Interview: Children Of Bodom
By Tinu


Bodom-Frontmann Alexi Laiho ist nicht nur ein Profi auf der Bühne sondern auch bei der Promo. So war denn das Interview mit Metal Factory anlässlich der Release der neuen Bodom-Scheibe "Halo of Blood" eines von 17 anderen an diesem Tag. Das "Wildchild" absolvierte dieses daher zwar nicht grade mit enthusiastischer Begeisterung, blieb aber auch bei spezielleren Fragen trotz allem höflich und professionell und es entwischte ihm sogar der eine oder andere Lacher.

MF: Hey Alexi! Wie geht’s dir?

Alexi: Hallo! Mir geht’s gut, danke, ich wache grade erst auf.

MF: Dann war’s wohl ne kurze Nacht.

Alexi: Nein nein, eher ein langer Tag gestern mit vielen Interviews.

MF: Ich hatte das Glück, mir euer neues Album „Halo of Blood“ schon anhören zu können und ich muss sagen, es gefällt mir wirklich gut. Herzliche Gratulation dazu! Bist du denn auch zufrieden damit?

Alexi: Ja absolut, ich bin sehr zufrieden mit dem neuen Album. Für mich ist es immer schwierig, die Musik zu analysieren, weil ich sie ja geschrieben habe, aber ich habe von vielen Leuten sehr gute Reaktionen bekommen. Viele meinen, es hört sich sehr nach Children of Bodom an, aber mit einem moderneren Soundgewand.

MF: Wie würdest du das Album jemandem beschreiben, der es noch nicht gehört hat?

Alexi: Eigentlich so, wie ich grade schon angedeutet habe. „Halo of Blood“ wurde stark von unseren ersten drei Alben beeinflusst, aber es sind auch viele neue Elemente darauf zu finden. Es hält auch einige Überraschungen bereit, zum Beispiel sehr schnelle Songs mit viel Blast, aber auch den langsamsten Bodom-Song, den wir in der Geschichte der Band je geschrieben haben.

MF: Welche drei Wörter beschreiben denn das Album deiner Meinung nach am besten?

Alexi: Hmmmm.... Ich glaube das wären: Fucking - Super - Awesome!

MF: Worin unterscheidet sich denn „Halo of Blood“ hauptsächlich vom letzten Album?

Alexi: Verglichen mit dem letzten Album ist vor allem die Produktion anders, der Sound ist irgendwie mächtiger und haut mehr rein. Es hört sich allgemein „heavier“ an als der Vorgänger. Ausserdem ist es düsterer von den Songs und der Stimmung her, und ich würde es auch als melodischer bezeichnen und vor allem als vielseitiger als das letzte Album.

MF: Du hast ja schon erwähnt, dass sowohl der schnellste als auch der langsamste Song von Children of Bodom überhaupt auf diesem Album sind. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, der langsamste ist „Dean Man’s Hands on You“?

Alexi: Ja, Treffer, das ist richtig.

MF: Aber beim schnellsten bin ich mir nicht sicher, da gibt es zwei Kandidaten...

Alexi: Ich verrate es dir: es ist der Titelsong „Halo of Blood“.

MF: Gut, das war einer meiner beiden Kandidaten! Habt ihr denn die Tempi mit dem Hintergedanken gewählt, dass ihr den schnellsten und langsamsten Song machen wollt, oder ist das beim Songwriting ganz natürlich so entstanden?

Alexi: Das kam ganz von alleine, ganz von selbst. Ich plane niemals etwas, wenn ich Musik schreibe, ich arbeite sehr spontan. Sonst wäre die Musik nicht authentisch und echt.

MF: Was ist denn dein persönlicher Lieblingssong auf dem Album?

Alexi: Momentan ist es „Halo of Blood“, aber das ändert sich bei mir öfters.

MF: Nun zu euren Lyrics. Im Info zur Scheibe steht, dass in den Texten auf „Halo of Blood“ Themen behandelt werden, die ihr noch nie vorher hattet. Die Songtitel lesen sich aber sehr Children of Bodom-typisch, ein Song hat wieder „Bodom“ im Titel, ansonsten kommen Begriffe wie Blut, Tot und Schmerz vor. Was ist denn das Neue an den Texten?

Alexi: Nun, zum Beispiel der Titelsong. Den habe ich für einen Freund geschrieben, der vor knapp über einem Jahr gestorben ist. Das brachte mich dazu, auch noch über jemand anderen aus meinem Umfeld zu schreiben, der kürzlich verstarb. Die neuen Elemente sind also diese konkreten persönlichen Bezüge. Normalerweise schreibe ich meine Texte eher allgemein über negative Gefühle, auf „Halo of Blood“ behandeln aber fast die Hälfte der Songs das Thema des Verlustes nahestehender Menschen.

