Interview: Samael
By R.K.
Samael hatten sich lange Zeit gelassen für ihr neustes Werk "Reign of ligth", doch das Warten hat sich gelohnt und auf die CD-Review hin, konnte ich natürlich nicht Nein sagen, als die Einladung zum Interview kam. In entspannter Atmosphäre traf ich die beiden gut aufgelegten und sehr freundlichen Brüder XY und Vorph in einer Hotelbar, mitten in Zürich.


MF: Als Erstes möchte ich euch gratulieren zu eurem neuen Meisterwerk "Reign of light". Ich habe seit kurzem die Promo und bin einmal mehr fasziniert von der Klangwelt Samael's. Wie steht ihr zu eurem neuen Werk, seid ihr zufrieden mit dem Resultat?

Vorph: Vielen Dank, ja wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, es bereitet uns sehr viel Freude.

XY: Oh ja, dem kann ich nur zustimmen, wir sind wirklich sehr glücklich mit dem Album, auf jeden Fall.

MF: Gab es irgendwelche Probleme während den Aufnahmen zu "Reign of light" oder geschah etwas Spezielles, Unerwartetes?

Vorph: Nicht wirklich, wir machten es diesmal so, wie wir es wollten. Die Aufnahmen wurden im Studio im Wallis gemacht wie auch zuhause im Heimstudio. So hatten wir auch Zeit, wirklich in die Details zu gehen.

XY: Es war auch das erste Mal, dass wir im selben Studio den Mix durchführten und somit immer wieder Gelegenheit hatten, die Records durch zu hören und Fehler gleich aus zu bessern sowie Änderungen direkt einfliessen zu lassen. Grössere Problem hatten wir keine.

MF: Welche Parts schluckten die meiste Zeit während der Aufnahmen, war es das Programming?

XY: Nicht unbedingt, einige Zeit beanspruchten die Gitarren, welchen wir wieder etwas mehr Gewicht beisteuerten, wie auch das Ausarbeiten der Details und Strukturen.

Vorph: Eigentlich teilten sich die Aufnahmen in zwei Schritte auf. Erst nahmen wir den Sound als "Demo-Versionen" auf und dann nahmen wir die Stimmen dazu auf. So hatten wir die Chance das Ganze an zu hören und Änderungen der Gesangslinien gleich vor zu nehmen. Es war das erste Mal, dass wir es so gemacht haben und es war sehr effektiv, es auf diesem Wege durch zu führen.

MF: Gab es einen besonderen Grund, wieso der Song "Telepath" als Single veröffentlicht wurde?

Vorph: Na ja..., wir hatten schon lange nichts Neues mehr präsentiert und wir wollten endlich wieder etwas veröffentlichen, ein Lebenszeichen aussenden mit einem energiegeladenen Song. Zudem hatten wir auch schon bereits die Idee für einen Remix, was uns dazu brachte "Telepath" als Single-Auskopplung zu verwenden.

MF: Die Produktion von "Reign of light" wirkt wie aus einem Guss. Gab es da viele Leute, die euch dabei unterstützt haben?

Vorph: Ja, wir hatten da einige Sound-Engineers mit an Bord, welche uns zur Seite standen. Ich hatte zum Beispiel einen eigenen für meine Stimme sowie gab es auch einen für den Frauen-Gesang. Es waren alles Leute, die wir bereits kannten und die es ermöglichten, das ganze Projekt am Laufen zu halten.

XY: Sie hörten die Songs durch, brachten teilweise auch Ideen ein und gaben uns Anweisungen, wie wir das Ganze verbessern konnten. Es war eine sehr gute Zusammenarbeit.

MF: Was besonders auffällt, sind diese orientalisch, arabischen Klangfarben, welche bei einigen Songs sehr dominant sind. Wie kam es dazu, dass ihr solche Klänge gewählt habt? Hat es allenfalls etwas mit der aktuellen Weltlage zu tun oder gar einen "politischen" Hintergrund?

Vorph: Nein, hat es nicht. Wir möchten keine Meinungen vertreten, was wann wo passiert. Für mich geht es um eine Traumwelt, eine Vision. Wir leben alle auf dem gleichen Planeten, doch uns ging es nie darum, Bezug darauf zu nehmen. Unsere Musik soll mehr als "Tor" zu einer anderen Welt dienen, dies ist der eigentliche Grundgedanke.

MF: Ich finde die neuen Stücke eingängiger, melodischer und "greifbarer", doch sie haben gleichzeitig diese "Kälte" verloren, welche noch von "Passage" ausging. War das eure Absicht, wolltet ihr mehr positive Energie in die Songs einfliessen lassen?

