Interview: Poisonblack
By Toby S.
Nach drei sehr unterschiedlichen Alben und einer ziemlich interessanten Entstehungsgeschichte haben Poisonblack nun etwas erschaffen, das nicht einfach zu verstehen ist. Aber hey, seien wir mal ehrlich: Interessant wird doch Musik erst dann, wenn es etwas Anstrengung braucht, um sich in die Welt hineinzuversetzen, welche mit dem Sound erschaffen wird, wenn man sie für sich entdecken muss und einem nicht alles auf dem Silbertablett präsentiert wird. „Of Rust And Bones“ ist definitiv wert, erkundet zu werden, aber einen Blick hinter die Kulissen, welchen uns Tarmo Kanerva (TK), seines Zeichens Drummer dieser finnischen Kombo, freundlicherweise gestattet hat.

MF: Hallo Tarmo, danke dir vielmals für diese Gelegenheit, ein wenig mit dir zu plaudern. Ich hoffe, dir geht’s gut und alles läuft so, wie es sollte.


TK: Ja mir geht’s gut, danke der Nachfrage! Wir haben soeben unsere Finnland-Tour gestartet, und bis jetzt verlief alles wie geplant.

MF: Gratulation auch zum neuen Album, es klingt grossartig und, wenn ich das so anmerken darf: Es klingt mehr nach Poisonblack als je zuvor.

TK: Danke dir für die netten Worte! Ich stimme dir zu, meiner Meinung nach haben wir auf diesem Album wirklich unseren ureigenen Sound gefunden, und wenn du sagst, dass es grossartig klingt, also das ist sehr schön zu hören.

MF: Seid ihr bis jetzt mit den Reaktionen auf das neue Album zufrieden?

TK: Ja, absolut! Oder anders gesagt, wir sind es mit denjenigen, die wir in Finnland und auf unserer Webseite hatten. Zum jetzigen Zeitpunkt kenne ich die Reaktionen auf „Of Rust And Bones“ ausserhalb Finnlands nicht wirklich, aber wir hoffen, dass die Leute auch ausserhalb unserer Region die Scheibe mögen.

MF: Kannst du in eigenen Worten den Weg erläutern, den ihr bis jetzt hinter euch habt und der euch schlussendlich zu “Of Rust And Bones” geführt hat, also alles, was seit “Escapextacy” passiert ist?

TK: Nun, meiner Meinung nach hatte unser erstes Album einige wirklich gute Songs drauf, aber die Produktion klingt mir in den heutigen Tagen zu kraftlos. Danach haben wir definitiv einen grossen Schritt vorwärts gemacht, weshalb ich auch denke, dass dies unser zweitbestes Album ist. Ich denke, auf „A Dead Heavy Day“ sind einige sehr gute Songs zu finden, aber wir haben wohl zu verbissen versucht, etwas zu erschaffen, das wirklich heavy und rockig tönt, und wenn man das Album von Anfang bis zum Ende an einem Stück durchhört, kann es schon etwas langweilig wirken. Das ist auch der Grund, weshalb wir nun mehr Dynamik ins Spiel bringen und auch einige Experimente wagen wollten, beispielsweise verschiedene Soundarten wie akustische Gitarren und Perkussionsinstrumente. Es braucht sehr wahrscheinlich ein wenig, bis man sich in “Of Rust And Bones” reingehört hat, aber ich bin der Meinung, dass es den Aufwand wert ist, und auch wenn man das Album schon einige Male gehört hat, so kann man immer wieder neue Details entdecken.

MF: Was hat sich denn in der Art und Weise geändert, in welcher ihr die Aufnahmen gemacht habt? Es sind ja generell vermehrt Rock- und Metal-lastige Licks zu hören, speziell im Lied “The Last Song”, welches ja einer der längsten und vielschichtigsten Tracks des Album ist.