MF: Sind diese Texte für dich also persönlicher als andere?

Alexi: Nicht unbedingt, meine Texte sind alle sehr persönlich. Ich nehme einfach eine andere Perspektive ein.

MF: Was kannst du uns zum Songwriting erzählen, wie läuft das bei euch ab?

Alexi: Das war bei dieser Scheibe nicht anders als bei den anderen, der Prozess ist eigentlich immer ähnlich. Ich schreibe die Riffs oder Melodien und zeige sie dann den anderen im Proberaum. Wir jammen dazu und dann entsteht irgendwann daraus ein Song. Manchmal geht das wie von selbst, ein Riff springt mich sozusagen an, und der Track entsteht dann wie von selbst, manchmal muss ich stundenlang auf der Gitarre rumprobieren, bis was Brauchbares dabei raus kommt.

MF: Woher bekommst du denn deine Inspiration?

Alexi: Was die Texte anbelangt, so sind es einfach negative Gefühle, die ich durch meine Wörter verarbeite und abbaue. Musikalisch werde ich – ob bewusst oder unbewusst – von allem um mich herum inspiriert. Ich bin da ein bisschen wie ein Kind, das alles in sich aufsaugt, was es hört. Egal ob das Radio ist oder eine andere Band an einem Konzert, mein Unterbewusstsein speichert das alles irgendwo ab und dann entsteht aus diesem ganzen Durcheinander irgendwann meine eigene Musik.

MF: Gibt es denn innerhalb von Metal eine Stilrichtung, die du gar nicht magst?

Alexi: Nein, eigentlich nicht, jede Stilrichtung hat eine Fanbase und deshalb ihre Berechtigung.

MF: Ihr seid für dieses Album von Universal zu Nuclear Blast gewechselt. Warum und wie läuft es?

Alexi: Unser Vertrag mit Universal lief aus und wir fanden, dass es Zeit wäre, wieder zu eine Indie-Label zu wechseln. Natürlich gehörte NB zu unseren Favoriten, es ist ja eines der wichtigsten Metal-Labels überhaupt. Und bei einem Metal-Label haben wir als Metal-Act natürlich eine viel höhere Priorität als bei einem Major. Bislang läuft es sehr gut, NB macht sehr viel für uns was die Promo anbelangt und leistet tolle Arbeit. Heute zum Beispiel haben ich 17 Interviews.

MF: Ach du liebe Zeit, das tut mir aber leid für dich!

Alexi: Ach, mach dir keinen Kopf, du bist erst die zweite, ich bin noch frisch!

MF: Na, dann hab ich ja Glück gehabt! Und du hast ja Routine in deinem Job, schliesslich gibt es Children of Bodom auch schon seit 20 Jahren. Was hat sich denn deiner Meinung nach in dieser Zeit in der Metalszene verändert?

Alexi: Ich finde, es sind vor allem positive Entwicklungen passiert. Die Wichtigste davon ist, dass Metal so viel grösser und wichtiger geworden ist, als es das noch vor 20 Jahren war. Anfang der 90er war alles nur Underground, es ging um Demos und nur eine Handvoll Bands hat richtige Alben rausgebracht. Wir waren eine sehr kleine Gemeinde... Ab Ende der 90er änderte sich das, es kamen mehr und mehr Alben raus und die Szene wuchs, sowohl in Europa als auch in Amerika. Und heute gibt es so viele verschiedene Stilrichtungen im Metal und so viele Fans! Das ist eine tolle Sache finde ich. Wir sind stolz, dass wir ein Teil davon sind.

MF: Im Gegensatz zu vielen anderen Bands hattet ihr kaum je Line-Up-Wechsel. Was ist euer Geheimnis?

Alexi: Uns war das immer sehr wichtig, dass wir zusammenbleiben und nicht ständig Leute auswechseln. Children of Bodom ist für uns nicht ein Job und wir sind auch mehr als eine Band, wir sind eine Familie. Wir sind alle zusammen aufgewachsen und waren noch Kids als wir CoB gründeten. Mit 17 fingen wir an zu touren und seither haben wir eigentlich einen Grossteil unseres Lebens gemeinsam on the road verbracht. Das schweisst einem zusammen. Vor allem haben wir aber einfach Glück, dass wir uns alle so gut verstehen und zusammen Spass haben. Wir alle lieben es, auf Tour zu sein und live zu spielen.

