic's Set verpassen wir ziemlich viel, weil wenn wir abräumen, bauen die auf. Wenn wir Glück haben, können wir ein, zwei Songs aufschnappen. Das ist natürlich schon eine Schande, weil es wirklich nett wäre, dieses Party-Szenario zu haben, das man halt so erwartet, aber… Es ist halt nicht immer so.

RS: Es gibt noch andere Sachen, die wirklich aus dem Ruder gelaufen sind… wie etwa… Wir bekamen vom Management die Zusage, dass wir unser Licht-System auf dieser Tour benützen können, und trafen dann eine Situation an, die es uns komplett verunmöglichte, es zu verwenden. Am Anfang der Tour hiess es «Ok, ihr könnt das jetzt nicht mehr machen», aber an einigen Shows wäre das locker gegangen… Der Tourmanager ist der gleiche Typ, der auch das Licht macht, und dieser Schlag Menschen zwingt den Bands gerne Beschränkungen auf, damit dann Opeth umso glänzender und überwältigender erscheinen. Und dass… ich vermute, das liegt in der Natur der Sache, wir sind schon froh, keine Sound-Beschränkungen zu haben… Manchmal muss man auf einer Tour beispielsweise mit nur vier Mischpult–Kanälen auskommen. Das ist hier nicht der Fall, wir werden, zumindest was Soundcheck und Sound angeht, fair behandelt, was wirklich cool ist. Ich denke in Sachen Licht ist das nicht der Fall, und das liegt einfach daran, dass der Tourmanager der Lichtmann ist. Aber… Im Endeffekt geht's ja um die Musik, es ist die erste Tour, die wir ohne unser eigenes Licht machen, wir sind…

LH: …Es ist cool, weil man sich dann auf die Musik konzentrieren kann, weil wir dann etwas mehr Zeit für den Soundcheck haben. Aber es ist ein 'Pain in the Ass' (O-Zitat), weil wir extra einen Anhänger mieten mussten, um das Licht und all das Material mitzunehmen, weil das alles sehr schwer ist. Also haben wir diesen Anhänger, der ein Heidengeld kostet…

MP: Und zusätzliches Benzin–Geld…

LH: …Und Benzingeld…

MF: Also ist der Anhänger Halb-Leer?

RS: Nein, nein!

MF: Ihr schleppt alles mit rum?

RS: Wir bringen alles mit, wir sind nicht in Berlin vorbeigekommen, oder sonst irgendwo, wo wir das Material hätten abstellen können. Die Tour hat in Glassgow angefangen, dann sind wir von Frankreich nach Spanien gefahren, also mussten wir alles Material mit uns mitschleppen, wir zahlen viel Extra-Geld für den Anhänger, und wir können nix davon verwenden. Und das sehe ich nicht als unseren Fehler, weil die unsere technische Liste gekriegt haben, mit jedem einzelnen Element drauf, und die haben das abgesegnet. Und die Tatsache, das die das nicht im Vorfeld abgeklärt haben… Es schien sie überhaupt nicht zu interessieren, niemand hatte auch nur eine Ahnung, was wir mitbringen, aber sie hätten eigentlich einen Blick auf unsere Liste werfen sollen, und das ist – zumindest aus meiner Sicht – pure Arroganz, das ist Scheisse. Dafür mache ich nicht die Band verantwortlich, weil die davon keine Ahnung haben, aber… naja…

MP: Offensichtlich gab's da irgendwo ein Kommunikationsproblem…

MF: Ich bin vor etwa einem Monat an einer Show gewesen… Nicht lachen, es war die Bullet For My Valentine-Tour, mit Black Tide, Bleeding Through und Lacuna Coil…

RS: *Hüstel*

MP: *Hüstel*

MF: …Ich hab' euch gewarnt. Auf jeden Fall: Die erste Band, Black Tide, hatte gerade mal die Kick-Drum, Snare unten, eine Gitarre und etwas Gesang auf der PA…

RS: Wow…

MP: Genau, das meine ich. Wir wollen uns nicht beklagen, die Shows sind cool.

LH: …Ja, und für mich fühlt sich das auf der Bühne richtig gut an, ich versuche es einfach zu geniessen, mit diesen Jungs zu spielen. Es ist nicht wirklich ein Problem, es läuft.

RS: Ich meine, es ist Opeth's Tour, wir müssen uns alle anpassen, Cynic ebenfalls. Die andere Seite ist, dass wir vor viel Publikum spielen, gefüllte Hallen.

MP: Ja, die Konzert-Lokale sind absolut wahnsinnig, so gross… Das ist gute Werbung für uns. Und dafür sind wir dankbar.

MF: Ok, das wär's dann gewesen - Was habt ihr euren Schweizer Fans noch mitzuteilen?

LH: Ich liebe euch!

(Gelächter)

RS: Unterstützt eure Lokale Schweizer–Berliner–Warrington-Szene!

(Grösseres Gelächter)

MF: Ok, das wäre es dann gewesen - Besten Dank!

RS/LH/MP: Danke dir!


Unser El Muerte (mitte) umgeben vom "Oze