Interview: Doro
By Crazy-Beat
Ein Interview mit Doro (DP) ist immer was ganz Besonderes. Denn die Metal-Lady Nummer eins, und das schon seit über 25 Jahren, ist sowohl immer gut drauf wie auch höflich, und die Fans sind ihr das Wichtigste. Als Interviewer fühlt man sich neben Doro sofort sehr wohl und würde am liebsten endlos mit ihr plaudern. Leider war sie an diesem Freitag gesundheitlich angeschlagen und musste ihre Stimme für das Konzert schonen. Und so beschloss ihr Tourmanager, das Interview auf knapp zehn Minuten zu beschränken, was ich sehr schade fand aber natürlich verstand.

MF: Hallo Doro, ich hab gehört, dass du erkältet bist, legen wir also sofort los. Erzähl doch bitte etwas vom METAL FEMALE VOICES FEST 2009, du hast da ja einen Preis gewonnen.


DP: Ja, das war in Belgien, wir haben da schon oft gespielt, und der Veranstalter hat mir vor der Show gesagt: „Bleib doch bitte auf der Bühne nach der Zugabe, da kommt dann noch eine Überraschung.“ Ich hab mir dann gesagt, oh Mann, was denn nun, aber er sagte, es sei nichts Schlimmes. Und dann nach dem Konzert und den Zugaben hab ich das dann schon wieder vergessen, es war ein super Gig, die Fans waren super drauf. Ich drehte mich dann um, und da standen auf einmal jede Menge Leute auf der Bühne und übergaben mir diesen wunderschönen gläsernen Preis, und ich hab mich natürlich tierisch gefreut. Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet, anfangs dachte ich, ich bekomme da einen Blumenstrauss, das kommt schon mal vor, aber das war echt der Hammer!

MF: Na ja, so was bekommt man ja auch nicht jeden Tag.

DP: Ja, das war ja ein Preis für meine Karriere

MF: Am 13. März 2010 gibst du ja dein 2500tes Konzert in deiner Heimatstadt Düsseldorf, macht ihr da was Spezielles?

DP: Ja genau. Wir machen es halt in meiner Heimatstadt, weil da eben alles angefangen hat, da haben wir auch das Jubiläum gefeiert. Das ist ne tolle Halle, Regina Halmich hat da auch schon geboxt, das ist das Burg-Wächter-Castello und da gehen so 3500 bis 4000 Leute rein. Und wir wollen alles so mit 2500 machen, 2500 Tickets, 2500 Geschenkchen oder 2500 Was-weiss-ich-was. Wir werden dann sicher Songs von meiner ganzen Karriere bringen, es wird Überraschungen geben, sicher auch Gäste. Es wird aber sicher nicht so gross werden wie das 25-jährige Jubiläum, das war eine einmalige Sache. Und da sind wir gerade dran an einer DVD.

MF: Für die Jubiläums-Show?

DP: Ja, die kommt in den nächsten Monaten raus, das war die längste Show, die wir je gespielt haben, die ging dreieinhalb Stunden. Und viele Gäste waren da wie die Scorpions, meine alten Warlock-Jungs, Bobby Blitz, Tarja und viele mehr, es war einfach super.

MF: War das die Jubiläums-Show, bei der Axel Rudi Pell über den Monitor gestürzt war?

DP: Ja, ja genau, ich hab gedacht: Ohje, der muss ja sofort ins Krankenhaus, aber er hat sich ja nichts gebrochen und es ist zum Glück gerade nochmal gut gegangen. Ich war auch später im Krankenhaus, weil die ganze Vorbereitung dauerte ein Jahr, all die Gäste einladen, die Bühne konzipieren und all das drum herum, und so bekam ich nach der Show eine fette Entzündung und ich hatte ein Gesicht wie ein Zombie, und so musst ich sofort in die Uniklinik. Aber das ist bei mir oft so, nach einer Tour oder einer grossen Anspannung fall ich dann sofort ins Koma.

MF: Ja, dann lässt die ganze Anspannung nach.

DP: Ja, genau.

MF: Sind bei den 2500 Auftritten auch alle Warlock-Gigs mitgerechnet?

DP: Ja klar, da sind auch alle Warlock-Gigs mit dabei, vielleicht fehlt hier und da der eine Akustik-Gig, den wir nicht mehr rausfinden konnten, aber auch die tollen Orchester-Konzerte sind dabei, es ist sicher eher ein bisschen drüber als drunter.

MF: Dann kannst du dich ja sicher an deinen ersten, eigenen Gig erinnern, oder?

