Interview: 20Dark Seven

By Tinu
 
Ziemlich glücklich auf der Tour.


So ganz klammheimlich hat Sänger Marcus Jürgens nach seinem Ausstieg bei Pump ein neues Lebenszeichen von sich gegeben. Der ehemalige Brainstorm-Shouter gründete mit 20DarkSeven eine neue Band, die allen hart rockenden Fans in der Schnittmenge aus Ozzy, Dokken und Victory die Freudentränen in die Augen schiessen lässt. Nach dem schon guten Erstling «Roar» folgte nun «Momentum», das noch eine Spur eingängiger, sicher aber nicht seichter ausgefallen ist. Wie es von Brainstorm zu 20DarkSeven und der Tour zusammen mit Kissin‘ Dynamite gekommen ist, berichtet der wie immer gut gelaunte Marcus Jürgens.

MF: Wie kam es damals zum Bruch zwischen dir und Brainstorm?

Marcus: Oh je (lacht). Das ist wirklich schon sehr lange her (grinst). Sagen wir es mal so. Soweit ich mich erinnere, bin ich offiziell ausgestiegen, aber ich wäre definitiv raus geflogen. Zu dem Zeitpunkt arbeiteten die anderen Jungs schon mit einem neuen Sänger. Im Geheimen… Das war ein bisschen eine seltsame Geschichte. Was ich im Laufe der Jahre mitbekommen habe, war man der Meinung, dass der grosse Step, den Brainstorm anpeilten, mit mir nicht umsetzbar gewesen wäre. Es ist zu lange her. Aber es gab ein paar Unstimmigkeiten. Ist alles vergessen (lacht).

MF: Weiter gings mit Pump...

Marcus: ...ja, ich habe die Truppe gegründet. Zehn bis zwölf Jahre war dies dann meine musikalische Heimat. Am Schluss war die Luft raus. Wir arbeiteten am vierten Album und sind nicht fertig geworden. Nach langer Zeit gab es zum ersten Mal unterschiedliche Sichtweisen, wie die Band weiter bestehen sollte. Das entsprach nicht mehr meiner Idee, wie eine Truppe funktionieren müsste. Es war nicht mehr die Intention, wieso Pump gegründet damals wurden. So entschloss ich kurzerhand den Stecker zu ziehen und was Neues zu starten. Ob dies nun businesstaktisch klug war (grinst), weiss ich nicht. So kam es zu 20DarkSeven. Ich wusste nur, dass ich was Neues starten will. Der Plan war, etwas deutlich Härteres zu machen. In die Richtung Black Sabbath, Down und Pantera. Es sollte was richtig Derbes werden. Von dieser Idee bin ich wieder abgekommen, weil ich mir nicht sicher war, ob dies zu 100% glaubwürdig sein wird, weil die Leute mich als Hardrocksänger kennen. Inwieweit es Sinn macht und mir die Leute abnehmen, wenn ich die volle Metal-Kelle fahre... - Wobei ich noch immer Bock darauf hätte (lacht). Vielleicht mache ich dies wirklich irgendwann einmal! Ich bin ein grosser Pantera-Fan. Als mich Peter (Wagner, Gitarre) kontaktierte, der früher bei Wicked Temptation spielte... - Wir kannten uns von einem gemeinsamen Gig und haben uns sehr gut verstanden. Wicked Temptation lösten sich auf, aber Peter blieb mir in sehr guter Erinnerung. Wegen seiner Stageshow und der Art wie er Gitarre spielt. Logisch ist seine Spielweise sehr an Zakk Wylde und Randy Rhoads angelehnt. Aber seien wir ehrlich, da gibt es schlimmere Vergleiche (lacht). Ozzy ist auch einer meiner Könige, darum war zwischen uns, also Peter und mir, das musikalische Schnittmuster relativ zügig gefunden.

MF: Was war dir wichtig, als du 20DarkSeven gegründet hast?

Marcus: Dass die menschliche Chemie zwischen den Bandmitgliedern gut ist. Coole Jungs, die spielen können. Ja keine Ego-Geschichten mehr, sprich dieses Chef-Zeugs durfte keinen Platz finden in der Truppe. Klar, das weisst du vorher nie und kannst nicht in einen Menschen hinein sehen. Wir haben das ganz gut gemacht, auch wenn wir schon einen Wechsel am Bass und Schlagzeug hatten. Das lag aber daran, dass der Alex (Jansen, Bass) und der Hans (in't Zandt, Schlagzeug) zwei Weltklassemusiker sind. Sie bekommen Unmengen an Anfragen. Hans lebt von der Musik und muss schauen, dass die Kohle rein kommt. Da ist eine Truppe wie 20DarkSeven eher kosten- und zeitintensiv. Wir sind nach wie vor befreundet, und die Beiden haben auf dem ersten Album einen megageilen Job abgeliefert. Ich war dabei, als Hans und Alex ihr Zeugs eingespielt haben, und das war schon sehr grosses Kino! Leider haben sich die zeitlichen Termine zu oft überschnitten, und so haben wir uns schweren Herzens entschieden, unser Glück mit anderen Jungs zu versuchen (Christoph Renner, Bass und Markus Herzog, Schlagzeug). Mit den Neuen haben wir schon einiges erlebt und soeben eine richtig geile Tour gespielt. Schlussendlich ist es so gekommen, wie ich es mir gewünscht habe. Das sind keine Spinner, es ist alles lustig und easy, was will man mehr (grinst)?

MF: Wie kam es zum Namen 20DarkSeven?

