Interview: Radwaste

By Leopold
 
Was lange währt, wird endlich geil.



Mit einem neuen Silberling namens «War Within» eröffnen sich Radwaste - Daniel Jerosch (Guitars, Vocals), Dominik 'Bumi' Baumgartner (Drums), Fabian Treier (Bass), Beat Bugmann (Guitars) - neue Perspektiven... und wie, denn das neue Album ist der Burner schlechthin! Mit dem neuen Longplayer starten die Eidgenossen wieder voll durch. Radioactive Thrash Metal at its best. Wie es zu diesem Meisterwerk gekommen ist und weitere News erzählen uns Mastermind Daniel Jerosch und der 'neue' Schlagwerker Dominik 'Bumi' Baumgartner (ersetzte den 'alten' Drummer Manuel Christen). Here we go...

MF: Hey Daniel & Bumi. Danke für diese Einladung zum Pre-Listening und dem Interview zur neuen Scheibe, ist eine Ehre für mich. Gehen wir doch gleich zur ersten Frage: Erzählt doch mal kurz, wie entstanden Radwaste? Erzählt einfach ein wenig über die Anfangstage bis heute, zum Release von eurem zweiten Output.

Daniel: Mal sehen, ob ich mich da noch an alles erinnern mag. Angefangen haben wir im Jahre 2006/2007, um den Dreh rum. Damals war auch der Proberaum, in dem wir nun sitzen, noch ganz anders eingerichtet. Das Schlagzeug stand offen im Raum und hatte noch keine eigene Kabine. Anfangs war das eher ein Rumhängen, feiern und ein wenig musizieren, was natürlich nicht zu viel geführt hat. Aber als es uns eines Tages den kompletten Keller geflutet hatte und wir gezwungen waren zu renovieren, war das eigentlich unser Neustart. So haben wir etwa im Jahre 2008 richtig losgelegt, womit wir nun beim 10-jährigen Jubiläum angelangt sind und dieses mit dem neuen Album feiern. Ins Rollen kam alles, als ich noch Gitarrenschüler bei Damir (Gonoreas) war und wir dadurch ab und an mit ihnen unterwegs waren. Unsere ersten Auftritte waren mit etwa drei Songs und zwei Coversongs, aber wir begannen natürlich damit, an weiteren Songs zu arbeiten. So haben es 2010 dann doch zwölf eigene Tracks auf das Debütalbum geschafft. Aufgenommen wurde die Scheibe hier im Proberaum, was man leider auch raushört...

MF: Aber es ist ehrliche Mucke, ohne Firlefranz...

Daniel: Das stimmt. Eigentlich eher eine Momentaufnahme... - Bumi war ja damals noch nicht dabei. Nach unserem Erstling haben wir live Vollgas gegeben, viele Gigs gespielt, bevor wir wieder mit dem Songwriting an neuem Material begannen. Aber man wird älter und nichts einfacher, die Hälfte von uns hat ja auch bereits Nachwuchs. Zudem hatten wir, wie erwähnt, den Wechsel an den Drums von Manuel zu Bumi, was auch nochmals wie eine Art Neuanfang war. Vorher spielten wir eher noch etwas „fröhlicheren“ Heavy Metal mit viel Einfluss von Iron Maiden und Konsorten. Die neuen Tracks sind alle ein gutes Stück „erwachsener“: düsterer, komplexer, kompakter. Seit 2014 ist viel Zeit vergangen, als wir mit dem Songwriting begannen. Aber damit sind die Songs auch stark gereift, wir liessen uns Zeit dafür.

MF: Ich finde es auch nicht schlecht, dass man sich Zeit lässt und nicht unbedingt alle zwei Jahre einen Output vorweisen muss, beziehungsweise soll.

Daniel: Das ist natürlich auch eine Frage des Budgets. Unsere Bandkasse musste erst mit Gigs wieder gefüllt werden, bevor wir irgendwas konkret in Angriff nehmen konnten. Somit ist es vielleicht auch einfacher nachzuvollziehen, weshalb doch insgesamt acht Jahre ins Land gezogen sind, bis wir endlich mit einem neuen Album um die Ecke kommen. Aber wir sehen der Zukunft optimistisch entgegen, da sich nun auch Familienleben, Beruf und Band bei allen wieder einpendelt und man sich für das eine oder andere auch wieder mehr Zeit nehmen kann. Wir standen das eine oder andere Mal vor der Frage, ob es so weitergehen kann, aber die Entscheidung war letztendlich klar. Unsere Freundschaft ist noch wichtiger als die Band an sich und damit im Hinterkopf übersteht man auch die eine oder andere Durststrecke. Man findet immer eine Lösung.

