Interview: Status Quo
By Crazy-Beat
Von Wikingerschiffen am "Sweden Rock Festival" und Amon Amarth.



Seit gut einem halben Jahrhundert rocken Status Quo "around the world" und füllen nach wie vor die grössten Hallen, egal wo sie auch abrocken. Die inzwischen in die Jahre gekommenen Herren begeistern mit unzähligen Hits und haben erst gerade kürzlich ihre nicht weniger als 100. Single (!) veröffentlicht, und mit "Quid Pro Quo" ein saustarkes Album auf die treuen Fans losgelassen. Es war mir eine ganz grosse Ehre, mit Rick Parfitt einen der besten Rhythmus-Gitarristen überhaupt kennen lernen zu dürfen. Einen richtigen englischen Gentleman, der nach dem Soundcheck unsere Fragen gut gelaunt beantwortete.

MF: Hi Rick, es freut mich, dich kennen zu lernen.

Rick: Oh hi, ihr habt ja gar nichts zum sitzen, ich organisiere kurz ein paar Stühle.

MF: Willkommen Rick, du warst sicher schon circa 4500 Mal in der Schweiz, oder?

Rick: (grinst) - Oh ja..., ich denke, wir kommen schon seit vierzig Jahren in die Schweiz. Wir kommen immer wieder gerne hierher, die Schweiz ist schön und die Leute sind sehr nett.

MF: Sprichst du inzwischen etwas Deutsch?

Rick: Nicht wirklich, ich war zwar zehn Jahre verheiratet mit einer deutschen Frau. Da habe ich ein bisschen was gelernt, aber ich war zu oft betrunken in dieser Zeit, um davon etwas zu behalten. (Gelächter)

MF: Kannst du uns etwas erzählen über den «Bulla Quo» Film (erscheint im November 2013 auf DVD)

Rick: Vor sieben bis acht Jahren waren wir in einer TV-Show in England mit dabei, die hiess Coronation Street. Die läuft schon seit fünfzig Jahren und ist in England sehr populär. Und der Stunt-Koordinator wollte einen Film mit uns machen, wir sagten ja. Er brachte uns ein Drehbuch, das hiess «Care Factor Zero». Darin war viel Gewalt und Geballer, wurde in Thailand gedreht, genauer in Bangkok und war etwas böse wie widerlich und deshalb sagten wird dann ab. Sieben Jahre später bekamen wir ein neues Drehbuch mit weniger Gewaltinhalt, dafür mehr Fun. Drehort, waren diesmal die Fidschi-Inseln. Das klang sehr gut, also sagten wir zu. Francis und ich hatten eine grossartige Zeit auf den Fidschis und die Dreharbeiten dauerten einen Monat. Wir gaben unser Bestes, werden aber sicher keinen Oscar dafür bekommen, doch der Film war wirklich ok.

MF: Ja, im November wird die DVD bei uns veröffentlicht.

Rick: Ja, er kommt wirklich sehr schnell raus, er lief ja nur in England im Kino, ich bin gespannt, wie er als DVD ankommen wird.

MF: Ok, lass uns etwas über das «Quid Pro Quo» Album reden. Ich finde, dass es den Spirit älterer Quo-Alben besitzt. Wie siehst du das?

Rick: Ja, ich mag das Album ausgesprochen gerne. Ich ging zu Francis und Rhino und sagte, dass ich einige Songs habe und auch Andrew hatte ein paar Songs in petto. Dann ging es eigentlich sehr rasch und wir befanden uns im Studio für die Aufnahmen. Dabei kamen dann all diese meiner Meinung nach grossartigen Songs dabei heraus. Vor allem die ersten drei Tracks des Albums sind sehr stark und haben einen guten Drive («Two Way Traffic», «Rock'n'Roll'n'You» und «Dust To Gold»). Für mich, wenn ich im Auto bin, ist «Two Way Traffic» ein "gefährlicher" Song, denn da überkommt mich das Gefühl voll auf das Gaspedal drücken zu müssen. Und wenn ich mir diese Lieder anhöre, die von 63 bis 65-jährigen Männern gespielt werden, klingt es jedoch nicht so, als ob es so wäre. Hat ein bisschen den Spirit aus den 70er-Jahren.

MF: Wenn wir schon gerade von Alben sprechen. Wisst ihr eigentlich, wie viele Alben ihr jeweils verkauft oder seid ihr nicht an solchen Verkaufzahlen (mehr) interessiert?

Rick: Hmm, wir wissen die genauen Verkaufszahlen im jeweiligen Moment eigentlich nicht. Jedoch sind wir jeweils an den entsprechenden Chart-Positionen interessiert und wie lange es sich auf einem Platz halten kann. Was wir jedoch jedes Jahr einmal erhalten, sind dann Statistiken aller Verkaufszahlen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir bis dato circa 120 Millionen Alben verkauft. Als Kids hätten wir uns sowas gar nicht vorstellen können.

