Interview: Powerwolf
By Roger W.
Bible Of The Beast heisst das dritte Album, mit dem die Heavy Metaller Powerwolf die Szene erobern wollen. Nimmt man die bisherigen euphorischen Reaktionen als Massstab, wird die Mission wohl gelingen. Zumal die Wölfe nicht nur auf CD überzeugen, sondern auch Live ein Erlebnis sind. Wer die Band nun aufgrund des Album-Titels in die religiöse Ecke einordnen will, hat Recht, denn ihre Religion ist definitiv der Metal, wie Keyboarder Falk Maria Schlegel und Gitarrist Matthew Greywolf im Interview verraten. Dabei nahmen die beiden kein Blatt vor den Mund, erläuterten das Konzept von Powerwolf, nahmen Stellung zu den Lyrics und erzählten von ihrem Pannen-Camper und wieso man das Z7 in Pratteln unbedingt klonen sollte. Ein spannender Einblick in die Wolfhöhle!

Falk Maria Schlegel = FS und Matthew Greywolf = MG

MF: Von wo ruft ihr im Moment an? Wo seit ihr im Moment?

MG: Wir sind im Moment in Saarbrücken, wo mittlerweile auch ein Grossteil der Wölfe lebt.

MF: Ihr wohnt alle in der gleichen Stadt?

MG: Ja, weitgehend. In diesem Fall ist es sogar so, dass Falk und ich im gleichen Haus wohnen. Und wir sitzen momentan gerade zusammen in Falks Wohnung. In der so genannten Wolfshöhle.

MF: Wolfshöhle?

MG: Ja, denn hier läuft alles zusammen. Also alles, was die Belange von Powerwolf betrifft.

MF: Habt ihr gesehen, dass bei uns auf Metal Factory eure neue Scheibe Album des Monats war?

MG: Oh, das ist cool. Nein, gesehen haben wir das leider noch nicht. Das ist im Web-Magazin?

MF: Ja, im Webmagazin. Diesen Monat sind es Dream Theater Album des Monats und letztes mal wart ihr das.

MG: Oh ja. Das sind schon mal grossartige Neuigkeiten. Cool.

FS: Ja, sehr cool.

MF: Ich fand dieses Album extrem geil. Die ersten beiden Alben waren zwar schon sehr gut, aber diesmal hatte ich das Gefühl, dass ihr nochmals eine Steigerung geschafft habt. Und scheinbar war in dem Monat die Konkurrenz sonst noch eher klein.

MG: Ja, das sagst jetzt du. Aber es gibt eigentlich immer sehr starke Konkurrenz, egal wann man ein Album raus bringt. Aber das freut uns natürlich, dass dir das Album so gut gefällt.

MF: Mir ist aufgefallen, dass ihr auch bei den renommierten Printmagazinen recht gut dabei wart. Hat euch das überrascht?

MG: Die Reaktionen sind absolut fantastisch. Grösstenteils sind die Reviews sehr gut, aber teilweise gibt’s natürlich auch kritische Stimmen. In dem Fall, können wir uns auch kritische Stimmen leisten, weil eben die positiven Feedbacks klar überwiegen. Und manchmal sind kritische Stimmen auch ganz gut, weil ich persönlich finde es gut mal negatives über das Alben zu lesen. Aber es ist natürlich auch schön, wenn die meisten das Album einfach nur gut finden. Wir sind durchaus zufrieden mit den bisherigen Reaktionen.

MF: Hattet ihr auch Reaktionen, die richtig negativ waren? Also solche, die bei einer Skala von 10 nur 2 Punkte gegeben haben?

FS: Also eigentlich nein. Das negativste was es bis jetzt gab, war im deutschen Rock Hard eine „Minus-Kritik“ bei einem zweier Review. Beim einen kriegten wir 10 von 10 Punkten und bei der Gegenkritik gab es 5 von 10 Punkten. Das war jetzt die schlimmste Kritik, die ich bisher gelesen habe.