DP: Ja klar, mein erster Auftritt war gar nicht mit Warlock sondern mir meiner ersten Band Snakebite, das war in einem Punk-Schuppen. Und damals haben sich die Metaller und die Punks gegenseitig die Hölle heiss gemacht. Die Punks haben uns dann die Instrumente weggenommen und zum Teil kaputt gemacht und die dann später wiedergegeben, die waren dann nicht mehr richtig bespielbar aber wir haben dann trotzdem den Gig weitergespielt, das war damals die ganz harte Schule. Heute ist es ja gar nicht mehr so, damals gab es all die Gruppen wie Punks, Popper, Metaller etc.

MF: Genau, jeder für sich. Heute hat sich alles irgendwie vermischt.

DP: Was ich eigentlich ganz gut finde.

MF: Du hast ja auf der „Classic Diamonds“-Scheibe eine klasse Version von „Breaking The Law“ drauf im Duett mit Udo. Wieso gibt’s die nicht auf deinen DVDs oder auch in Balingen, wo ihr beide gewesen seid. Hat’s einfach nicht geklappt, dass ihr zusammen auf der Bühne steht, oder woran lag’s?

DP: Wir haben’s mal zusammen gebracht, aber wo war das nur? Weisst du, das braucht ne Vorbereitung, weil das soll ja klappen, gerade bei so einem wichtigen Song, und da fehlte uns die Zeit, aber irgendwo haben wir’s zusammen gesungen, ich weiss aber wirklich nicht mehr, wo. Weisst du, viele Fans haben sich auch gewünscht, dass wir das Duett von Udo's CD „Dancing With An Angel“ mal zusammen bringen.

MF: Ja, ist auch ne tolle Ballade.

DP: Ja, haben wir aber auch noch nie live gemacht, aber irgendwann müssen wir das noch machen.

MF: Bis es soweit ist, kann man sich ja das Video auf Youtube ansehen. Wurdest du eigentlich von Anfang an deiner Karriere als Frau in der Rockszene akzeptiert oder gab’s da Probleme?

DP: Ne, gar nicht, ich hab mich immer total wohlgefühlt, immer akzeptiert und respektiert gefühlt., sowohl von anderen Bands und Veranstaltern, und von den Fans sowieso, manchmal haben die Medien etwas dazu geschrieben, wie es denn so ist als Frau im Metal-Bereich, aber wenn ich nochmals von vorne anfangen könnte, würde ich genau dasselbe wieder machen, ich finde, Metal ist im Herzen und nur darauf kommet es an.

MF: Wie war eigentlich damals in den USA die zusammenarbeit mit Gene Simmons?

DP: Ohhh ein Traum, ein Traum. Ich bin ja nach wie vor Kiss-Fan und hätte nie daran gedacht, dass man sich mal kennen lernt. Und dann hatte ich die grosse Ehre, Kiss anzusagen an den Monsters Of Rock Festivals 1989, da hab ich Gene das erste Mal gesehen und da hab ich mir gesagt, ich würde unheimlich gern mit Gene ein Song zusammen machen. Das hab ich dann meinem Manager gesagt, und der meinte, ach die hätten doch dafür sicher gar keine Zeit. Ein paar Wochen später war ich dann in New York, ich wohnte und wohne immer noch dort, da rief mich mein Manager an und bestellte mich in das Hotel, in dem ich wohnte, als ich das erste Mal in New York war. Alex Grob hiess der Manager und war ein Schweizer, wir haben 17 Jahre lang traumhaft zusammen gearbeitet, und sagte: „Ich hab ne Überraschung für dich.“ Und das war dann eben Gene Simmons. Ich war so nervös, dass ich erstmal dreimal um den ganzen Block gehen musste, um mich zu beruhigen. Wir hatten dann tolle Gespräche, und Gene war ein guter Zuhörer, Gene war ja früher mal Lehrer und er hat mir wirklich viel beigebracht im Studio, und dann haben wir dann auch noch einen Kiss-Song vom „Elder“-Album gecovert, es war einfach eine Klasse Zeit.

MF: Und die anderen Kiss Members hast du auch kennen gelernt?

DP: Ja klar, auch den Drummer, der ist ja dann gestorben.

MF: Eric Carr?

DP: Ja, Eric Carr war ein ganz netter Mensch und auch Paul Stanley, es waren wirklich alles tolle Jungs.

(Der Tourmanager kommt herein und deutet somit das Ende des Interviews an)

MF: Doro, ich danke dir ganz herzlich für das tolle Gespräch und das nächste Mal, wenn du wieder fit bist, machen wir das Interview dann etwas länger.

DP: Ok, das machen wir.

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