Nikki Sixx und
Tracii Guns haben eine neue Formation am Start, mit der sie die Welt erneut erobern
wollen. Etwas skeptisch war ich meinem Interviewpartnern Nikki Sixx gegenüber schon, da
man ja nicht nur Gentlemanverhalten der Presse gegenüber von ihm gewohnt ist. Allerdings
musste mich positiv überraschen lassen - ein gutgelaunter, freundlicher Amerikaner war am anderen Ende der Telefonleitung!
MF: Wie fühlt es sich an, wieder mit einer neuen Band zurück zu sein?
NS: Ist irgendwie so, als ob ich meine Jungfräulichkeit zurückbekommen hätte!
MF: Warum bist du denn überhaupt auf die Idee gekommen, eine neue Band zu
gründen? Waren Mötley Crüe für dich keine Herausforderung mehr?
NS: (lacht) Ich denke, Mötley Crüe sind eine grosse Herausforderung! (lacht schon
wieder) Nein..., um ehrlich zu sein, möchtest du als Musiker auch einfach mal mit neuen
Leuten spielen und neue Ideen haben. Ein neues Gefühl. Das hat absolut nichts mit Mötley
Crüe zu tun. Ich habe gestern erst mit Vince Neil telefoniert und er hat gemeint, er kann
es kaum erwarten, wieder auf Tour zu gehen. Wir würden endlich wieder so viel Spass haben
und das alles!
MF: Also hast du gedacht, es ist einfach an der Zeit, etwas Neues zu machen und
bist los gezogen?
NS: Nein, nicht ganz, es ist einfach so, dass Mötley Crüe gerade nicht viel machen, da
weiss ich einfach nicht wohin mit meiner Kreativität. Was mache ich also mit der ganzen
Musik die ich schreibe, mit den Ideen die ich habe? Und was mit meinem Verlangen nach
Rock'n'Roll? Ich wüsste dann einfach nicht, was ich damit machen soll, ich brauche da ein
Ventil!
MF: Wie hast du denn das Line-Up zusammen bekommen? Wie kam es denn zur
Zusammenarbeit mit Tracii?
NS: Ich kenne Tracii schon seit er bei Guns'n Roses angefangen hat. Er hat dann aber die
LA Guns gegründet und wir waren die ganze Zeit gute Freunde. Wir haben viel miteinander
geredet und waren musikalisch gesehen am gleichen Punkt, dass wir beide etwas Neues
anfangen wollten, ohne unserer Vergangenheit den Rücken zuzuwenden! So haben wir uns
zusammengerauft!
MF: Wie waren denn die Reaktionen bis jetzt?
NS: Tja, gestern war zum Beispiel ein cooler Tag für mich, denn ich habe die erste
schlechte Kritik gesehen! Ich hatte richtig Angst (sagt er lachend). Endlich hat uns
jemand eine schlechte Kritik geschrieben und ich habe nur gedacht: Wow, Mann! Alle haben
uns bisher positiv bewertet..., egal wer..., alle Rock-Magazine, sogar der Rolling Stone!
Es hat sich irgendwie sehr seltsam angefühlt, denn ich will nicht der Liebling der
Kritiker sein.
MF: Also war dieses Gefühl richtig neu für dich?
NS: Oh ja! Weisst du, wenn Kritiker sonst den Namen Nikki Sixx gehört haben, dann haben
sie mich als Dart-Scheibe benutzt. "Er ist unsere Dart Zielscheibe" , so etwa.
Ich denke ständig, lass es verdammt noch mal raus (du) Scheisser, es ist mir egal...,
Arschloch! Ich hab mein ganzes Leben über gekämpft und musste selbst auch oft
einstecken, du kannst mich nicht töten, also lass es doch einfach raus! Und dann
sitzen da die Kritiker und meinen, "Nein Mann, wir lieben es!". WAS? (schreit er
mir ins Ohr) "Wir lieben es!" Aber es ist Rock, wie kann das wahr sein? Ihr
solltet es für zu unanständig und zu laut halten!
MF: Also haben dir die ganzen positiven Kritiken Angst gemacht?
NS: Oh ja! (lacht) Sehr!
MF: Seid ihr nicht sogar bei einer ganzen Reihe wichtiger US-Fernsehshows
eingeladen? Soweit ich das weiss, wart ihr doch sogar bei Jay Leno, oder?
NS: Oh ja, da waren wir und auch bei vielen anderen grossen Shows! Es sind aber auch noch
einige weitere angesetzt! Ich mag das aber! Ich finde es cool, eine Band wie unsere in den
Arsch zu treten und in den Mainstream zu bringen. Es ist irgendwie so, als ob wir viele
Leute entjungfern, oder etwa nicht? Sie sind es gewohnt, diese süssen, kleinen Jungs zu
sehen, die über gebrochene Herzen jammern, aber dann sind wir plötzlich da uns spielen
einen Song wie "Shut the fuck up"! Hey es ist 2004!
MF: Gibt es schon Pläne für euch, noch dieses Jahr nach Europa zu kommen?
NS: Ja! Wir sind schon auf einigen Festivals bestätigt worden und noch dran, die Logistik
aus zu arbeiten. Uns sind mehrere Festivals angeboten worden, einige Daten mit Korn,
einige mit Alice Cooper und auch den Red Hot Chilli Peppers. Wir sind kurz davor, unsere
Gigs bekannt zu geben!
MF: Werdet ihr auch alte Sachen von Mötley Crüe oder LA Guns spielen oder
ausschliesslich Songs von Brides of Destruction?
NS: Wir müssen dem Respekt zollen, was uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Einer
oder zwei alte Songs können also durchaus dabei sein! Aber natürlich sind wir Brides of
Destruction und nicht LA Guns oder Mötley Crüe, wir werden damit vorsichtig umgehen!
MF: Stimmt es, dass ihr die US Kiss-Tour abgelehnt habt?
NS: Ja, das haben wir, aber wir hatten das Gefühl, das Ganze ist eine Nostalgie-Tour mit
Kiss und Poison. Die Glanzzeiten dieser Bands sind vorbei. Nicht falsch verstehen, ich
liebe Kiss, habe auch nichts gegen die Jungs von Poison, aber das war nicht das, was wir
wollten. Wir sind eine neue Band mit einem neuen Album. Frische, neue Musik. Dabei wollten
wir nicht zurück schauen und etwas Altem hinterher laufen.
MF: Warum hattet ihr eigentlich so viele verschiedene Namen für eure Band, bis
ihr auf Brides of Destruction gekommen seid?
NS: Na ja, zuerst wollten wir uns Cockstar nennen, aber da haben mir Freunde vom Radio
gesagt, dass sie uns dann leider nicht spielen könnten, wegen dem Namen. Sie hätten uns
nicht ansagen dürfen. Wir haben darüber geredet. Die Musik ist für uns das Wichtigste
und wir wollten nicht, dass diese wegen dem Bandnamen nicht gespielt werden kann. Dann
hatten wir 'ne Sekunde Motordog oder so 'ne Scheisse im Kopf, bis uns ein Fan irgendwann
den Namen Brides of Destruction gab und den nahmen wir.
MF: Eine letzte Frage zurück zu Mötley Crüe. Werdet ihr nächstes Jahr, wie
Gerüchte besagen, noch einmal touren?
NS: Ja, das würden wir gerne! Wir sind gerade in Verhandlungen darüber. Ich würde
liebend gerne ein neues Album machen. Ich finde, es sollte neue Songs geben, wenn wir
touren.
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