MG: Da gab es den Vergleich mit Nightwish, den ich absolut nicht nachvollziehen konnte. Wir haben zwar ebenfallls Chöre und sehr viel Bombast, aber weich gespült ist unser Sound noch lange nicht. Ich möchte jetzt Nightwish nicht zu Nahe treten, aber ich finde den Vergleich ein wenig seltsam. Aber wie gesagt, sind negative Kritiken ab und zu auch gut, weil Bible Of The Beast auch ein sehr konsequentes Album ist. Wir haben da keine halben Sachen gemacht, sondern wirklich gnadenlos das umgesetzt, worauf wir Bock hatten. Und natürlich können wir jetzt nicht erwarten, dass genau das jeder gut findet. Manchen Leuten gefallen unsere Chöre weniger. Wir haben uns bei dem Album aber auch einfach vorgenommen, nicht nach links und rechts zu schauen. In dem Moment, wo wir ein Album schreiben, kümmern wir uns generell nicht darum, was andere davon halten könnten. Und insofern ist es natürlich auf verständlich, dass manche Leute auch negative Stimmen dazu abgeben. Was davon abgesehen für uns aber viel, viel wichtiger ist, ist die Reaktion unserer Fans. Und diese ist bisher absolut grossartig. Die Fans sind letzten Endes auch diejenigen, welche das Album kaufen. Deshalb ist es uns auch am allerwichtigsten, dass es ihnen gefällt.

MF: Ihr wisst also bereits, dass das von den Verkäufen her gut läuft?

MG: Wir haben bisher noch keine Zahlen, dazu ist es noch ein Bisschen früh. Aber wir sind mit Bible Of The Beast auf Platz 77 in die deutschen Alben-Charts eingestiegen, was ein absoluter Überraschungserfolg war. Darüber haben wir uns als Band, sowie auch unser Label, sehr gefreut haben. Und das zeigt uns auch, dass das Interesse am Wolf momentan sehr gross ist. Aber wie letztendlich die Verkaufszahlen sind, wird sich zeigen. Aber es scheint sehr gut zu laufen.

MF: Was beim neuen Album auffällt, ist, dass die Texte und Songtitel dieses Mal noch witziger geworden sind als beim letzten mal. Wer hatte die Idee dazu?

MG: Im Grunde waren wir das alle. Wir schreiben alles zusammen; also sowohl die Musik, wie auch die Texte und Songtitel. Du erwähnst, dass die Lyrics und die Titel sehr witzig sind. Ich denke man muss da schon eine Grenze ziehen. Es ist zwar kein Geheimnis, dass wir ab und zu mal ein Augenzwinkern einbauen und wir gerne mit Worten spielen, was man gerade bei den Songtiteln sehr gut merkt. Allerdings ist es uns auch ganz wichtig zu sagen, dass wir keine Spass-Band sind. Wir sind ja keine Band, die zum Beispiel Witze erzählt. Man muss da auch immer wieder die Grenze ziehen. Wir benutzen Augenzwinkern und Ironie. Aber das ich auch manchmal ganz wichtig, denn die meisten Texte, speziell auf Bible Of The Beast, haben ernste religiöse Hintergründe. Nun ist es uns aber trotzdem wichtig zu sagen, dass wir keine religiösen Eiferer sind. Wir sind keine Missionare. Wir wollen unser Publikum nicht mit irgendwelchen Botschaften voll stopfen.

FS: Das einzige was wir wollen, ist Metal spielen. Metal ist das was zählt.

MG: Und da ist ein Bisschen Ironie auch ganz gut. Ich meine „Panic In A Pentagramm“ zeigt natürlich, dass Powerwolf eindeutig keine Satanisten sind, auch wenn wir oft über den Gehörnten singen. Das ist dann ebenfalls sehr wichtig. Weil die Leute so auch mitkriegen, dass wir zwar über Religion singen, aber keine Fanatiker sind. Wir sehen das ganze mit einem gesunden Abstand und manchmal eben auch mit einem ironischen Augenzwinkern.

MF: Gab es da auch bereits Leute, die euch falsch verstanden haben?

MG: Bisher wenig, muss ich sagen. Ich denke, dass die meisten Leute ganz gut mitkriegen, was sie von uns zu halten haben. Vor allem in der Metalszene ist das so. Gerade wer uns mal Live gesehen hat, wir uns richtig verstehen. Wir sprechen nach den Konzerten meistens auch ganz oft mit unseren Fans. Jeder kann uns da ansprechen. Und von daher weiss ich, dass uns im Lager der Powerwolf-Leute nur ganz wenige falsch verstehen. Natürlich ist es aber schon so, dass, wenn du aneckst, wenn du ein Album „Bible Of The Beast“ nennst. Das ist auch ganz natürlich und völlig in Ordnung. Aber ernsthafte Probleme mit Leuten die sich von uns in ihrer Persönlichkeit angegriffen fühlen, gab es bisher noch nie.

