Interview: Cryptopsy
By Marco G.
Cryptopsy... Wenn ich diesen Namen höre, kommen mir die Worte brachial, technisch, verrückt und unglaublich präzise in den Sinn. Denn diese Eigenschaften bringt die Musik von den fünf Amerikanern Cryptopsy mit; und noch viel mehr. Nachdem ich etwa drei, vier Monate vor dem Konzert in Zofingen ein Flyer des Konzertes in den Händen hielt, dachte ich mir dass es eine gute Chance wäre ein Interview mit Cryptopsy abzuhalten, so fragte ich Mäthu von der MDHF (danke gleich auf diesem Wege!!!) ob es denn möglich wäre; und es war möglich. Da die Zeit des Interviews nicht im vornherein festgestanden hat, hiess es für mich zuerst mal warten und nervös werden. Als es dann soweit war, traff ich den gut gelaunten Jon Levasseur (rechts
aussen im Bild) im Backstage Bereich des Ochsen um mit ihm dann über Cryptopsy und die Welt reden zu dürfen.

MF: Wie war das Konzert gestern in Genf?

Jon: Das Konzert war sehr gut. Es war das erste mal das wir in Genf gespielt haben. Genf ist ja ein französisch sprechender Teil der Schweiz, darum war es für uns auch ziemlich cool. Es war wirklich eine super Show, es waren viele Leute dort, wir hatten guten Sound, der Club war gut, das Usine ist wirklich ein grossartiger Club. Wir hatten eine gute Zeit.

MF: Was denkst du bis jetzt über die Schweizer Fans?

Jon: Sie sind verrückt! Ich erinnere mich als wir in Will in der Remise, auf der letzten Tour, gespielt haben, die Leute waren damals ein bisschen ruhig. Aber hier, heute abend, sind die Leute verrückt und in Genf waren die Leute auch ziemlich verrückt. Ich erinnere mich auch daran als wir einmal in Pratteln im Z7 gespielt haben, die Leute waren auch da verrückt. Die Schweiz ist für uns schon immer ein cooler Ort zum Spielen gewesen, auch einfach zum besuchen, es ist wirklich ein tolles Land. Es ist auch cool die Kultur, die Landschaft, die Berge und die sauberen Städte zu sehen.

MF: Ihr sied auf Tour mit drei nicht so bekannten Bands, wie seid ihr dazu gekommen, mit ihnen auf Tour zu gehen?

Jon: Es ist mehr als das, es ist unsere erste Headliner Tour hier. Brutale Musik ist hier nicht so populär wie zum Beispiel in Japan oder in den Staaten, darum ist es auch etwas besonderes hier eine Headliner-Tour zu machen. Die Bands die für uns Eröffnen sind von der Tour-Agentur ausgewählt worden, wie auch immer, sind wir auch gut mit Spawn befreundet, aber wir haben nicht direkt bestimmt welche Bands mit uns auf Tour kommen.

MF: Ich kann mir vorstellen das eure Proben teilweise mehr Arbeit als Probe sind?

Jon: Jeder von uns übt sehr viel zu Hause auf seinem Instrument und dann kommen noch die drei bis vier Proben in der Woche dazu. Aber es ist nicht wirklich Arbeit für uns, denn wir mögen was wir tun und wir tun es oft. Wir halten uns aber auch immer noch Zeit frei das wir anderer Dinge in unserem Leben machen können.

MF: Gibt es bei euch keine lahmen Zeiten, in denen ihr keine Inspiration habt, wenn ihr ein Stück schreibt?

Jon: Inspiration ist etwas das schwer zu erklären ist. Es kommt wie es kommt. Manchmal können wir zwei Stücke in zwei, drei Monaten schreiben, dann gibt es Zeiten in denen wir ein oder zwei Monate an Feinheiten in einem Stück arbeiten und dann sind da noch die Tage an denen wir ein Stück an einem Tag schreiben. Wir nehmen es wirklich einfach so wie es kommt, wir wollen keine Musik machen die unausgereift klingt. Jedes Stück muss für uns etwas besonderes sein, das ist sehr wichtig, für die Musiker wie auch die Fans.

MF: Von wo kriegt ihr eure Inspiration?

Jon: Wir haben alle ein grosses Fundament im Metal, wir hören aber auch andere Musikrichtungen, von Jazz bis Progressive. Die Inspiration kommt hauptsächlich aus der Musik die wir hören; Gute Musik, die gut gespielt ist motiviert uns originelles Material zu schreiben.

