Interview: Legion Of The Damned
By Xenia S.
Seit dem erfolgreichen Debütalbum „Malevolent Rapture“ im Jahre 2006 geht es steil bergauf mit der Karriere der niederländischen Thrash Metal Band „Legion Of The Damned“. Ihr viertes und aktuellstes Werk „Cult Of The Dead“ wurde mehrere Male zum Album des Monats gekürt und beweist erneut, dass man mit gutem altem Thrash à la Slayer die Menge zum kochen bringen kann. Gerade Live sind „Legion Of The Damned“ für ihre energiegeladenen Shows bekannt und somit war nicht nur ich glücklich darüber, die Jungs erneut in der Schweiz sehen zu können. Als Begleitung von Amon Amarth, sind Legion Of The Damned auf der „Full Of Hate“ Tour ein weiteres Mal in Pratteln gestrandet und dort habe ich die Gelegenheit bekommen mich mit Maurice Swinkels, dem Frontmann der Band, zu unterhalten. Im Tourbus hat der sympathische Niederländer, mit Haaren um welche ihn jede Frau beneiden würde, gleich bewiesen wie gut seine Deutschkenntnisse sind und wir haben gemütlich über ihre neuste Scheibe, Käsemesser und die Stylingprobleme von Emos gequatscht. (Maurice Swinkels = MS)

MF: Ihr habt ja vor kurzem die „Full Of Hate“ Tournee mit Amon Amarth gestartet. Wie läuft es bis jetzt und wie fühlt ihr euch so dabei?

MS: Eigentlich ganz gut, aber es ist natürlich immer anstrengend. Gestern hatten wir die erste Show nach dem freien Tag und dann ist es noch anstrengender als sonst. Ich bin also froh wenn ich wieder zu Hause bin.

MF: Oh wirklich? Magst du das Touren nicht so sehr?

MS: Naja, ich bin jetzt 35…das ist zwar noch nicht so alt, aber du merkst es halt trotzdem. Wenn ich jünger wäre, wäre es anders. Wir waren ja 1999 mit Morbid Angel auf Tour, da war das ein ganz anders Gefühl als jetzt, wenn ich älter bin. Ich habe nun ein eigenes Haus, ein grosses Bett und ein Sprudelbad….und dann liegst du hier in diesen kleinen Schlafkammern. Aber mit den Bands ist es ganz lustig und wir haben viel Spass. Es läuft also alles sehr gut.

MF: Im Dezember ist euer letztes Album auf dem Markt erschienen und ihr habt jede Menge gute Reviews und Auszeichnungen erhalten. Merkt ihr schon Unterschiede zu vorher? Bei den Fans oder bekommt ihr vielleicht jetzt noch mehr Konzertanfragen als zuvor?

MS: Nicht mehr als bei den Platten davor. Wir haben bei diesem Album jetzt vier Mal die Auszeichnung „Album des Monats“ erhalten und das ist natürlich toll! Vielleicht haben wir etwas mehr Konzertanfragen, aber wir spielen deswegen nicht viel mehr. Wir würden wohl auch nicht merken, wenn wir jetzt grossartig viel mehr Fans hätten. Es ist nicht so, dass sich die Menge so stark vergrössert, dass man es bemerken würde.

MF: Auf „Cult Of The Dead“ sind einige neue Elemente zu hören. Es ist grooviger und man hört, dass ihr mit den Riffs experimentiert habt. Woher ist diese Inspiration dazu gekommen?

MS: Das ist schwer zu erklären. Wir haben nicht wirklich viel Inspiration (grinst). Die Leute fragen auch oft, wieso wir so aggressiv klingen…Wir spielen halt was uns gefällt. Musik kommt vom Herzen und wir denken da gar nicht wirklich viel darüber nach. Das ist das Hauptmerkmal von „Legion Of The Damned“. Der Richard schreibt die Songs auch nicht zu Hause, sondern wir sitzen alle zusammen im Proberaum und dann spielen wir gemeinsam und was gut klingt behalten wir und was nicht gut klingt vergessen wir wieder. Weiter gehen wir gar nicht. Das ging schon immer so und wir finden es auch lustig, weil die Leute eben immer glauben, dass wir viel darüber nachdenken. Dabei sitzen wir einfach herum, spielen etwas und wenn wir den Riff cool finden, dann behalten wir ihn. Wir haben bei „Cult Of The Dead“ nichts anders gemacht als bei der ersten Platte. Nicht alle Bands machen das so. Gerade grössere Bands überlegen sich ob die Riffs gut ankommen werden und spielen schlussendlich so nicht immer das, was sie mögen. Für uns ist es in erster Linie wichtig, das wir es mögen und was die Fans davon halten sieht man dann später.

MF: Ihr schreibt die Lyrics nicht selber. Wie funktioniert das genau? Gebt ihr Toni Inputs was ihr gerne haben möchtet oder hat er da freie Hand, welche Themen er bearbeiten möchte?