MF: Stimmt es, dass ihr euch für Bible Of The Beast mit der richtigen Bibel auseinander gesetzt habt und dort nach Hinweisen über den Teufel gesucht habt?

MG: Also jetzt nicht speziell für Bible Of The Beast. Wir sind eigentlich alle religiös interessiert Menschen. Und dies jeder auf seine Weise. Die Bibel ist ein Buch, mit dem sich durchaus mal jeder beschäftigen sollte. Und das egal, ob man sich jetzt Christ oder eben nicht Christ nennt. Als Mitteleuropäer kommt man eigentlich nicht um die Bibel rum, weil alle unsere gesellschaftlichen Werte irgendwo auf dem Fussen, was in der Bibel steht. Und ich persönlich finde es einfach sehr interessant, mich mit der Bibel zu beschäftigen. In der Bibel steht weit mehr drin, als das, was z.B. die katholische Kirche jeden Sonntag predigt. Man kann aus der Bibel sehr viel lernen. Wer sich mit der Bibel genauer beschäftigt, der wird sich wundern, wie düster, blutrünstig es da Stellenweise zugeht. Wenn die Bibel ein Film wäre, hatte sie bestimmt keine Jugendfreigabe. Der Teufel mischt in der Bibel munter mit. Und das ist schliesslich auch das, was wir bei Bible Of The Beast in den Mittelpunkt gerückt haben. Und so fussen viele unserer Texte auf Gleichnissen oder Briefen aus der Bibel.

MF: Um was geht es denn z.B. bei „Catholic In The Morning… Satanist At Night“ konkret? Rein vom Titel und dem, was ich bisher rausgehört habe, scheint es ein sehr ernsthaftes Thema zu sein.

MG: Der Song behandelt ein Bisschen diese Scheinheiligkeit, sage ich jetzt mal. Du kannst das aus zwei Richtungen betrachten. Ich meine der Titel „Catholic In The Morning… Satanist At Night“, zeigt das schon ein wenig. Du kannst auf der einen Seite sehen, dass es viele Leute gibt, die jeden Sonntag brav in die die Kirche laufen, aber… keine Ahnung… zu Hause Leichen im Keller haben (lacht).

MF: Also zum Teil sogar wörtlich.

MG: Umgekehrt gibt es natürlich auch immer die Fraktion, der bei uns sehr beliebten Hobby-Satanisten. Das sind diejenigen, die Sonntags brav in der Kirche stehen, aber Samstag Abends, wenn sie in die Metaldisco gehen, dennoch ihre Pentagram-Kette umhängen, damit sie auch sicher böse aussehen.

MF: Das wäre dann auch der „Saturday Satan“ vom Vorgängeralbum.

MG: Der ist zwar noch jemand anderes, aber…

MF: Okay.

MG: Aber du siehst daran, dass es immer diese Gespaltenheit und Scheinheiligkeit gibt. Und die wird eben auch in „Catholic In The Morning… Satanist At Night“ angesprochen. Allerdings gibt es ja gerade bei dem Song zum Schluss die einzige Botschaft, die man so nennen darf. Denn im letzten letzten Refrain heisst es: „Metal In The Morning… Metal At Night“. Und das ist natürlich auch eine Botschaft mit Augenzwinkern. Denn was für uns wirklich wichtig ist, ist Metal. Metal ist Religion. Also weder “Catholic In The Morning” noch “Satanist At Night”, sondern wirklich “Metal In The morning, Metal At Night”.

MF: Im CD-Büchlein seid ihr ja ziemlich Black-Metallisch abgebildet. Oder wie sieht ihr das?

MG: Naja, du kannst auch jedem Black Metaller unterstellen, dass er wie Kiss aussieht.

MF: Da habt ihr allerdings recht (lacht)..

