Interview: Megadeth
By Maiya R.B.
Im Rahmen des Sonisphere-Festival traten die "Big Four" (Metallica, Megadeth, Anthrax und Slayer) in Jonschwil auf. Metal Factory ergriff die Gelegenheit, vor Ort Dave Mustaine (DM) zu treffen und mit ihm über diverse Themen zu sprechen. Leider war die Zeit etwas knapp, doch Dave Mustaine hat in der kurzen Zeit lesenswerte Dinge über Politik, Religion und seine Fans gesagt. Doch lest selbst...

MF: Hallo Dave! Gratuliere zur erfolgreichen Show! Wie geht es dir?


DM: Danke sehr! Es geht mir gut. Ich bin nun natürlich müde nach der Show und sehe wahrscheinlich entsprechend aus, aber es geht mir gut!

MF: Du warst schon oft in der Schweiz und konntest dir dadurch sicher ein mehr oder weniger deutliches Bild von diesem Land und den Fans hier machen. Wie denkst du über die Schweiz?

DM: Nun, es kommt darauf an, zu welcher Jahreszeit man hier ist. Im Frühling ist es faszinierend, aber im Winter kann es einschüchternd wirken. Euer Land ist bekannt für seine Alpen und seine Skigebiete, und dann kommt man mit dem Bus hierher und sieht diese eindrückliche Landschaft, die man als Kalifornier nicht wirklich kennt, und in dem Moment macht das alles schon einen unheimlichen Eindruck. Aber ich liebe den Schweizer Frühling und die schönen Menschen hier!

MF: Euer aktuelles Album "Endgame" sorgt mit seinem Titel für Verwirrung. Viele Rezensenten denken, dass du einen auf Apokalypse machst, deshalb möchte ich dich bitten, unseren Lesern zu erklären, warum ihr den Namen "Endgame" gewählt habt.

DM: Es handelt sich dabei um einen Erlass, welchen der damalige Präsident (George W. Bush; Anm. d. Interviewerin) unterzeichnet hat. Dieser Erlass ermächtigt die Behörden, jeden beliebigen Bürger aus vagen Gründen einzusperren. Sollte es zu grösseren Notfällen kommen, dann könnten sogar riesige Teile der Bevölkerung eingesperrt werden. Ich persönlich finde das erschreckend und möchte darauf aufmerksam machen, daher der Titel.

MF: Alex Jones (berühmter Amerikanischer Dokumentarfilmer; Anm. d. Interviewerin) nannte einen seiner Filme ebenfalls Endgame. Du warst als Interviewgast in seiner Radioshow. Wie war das für dich?

DM: Alex ist echt cool! Er ist ein wirklich intelligenter Mann! Man kann ihm glauben oder nicht glauben, er ist und bleibt ein intelligenter Mann. Man muss einem Menschen nicht unbedingt glauben, um ein Interview mit ihm zu machen. Alex ist ein grosser und vor allem ein richtiger Patriot, da er selber denkt, anstatt der Regierung alles zu glauben. Er ist so klug!

MF: Ich habe das Interview damals gehört und fand es sehr gut und informativ!

DM: Danke! (lächelt)

MF: Gibt es deiner Meinung nach überhaupt noch einen Politiker, der sich wirklich für die Menschheit einsetzt?

DM: Nelson Mandela war einer der letzten dieser Sorte, oder auch John F. Kennedy, aber wir haben ja damals bei JFK gesehen, was mit Politikern geschieht, wenn sie die Interessen des einfachen Bürgers vertreten...

MF: Ja, leider! Berühmte Mitglieder der Metalszene äussern sich neuerdings öffentlich zu sogenannten Verschwörungstheorien. Da wäre Jon Schaffer von Iced Earth, der sein Nebenprojekt "Sons of Liberty" gänzlich diesem Thema widmet und die Songs gratis zum Download anbietet, um die Message zu verbreiten. Wie ist deine Meinung dazu, dass diese Themen immer mehr Gehör und Anerkennung finden?

DM: Ach, für mich ist das einfach nur ein extrem verspätetes Erwachen. Ich habe vor fünfunzwanzig Jahren schon über diese Dinge gesprochen, aber es war natürlich einfacher, mich als Spinner und Fanatiker zu brandmarken, anstatt sich wirklich mal ernsthaft mit meinen Songtexten zu befassen.

MF: Wem sagst du das! Man wird leider auch heute noch für verrückt gehalten, wenn man seine Mitmenschen mit diesen Themen konfrontiert!

DM: Das würde sich vielleicht ändern, wenn diese Leute endlich mal ihr Gehirn einschalten und sich mit politischen Hintergründen befassen...

MF: ...oder indem sie deine Songtexte lesen und ernst nehmen...

DM: Das ist richtig!! Lest die Songtexte! Es steht doch alles klar und deutlich da! Befasst euch mit Themen wie RFID-Chips und was die Regierungen mit uns vorhaben. Oder befasst euch mit irgend einem anderen Thema in meinen Songtexten, wie es euch beliebt. Ich singe nicht über fiktive Themen und freue mich wirklich, wenn Interviewer mich darauf ansprechen. Und beschäftigt euch bitte mit Barcodes! Jeder Barcode enthält die 666, man kann nichts mehr ohne das Mal des Teufels kaufen, genau so wie es die Bibel prophezeit hat! Haaaaalloooohooo!

MF: Hoffentlich wird dein Tipp angenommen!