Vorph: Ja, definitiv. Wir versuchten es schon früher, doch ich denke es war nicht die richtige Zeit damals. Es kam nicht richtig durch bei den Vorgängern. Auf diesem Album brachten wir viel mehr Gefühle ein.

XY: Die ganze Produktion und die Songs sind einfach "wärmer". Es ging uns darum, mehr Farben ein zu bringen.

MF: Euer Sound ist in der Metal-Welt doch sehr eigenständig und speziell, wie kommt ihr zu den Ideen, was ist eure Inspiration..., etwa die Walliser Berge?

XY: (lacht) Ja ja..., vielleicht, vielfach ist es einfach die Zeit, welche uns neue Ideen zuträgt.

Vorph: Wir sind ständig am Forschen, vom Morgen, wenn wir aufstehen, bis am Abend. Als wir jung waren, hatten wir nichts mehr zu bezahlen, als eine Lektion. Unsere Musik war sehr simpel und gewann erst durch unser Heranwachsen an Substanz. Auch lernten wir die Zusammenarbeit untereinander und die Aufteilung der Aufgaben besser zu bewerkstelligen, dies war ein grosser Schritt für uns.

MF: Vorph, deine Lyrics sind immer sehr speziell, lebst du in einer anderen Welt?

Vorph: Die Lyrics drücken aus, nach was ich auf der Suche bin. Ich versuche, in einer anderen Dimension zu "leben". Du weisst, die Welt ist sehr schnelllebig und wir versuchen irgendwo zu leben und die Chance zu ergreifen, durch unsere Musik etwas zu verändern.

MF: Ihr beiden seid nun so etwas wie die "Motoren" von Samael. XY kümmert sich um den Sound und Vorph um die Texte. Funktioniert dies immer gut, gibt es da nie Spannungen?

XY: Nein, wir harmonieren sehr gut zusammen. Die Ideen welche ich einbringe, werden immer von allen Vier besprochen und, wenn nötig, abgeändert. Ja, das ist ein Weg zu arbeiten, den wir sehr mögen.

Vorph: Jeder von uns ist ein Teil des Geistes und jeder arbeitet dafür. Wir wissen dieser "Spirit" existiert und wir leben dafür.

MF: Gibt es denn für euch auch noch ein Leben neben Samael?

XY: Eigentlich nicht in letzter Zeit. Momentan haben wir viel mit Promotion zu tun für unser neues Werk, was wir auch fokussieren möchten. Natürlich versuchen wir auch, unsere Freundschaften zu pflegen und Leute zu treffen.

Vorph: Manchmal ist es auch gut und nötig eine Pause zu haben, um wieder etwas Energie zu tanken.

MF: Könnt ihr eigentlich von eurer Musik leben hier in der Schweiz?

XY: Ja können wir, aber wir hoffen schon, uns mit dem neuen Album etwas mehr Komfort leisten zu können.

MF: Aber ihr lebt schon noch im Wallis..., eurem "Heimatland"?

(Beide lachen) XY: Oh ja, es ist sehr gut zum Arbeiten dort.

Vorph: Wir mögen das Wallis sehr und es ist auch sehr praktisch zum leben dort. Wir sind schnell an den Orten, wo wir hin müssen.

MF: Nun ist es fünf Jahre her, seit "Eternal". Was habt ihr eigentlich über all diese Jahre so gemacht?

XY: Es tönt eigentlich nach einer langen Zeit, jedoch hatten wir kaum freie Zeit. Wir tourten durch die USA und Europa, machten eine DVD, Videos und hatten auch noch Side-Projekte. Tja..., und schon war die Zeit gekommen, an dem neuen Album zu arbeiten.

MF: Nun gab es ja auch Probleme mit eurer Plattenfirma. Was war dabei das Schlimmste in dieser Zeit?

XY: Oh ja, es war wirklich nicht immer einfach. Ein Chaos, doch wir versuchen voran zu kommen, vorwärts zu schauen und möchten die Vergangenheit ruhen lassen. Wir konzentrierten uns auf das neue Album, dies war unser Antrieb.

Vorph: Wir gründeten unser eigenes Label, um nicht über die gleichen Probleme zu stolpern wie in der Vergangenheit. Das Schlimmste war wohl das Warten auf das, was passieren wird. Wir wollten endlich etwas Neues schaffen und waren durch das Ganze etwas zurückgebunden.