MF: Lebt ihr denn alle von der Band oder haben einige noch andere Jobs?

Alexi: Keiner von uns hat einen anderen Job, wir leben alle von der Musik.

MF: Was denkst du denn, wärst du geworden, wenn du kein Musiker wärst?

Alexi: Ohje, diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Ich hab echt überhaupt keine Ahnung! Children of Bodom ist mein Leben, es gibt nichts Wichtigeres für mich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie mein Leben ohne die Band aussehen würde.

MF: Du wurdest ja schon zum besten Metal-Gitarristen der Welt gewählt. Was hast du für Tipps für andere Gitarristen, für Newcomer? Wie wird man so gut wie du?

Alexi: Als allererstes muss man verdammt viel üben. Endlos üben üben üben. Üben, bis du nicht mehr spielen magst und es dich voll ankotzt, und dann übst du trotzdem weiter. Es ist ganz viel harte Arbeit. Ich finde es aber auch wichtig, dass man sein eigenes Ding macht, einen eigenen Stil findet und entwickelt und nicht versucht, jemanden zu kopieren oder zu imitieren. Dafür ist es sehr wichtig, ganz viele verschiedene Musiker und Band und Musikstile zu hören und nichts von vornherein auszuschliessen. Man muss offen und neugierig bleiben, um Inspiration zu haben.

MF: Und was für Tipps hast du für Sänger?

Alexi: Ich selbst musste als wir anfingen auf Tour zu gehen lernen, dass man auf seine Stimme achten muss. Zu Beginn war ich nach drei Shows komplett heiser oder hab meine Stimme ganz verloren. Deshalb habe ich wohl eine eigene Technik entwickelt, die es mir erlaubt, jeden Abend 90 Minuten zu schreien, ohne meine Stimme zu verlieren. Was für eine Technik das genau ist, kann ich dir jetzt auch nicht sagen, ich weiss das selbst nicht genau. Es ist sehr wichtig, dass man als Sänger auf seine Gesundheit achtet, denn der eigene Körper ist das Instrument. Du kannst nicht einfach wie bei einer Gitarre die Saiten austauschen. Sind die Stimmbänder mal am Arsch, dann kannst du nichts mehr machen.

MF: Am 24.Oktober kommt ihr auf eurer Tour in die Schweiz, ihr spielt im Z7. Können wir uns da auf etwas besonderes freuen?

Alexi: Wir freuen uns auch drauf! Wir arbeiten noch am Bühnen-Setup, aber ich kann euch schon sagen, dass es besonders geil wird! Es wird das aufwändigste Bühnen-Setup das wir auf einer Europatour je hatten und wenn ihr eine geile Show sehen wollt, dann seid ihr dort genau richtig.

MF: Ich hab noch ein paar Fragen von deinen Fans unter unseren Lesern dabei. Die erste Frage ist: Von welcher Marke ist dein Kajal?

Alexi: Mein was? Ach so, Eyeliner! Echt, das fragen die? Wer will das denn wissen? Naja, egal. Ich hab da keine besondere Marke, ich benutze alles, was ich in die Hände kriege.

MF: Och schade, jetzt können wir keinen Tip abgeben... Nächste Frage: Was ist mit Sinergy passiert? Wird es jemals wieder eine Scheibe dieser Band geben?

Alexi: Oh, das kann ich mir jetzt nicht vorstellen. Wir haben drei Alben rausgebracht, mit denen ich sehr zufrieden bin, aber dann war jeder von uns irgendwie mit seinen anderen Projekten beschäftigt. Man kann zwar nie wissen, aber ich denke eher nicht, dass da nochmals was gehen wird.

MF: Du hattest ja auch sonst noch diverse andere Projekte, zum Beispiel hast du bei Impaled Nazarene gespielt und ausserdem hast du noch eine Punkband namens Kylähullut. Das ist ja stilistisch ein breites Spektrum. Welchen Stil würdest du sonst noch gerne mal in einer Band spielen und können wir noch weitere Nebenprojekte von dir erwarten?

Alexi: Momentan investiere ich meine ganze Zeit und Energie in Children Of Bodom, also werde ich zur Zeit nichts anderes machen. Aber in der Zukunft wird da sicher noch einiges kommen.

MF: Was möchtest du unseren Lesern zum Schluss noch sagen?

Alexi: Fucking huge thank you an alle die uns unterstützen, unsere Alben kaufen und an die Shows kommen. Wir freuen uns auf die Show in der Schweiz, dort ist immer eine super Stimmung und ich hoffe, dass ganz viele kommen werden.