MF: «Quid Pro Quo» war ja auch das letzte Album, das ihr mit Matt am Schlagzeug eingespielt habt. Wieso hat er eigentlich die Band verlassen?

Rick: Er hatte die Nase einfach voll ("he was pissed off"), es war irgendwie seltsam mit ihm. Er hatte zwar seine Momente, denn technisch ist er ein brillanter Drummer. Er fand keinen Spass mehr am Sound und nach den Konzerten warf er im Ärger oft Sachen umher. Man spürte, dass er einfach nie richtig zur Band gehörte, darum ist es dann halt so gekommen. Aber jetzt haben wir ja Leo in der Band und das funktioniert sehr gut. Anfangs musste er sich selbstverständlich einleben, aber er weiss mittlerweile, was von ihm erwartet wird. Er kommt diesem Ziel immer näher und wird es auch erreichen.

MF: Wie seid ihr eigentlich auf Leo gekommen?

Rick: Er war Drummer in der Francis Rossi Soloband, respektive auf Tour mit ihm. Es geht nicht nur darum, dass man einen tollen Schlagzeuger hat, sondern auch um die Persönlichkeit eines Menschen. Es muss eine Person sein, die in das Quo-Team passt und Francis meinte, dass Leo diese Person sein könnte. So haben wir uns gesagt, dass wir ihm diese Chance geben wollen.

MF: Dieses Jahr habt ihr ja am "Sweden Rock Festival" gespielt. Was war das für ein Gefühl, inmitten all dieser Heavy Metal Bands?

Rick: Überlegt..., aahhhhh..., das mit Amon Amarth und Kiss. Es war grossartig. Unser Set kam gut rüber und es schien dem Publikum sehr zu gefallen. Hmm, als ich nach unserem Gig von der Bühne kam, sah ich all diese Leute, die wie Wikinger angezogen waren..., mit Schwertern, Helmen sowie Schildern und ich dachte, was zur Hölle ist das denn? Backstage habe ich die Jungs von Amon Amarth dann kurz gesehen, in Jeans, schwarzen Shirts und den langen Haaren. Ich kannte die Band nicht und dachte, die will ich jetzt unbedingt sehen. Dem Sänger wünschte ich alles Gute für den bevorstehenden Gig. Rick Parfitt ahmt den Sänger von Amon mit tiefer Stimme nach: Thank you, thank you man. Ich hab mir ihre Show angeschaut: Zitat: "And I have never seen something like that in my fucking life". Ha, nun bin ich ein Fan von Amon Amarth. Feuer auf der Bühne, Kampfszenen auf einem Wikingerschiff, unglaub-lich. Ich habe mir sogar eine CD gekauft. Wow, es war ein grossartiger Tag. Dann kamem Kiss, aber davon wollt ihr sicher nichts hören (wir schauen uns fragend an). Nun äh (es kommt ein tiefer Schnaufer). Nun..., wir waren mal vor circa dreissig Jahren Vorgruppe von Kiss in den USA und darum wollte ich sehen, wie sie heute so rocken, äääähhhh..., nun... (es folgte ein tiefer Seufzer...)

MF: (Gelächter) - ok, lassen wir dieses Thema. Nun, sprechen wir über das "Classic Quo Lineup". Was war das für ein Gefühl, wieder mit Alan und John ein paar Gigs zu spielen?

Rick: Die Gefühle waren sehr intensiv und stark, weisst du. Wir waren sehr erfolgreich mit John und Alan, und dann ging damals einiges schief, das eigentlich gar nicht hätte schief gehen müssen. Es ging unter anderem um Alkohol, auch um Geld, wovon ich und Francis nichts wussten, und es war damals schwer, Alan davon zu überzeugen. Darum machten wir diese Dokumentation «Hello Quo» und Alan kam dafür nach England rüber und wir spielten das erste mal seit über dreissig Jahren wieder zusammen, es war so genial! Das Leben ist sowieso zu kurz, um zu streiten. Seit dieser Zusammenkunft habe ich wieder regelmässig Kontakt zu Alan und wir sind gute Freunde. Es war für mich ein herrliches Erlebnis, wieder mit der Originalbesetzung einige Gigs zu spielen. Nun, die ersten Proben waren zwar grauenhaft. So, wie alles eingerostet wäre und der Motor nie zum Laufen käme. In der zweiten Woche wurde es dann immer besser und tighter. Es brauchte halt Zeit, denn Alan und John haben nicht mehr wirklich grosse Konzerte gegeben, vielleicht mal in einem Pub oder so. Zudem hat Alan auch noch gesundheitliche Probleme. Habt ihr eine Show gesehen?

MF: Nein, ein Kollege hat jedoch eine der Shows gesehen und war total begeistert.