TK: Wir haben versucht, so viel wie möglich vom Album live aufzunehmen. Als wir beispielsweise die Drum-Parts aufgenommen haben, spielten gleichzeitig beide Gitarristen sowie der Bassist an meiner Seite anstelle dass ich nur einen Clicktrack und eine einzige Gitarre in meinem Ohrstöpsel hören konnte. Zudem haben wir sehr viele Bass-Spuren verwendet, die Antti zur gleichen Zeit eingespielt hatte wie ich meine Drums am Verdreschen war.

MF: Existierte denn ein Plan für die Entstehung des Albums oder seid ihr einfach so ins Studio gegangen und habt losgelegt wie euch gerade danach war?

TK: Wir haben lediglich eine Demo-Version der Songs gemacht bevor wir ins Studio gingen, und nachdem unser Produzent Hiili Hiilesmaa die neuen Stücke gehört hatte, fand ein kurzes Meeting mit ihm statt in welchem wir klärten, wie und wo wir die Scheibe aufnehmen sollten, und das war’s dann auch schon gewesen. Natürlich hat Hiili einige Vorschläge mit eingebracht während wir im Studio gearbeitet haben, und einige davon waren wirklich gut, so dass wir uns dazu entschlossen haben, seinen Instruktionen zu folgen.

MF: Wer kam denn auf die Idee, die Band wie Obdachlose zu fotografieren? Zumindest sehr ihr so aus, wenn man sich das Bild anschaut, auf welchem ihr um eine brennende Tonne herumsteht…

TK: So weit ich mich noch erinnern kann kam die Idee dazu von Ville selbst. Wir mochten die Idee, dass wir damit etwas total anderes machten als die typischen, glamourösen Rockstar-Promo-Bildchen, welche man zuhauf sehen kann.

MF: Kannst du mir etwas über das Artwork erzählen? Hat es derselbe Künstler entworfen, der auch die Covers für die anderen drei Alben entworfen hat oder habt ihr mit jemand Neuem zusammengearbeitet?

TK: Nein, also wir hatten immer verschiedene Künstler für jedes Album, und diesmal war es ein Grafiker namens Teemu Hostikka, welcher in unserer Heimatstadt Oulu lebt und meiner Meinung nach einen exzellenten Job abgeliefert hat.

MF: Ihr geht ja ab April auf Tournee, was ist das für ein Gefühl, die neuen Tracks vor all den Fans zu spielen? Glaubst du, dass es da einen Unterschied zu den bisherigen Konzerten geben wird?

TK: Natürlich ist es immer aufregend, zu sehen, welche Reaktionen das neue Material bekommen wird. Wir haben ja bereits 4 Shows in Finnland gespielt, und bis jetzt lief alles wirklich glatt. Ich persönlich sehe da in den neuen Auftritten keinen grossen Unterschied zu den Shows, die wir bisher gespielt haben. Selbstverständlich haben wir jetzt eine grössere Songauswahl am Start, und wir klingen hoffentlich auch einiges tighter als Band, nachdem wir so viele Gigs zusammen gespielt haben.

MF: Besteht die Möglichkeit, dass ihr auch in die Schweiz auf eurer Europa-Tournee kommen werdet?

TK: Alles, was ich zu diesem Zeitpunkt sicher sagen kann, ist, dass wir 4 Shows in Deutschland spielen werden, das wird dann im Mai sein, und wir planen auch, am Summer Breeze im August aufzutreten. Wir hoffen, im Herbst dann auf eine grössere Europa-Tournee gehen zu können, wobei dann auch die Schweiz involviert sein wird. Leider ist bis jetzt aber noch nichts wirklich konkret abgesegnet, sorry.

MF: Ok, und noch als letzte Frage: Möchtest du all den Fans, Metalheads und natürlich den Metal Factory-Lesern etwas mit auf den Weg geben?

TK: Wir haben bisher 3 Mal in der Schweiz gespielt, und jedes Mal war’s grossartig! Wir hoffen, dass wir wieder eine Chance bekommen, bei euch zu spielen.

MF: Tarmo, danke dir vielmals, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten. Viel Glück auf der Tour, und man sieht sich hoffentlich irgendwann bei einer Show.

TK: Danke dir ebenfalls, und ich bin mir sicher, wir werden uns irgendwo on the road treffen!