MG: (lacht). Nein, also keine Ahnung. Viele Leute sagen, dass wir da wie Black Metaller aussehen. Ja gut, wir benutzen Make-Up. Das haben wir schon immer getan haben, weil das Visuelle ein ganz wichtiger Teil von Powerwolf ist. Aber ich denke, dass es da relativ wenige Verwechslungen gibt. Mittlerweile hat Powerwolf einen Namen, bei dem jeder weiss, dass Powerwolf keine Black Metal-Band ist. Und deswegen sollte es auch klar sein. Manche Leute fragen uns immer wieder, ob wir was mit Black Metal zu tun haben. Aber da gibt es ein klares Nein. Ich meine wir orientieren uns, wenn da ein Name her sollte, eher an King Diamond, der auch schon immer mit Make-Up aufgetreten ist und der auch sehr wenig mit Black Metal am Hut hat.

FS: Viele Black Metaller mögen uns aber.

MG: Das ist dann noch die andere Seite. Denn im Powerwolf-Publikum gibt es auch viele Black Metaller. Was wiederum zeigt, dass auch Black Metaller ziemlich offen sind.

MF: Sind diese Bilder im Booklet eigentlich fotografiert oder gezeichnet?

MG: Die sind fotografiert. Die sind dann zwar auch entsprechend nachbearbeitet worden, aber das sind ganz normale Fotografien. So sehen wir aus, so sehen wir auch auf der Bühne aus. So stark unterscheiden sich die Bilder im Booklet dann auch nicht von jenen der Live-Fotos oder den Bildern der DVD.

MF: Du hast es schon angesprochen, dass ihr das auch Live durchzieht. Also nicht so wie bei anderen Bands, die im Booklet nicht gleich wie auf der Bühne aussehen. Gehört das auch zu dem, was ihr mit Powerwolf vermitteln wollt?

MG: Ja natürlich. Das Optische war und ist für uns ein ganz wichtiger Teil der Band. Gerade Live geht es auch darum, das Publikum mit auf eine Reise zu nehmen. Stell dir vor, du hörst Bible of The Beast und gehst danach an eines unserer Konzerte, und da laufen dann fünf Typen in Jeans rum. Dann wirst du enttäuscht. Wir haben ein starkes Konzept und da geht es auch darum, dieses Konzept Live so eindrucksvoll wie möglich umzusetzen. Und dazu gehört für uns Live auch das Make-Up und die Kostüme, entsprechende Bühnenaufbauten und passendes Licht. Das ist einfach sehr wichtig. Wir möchten einfach eine coole Show auf die Bühne aufstellen. Und wir versuchen dies im Rahmen unserer jeweiligen Möglichkeiten, am besten umzusetzen. Wir machen das aber auch für uns selbst. Ich habe auch viel mehr Spass, wenn ich mit entsprechenden Kleider auf eine cool aussehende Bühne spielen kann. Ich denke, es geht einfach darum, das Publikum für ¾ oder eine Stunde mit auf eine Reise zu nehmen. Und da hilft natürlich auch die Optik.

MF: Was mich immer wieder erstaunt ist, dass ihr ohne Bassisten auftritt. Ich suche den dann immer. Wo ist er?

MG: Den gibt es Live nicht.

MF: Man hat aber immer das Gefühl, dass da einer ist. Und dann probiert man genauer hinzuhören, ob nicht einfach die Gitarren soweit in den Vordergrund gemischt sind, dass die Bassspuren nicht mehr nötig sind.