MF: Hat eigentlich niemand von euch eine Musikschule besucht?

Jon: Erik hat für eine Weile eine Bassschule besucht, er hat eine Grundlage in der Schule. Der Rest ist alles hartes Proben, viel harte Arbeit. Aber wir haben alle auch schon ein paar Lektionen auf unserem Instrument genommen um sich weiterzuentwickeln, aber keine richtigen Schulen.

MF: Ich wundere mich immer wieder wie gut euer Sound auf den CDs ist, jedes Instrument ist sehr gut zu hören, auch in den Knüppel-Parts. Wie kriegt ihr das hin?

Jon: Auf unseren letzten zwei Alben haben wir unser Equipment und unsere Mentalität im Abmischen geändert. Unser Producer Pierre hat sehr viel dafür gemacht, da er es geschafft hat die Instrumente „aufzuteilen“, jedes Instrument hat seinen Platz im Ganzen, das Schlagzeug, der Bass, die Gitarren. Vorher haben wir immer probiert alles zuletzt zusammenzufügen, aber jetzt gehen wir „schichtweise“ vor. Jedes Instrument ist, wie du gesagt hast, sehr gut zu hören. Es ist auch alles eine Frage des Studios, der Zeit und des Budgets.

MF: Spielt ihr eigentlich Live alles, was auch auf CD ist?

Jon: Oh ja, wirklich ziemlich viel. Wir mögen keine Musik die wir Live nicht darbieten können, unsere Musik ist ein Stil die den besten Effekt Live hat. Wenn wir etwas Live nicht spielen können, lassen wir es. Wir haben auch einen Sampler, so können wir die Sampels die wir auf der CD haben, auch Live wiedergeben. Aber es sind natürlich immer ein bisschen Unterschiede da zum Album, in den Solos im Drumstil und in den Vocals.

MF: Wie probierst du jemandem zu erklären was ihr für Musik macht, wenn er keine Ahnung hat was Death oder Extreme Metal ist?

Jon: Ich würde sagen es ist ein Stil von Metal der bis zu den Grenzen gepuscht ist, die der Metal sich selbst gegeben hat. So weit wie möglich es mit Geschwindigkeit, so weit es mit neunen Rhythmen und neuen Ideen geht. Es gab mal eine Zeit in der jeder das gleiche gespielt hat und die Leute nur zwei, drei Durchläufe pro CD nahmen um ein Urteil über die Musik zu fällen. Es ist klar das jemand der Metal nicht kennt das erste Stück der CD anhört und dann sagt es sei Scheisse. Wenn ich ein Album anhöre und es mir von Anfang an gefällt, sage ich so nach etwa zwei Wochen, ja, es ist cool, aber nicht mehr. Wenn du dir aber Zeit für ein Album nehmen musst damit es dir gefällt, dann hörst du es oft und es bleibt trotzdem gut. Das ist der Typ Musik der Cryptopsy ist, du musst dir Zeit nehmen.

MF: Hattet ihr einen schweren Start mit euerer Musik?

Jon: Nun, ich denke Cryptopsy hat so getan wie jede andere Metalband auf dieser Welt. Wir starteten mit einem Demo und dann mit einem Album, wir sind wirklich Underground pur gewesen. Man wird grösser, da die Leute über dich sprechen. Als wir dann bei Century Media unterschreiben haben, konnten wir Weltweit Alben verkaufen, bekamen die Chance in Japan auf Tour zu gehen und auch in Amerika sehr viel. Wir hatten auch ein paar längere Schritte die wir durchmachen mussten.

MF: Wie ist es Cryptopsy zu sein? So viel Erfolg mit extremem Metal zu haben?

Jon: Auf die Frage von vorhin bezogen, unsere Karriere ist langsam vorangegangen, wir erlebten die „Evolution“ von Tag zu Tag. Wir arbeiteten sehr hart dafür, wir opferten viel Geld und viel Zeit, darum sind wir sehr glücklich drüber das nun unsere Mühen auch belohnt werden. Wir sind schon lange im Extreme Metal dabei und wir werden es auch weiter sein solange wir existieren.

MF: Und zu Letzt, wie bist du zum Metal gekommen?

Jon: Sehr jung begann ich Kiss zu hören und dann kamen so Bands wie Metallica, Slayer, Napalm Death und Entombed dazu und ich bin seit dann dabei.

MF: Danke für das Interview und eine gute Zeit und einen gutes Konzert.

Jon: Danke.