Interview: Palmer

By Roolf
 
Wenn Qualität vor Quantität steht.



Ein musikalisches Highlight des Jahres 2017 hört auf den klingenden Namen «Surrounding The Void» und kommt von Palmer. Bei Palmer handelt es sich um eine Band, die schon seit 2000 ihren Footprint in der Musiklandschaft hinterlässt und die bei Musikgourmets und Musikkritikern gleichermassen geschätzt wird. Grund genug um Jan Wälchli, seines Zeichen Saitenvirtuose bei Palmer, mit ungemütlichen, provokanten und nicht jugendfreien Fragen in die Mangel zu nehmen!

MF: Woher stammt der Namen Palmer?

Jan: Nachdem wir uns gegründet hatten und mit dem Songschreiben anfingen, tauchte bald die Frage nach einem Namen auf. Steve hatte die spontane Eingebung für den Namen Palmer. Die Kriterien an den Namen waren folgende: Leicht auszusprechen, einfach zu merken und er sollte keine gängigen Klischees bedienen! Der Name Palmer hat keine tiefgründige Bedeutung und gefällt uns nach wie vor gut.

MF: Wieviel Langenthal steckt in der Musik von Palmer?

Jan: Wir kommen zwar ursprünglich alle aus Langenthal und Umgebung, aber Remo und Ueli wohnen schon seit vielen Jahren in Zürich! Langenthal ist insofern wichtig, als dass sich unser Proberaum immer in Langenthal befand. Es ist sozusagen unser Hauptquartier. Für die Musik von Palmer hat unsere Herkunft aber keine Relevanz!

MF: In 18 Jahren hat Palmer gerade mal drei Alben rausgehauen! Wie lange müssen wir auf den Nachfolger von "Surrounding The Void" warten?

Jan: Die Zeitspanne zwischen den jeweiligen Alben hat sich einfach so ergeben und wir sind sicher keine Weltmeister im Songschreiben, was die Geschwindigkeit angeht. Wir machen selten mehrere Sachen parallel, dass heisst wenn wir Gigs spielen, dann schreiben wir keine neuen Songs und umgekehrt! Eins nach dem anderen! Unser Leben dreht sich nicht nur um Palmer, drei von uns haben Familie mit Kindern. Zudem haben wir sehr hohe Ansprüche an unsere Musik, deshalb gibt es von uns auch keine Schnellschüsse. Bis zum nächsten Album werden aber hoffentlich keine sechs Jahre mehr ins Land ziehen.

MF: Ihr braucht ordentlich viel Zeit für die Realisation eines Albums. Kann sich das eine Band heute noch erlauben und gerät man nicht schnell in Vergessenheit?

Jan: Ich sehe diesen Punkt, den du ansprichst, natürlich schon. Es ist sicher so, dass ein Sechsjahresrhythmus von Album zu Album nicht optimal ist. Palmer spielen einen sehr eigenen Sound. Zum Glück gibt es Leute da draussen die das mögen und schätzen. Bis jetzt haben uns die Fans die langen Breaks verziehen, und sich nicht von uns abgewandt. Und so gönnen wir uns den Freiraum zu sagen: Es braucht so lange wie es braucht!

MF: Mit "Surrounding The Void" ist euch ein wahres Meisterwerk gelungen! Seid ihr mit dem Feedback zufrieden?

Jan: Wir waren und sind mit dem Feedback sehr zufrieden, die Reviews sind durchgängig gut bis sehr gut. Ein oder Zwei Journalisten bemängelten die Albumlänge. Mit solcher Kritik können wir gut umgehen und geht auch in Ordnung. Jeder Song auf "Surrounding The Void" gehört für uns dazu und ist für das Gesamtbild wichtig.

MF: Euer Musikstil wird mit Post-Metal beschrieben. Braucht es so eine Schublade für Palmer überhaupt?

Jan: Ich denke, um etwas zu Beschreiben oder auch zu vermarkten, bedient man sich gewisser Schubladen und Begriffen um einer anderen Person eine ungefähre Vorstellung zu vermitteln. Das ist völlig normal. Bei Palmer fällt es den Leuten erfahrungsgemäss etwas schwerer mit dem Einordnen, wir sehen das anhand der Reviews aber auch aus den Gesprächen mit den Fans. Ich finde das spannend und attestiert uns eine gewisse Eigenständigkeit.