MG: Da ist aber tatsächlich ein Bass zu hören. Wir gehen damit auch ganz offen um. Der Bass kommt Live ab Band. Wir haben damit auch gar kein Problem. Das sagen wir auch immer ganz offen und ehrlich. Der Hintergrund ist einfach der folgende: Beim Songwriting und auch im Studio spielt Charles (Greywolf) den Bass und wir schreiben die Songs dann teilweise mit nur einer Gitarre. Live brauchen wir für die Umsetzung aber dringend zwei Gitarren. Wir haben uns dann mal nach dem ersten Album überlegt, wie wir das am Besten Live anstellen sollten. Die einfachste Lösung wäre natürlich gewesen, wenn wir einfach noch einen Bassisten in die Band aufgenommen hätten. Dann wären wir sechs Leute und hätten einen Bassisten auch auf der Bühne. Aber wir hatten uns dann anders entschieden. Denn es ist so, dass die fünf Leute, die im Moment Powerwolf ausmachen, einfach perfekt funktionieren und wie ein geschlossener Kreis sind, sei es beim Songwriting, Live oder im Studio. Diese Bandkonstellation ist einfach perfekt. Wir wollten dies nicht damit kaputt machen oder aufbrechen, dass wir jetzt noch jemanden zusätzlichen in die Band rein nehmen. Die andere Alternative wäre gewesen, einfach einen Berufsmusiker als Gast mit auf die Bühne zu nehmen. Da haben wir uns dann aber auch dagegen entschieden, weil ich finde, dass das unehrlich gewesen wäre. Persönlich finde ich es wichtig, dass das Publikum merkt, dass die Band, die auf der Bühne ist, ein eingeschworener Kreis von Leuten ist und dass da eine richtige Band steht, die Feeling hat. Da gibt es irgendwie auch einen gemeinsamen Geist. Und von daher wäre es für uns unehrlich gewesen, wenn wir einen fremden Zusatzmusiker noch reingestellt hätten, der nicht wirklich Teil der Band ist. Und so war es für uns der ehrlichste Weg, wenn wir den Bass einfach ab Band kommen lassen, und damit diejenigen auf der Bühne wirklich Powerwolf sind.

MF: Und ihr gebt dem Publikum mit der Bassisten-Suche noch ein kleines Rätsel auf den Weg, was auch spannend ist.

MG: Das kann natürlich auch sein. So haben wir das bisher gar nicht gesehen.

FS: Genau. Aber vielleicht kommt ja dann mal ein riesiger Wolf auf die Bühne, der den Bass spielt.

MG: Ja, das könnten wir irgendwann mal machen. Nach unserem 10. Album kommt dann ein Wolf mit einem Bass auf die Bühne.

FS: Ja, gute Idee. Also so wie bei Iron Maiden Eddy.

MF: Den Wolf hattet ihr ja bereits beim Bang Your Head vor zwei Jahren auf der Bühne.

MG: Genau, da haben wir das mal ausprobiert.

FS: Der wurde damals aber von vielen als einen Bären wahrgenommen. Damals gab es noch den Problembären Bruno.

MF: Aha.

MG: Ja, der war damals prominent in den Medien.

FS: Der wurde dann kurz nach dem Bang Your Head erschossen. Bruno und unser Wolf hatten von daher etwas gemeinsam.

MG: Ja, denn auch unser Wolf wurde am Bang Your Head verletzt. Derjenige, der ihn gespielt hat, hat die Höhe der Bühne ein wenig unterschätzt. Er ist da herunter gesprungen und hat vorher nicht gemerkt, dass die Bühne fast drei Meter hoch war. Das Ergebnis waren gezerrte Bänder. Das war bereits 2006.

MF: Dieses Jahr plant ihr wieder so was?

MG: Lass dich überraschen.

FS: Wir sind sehr spontan. Das wird sich zeigen.

MF: Ihr wart letztes Jahr auf der Brainstorm-Tour. Und zwar seid ihr mit eurem Camper mitgefahren.

MG: (lacht)

MF: Wie wichtig war diese Erfahrung für euch, mit der ganzen Band in einem Camper. Das haben Edguy zu Beginn ihrer Karriere ja auch gemacht.

FS: Also dieser Camper ist mittlerweile sehr Tourerfahren.

MG: Ja, denn das war nicht das erste Mal, dass wir mit dem Camper auf Tour waren. Wir waren vorher bereits auf der Candlemass-Tour mit dem Camper unterwegs. Das ist natürlich schon sehr eng. In einem Nightliner hast du viel mehr Platz und Privatsphäre. In einem Camper rückt man sich ziemlich auf die Pelle. Aber bisher haben wir uns eigentlich immer ohne grössere Streitereien verstanden.

FS: Es gab da diesen Chevy…

MG: Der Camper von der Brainstorm-Tour hat uns viele Sorgen gemacht.

FS: Genau, und der ist auch in meinem Besitz. Ich habe ihn dann mit dem (Name schwierig raus hörbar, und deshalb vermeide ich es, Vermutungen zu schrieben. Wenn’s euch interessiert, fragt nach dem nächsten Konzert Falk persönlich.) gekauft, und habe ihn danach umgebaut. Jede Menge Leute waren wir dann darin. Wieviele waren wir exakt? Sieben oder Acht waren wir.