MS: Der Toni ist ein guter Freund von mir. In Zeiten von Occult habe ich die Texte geschrieben, aber ich habe nun einen eigenen Betrieb und deswegen nicht mehr so viel Zeit. Ich habe dann Toni angefragt und ihm am Anfang noch gesagt, dass ich gerne Lyrics über den zweiten Weltkrieg oder Serienmörder haben möchte. Da hatten wir ja noch keine Ahnung wie gross „Legion Of The Damned“ werden würde. Jetzt sind wir ja etwas grösser und jetzt wollen wir ihm auch alle Freiheiten geben. Beim letzten Album habe ich Toni gesagt, dass er das Konzept fürs Album, alle Lyrics und den Titel fürs Album selber kreieren kann. Ihm macht das auch sehr viel Spass, was wichtig ist, denn er kriegt nicht wirklich etwas dafür bezahlt. Wir zahlen ihm ab und an mal etwas, aber eben…es muss wirklich Spass dahinter sein. Es wäre für ihn nicht lustig, wenn wir ihm immer sagen würden, was er schreiben soll. Er bringt lieber seine Ideen rein. Für diese CD hat er alles selber erstellt.

MF: Dann müsst ihr aber ziemlich viel Vertrauen in ihn haben?

MS: Ja klar, aber es ist ja nicht so, dass er die Texte schreibt und sendet und wir sie dann automatisch so annehmen. Wir schauen das zuerst an und sagen ihm auch, wenn etwas nicht klappen würde oder wir etwas einfach nicht so wollen. Dann ändert er es um, damit es wieder passt.

MF: Und was hat es eigentlich mit den Käsemessern auf sich, die ihr bei der Limited Deluxe Edition von „Cult oft he Dead“ dazugebt?

MS: Nun, das war die Idee unseres Managements und ich denke es passt ganz gut, denn wir sind Holländer und wir mögen Essen. Ausserdem finde ich die Idee ziemlich originell. Andere Bands haben Rasierklingen oder solche Dinge und wir haben halt die Käsemesser. Wir haben viele gute Reaktionen bekommen, aber es gibt auch Leute die das nicht begreifen. Die finden das doof, dass eine Metal Band so etwas Lustiges mitliefert. Aber es ist originell und es repräsentiert uns. Wir sind keine arroganten Typen, sondern sind eigentlich ganz lustig drauf und mögen Spass.

MF: Ihr wart in den letzten Jahren ziemlich fleissig. Fast jedes Jahr habt ihr ein Album rausgebracht und dazu noch die vielen Tourneen. Wie verändert sich da das Leben so? Ihr habt ja nicht mehr so viel Zeit für eure Familien und Freunde. Wie wirkt sich das aus?

MS: Das ist schon schwer. Wir haben alle eine Freundin und ein Haus, aber noch keine Kinder. Ich habe dazu noch einen eigenen Betrieb, arbeite nebenbei noch bei Nuclear Blast und dann eben die Band. Für mich ist die Tournee fast wie Urlaub. Denn ich kann auch mal ausschlafen, spazieren gehen und so. Das kann ich alles zu Hause nicht. Jedes Wochenende bist du weg an Konzerten und das nervt manchmal schon. Aber das gehört halt dazu. Nach der letzten Tournee waren wir alle müde und sind nach Hause gekommen und dann hatte ich schon wieder neue Termine auf dem Tisch für Legion und wir hatten eigentlich gerade für einen Moment die Nase voll. Einige sagten schon, wir sollen doch mal ein Jahr Pause machen, aber das geht nicht. Wenn du ein oder zwei Jahre weg gehst und nichts machst, dann vergessen dich die Leute schnell wieder. Man muss ja nicht jedes Jahr eine Platte rausbringen, aber Konzerte und so sind halt wichtig.

MF: Und was machst du sonst so ausser ausschlafen und spazieren, wenn ihr auf Tournee seit und oft stundenlang warten müsst?

MS: Ich muss gerade noch ein Video bearbeiten, ausserdem habe ich immer Arbeit von Nuclear Blast. Der Harold arbeitet nebenbei noch bei Relapse Records und arbeitet auch viel auf dem Laptop. Das haben wir früher nicht so gemacht, aber jetzt haben wir beide einen Laptop und arbeiten viel daran. Wir merken aber, dass der Tourmanager, Richard und Erik sich etwas darüber ärgern, dass wir die ganze Zeit am Laptop sitzen. Sonst kann man ja nur Emails checken und auf MySpace was tun, ansonsten ist Warten angesagt und das ist ganz schön langweilig. Heute waren wir zum Beispiel schon um 10 Uhr hier und der Club geht erst um 12 auf. Dann muss man die ganze Zeit nur warten und nix tun.

MF: Letztes Jahr wart ihr ja auf zwei sehr unterschiedlichen Tourneen. Einerseits mit Sonic Syndicate und andererseits mit Kreator, was ja sehr speziell für euch war. Jetzt seit ihr mit Amon Amarth unterwegs. Wie ist da die Stimmung wenn man mit solch unterschiedlichen Bands unterwegs ist?