MF: Euer Label Czar Of Crickets ist für mich das Label der Stunde! Was bedeutet es euch, so ein Label im Rücken zu haben?

Jan: Ja, Fredy Rotter macht einen hervorragenden Job. Für uns ist die Zusammenarbeit sehr befruchtend und wichtig. Sie bedeutet uns viel. Fredy nimmt uns Dinge ab, für welche wir keine Kapazität haben. Er weiss wie der Hase läuft und ist wahnsinnig gut vernetzt. Zudem ist Fredy selber auch ein Fan und liebt Musik.

MF: In eurem Sound verschmelzen diverse Stile zu einer sehr edlen Legierung! Wer oder was sind eure Haupteinflüsse?

Jan: Jeder von uns hat seinen eigenen Background und bringt Einflüsse in die Band: Jazz, Fusion, HipHop, Ambient, Metal, Pop, Funk, Rock, Prog, alles dabei. Mich persönlich fasziniert immer wieder der Gitarrist Allan Holdsworth, der leider in diesem Jahr verstorben ist. Ein Genie und Revolutionär sondergleichen. Meshuggah begleiten mich seit Ewigkeiten. Twelve Foot Ninja sind so etwas wie die Band der Stunde - sehr geil!

MF: Steve, euer Sänger, ist livemässig immer barfuss unterwegs! Fühlt er so die Vibes besser und ist er so richtig geerdet?

Jan: Er ist schon immer barfuss aufgetreten! Frag mich aber nicht, nach seinen Beweggründen! Steve ist ein Naturbursche und auch abseits der Bühne, vor allem im Sommer sehr oft barfuss unterwegs. Sicher Geschmackssache.

MF: Was würdet ihr für Palmer noch riskieren oder sogar aufgeben?

Jan: Es ist eher eine Frage des Verzichts. Aufgeben müssen wir nichts und auf einige Dinge verzichtet man gerne, wenn man in einer Band spielt. Wenn sich gewisse Türen öffnen oder Chancen anbieten, sind wir offen. Aber die Realität sieht so aus, dass wir unseren Lebensunterhalt mit unseren Jobs verdienen.

MF: Welche unerfüllten Träume habt ihr mit Palmer noch, abgesehen von diesem Interview mit mir?

Jan: Nach diesem Interview eigentlich keine mehr. Wir können uns also mit gutem Gewissen auflösen. Nein, Spass beiseite, eine Europatour zum Beispiel als Opener einer Szenengrösse, würde uns sehr reizen. Ansonsten wollen wir einfach weiter unser Ding durchziehen, Musik machen und Spass haben.

MF: Was können wir in der nahen Zukunft von Palmer erwarten?

Jan: Im März 2018 ist eine Europatour geplant. Am 24.Februar treten wir fix im Vorprogramm von Long Distance Calling im Biomill in Laufen auf. Und peu à peu beginnen wir am neuen Album zu arbeiten.

MF: Was bevorzugt ihr mehr: Albumproduktion oder Liveauftritte?

Jan:Eine wirklich fiese Frage, die ich nicht so einfach beantworten kann! Beide Dinge haben ihre Reize. Die Aussicht live spielen zu können sind sicher der Motor einer Band und macht enorm Spass. Man kommt rum, hat eben diesen Spass und lernt Leute kennen. Eine Albumproduktion beinhaltet eine ganze Kette von verschiedenen Prozessen. Sei es das Songwriting, das Gestalten des Booklets usw. Die Kreativität und Selbstverwirklichung die während des ganzen Prozesses ausgelebt werden kann ist unbezahlbar. Nicht zu vergessen all die Emotionen von lästigem Frust bis zu totaler Glückseeligkeit.

Vielen Dank, Jan, für dieses geniale Interview und wer jetzt wissen möchte, wie Palmer livehaftig klingen, hat am 24.Februar 2018 zusammen mit Long Distance Calling in der Biomill in Laufen die Gelegenheit!!!