MG: Zu siebt sind wir mit dem Chevy gereist.

FS: Wir haben dann viel Zeit damit verbracht, irgendwo auf den ADAC zu warten (lacht). Aber im Grunde genommen kommt es eigentlich nicht drauf an, ob wir jetzt im Camper oder Nightliner unterwegs sind. Wichtig ist, dass wir möglichst oft auf Tour sind. Ich sage mal so, wenn du einen Nightliner hast, fährst du in der Nacht, bist am nächsten Morgen vor Ort und hängst dann den ganzen Tag da rum. Insofern können wir uns tagsüber wenigstens beschäftigen.

MG: Ja, denn mit dem Camper hast du immer noch die tägliche Spannung, ob du überhaupt ankommst. Auf der Tour mit Brainstorm haben definitiv viele ADAC-Mitarbeiter Powerwolf kennen gelernt.

MF: Die haben dann immer eine CD und die Konzertdaten gekriegt?

MG: Die haben wir alle eingedeckt. Und in den ADAC-Notrufbüros hängen jetzt überall Powerwolf-Poster.

MF: Also hattet ihr extrem viele Pannen und nicht nur die eine, über die man in eurem Tour-Tagebuch lesen kann?

MG: Wir hatten eigentlich fast jeden Tag irgendeine Panne. Also irgendwann bekamen wir Szenenapplaus, wenn wir knapp vor Konzertbeginn mit schwingenden Reifen und klapperndem Auspuff vor den Hallen angekommen sind.

FS: Ja, und zum Teil wurde es auch ziemlich knapp.

MG: Ich glaube gerade in der Schweiz, in Pratteln damals, sind wir angekommen mit… da hat zwischendurch noch die Karosserie gebrannt und anschliessend sind wir noch lange am Zoll gehangen. Und schliesslich sind wir wirklich 30 Minuten vor Show-Beginn im Z7 angekommen. Man muss das mit Humor nehmen. Denn das sind so Situationen, in denen es sich zeigt, ob eine Band zusammenhält und sich daraus einen Spass machen kann. Wenn das geht, dann funktioniert auch so was. Und solche Erfahrungen sind im Nachhinein schon sehr lustig.

MF: Und das Konzert danach, war extrem gut, kann ich als Fan sagen.

MG: Ja, danke schön. Wir sind da quasi von der Panne direkt auf die Bühne gesprungen. Es freut mich, dass es trotzdem ein gutes Konzert geworden ist.

MF: Ich wünsche mir öfters, dass mehr Vorbands, so motiviert auf die Bühne gehen und sich auch bewegen. Oftmals fragt man sich bei den Vorbands, wieso die überhaupt mitfahren.

MG: Naja, man muss zur Rettung der Ehre der Vorbands auch sagen, dass man es als Support-Band auch oft sehr schwer hat. Das Z7 ist natürlich auch einfach ein sehr schöner Club. Ich glaube, dass jede Band, die da spielt, sich den ganzen Tag darauf freut. Da hat es eine grosse Bühne und superfreundliche Crew. Oft hast du es als Vorband aber auch schwer. Auf kleineren Bühnen kriegst du oft Einschränkungen vom Headliner. Dies trifft dann gerade eine Band wie Powerwolf, die Bühnenaufbauten hat und eine Show fährt. Wir haben oft auf Supporttouren damit zu kämpfen, dass wir arg beschränkt werden, mit dem was wir aufstellen können. Wir haben allerdings das Credo, dass egal wie widrig die Bedingungen sind, und auch völlig egal ob jetzt da 10 oder 7'000 Leute stehen, wir jeden Abend einfach 150 Prozent geben. Wir haben dann mehr Spass , und das Publikum hat so auch mehr Spass. Es bringt nichts, als Band dann auf der Bühne zu stehen und keinen Spass zu haben. Das wäre völliger Quatsch.

MF: Wie weit seid ihr denn mittlerweile vom Headliner-Status entfernt?