Rick: Wirklich? Es war unglaublich und es kamen Leute aus der ganzen Welt, um diese Shows in England zu sehen. Ich konnte es nicht glauben. Aus Argentinien, Amerika und so weiter. Die Leute haben zum Teil sogar geweint. Ich konnte es nicht glauben, es war ein unbeschreibliches tolles Gefühl. Im Augenblick gibt es jedoch keine Pläne für weitere Gigs im Original-Lineup, zumal sicher nicht dieses Jahr mehr, aber wer weiss... (ja, wir wissen es inzwischen Rick! - MF)

MF: Wie kam es zu der «Coles Mince» Werbung? Die ist echt lustig!

Rick: Ha ha, das kam total überraschend. Der Megastore aus Australien hat uns angefragt, denn sie haben tiefe Preise, respektive ihr Motto lautet "the prices are down" und sie wollten unseren Song «Down Down» dafür verwenden. So haben wir uns gesagt, warum nicht?! Ist sicher spassig. So haben wir dann das Video mit Eisbären, und Walrössern auf einer treibenden Eisscholle aufgenommen. Das war wirklich spassig.

MF: Waren die Fingergitarren eigentlich echt?

Rick: Ja, das waren coole richtige Gitarren. Wir waren für lange Zeit nicht mehr in Australien. Durch diese Werbung wurde unser Bekannheitsgrad wieder grösser und wir hatten erneut ausverkaufte Shows in Down Under.

MF: Sprechen wir mal über dein Equipment: Ist deine Hauptgitarre immer noch deine Telecaster 1965?

Rick: Hm, ich glaube, die ist sogar älter. Jahrgang 61 oder 62 und für mich immer noch die Beste, mit extrem harten Saiten (0,14 bis 0,56). Auch wenn sie mal auf den Boden fällt, verstimmt sie sich nicht und es geht nichts kaputt - ich kann mir nicht vorstellen, jemals auf etwas anderem, als dieser Telecaster zu spielen.

MF: Was für Effekte benutzt du?

Rick: Keinen! Ausser einen Flanger bei «Whatever You Want». Für mich ist es wichtig einfach abzurocken, dafür brauche ich keine Effekte. Ich mag es straight und einfach.

MF: Bevor Du auf die Bühne gehst, wärmst du deine Stimme auf?

Rick: Nein nicht wirklich. Wir spielen uns jeweils ein bisschen warm hinter der Bühne, das ist alles.

MF: Spielst du zu Hause oft Gitarre?

Rick: Nicht so viel. Wenn ich zu Hause bin, verbringe ich die Zeit gerne mit meiner Familie. Francis spielt jeden Tag und das Letzte, was ich nach eine Tour sehen will, "it's a fucking guitar"! (Gelächter) - Wie ihr sicher wisst, lebe ich in Spanien und sitze lieber draussen, trinke ein Glas Wein und geniesse den Sonnenuntergang. Oder spiele mit meinen Kindern.

MF: Spielen deine Kinder auch Instrumente?

Rick: Oh ja! Alle meine Söhne spielen Gitarre und Richard hat soger eine Band, die heisst RPJ (Richard Parfitt Junior), sie touren ein bisschen durch England und Europa. Ist eine tolle Band, checkt mal seine Homepage aus.

MF: Ich weiss, dass du Autos liebst. Was fährst du im Moment?

Rick: Ich habe einen Range Rover Supercharged. Oh, was für eine grossartige Maschine. Zwei Polos, einen Bentley GT Continental und ein Jaguar SF. Mehr habe ich nicht im Augenblick.

MF: Und wie sieht es denn mit deinem alten Messerschmitt aus?

Rick: Oh ja, ich erinnere mich, habe den Wagen aber leider nicht mehr. Das war halt in dieser Drogenzeit..., unter Drogeneinfluss habe ich alle meine wertvollen Dinge verschenkt oder jemanden überlassen, so auch den Messerschmitt und viele schöne Gitarren. Das war eine schlimme Zeit mit all den Drogen und dem Alkohol.

MF: Hast du noch Konakt zu Brian May (Queen)?

Rick: Ja ja..., wir sehen uns von Zeit zu Zeit. Manchmal spielen wir auch zusammen für den «Prince Charles Trust», wo auch andere Musiker und Bands wie Genesis, Tom Jones und auch Roger Taylor sowie viele mehr dabei sind. Das macht jeweils immer Spass.

Rick mit unserem Crazy-Beat (rechts) >>>

MF: Und hast Du jemals etwas von Roy Lynes (Gründungsmitglied und Keyboarder von Status Quo) gehört?

Rick: Ja, ich habe ihn erst neulich in Australien getroffen.

MF: Macht er immer noch Musik?

Rick: Oh ja ja, er spielt oft in Pubs. Er ist ein richtig verrückter und durchgeknallter Typ (lacht). Hat sich überhaupt nicht verändert, zudem tritt er in Restaurants auch als Elvis auf (lacht).

MF: Letzte Frage: Wie sind eure Zukunftspläne mit Status Quo?

Rick: Da sind einige Sachen am Laufen. Was aber genau nächstes Jahr passiert, kann ich auch noch nicht sagen, respektive es sind einige Überraschungen geplant. Darüber kann ich jedoch nichts verraten!