DM: Das wäre grossartig, aber man darf natürlich auch einfach nur unsere Musik geniessen ohne sich gross Gedanken über irgendwas zu machen. Das ist auch in Ordnung! Doch es wäre schade, das Gesamtpaket aus toller Musik und tollen Lyrics zu verschmähen. (grinst selbstsicher)

MF: Was wird deiner Meinung nach in den nächsten fünf Jahren auf der Erde passieren?

DM: Nun, das weiss ich natürlich nicht, aber mutmassen darf man sicher. Ich kann zumindest sagen, dass ich nicht viel vom Maya-Kalender halte, denn meiner Meinung nach wird die Erde 2012 nicht untergehen. Ich bin Christ und ich glaube der Bibel, und dort steht, dass nur Gott allein weiss, wann das Ende kommen wird...

MF: ...und dass nicht einmal sein eigener Sohn den Zeitpunkt kennt.

DM: Richtig! Warum sollen dann also ausgerechnet die Maya den Zeitpunkt kennen? Es hängt sicher teilweise von der mentalen Einstellung der Menschheit ab, was in den nächsten fünf Jahren passieren wird. Ich persönlich hoffe, dass ich in fünf Jahren wieder die "Big Four" mache und auf der Bühne stehe. Ich möchte gerne noch etwas sagen, das mir sehr wichtig ist...

MF: Nur zu! Sprich dich aus!

DM: Ich möchte unsere Fans nicht vor den Kopf stossen, indem ich die Bibel zitiere. Jeder soll selber entscheiden, woran er glaubt. Doch es wäre schön, wenn man das Christentum nicht immer gleich pauschal verurteilen würde, sondern sich wirklich mal objektiv damit befasst. Das Christentum hat mich gerettet, nur dadurch wurde es möglich, als die "Big Four" aufzutreten. Das Christentum hat mich gelehrt, was Vergebung wirklich bedeutet, und nur durch Vergebung wurde es möglich, wieder mit Bands mit Slayer oder Metallica befreundet zu sein. Ohne das Christentum hättet ihr die "Big Four" überhaupt nicht auf ein und der selben Bühne erleben können!

An dieser Stelle schaffe ich es nur noch, mich heiser zu räuspern, denn Dave sprach diese Worte dermassen charismatisch, herzlich und eindrücklich, dass es mir einfach mal einen Augenblick lang die Sprache verschlug...

DM: (lachend) Gib mir mal deine Hand! Spüre nun meine Hand. Ich lebe und ich bin dankbar dafür! Ich bin ein Mensch, ich bin dein Freund. Der frühere Dave wäre unhöflich und respektlos zu dir gewesen, weil es einfach seine Art war. Doch Dave ist nun Christ, und deshalb ist er dein Freund. Fans, bitte reisst mir nicht gleich den Arsch dafür auf, dass ich sowas sage. Ich will nicht predigen, ich will nur empfehlen. Was ihr mit der Empfehlung anfangt, das ist eure Sache! Maiya, möchtest du ein Bier? (läuft zum Kühlschrank und schnappt sich eine Flasche)

MF: Nein danke, ich hab noch Wasser.

DM: Fein! Nächste Frage! Aber nur, wenn die Fragen weiterhin so interessant bleiben! (lacht)

MF: Ich gebe mir Mühe! Du bist ein grosser Unterstützer des Internet seit 1994, zudem wart ihr eine der ersten Bands, die eine eigene Website hatte. Wie beurteilst du die Entwicklung des Internet in den vergangenen zehn Jahren?

DM: Hmm... Die meisten Bands haben in der heutigen Zeit MySpace, Facebook, Twitter und all das Zeug, und das ist auch gut so! Doch leider bauschen manche Bands ihre Onlinepräsenz zu sehr auf und betrügen ihre Fans damit, denn es entsteht der falsche Eindruck, dass die Band dadurch irgendwie greifbarer wird. Das stimmt aber leider oftmals nicht, da die Bands zum Ausgleich weniger Konzerte spielen und sich dadurch physisch distanzieren. Das ist nicht gut, denn man soll mit seinen Fans persönlich sprechen, wenn sich auf einer Tournee die Gelegenheit dazu ergibt. Es ist so wichtig, die Anliegen und Anregungen der Fans ernst zu nehmen. Ich wollte 1994 unbedingt eine Website haben, weil niemand anderer eine hatte. Ich war schon immer eine Art Cowboy, der den anderen stets einen Schritt voraus sein will, und ich achte sehr darauf, dass www.megadeth.com eine Website bleibt, die den Fans einen Zugang zu uns ermöglicht. Wer wirklich hautnahen Zugang zu uns als Band haben möchte, der kann einem Fanclub beitreten; du weisst schon, dieses "Hier bin ich, berühr mich, spür mich". Die Zeit läuft schneller denn je, die Dinge ändern sich immer wieder, und gerade deshalb muss man sich für seine Fans verfügbar machen, weil sie das einfach verdienen! Ich liebe unsere Fans und möchte mich am liebsten bei jedem einzelnen von ihnen persönlich bedanken.

MF: Du hast nun immerhin die Chance, euren Fans im deutschsprachigen Raum etwas mitzuteilen, denn die letzte Frage lautet: Was möchtest du den Lesern dieses Interviews mitteilen?

DM: Ich möchte mich von Herzen bei unseren Fans bedanken! Für die Treue, für die Unterstützung, für ihr Dasein! Wir haben tolle Fans und es macht immer wieder Spass, vor euch zu stehen und für euch zu spielen!

MF: Ein schöner Abschluss! Dave, ich danke dir für dieses interessante Interview!

DM: Und ich danke dir! Es war echt gut!


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