Marcus: Gute Frage, tolle Geschichte (lacht). Das ist eine wirklich komische Story. Als ich bei Pump raus war, besuchte ich mit meinen Kids das Kino und sah mir «Zero Dark Thirty» an. Da gings um die Erstürmung des Palastes von bin Laden. Diese Namenskombination fand ich total genial und ist mir im Hinterkopf geblieben. Ein paar Tage später sah ich eine Sendung über den Club 27 mit all den Rockstars, die im Alter von 27 Jahren gestorben sind. Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones oder Kurt Cobain. Deswegen gibt es diesen berühmten «Club Twentyseven». So kam zum «Twentyseven» noch das «Dark» dazu (grinst), was wiederum perfekt zum Hardrock und Heavy Metal passt. Damit das düstere Klischee noch bedient ist (grinst). 20DarkSeven waren geboren (grinst). Dieser Name hat mir unheimlich gut gefallen, weil es kein normaler Bandname ist. Keiner aus dem englischen Wörterbuch. Von der Bedeutung her... - Der Name ist purer Rock'n'Roll (grinst). Bei einer Probe habe ich 20DarkSeven in den Raum geworfen, jeder fand es gut, und so blieben wir dabei!

MF: Auf dem ersten Album habt ihr diesen imposanten Löwenkopf. Wieso wurde der nicht gleich auch beim zweiten Album verwendet, sprich wurde so zu eurem Maskottchen?

Marcus: Das war tatsächlich in der Überlegung. Bei jedem Album ein Cover mit einem Löwenkopf zu machen, fanden wir schwierig (lacht). Beim Debüt war es einfach ein saugeiles Bild, das auch zum Song «Heart Of A Lion» passte. Da hat alles Sinn gemacht. Die Vorstellung, dass auf dem zweiten Album wieder ein Löwe zu sehen gewesen wäre, dann hätten wir es konsequent durchziehen müssen. Dann hat es einen roten Faden, aber es gibt schon die AOR-Truppe Pride Of Lions, die es regelmässig mit dem Löwenkopf durchziehen. Das wollte ich nicht und war der Meinung, dass wir uns besser gleich freischwimmen von dieser Geschichte (grinst). Auf dem ersten Album hat dieses weit aufgerissene Maul sehr gut zur Musik gepasst, weil es eine gradlinige und zackige Hardrock-Scheibe ist.

MF: Wo siehst du die Unterschiede zwischen «Roar» und «Momentum»?

Marcus: Ich denke, die zweite Scheibe ist ein bisschen amerikanischer produziert und melodischer ausgefallen. Durch die Hinzunahme des zweiten Gitarristen (Marcel Bernhardt) haben wir eine andere Dynamik entwickelt. Die Melodien sind aber bewusst melodischer geworden. Trotzdem kracht die Produktion mehr als noch bei Debüt.

MF: Ihr wart ihr auf Tour mit Kissin' Dynamite?!

Marcus: Wir kennen die Jungs schon einige Jahre und haben schon öfters darüber gesprochen, gemeinsam auf Tour zu gehen. Schon mit Pump haben wir einige Shows zusammen gespielt. So sind wir ständig in Kontakt geblieben. Wir waren schon beim ersten Teil der Tour im Gespräch. Da wir aber mit unserer zweiten Scheibe in Verzug waren, war dies nicht umsetzbar. Das Kissin' Dynamite-Management wollte einen Support dabei haben, der auch ein aktuelles Produkt zu promoten hat. So hat es erst mit dem zweiten Tour Teil funktioniert. ABER! Es war eine geile Erfahrung durch ganz Deutschland zu fahren und zu spielen. Wir hatten unseren Spass (lacht) und ein sehr, sehr freundschaftliches Verhältnis. Die Jungs sind alle super cool und das ganze Umfeld war klasse. Es war eine der coolsten Sachen, die ich bis anhin erlebte.

MF: Wenn du heute neue Lieder schreibst..., fällt dir dies einfacher als früher?

Marcus: Mhhhh..., jein. Natürlich gibt es immer wieder ein paar neue Songs, an denen man zu lange herumdoktert und nicht ans Ziel kommt, das man vor dem geistigen Auge hat. Aber auf der anderen Seite hat man gewisse Erfahrungen beim Schreiben. So weiss man relativ schnell, in welche Richtung es gehen soll (grinst). Ich kann dir nicht sagen, ob man pauschal sagen kann, dass es einem einfacher oder leichter fällt.

MF: Was sind die Pläne für die Zukunft?

Marcus: Irgendwann werden wir tatsächlich ein drittes Album machen. Ich hätte schon nicht erwartet, dass wir in der heutigen Musiklandschaft zwei veröffentlichen (lacht). Aber es läuft recht gut für uns. Daraus schöpft man eine gewisse Kraft, um weiter am Ball zu bleiben. Natürlich wollen wir da versuchen, noch einen drauf zu setzen. Aber heute kannst du nicht mehr alles planen, und darum nehmen wir alles mit was kommt und uns gefällt. Der Fokus liegt im Sommer auf den Arbeiten zum nächsten Werk, mal schauen.

MF: Und natürlich der Aufstieg vom VfB Stuttgart?

Marcus: Der Aufstieg vom VfB ist ganz wichtig! Man bekommt es ja auch immer wieder mit, wie sehr ich da leide, wenn ich mich auf Facebook äussere (lacht). Aber ich bin relativ zuversichtlich, dass es klappt.

MF: Besten Dank für die Zeit und das Interview!

Marcus: Kein Thema, ich danke dir fürs Interesse.