MF: Also war es die gemeinsame Leiden-schaft, die auch dabei half, das Ding durch zu ziehen?

Daniel: Absolut. Das ist auch irgendwie zur Thematik des neuen Albums geworden: «War Within», der Krieg und Kampf mit sich selber. Der innere Krieg und Fight, der Kampf zwischen Kopf und Herz, den alle von uns führen. Unser Cover zeigt das Herz, welches den Schädel zertrümmert – symbolisch dafür, dass das Herz stets wichtiger sein soll.

MF: Ihr habt es erwähnt, ihr seid auch gute Freunde - wie entstehen bei euch die Songs? Ist es ein gemeinsames Schaffen oder jeweils ein einzelner Input von Bandmitgliedern, aufgrund dessen ihr die Songs aufbaut und gedeihen lässt? Ist es gar ein Konzeptalbum geworden?

Daniel: Konzeptalbum vielleicht im Ansatz. Es stand keine Intention dahinter. Es geht in den Texten aber tatsächlich um unseren geführten inneren Kampf zwischen Kopf und Herz, wobei bei uns allen Letzteres stets triumphiert. Auf dem Vorgänger drehten sich die Texte mehr um Umwelt und sozialkritische Angelegenheiten. Textlich geht es auf «War Within» um Geschichten aus unserem Leben, tiefgründigere Gedanken, wie das Leben nun mal so spielt.

MF: Wie sieht es denn so aus mit den Riffs, den Songideen, wie entstehen die bei euch?

Daniel: Rund die Hälfte der Ideen wächst aus unseren Jam-Sessions. Da entsteht mal ein Riff, dort entsteht eine weitere Idee. Das wirkt dann ein wenig wie ein Legobausatz. Wir nehmen unsere Jam-Sessions immer auf, und zu Hause gehe ich dann das Material durch, um zu sehen, ob man irgendwas davon verwenden kann. Metal jammen ist sehr schwer. Gerade die komplexeren Tracks benötigen dann doch etwas Planung. Es gibt auch Tracks zu welchen ich die Idee alleine hatte und dann damit im Proberaum aufgetaucht bin. Hier arbeiten wir dann alle zusammen daran, geben unsere Inputs und entwickeln so Stück für Stück einen Song. Letztendlich bin ich halt derjenige, der mit meist unmöglichen Ideen daherkommt, die ich am Drumcomputer erarbeitet habe; und Bumi schlägt dann die Hände über dem Kopf zusammen...

Bumi: ...und am Schluss ging es doch irgendwie...

Daniel: Richtig, mit etwas positivem Druck haben wir noch so manches hingekriegt. Und gerade Bumi hat eine krasse Steigerung hinter sich.

MF: Somit gleich die Frage an Bumi: du kommst bekanntlich von einer Punk Band. Wie viel Einfluss ist da noch bei dir vorhanden?

Bumi: Richtig, als Jugendlicher hatte ich viel Punk angehört und war entsprechend auch in einer Band aktiv. Vom Rock herkommend war dies meine erste Steigerung, bevor ich dann über den New Metal zum Death Metal usw. gekommen bin. Als das Interesse für Metal wuchs, wollte ich das auch am Schlagzeug umsetzen können und hatte meine ersten Gehversuche gestartet. Doch als ich hier in den Keller reinstolperte, war ich definitiv noch kein Metaldrummer. Heute ist der Einfluss aber höchstens noch im Unterbewusstsein vorhanden.

MF: Wo finden sich denn eigentlich deine Einflüsse, Dani?

Daniel: Vorrangig querbeet im ganzen Metal, aber mir ist gerade das 'Eingängige' sehr wichtig. Das hört man auch bei uns raus, indem wir eher das thrashige 'Gebell' mit länger gezogenen Melodien vermischen. Fabian (Bass) unterstützt dabei live mit Backing Vocals, um so das Album auf die Bühne zu transportieren.

MF: Wie ist es bei euch im Studio eigentlich so abgelaufen? Viele wissen gar nicht, was alles hinter einem solchen Prozess steckt.

Daniel: Bevor wir ins Studio gingen, hatten wir im Proberaum eine komplette Pre-Production aufgenommen. Das hat extrem dabei geholfen, die Songs zu verinnerlichen und ein Auge dafür zu bekommen, wie alles letztendlich klingen soll. Damit sind wir dann nach Oberentfelden (AG) ins SOS-BASEMENT Recording Studio, um dort das komplette Album aufzunehmen. Das Ganze war zwar viel Arbeit, hat aber dank Sebi (Producer beim SOS) auch extrem viel Spass gemacht.