MG: Wir überlegen im Moment und es wird wahrscheinlich auch dazu kommen, ob wir im Herbst zumindest in Deutschland einige Headliner-Shows spielen können. Das wäre dann eine kleine Headliner-Tour. Und das auch aus praktischen Gründen. Wie gesagt haben wir mittlerweile eine aufwändige Bühnenshow und als Support ist es nicht immer ganz leicht, diese umzusetzen. Da hat meistens bereits der Headliner seine Bühnenshow-Elemente auf der Bühne. Und darum haben wir uns, zumindest was Deutschland angeht, entschieden, einige Headliner-Shows zu spielen.

FS: Und manchmal hat der Headliner auch schon mal Angst vor uns… (lacht)

MG: Das kann natürlich auch mitspielen. Denn Powerwolf sind keine brave Vorband die auf die Bühne steht und dann auf ihre Schuhe kuckt. Wir hauen kräftig auf den Sack.

FS: Man muss auch sagen, dass du zum Teil als Vorband unter solch widrigen Umständen spielst, dass du dich unweigerlich fragst, was das überhaupt soll. Wollt ihr den Fans ein Package von drei Bands anbieten, wo jede Band ihre Chance hat sich zu präsentieren? Oder wollt ihr die Vorbands nur dabei haben, um irgendwelche Kosten zu sparen? So was macht mich persönlich sehr wütend. Und ich kann dir eines sagen, wenn der Wolf wütend ist, dann….

MG: …dann ist er gut (lacht).

FS: Es gab da eine Show in Nürnberg, wo er sehr wütend war. Näher gehe ich da nicht ins Detail. Aber das war eines der besten Konzerte, das wir je hatten. Wir hatten da gedacht, jetzt ist das Fass voll. Wir hatten da so wenig Platz…

MG: Ja, aber das spricht dann, lieber Falk, wieder dagegen, dass wir als Headliner spielen sollten.

MF: Ja, in diesem Falle müsstet ihr als Vorband weiterspielen.

MG: Ich denke, da nehmen wir dann Bands mit, die ich persönlich auch mag, und dann gibt es schöne Metal-Abende.

MF: Dann müsste man nur noch schauen, dass man euch auch als Headliner noch irgendwie ärgert, damit ihr diesen „jetzt erst recht“ wieder drauf habt.

FS: Ja, das hat was (lacht).

MG: Aber um auf die Frage nochmals zurückzukommen. Fakt ist, dass es im Herbst mindestens in Deutschland Powerwolf-Headliner-Shows geben wird. Davon abgesehen kann es natürlich durchaus sein, dass wir noch die ein oder andere Support-Tour spielen. Das hängt aber irgendwie davon ab, ob es ein Package ist, das uns reizt und natürlich uns auch von den Bedingungen anspricht. Es ist für uns mittlerweile auch wichtig zu sagen, dass wir wissen, dass die Fans, die zu unseren Shows kommen, auch eine gewisse Erwartung haben. Powerwolf haben mittlerweile einen gewissen Ruf als Liveband und die Leute erwarten eine gute Show und die müssen sie auch geliefert kriegen. Also wenn wir wieder auf Support-Tour sollten, dann ist es uns auch sehr wichtig zu wissen, dass wir dann auch unsere Show entsprechend fahren können, wie das unsere Fans verdient haben.

MF: Dann hoffe ich, dass ihr dann auch einen Headliner-Abstecher ins Z7 schafft.

MG: Das wäre natürlich grossartig. Da hoffen wir mal, dass das funktioniert.

MF: Also Brainstorm haben da auch schon als Headliner vor 300 Leuten gespielt.

MG: Wie gesagt, finde ich, dass das Z7 einer der schönsten Clubs in Europa. Wir waren schon dreimal da und auch die Crew ist superfreundlich. Ich sage immer, dass man das Z7 klonen und in jede Stadt setzen müsste. Dann wäre Touren wie Urlaub. Deswegen hoffe ich, dass wir möglichst bald wieder dort spielen können, egal ob jetzt als Support-Band oder Headliner. Ich hoffe, der Wolf wird irgendwann noch in diesem Jahr ins Z7 kommen.

MF: Wir sind fast am Ende. Gibt es noch was, was ihr speziell euren Schweizer-Fans mitteilen wollt?

MG: So spontan…

FS: …ist eigentlich schon alles gesagt.

MG: Ja, ist eigentlich schon alles gesagt.

FS: Metal is Religion.