MS: Mit Sonic Syndicate fühlte ich mich nicht wirklich wohl. Die Jungs kümmern sich nur um ihre Haare und so…das war für uns nicht so spannend. Wir haben auch viele Emails von deren Fans bekommen, die uns sagten, dass sie uns blöd finden. Aber das Management kommt halt mit den Ideen. Es ist nicht so, dass wir auf die Idee kommen mit Bands wie Sonic Syndicate zu touren. Solche Tourneen sind nur dazu da, einmal vor einem anderen Publikum zu spielen. Die Atmosphäre ist da schon ganz anders. Die Leute waren alles Vegetarier…ich hab ja nichts dagegen, aber das ist einfach alles anders. Diese Emobands hören andere Musik, kleiden sich anders, sind Vegetarier…da ist dann einfach die Stimmung ganz anders. Ich fühlte mich nicht so gut dabei. Es war dann toll wieder mit Bands wie Kreator und Amon Amarth auf Tour zu gehen, weil die sind halt so wie wir und auch in einem ähnlichen Alter.

MF: Hast du irgendwelche verrückten Geschichten auf Lager, welche ihr auf Tour erlebt habt?

MS: Eigentlich haben wir noch gar nicht so viel Verrücktes erlebt auf Tournee. Ich höre immer nur Geschichten von anderen Bands oder von unserem Busfahrer. Ich denk dann immer, dass wir ja überhaupt nicht so drauf sind. Wir sind immer recht locker und haben eigentlich nie Mädchen mit uns und wir konsumieren auch keine Drogen. Auf der letzten DVD mit Kreator sieht man, dass wir jeden Abend ins Restaurant gehen, was essen und dann gehen wir zum Bus und schlafen hier. Ich mag es nicht wenn Mädels im Bus sind. Wir haben jetzt gerade das Problem, mit der anderen Band. Oben ist eigentlich der private Bereich und wenn da fremde Leute drin sind, macht man sich Sorgen, weil man seine Wertsachen dort verstaut hat und so. Wir sind, glaub ich, sehr vernünftige Leute. Man kriegt halt auch immer schnell den Stempel aufgedrückt, dass jede Band immer Mädels mitnimmt und so, das nervt etwas.

MF: Ihr kriegt ja oft zu hören, dass ihr eine Slayer-Kopie seit. Ist das für euch nervig oder eher ein Kompliment?

MS: Das ist definitiv ein Kompliment. Ich bin ein grosser Slayerfan, nicht so von den neuen Sachen, aber von den alten Alben. „Reign In Blood“ ist mein absolutes Lieblingsalbum…Slayer werden ja auch einmal älter und hören auch einmal auf und ich habe damit kein Problem, wenn wir mit ihnen verglichen werden. Das ist ein Kompliment.

MF: Was denkst du was das Jahr 2009 bei euch noch so bringen wird?

MS: Wir haben dieses Jahr eigentlich schon fast verplant. Wir möchten im November in Thailand und Japan spielen und dann haben wir noch Portugal, Griechenland und Spanien, wo wir spielen werden und natürlich noch die Festivals in Europa. Jeden Monat haben wir also einige Konzerte und es wird auch noch eine DVD geben. Wir filmen ja gerade dafür an den Konzerten. Im nächsten Jahr gehen wir dann wieder ins Studio und 2011 gibt es dann schon die neue Platte.

MF: Ein Tipp für die Mädels: Wie pflegt ihr eigentlich eure langen Haare?

MS: Ich benutze sehr teures Shampoo, da kostet eine Flasche 30 Euro. Gestern war da ein Mädel, die hat auch Richard gefragt, was er für Pflegemittel benutzt. Ich und Richard haben ja beide sehr lange Haare und man muss sie halt auch ab und an etwas schneiden. Richard hat so lange Haare seit ich ihn kenne. Ich denke, dass ist auch wichtig für die Show.

MF: Aber es ist ja wohl auch nicht ganz einfach mit solch langen Haaren zu spielen.

MS: Ja, deswegen kann Richard auch nicht wirklich headbangen beim spielen. Unser Drummer ist ja glatzköpfig, aber ich wollte niemanden in der Band mit kurzen Haaren, wenn er vorne steht. Ich weiss noch bei Harold, als wir einen neuen Bassisten suchten, haben wir zuerst ein Foto von ihm angeschaut ob die Haare auch genug lang sind. Das ist für uns wichtig.

MF: Zu unserer letzten Frage: Irgendwelche Worte für unsere Leserschaft?

MS: Vielen Dank an dich für das nette Interview. Ich bin gespannt wie es heute Abend wird, da es ja ausverkauft zu sein scheint und auch gespannt auf die Schweizer Fans. Vielen Dank für das zahlreiche erscheinen!


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