Zum Anlass ihres Auftrittes vom 04.04.03, erschien ich am Freitag Nachmittag im Volkshaus in Zürich, um mit CoF- Sänger Dani ein Interview ab zu halten. Die Wartezeit bis zum Ende des Soundchecks nützte ich, um mit Ralph und Tom von Disparaged zu quatschen, die ich auch schon länger nicht mehr gesehen hatte und nachher als Opener die Menge entzücken sollten! Die Jungs und Mädels von CoF sind gut drauf und albern während des Soundchecks ständig rum. Wie mir der Tourmanager erzählte, war der Schlaf der vergangenen Nacht einer ("..fucking awesome...") Party zum Opfer gefallen und der Zustand der MusikerInnen sei entsprechend im Verhältnis zum nächtlichen Einsatz zu erwarten! Schon der Eintritt in den Tourbus gestaltete sich des Morgens ziemlich umständlich, da nach dem Öffnen der Tür zuerst eine Lawine leerer Behälter von nicht-antialkoholischen Getränken überstiegen werden musste! Dementsprechend verkatert sitzt mir dann irgendwann Dani gegenüber und entschuldigt sich für das Tragen einer Sonnenbrille wegen migräneartigen Kopfschmerzen (na klar...). Ansonsten gibt er sich sehr freundlich, kommunikativ und ist überhaupt ein ganz normaler Sympathikus! Ohne sein Bühnenkorsett sieht man sogar seinen ausgeprägten Trinkmuskel, der nach dem Interview noch Anlass zu einer kleinen Diskussion über Flüssigkeiten gab.


MF: Fangen wir zuerst mal mit den Standardfragen an. Obwohl man ja langsam alles bereits wissen sollte, kannst du die Highlights im Umfeld eures neuen Albums nochmals erläutern?

Dani: Das neue Album trägt den Titel "Damnation and a day", ist unsere erste Veröffentlichung bei einem Major (Sony) und war eine grosse Änderung bezüglich der Arbeitsweise, da nach den regulären Aufnahmen in den Parkgate Studios im schönen Battle/Hastings ("...I recorded my metal in battle!...", wollte ich schon immer mal sagen..) ein komplettes Orchester, inklusive Chor darauf zu hören ist. Wir reisten also im Anschluss nach Ungarn/Budapest und nahmen mit dem 42-köpfigen Filmorchester und dem 30-köpfigen Filmchor unter der Führung von Lazslo Zadori die klassischen Parts auf. Die Konzept-Story über Luzifer teilt sich in zwei Parts, der erste schaut zurück und erzählt vom Sturz des "Lichtbringers", dem Krieg mit Gott und der Verdammnis aus dem Paradies. Die zweite Hälfte handelt von der Zeitspanne, als der Einfluss des Gestürzten auf den Grundcharakter der Menschheit spürbar wurde und eigene Meinungen, der Einzug von Verderben, die Möglichkeit Dinge zu besitzen und sich von Gott ab zu heben, die alltäglichen "Gebräuche" änderte, bis hin zum Ende aller Tage, Armageddon.

MF: Stimmt es, dass auch Passagen aus den "Verlorenen Büchern" oder dem 3. Testament darin vorkommen?

Dani: Unter anderem, da sind viele biblische Verweise, hauptsächlich im zweiten Teil, während der erste mehr die Charaktere und ihre Sicht der eigenen Visionen erzählt. Darum herum verwoben wir eine weitere Vielzahl von Referenzen..., aber ich will eigentlich nicht zu tief in das Konzept des Albums eindringen, da ich den Interessierten eine nette Entdeckungsreise beim Lesen der Lyrics verspreche..., obwohl sich ein paar Leute wieder einmal angepisst und schrecklich provoziert fühlen werden (verzieht das Gesicht zum Hundeblick). Aber alle Songs können für sich gehört werden, es sind abgeschlossene Geschichten in chronologischer Reihenfolge.

MF: Eine persönliche Frage, deine Stimme gebrauchst du ja in allen Tonlagen und Variationen. Ist das wirklich Natur oder gibt es doch ein paar helfende Effekte?

Dani: Ich habe eine ausgebildete Stimme, um sie nicht zu verlieren..., und dazu meine bewährte Technik.

MF: Und das reicht, mit fast täglichen Auftritten ohne Stimmeinschränkung?

Dani: Nicht immer, hör mir mal nach dem Konzert zu, haha... nein, im Ernst. Ich habe einen Spezialdrink mit geheimen Ingredienzen, den ich mir vor jedem Auftritt zusammen mixe, versuche nicht zuviel zu rauchen, rauche gar nicht bevor wir auf die Bühne gehen und so Zeugs. Wir müssen auf unsere musikalische Konstitution achten. Schliesslich sind die Auftritte unser Job, das was wir hauptsächlich in unserem Leben tun und was wir tun wollen.

MF: Kann mir nichts Besseres vorstellen! Noch eine persönliche Frage. Seit "V empire" vermitteln mir eure Werke, obwohl unterschwellig, unüberhörbare sexuelle Vibes, ist das beabsichtigt?

Dani: (grinst) Du bist der erste Mann, der mir diese Frage stellt, haha!

MF: Ich habe auch eine ausgeprägte, feminine Seite, haha!

Dani: Ich steh auf grosse, blonde Mädels, haha (ich bin zwei Köpfe grösser als er)! Eigentlich ist es ein Teil davon, was Cradle of Filth ausmacht. "V empire" und "Dusk and her embrace" waren natürlich nur schon aufgrund der ganzen Vampirgeschichten vollgepackt mit sexuellen Stimulanzien. Dazumal war in England gerade der Vampirismus stark am Kommen. Penny Dreadfull und Bram Stoker gaben den erotischen Weg vor und wir verwerteten das auf unsere Art. Bei "Cruelty and the beast", die Geschichte von Elizabeth Bathory, sind zum Beispiel blutende Buchstaben als Symbol für die mittelalterliche Unterdrückung der weiblichen Menstruation gemeint (??.. sehr eloquent, Mr. Filth). Diese Stimmung gefiel mir, darum wird das weitergeführt..., aber schlussendlich beginnt ja sowieso alles mit einem Fi.., haha!

MF: Ähh..., genau! Da euer Erfolg immer grösser wird, habt ihr sicher auch Pläne für die kommende Zeit, zunächst mal die Auftritte während des Ozzfest's?

Dani: Das ist richtig. Wir headlinen die zweite Bühne während der zehn Wochen in U.S.A. und versuchen, auch während den Europaauftritten dabei zu sein. Allerdings wird es hier nur ein Festival geben, die restlichen Dates sind Stadionauftritte. Dabei sein werden dann Ozzy, HIM, wir und ein paar andere Bands. Sony hatte für uns noch genug Geld, um eine DVD-Single in U.K. zu veröffentlichen, und sie rutschte in den Charts bis auf Platz 35, ohne Werbung oder sonstige Unterstützung. Weiterhin lieh ich meine Stimme einem Manga-Comicfilm aus, er heisst "Dominator" und wird in etwa einem Monat auf dem SciFi-Channel ausgestrahlt. Das neue Material ist zu komplettieren und wir wurden angesprochen wegen eines neuen "Cradle of Fear"- Films.

MF: Viel zu tun!

Dani: Viiel zu tun!

MF: Dann weiterhin viel Glück und bis zum nächsten Mal!

Dani: Danke gleichfalls und geniess die Show!