Bumi: Die Pre-Production war nicht nur für uns wichtig, wie die Songs klingen, wie die Songs stehen, sondern es war auch für Sebi wichtig, damit sich alle Beteiligten ein Bild davon machen, was wir mit «War Within» erreichen wollen. Ich war dann der Erste, der mit den Aufnahmen begann. Als Hintergrundtrack hatte ich jeweils unsere Pre-Production im Ohr und dazu die Songs eingespielt. Darauf aufbauend kamen dann die Gitarrenspuren und so weiter dazu. Also letztendlich nahmen wir das Album eigentlich doppelt auf.

MF: Wie lange seid ihr denn im Studio gewesen?

Daniel: Wir hatten es aufgeteilt gehabt in mehreren Wochen. Die Gitarren haben viel Zeit in Anspruch genommen. Die Drums waren im Juni 2017 im Kasten, gefolgt von einer kleinen Pause, bevor wir im Herbst mit den Gitarren begannen.

MF: Klingt ja eher entspannt.

Daniel: Richtig, so konnten wir uns immer wieder gut vorbereiten für's Studio, auch für allfällige Änderungen an den Songs. Dadurch hatten wir auch die Chance, Gastsolisten einzuladen. Wir waren da doch flexibler als sonst. Es war für uns alle einfach eine geile Zeit im Studio, ohne Stress, dafür mit wirklich viel Spass.

MF: Wie würdet ihr das Endprodukt denn nun musikalisch umschreiben?

Daniel und Bumi lachen

Daniel: Nun, das ist das Problem. Wir mögen dieses Schubladendenken nicht besonders, speziell auch im Thrash Metal. Es nervt manchmal, dass nur „Slayer“ und „Municipal Waste“ als Thrash Metal gelten und alles andere nicht – und genau in diese Definition passen wir halt bewusst nicht.

MF: Man hört auch auf «War Within», dass ihr sowohl thrashige, als auch power-metallische Elemente miteingebracht habt, ja sogar Speed Metal Elemente.

Bumi: Es hat thrashige Elemente, traditionelle Metal-Einflüsse, viel Melodie. Wenn man es zwingend in eine Schublade stecken will, vielleicht 'modern' ...?

Daniel: Wir machen einfach das, wonach es uns dürstet und gelüstet. Marketingtechnisch wäre es wohl für uns besser, sich in eine bestimmte Zielgruppe zu zwängen. Aber das entspricht uns einfach nicht. Für uns war die Abwechslung auf unserer neuen Scheibe am wichtigsten. Kein Song soll einen anderen ersetzen können, alle Tracks für sich selber stehen.

MF: Wie sieht nun der weitere Verlauf bei euch so aus? Habt ihr einen Vertrieb?

Daniel: Nein, wir machen alles selber. Ich kenne mich zu wenig mit den ganzen Labelgeschichten aus, und da wir durch unsere familiären Lebensumstände und Verpflichtungen auch nicht flexibel genug sind, würden wir wohl einem Deal nicht gerecht werden. Das Wichtigste war es nun, die Scheibe fertig zu kriegen und so unters Volk zu bringen. Vielleicht ergibt sich ja noch irgendwo etwas anderes.

MF: Was sind eure nächsten Live-Aktivitäten in naher Zukunft?

Daniel: Der nächste Gig ist am 14. August 2018, zusammen mit den grossen Exhorder im KiFF in Aarau. Die haben auch schon lange nichts mehr raus gebracht, somit passt dies vorzüglich (lacht). Wir freuen uns sehr darauf.

MF: Plant ihr eventuell auch, ein Vinyl von «War Within» zu veröffentlichen?

Daniel: Vielleicht in der Zukunft, das ist noch nicht konkret. Aber ich denke, dass das Artwork auch sehr gut zur Geltung kommen würde. Eine kleine exklusive Auflage wäre sicher cool.

MF: Noch irgendwas als Schlusswort?

Daniel: Wir hoffen natürlich, dass die neue Platte gefällt. Es ist keine einfach zugängliche Scheibe geworden, aber dennoch hoffe ich, dass sich die Leute, die Fans, Metaller aller Genres die Musse und Leidenschaft nehmen, sich in unseren Songs mal einzuhören. Bin gespannt, ob «War Within» den Zugang zu den Hörern finden wird.

Nachtrag: Die CD-Release-Party fand bereits am 26. Mai 2018 statt, in der MetBar, Lenzburg (AG), als Vorband mit dabei waren Hellvetica. Die befreundeten Bands kennen und schätzen sich sehr und geniessen es stets, die Bühne zu teilen. Und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein.

Nächster Gig: KiFF, Aarau, 14. August 2018, als Vorband von Exhorder.