MF: Habt ihr jemals daran gedacht, Samael auf zu lösen während dieser Zeit?

XY: Nein nicht wirklich, es dreht sich zwar auch viel ums Geld, aber wir sehen das Jahr 2004 als "Geschenk", um weitermachen zu können. Zudem hatten wir auch immer Antrieb durch unsere Fans. All die positiven Stimmen, all die positiven Einträge im Gästebuch unserer Website gaben uns zusätzliche Motivation, weiter zu machen.

Vorph: Wir dachten zwar all die Optionen durch, doch wir mögen zu sehr was wir machen, um da irgendwie einen Schlussstrich ziehen zu können.

MF: Wenn ihr jedoch jetzt die Möglichkeit hättet, das Rad der Zeit zurück zu drehen, was würdet ihr da anders machen?

Vorph: Hmmm..., es ist schwierig zu sagen, dass das Falsche geschah, man weiss nie, wie was auf einem anderen Weg passiert wäre. Es ist schon klar, dass wir nicht mit allem so einverstanden waren was geschah, doch es geschah halt einfach und brachte uns Einiges an Erfahrung.

XY: Manchmal muss man sich durch etwas durchbeissen, um zum nächsten Schritt zu gelangen, seinen Weg zu finden. Wir lernten aus unserer Vergangenheit und hoffen, dies in unserer Zukunft verwenden zu können.

MF: Wenn ich einen Blick zurück werfe in eurem Backkatalog, so ist für mich das Album "Passage" ein richtungsweisender Meilenstein. Immer wieder lese ich, dass genau dieses Album bei vielen zu den Lieblings-Scheiben zählt. Hat "Passage" auch für euch eine besondere Bedeutung oder war es bloss ein weiteres Album?

Vorph: Für uns war "Passage" ein sehr grosser Schritt. Es brachte die grösste Veränderung mit sich. Wir ersetzten das Schlagzeug durch den Computer und brachten das Keyboard mehr in die Songstrukturen mit ein. Wir brachen aus einem Genere aus und kreierten unser eigenen Sound.

XY: Viele Leuten fragten uns damals, ob wir wirklich in diese Richtung gehen wollten und waren wohl auch nicht so einverstanden, doch wir hielten daran fest, es war eine Herausforderung, und der Erfolg gab uns Recht.

Vorph: Ja, es war auch der internationale Durchbruch für uns. Ich denke auch, dass schon damals viele für Neues offen waren und nicht bloss in einer Schublade dachten.

XY: Wir waren sehr überrascht über unseren Erfolg und was alles um uns herum geschah..., es war wirklich unglaublich.

MF: Gibt es eigentlich auch ein Land, in dem ihr noch nie gespielt habt oder einen speziellen Ort, wo ihr einmal gerne eine Show spielen würdet?

Vorph: Japan! Wir spielten noch nie in Japan, dies würden wir gerne mal tun oder auch in Südamerika einige Shows spielen.¨

XY: Ja, aber wir mögen auch Europa sehr. Wir spielen überall gerne, überall dort, wo man uns sehen will.

MF: Auf der aktuellen Tour, werdet ihr da auch Stücke von den älteren Alben spielen?

XY: Nein, dies wird nicht möglich sein, da es unser Setup nicht erlaubt. Zudem möchten wir ja auch die neuen Songs spielen.

Vorph (lachend): Oh ja, wir wollen endlich die neuen Songs live unseren Fans präsentieren.

MF: Habt ihr auch schon Pläne für die Zukunft mit Samael?

Vorph: Na ja, unser Album wird nächstes Jahr in den USA veröffentlicht, und wir müssen noch viel Promotion-Arbeit dafür leisten. Natürlich würden wir auch gerne einige Konzerte dort spielen. Wir versuchen auch, für den nächsten Sommer auf einigen Festivals zu spielen.

XY: Zudem möchten wir auch nächstes Jahr zusätzliche Shows in Europa spielen, darunter auch in der Schweiz.

MF: Wird es noch einen neuen Videoclip von Samael geben?

Vorph: Noch nicht jetzt, doch es ist geplant zu "Telepath", da sollte es einen geben.

XY: Na ja, vielleicht auch noch zu einem anderen, wir schauen mal (zu) den Dingen, die da kommen werden.

MF: O.k. Jungs, habt ihr noch eine Botschaft für unsere Leserschaft..., abschliessende Worte?

XY: Ja! Wir danken allen Fans für ihre treue Unterstützung durch all die Jahre hindurch.

Vorph: Oh yeah..., "see you in Pratteln"!